Rummenigge: "Einbahnstraße Richtung Italien"

Er war eine große Nummer in Italien, bei Inter Mailand in den 80er-Jahren ein großer Star. Vor dem Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft am Freitag (ab 20.45 Uhr, live im ZDF) in Mailand gegen Italien spricht Karl-Heinz Rummenigge, Vizeweltmeister 1982 und 1986 und heute Vorstandsvorsitzender von Rekordmeister und Triplesieger FC Bayern München, im DFB.de-Interview mit dem Journalisten Roland Zorn über "sein" San-Siro-Stadion, die Serie A und die DFB-Auswahl.

DFB.de: Herr Rummenigge, freuen Sie sich auf das Länderspiel gegen Italien am Freitag in Ihrer alten sportlichen Heimat San Siro?

Karl-Heinz Rummenigge: Natürlich, schließlich habe ich von 1984 bis 1987 sehr gern für Inter Mailand gespielt.

DFB.de: Wie hell glänzte die Serie A damals, als Sie vom FC Bayern nach Italien wechselten?

Karl-Heinz Rummenigge: Sie war das Nonplusultra im europäischen Fußball. Dort ging so gut wie jeder Spieler hin, der in Europa begehrt war. Es war eine Einbahnstraße in Richtung Italien.

DFB.de: Es war einmal…

Rummenigge: Die Italiener haben dann einen Kardinalfehler gemacht: Sie haben ausschließlich in Beine und überhaupt nicht in Steine oder in die Infrastruktur der Klubs investiert. Dieser Fehler liegt im System. Die Stadien gehören bis auf die neue Arena von Juventus Turin am Ort des alten Stadio delle Alpi den Kommunen, und die haben im Moment kein Geld. Sie können oder wollen kein Geld für die Renovierung oder den Neubau von Stadien ausgeben.

DFB.de: Was könnte dem Calcio also helfen?



Er war eine große Nummer in Italien, bei Inter Mailand in den 80er-Jahren ein großer Star. Vor dem Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft am Freitag (ab 20.45 Uhr, live im ZDF) in Mailand gegen Italien spricht Karl-Heinz Rummenigge, Vizeweltmeister 1982 und 1986 und heute Vorstandsvorsitzender von Rekordmeister und Triplesieger FC Bayern München, im DFB.de-Interview mit dem Journalisten Roland Zorn über "sein" San-Siro-Stadion, die Serie A und die DFB-Auswahl.

DFB.de: Herr Rummenigge, freuen Sie sich auf das Länderspiel gegen Italien am Freitag in Ihrer alten sportlichen Heimat San Siro?

Karl-Heinz Rummenigge: Natürlich, schließlich habe ich von 1984 bis 1987 sehr gern für Inter Mailand gespielt.

DFB.de: Wie hell glänzte die Serie A damals, als Sie vom FC Bayern nach Italien wechselten?

Karl-Heinz Rummenigge: Sie war das Nonplusultra im europäischen Fußball. Dort ging so gut wie jeder Spieler hin, der in Europa begehrt war. Es war eine Einbahnstraße in Richtung Italien.

DFB.de: Es war einmal…

Rummenigge: Die Italiener haben dann einen Kardinalfehler gemacht: Sie haben ausschließlich in Beine und überhaupt nicht in Steine oder in die Infrastruktur der Klubs investiert. Dieser Fehler liegt im System. Die Stadien gehören bis auf die neue Arena von Juventus Turin am Ort des alten Stadio delle Alpi den Kommunen, und die haben im Moment kein Geld. Sie können oder wollen kein Geld für die Renovierung oder den Neubau von Stadien ausgeben.

DFB.de: Was könnte dem Calcio also helfen?

Rummenigge: So wie uns die Weltmeisterschaft 2006 dazu brachte, große Summen für den Neubau oder Umbau unserer Arenen aufzubringen, bräuchten die Italiener ein analoges Event, eine Europameisterschaft zum Beispiel. Ob sie sich in Zeiten der internationalen Finanzkrise demnächst für ein solches Turnier mit bald 24 Mannschaften bewerben wollen, ist die Frage.

DFB.de: Italiens Fußball schien nach dem Titel bei der Weltmeisterschaft 2006 auch ein wenig zu stagnieren, ehe die Squadra Azzurra bei der Europameisterschaft 2012 überraschend das Endspiel erreichte und zuvor im Halbfinale die Deutschen unerwartet sicher 2:1 besiegt hatte. Sehen Sie in dem Land, dessen Sprache Sie perfekt beherrschen, inzwischen leichte Aufschwungtendenzen?

Rummenigge: Zumindest kümmert man sich nach Jahren der Versäumnisse wieder stärker um die Förderung von Talenten mit internationalem Potenzial. Da zeichnet sich ein Wandel ab, denn für die Nachwuchsarbeit wird inzwischen wieder mehr Geld locker gemacht. Die Italiener, die Franzosen, auch die Spanier und Engländer haben bei uns ja genau hingeschaut und gesehen, wohin die deutsche Initiative nach der missratenen Europameisterschaft 2000 geführt hat: zu jungen Spielern mit großen Perspektiven und neuen Erfolgen des deutschen Fußballs. Bei uns ist aus dem Malus ein Bonus, eine goldene Generation geworden.

DFB.de: Warum aber hat die deutsche Nationalmannschaft mit den Italienern auch in deren vermeintlich schwächeren Jahren immer wieder Probleme?

Rummenigge: Schon zu meiner Zeit lagen uns die Italiener nicht. Wir haben mit dem FC Bayern den AC Mailand in zehn Europapokalbegegnungen erst einmal besiegen können. Die taktisch exzellent geschulten und zum defensiven Denken erzogenen Italiener haben eine Gabe: Sie können dir die Freude am Fußballspielen nehmen. Dann haben sie zwei gute Szenen in einem Spiel, die manchmal ausreichen, um das ganze Spiel zu gewinnen.

DFB.de: Wie anstrengend ist das Fußballerleben für einen Vollblutstürmer, wie Sie einer waren, in Italien?

Rummenigge: Als ich bei Inter gespielt habe, bin ich oft freudig auf den Platz gegangen und nach gefühlten 23 Ballkontakten frustriert wieder runter. Der Fußball dort wird anders als in Deutschland interpretiert: Die größte Katastrophe ist die Niederlage. Deshalb versuchen die meisten Mannschaften erst einmal alles, um nicht zu verlieren. Spektakel muss nicht unbedingt sein. Wenn man 1:0 gewinnen kann, reicht ein Tor. Dass in der Serie A inzwischen die zweitmeisten Tore in den großen europäischen Ligen erzielt werden, liegt daran, dass die Mannschaften am Ende der Tabelle so schwach sind.

DFB.de: Wie waren die Tifosi damals zu Ihnen?

Rummenigge: Großartig. Die Fußballbegeisterung ist super. Die Fans dort tun alles für den Fußball und ihren Verein. Die gehen jeden Weg mit.

DFB.de: Das Länderspiel findet da statt, wo Sie mit Inter zu Hause waren, im Giuseppe-Meazza-Stadion. Ist es immer noch ein imposanter Fußballtempel?

Rummenigge: Imposant ist der richtige Ausdruck. 80.000 Zuschauer Fassungsvermögen, steile Tribünen, eine unglaubliche Begeisterung der Fans. Und: In diesem Stadion wurde viel, viel Fußballgeschichte geschrieben.