Rudi Völlers vorerst letztes DFB-Spiel

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Der Historiker und Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau auf DFB.de.

9. Oktober

Vor 25 Jahren scheidet der VfB Stuttgart aus dem Europapokal der Landesmeister aus. Das durch Christoph Daums Wechselfehler von Leeds nötig gewordene Entscheidungsspiel auf neutralem Boden in Barcelona endet 2:1 für Leeds United. Andre Golke erzielt vor nur 11.000 Zuschauern den zwischenzeitlichen Ausgleich, ehe Andreas Buck das Siegtor durch Stuff unfreiwillig vorbereitet. Buck sagt geknickt: "Ich habe einen Riesenbock geschossen, das weiß ich selbst." Trainer müssen alles verantworten, Christoph Daum antwortet genervt auf Fragen nach Konsequenzen: "Soll ich mich jetzt erschießen?"

Am selben Abend wirft Zweitligist VfL Osnabrück Bundesligist Borussia Mönchengladbach aus dem DFB-Pokal. Nach einem 0:1-Pausenrückstand überrennt der VfL die Borussen regelrecht und gewinnt 4:1. 20.000 Fans feiern die größte Sensation der zweiten Pokalrunde.

Die zweite Sensation verhindert der 1. FC Nürnberg nur knapp. Erst in der Verlängerung ringt der Club Zweitligist FC Remscheid 5:2 nieder. Borussia Dortmund wird in Ulm seiner Favoritenrolle gerecht (3:1).

Vor zehn Jahren lädt Bundestrainer Joachim Löw 36 Kandidaten für die EM 2008 nach Berlin ein. Im Vorfeld des vorentscheidenden Qualifikationsspiels in Irland gibt es einen sogenannten "Bergabend" – eine Anspielung auf die EM in Österreich und der Schweiz – alle Spieler erhalten ein Handbuch und speziell auf sie zugeschnittene DVD's. Manager Oliver Bierhoff erklärt: "Wir wollten ihnen in die Augen schauen, sie auf die EM einschwören und ihnen klarmachen, was wir von ihnen verlangen." Zu den spannendsten Personalien zählen die England-Legionäre Michael Ballack, der seit Monaten fehlt, und Torwart Jens Lehmann (fünf Wochen ohne Spielpraxis). Gegen Lehmanns Einsatz in Dublin stimmen 61,1 Prozent der Teilnehmer an einer kicker-Abstimmung.

Am selben Tag beschließt die DFL die Wiedereinführung der Relegationsspiele mit 28:2 Stimmen bei sechs Enthaltungen. Dagegen sind Mainz 05 und 1860 München.

10. Oktober

Vor 80 Jahren rollt der Ball in den Gauligen auf Sparflamme, denn fast 200 Spieler sind im Reichsbundpokal beschäftigt. Die 1. Runde bringt gleich eine echte Überraschung, die mit neun Spielern von Meister Schalke 04 gespickte Westfalen-Auswahl verliert in der Glückauf-Kampfbahn deutlich gegen den Südwesten (0:3). Das Spiel beginnt mit einstündiger Verspätung, weil die drei Schalker Soldaten am Vormittag noch in einem Demonstrationsspiel zugunsten des "Winterhilfswerks" Kurzeinsätze absolvieren. Vielleicht ein Grund für die Niederlage. Baden schlägt Nordhessen in Mannheim 1:0, die aus Hamburgern bestehende Nordmark Pommern 2:1. Sachsen schaltet Ost-Preußen aus (4:1), der Niederrhein die Brandenburger (3:1) und Niedersachsen die Württemberger (4:2). Thüringen (Mitte) verliert in Erfurt überraschend gegen Schlesien (1:3). Nur ein Spiel hat keinen Sieger, auch nicht nach Verlängerung: Bayern und der Mittelrhein trennen sich in Augsburg 3:3 und sehen sich wieder. Nationalspieler Siggi Haringer verhindert Bayerns Aus per Elfmeter unter den Augen seines größten Kritikers, des ehemaligen Reichstrainers Otto Nerz, nunmehr "Referent der Nationalmannschaft". Sein Nachfolger Sepp Herberger sieht derweil die Sensation von Gelsenkirchen.

Vor 30 Jahren findet der 12. Bundesliga-Spieltag statt. Der 1. FC Köln liefert gegen Borussia Mönchengladbach (4:1) ein Traumspiel ab und bleibt als einzige Mannschaft unbesiegt – und Tabellenführer. Überragend ist der Däne Flemming Povlsen, der mit einem Doppelschlag die Weichen auf Heimsieg stellt. 59.000 Fans singen und jubeln, Idol Wolfgang Overath ist auf der Tribüne "total begeistert". Die Verfolger haben weit mehr Mühe: Werder Bremen quält sich zu einem 1:0 gegen Nürnberg. Frank Ordenewitz trifft, womit er seinen Elfmeter-Fehlschuss gegen Andy Köpke wieder ausbügelt. Auch die Bayern gewinnen knapp, Michael Rummenigge schießt in Karlsruhe das Tor des Tages für den Meister. Eintracht Frankfurts 3:0 gegen den HSV löst Proteste bei den Gästefans aus, die die Entlassung von Trainer Skoblar und Torwart Mladen Pralija fordern – mit dem vereinfachten Slogan "Jugos raus!". Der HSV hat nach zwölf Spielen bereits 34 Tore kassiert. Schalke 04 verlässt dank eines 3:0 gegen FC Homburg den letzten Platz, den nun die Gäste einnehmen.

Am selben Tag trifft die DDR auf die Auswahl der Sowjetunion. Das EM-Qualifikationsspiel in Ostberlin hat keinen Sieger (1:1), Ulf Kirsten erzielt den Treffer für die Ostdeutschen. Torwart Rene Müller verursacht zum Ärger der 20.000 Zuschauer den späten Ausgleich durch Alejnikow. Da ahnt noch keiner, dass man gegen den kommenden Vize-Europameister gespielt hat.

Vor 25 Jahren wird die zweite Pokalrunde ausgetragen. Größte Überraschung: Bundesligist Bayer Uerdingen unterliegt Titelverteidiger Hannover 96, weiterhin Zweitligist, zuhause 0:1. Einige Verwunderung löst auch das 4:2 der Amateure von Hertha BSC über Zweitligist VfB Leipzig aus. Eintracht Frankfurt braucht zu Hause gegen Waldhof Mannheim die Verlängerung (4:1), um sich durchzusetzen. Der KSC zittert sich in Bischofswerda zu einem 1:0. Da es in der 1. Runde viele Sensationen gegeben hat, sind nur noch sechs Bundesligisten im Rennen.

11. Oktober

Vor 75 Jahren wird in den Gau-Ligen gespielt. Zu den herausragenden Ergebnissen gehört das 11:0 des HSV gegen die SG Barmbek, das ihm die Tabellenführung sichert. Die souveränsten Spitzenreiter im Kriegsjahr: In Sachsen regiert der Dresdner SC (4:1 bei VfB Leipzig) mit 12:0 Punkten verlustpunktfrei, gleiches gilt in Nordbayern für Schweinfurt 05, in Kurhessen für SpV. Kassel und in West-Preußen für die SG Bromberg. 10:0 Punkte verbucht der VfR Mannheim nach seinem 9:0 beim Freiburger FC in der Baden-Staffel. Schalke 04 hat in Westfalen schon einen Zähler abgegeben, nicht aber an diesem Sonntag (4:2 in Herne). Borussia Dortmund verliert in Horst-Emscher 2:3. Noch regiert Dorfklub SpVgg. Röhlinghausen (9:1 Punkte) im Ruhrpott.

Am selben Tag bestreitet die Nationalmannschaft ein inoffizielles Testspiel gegen die Stuttgarter Kickers und gewinnt 7:0. Der kicker singt ein wahres Loblied auf den 21-jährigen Fritz Walter: "Technisch einer der besten, wenn nicht der beste Stürmer, den die deutsche Fußballgeschichte bisher hervorgebracht hat." Die Torschützen verschweigt das Fachblatt in seiner ausführlichen Analyse.

Vor 50 Jahren erreicht der 1. FC Köln mit einem 2:2 bei Slavia Prag die 2. Runde des Messe-Pokals. Zur Pause ist das Hinspiel-Polster (2:0) aufgebraucht, aber dann treffen Hannes Löhr und Carl-Heinz Rühl, zum Leidwesen der 60.000 Zuschauer.

Vor 25 Jahren bezwingt die Frauen-Nationalmannschaft Russland in Moskau 7:0 (4:0). Die Tore im EM-Viertelfinale teilen sich Martina Voss, Britta Unsleber (je 2), Silvia Neid, Patricia Grigoli und Heidi Mohr.

Vor 20 Jahren qualifiziert sich die Nationalmannschaft für die WM-Endrunde in Frankreich. Der fehlende Punkt gegen Albanien droht auch in der Endabrechnung zu fehlen, denn der Fußballzwerg leistet in Hannover erbitterten Widerstand. Durch ein Eigentor von Jürgen Kohler gehen die Albanier gar in Führung (55.) und nach Treffern von Thomas Helmer und Oliver Bierhoff glückt Düsseldorfs Igli Tare (80.) der Ausgleich. Auch auf Joker Olaf Marschalls 3:2 (86.) reagieren die Gäste prompt, in der 88. Minute egalisiert Vata erneut. Erst Bierhoffs zweites Tor (90.) führt die Zitterpartie zu einem guten Ende. Bundestrainer Berti Vogts macht sich nichts vor: "Mit der Leistung in diesem Spiel heute hätten wir Probleme, die WM-Vorrunde in Frankreich zu überstehen." Und doch gibt es Anlass, stolz zu sein: Das DFB-Team ist im Herbst 1997 schon 19 Spiele ungeschlagen.

12. Oktober

Vor 80 Jahren belehrt der Fußball seine Leser darüber, dass ein zu früh abgepfiffenes Spiel keinen Protestgrund hergibt. Eine entsprechende Anfrage aus Berlin hat die Redaktion erreicht, in der ein Leser von einem Kreisligaspiel berichtet, das beim Stand von 3:3 nach 88 Minuten abgepfiffen worden sei. Ärgerlich, da "wir sicher noch ein weiteres Tor und damit zwei Punkte herausgeholt hätten". Die Redaktion schaut ins Regelbuch und schreibt: "Unrichtiges Zeitnehmen und Unterlassen des Nachspielens sind kein Protestgrund."

Vor 70 Jahren spielen die drei Oberligen. Der Süden begrüßt die meisten Zuschauer (140.000), hat aber auch zehn Spiele. Die Gäste holen nur zwei Punkte durch Meister Nürnberg (1:1 bei 1860 München vor 30.000 Zuschauern) und Waldhof Mannheim (0:0 bei Eintracht Frankfurt). An der Spitze ein punktgleiches Trio: Kickers Stuttgart, die Bayern und Schwaben Augsburg. Die Kickers gewinnen das Derby gegen die Sportfreunde 5:2, Ex-Nationalspieler Edmund Conen schießt drei Tore. Die Bayern kassieren erst im 6. Spiel das erste Gegentor (3:1 gegen Neckarau). Mann des Tages ist der Aschaffenburger mit dem bezeichnenden Namen Heinz Schütze, der die Viktoria nach der Pause fast allein zum 4:2 (nach 0:2) gegen Wacker München schießt – mit drei Toren. Es ist ein klassischer Hattrick.

Im Westen kommt es nach Oberhausens 1:3 bei Fortuna Düsseldorf (23.000 Zuschauer) zum Führungswechsel. Borussia Dortmund ist neuer Primus, den 2:1-Heimsieg gegen Alemannia Aachen sehen 27.000 Zuschauer. Beide Tore erzielt Adolf Preissler.

Im Norden regiert St. Pauli, obwohl es spielfrei hat, weiter mit 8:0 Punkten. Aber die Konkurrenz kommt näher. Zum Hamburger Derby zwischen dem HSV und der Victoria strömen 25.000 Fans an den Rothenbaum. Sie werden mit sieben Toren belohnt, der HSV siegt 4:3. Matchwinner ist der zweifache Torschütze Erich Ebeling, dessen Prachtschuss zum 4:2 die Entscheidung bringt. Hannover 96 reaktiviert zum Gastspiel bei Concordia Hamburg zwei Meisterspieler von 1938, Ludwig Männer (35) und Ludwig Pritzer (36), verliert aber auch sein fünftes Spiel (2:3).

Vor 60 Jahren behält der HSV im vorgezogenen Oberliga-Derby gegen den FC St. Pauli klar die Oberhand (5:0) – und die Tabellenführung. Dennoch attestiert ihm der kicker eine "mäßige Vorstellung". Die Seeler-Brüder Uwe und Dieter kommen zusammen auf vier Tore (je zwei), das fünfte erzielt Uwe Reuter. Doch bis zur 82. Minute steht es erst 2:0. Die Kiez-Kicker müssen 55 Minuten in Unterzahl verbringen, ausgerechnet Torwart Harry Wunstorf scheidet nach Zusammenprall mit Uwe Seeler aus. Feldspieler Harald Ramm vertritt ihn und muss vier Treffer hinnehmen.

Vor 40 Jahren findet der 11. Bundesliga-Spieltag an einem Mittwoch statt. Der 1. FC Kaiserslautern löst Schalke 04 (1:2 in Saarbrücken) als Tabellenführer ab, Hannes Riedl sichert den 1:0-Sieg in Bochum. Der 1. FC Köln (3:1 gegen Hertha BSC) und Eintracht Braunschweig (4:0 gegen HSV) folgen dem punktgleichen Spitzenduo dicht, auch die kriselnden Bayern sind wieder da: Nach dem 3:0 über Dortmund sind sie Sechster. Bundesliga-Debütant Klaus Augenthaler schießt gleich ein Tor, auch Gerd Müller und Karl-Heinz Rummenigge treffen. Das Duell, das in späteren Jahrzehnten regelmäßig die Stadien füllen wird, wollen im Olympiastadion nur 20.000 Zuschauer sehen. Volles Haus dagegen in Bremen, wo der Vorletzte SV Werder in den letzten zehn Minuten ein fast verlorenes Spiel gegen Meister Borussia Mönchengladbach noch 3:2 gewinnt. Per Roentved und Jürgen Röber schießen das Lattek-Team ab. Die Liga wird sich wohl einen neuen Meister suchen müssen, Borussia fällt auf Platz elf. Auch der erste Absteiger scheint fest zu stehen. 1860 München geht sogar bei Mitaufsteiger FC St. Pauli unter (1:4) und verbucht 2:20 Punkte. "Das war für 1860 der Gnadenstoß", titelt der kicker. Am besten aus dem Aufsteigertrio schlägt sich der VfB Stuttgart, der dank zwei Ohlicher-Treffern gegen Eintracht Frankfurt 2:1 gewinnt und Zehnter ist. Keine Tore gibt es beim rheinischen Derby zwischen Fortuna Düsseldorf und dem MSV Duisburg.

Am selben Tag kämpft die DDR-Auswahl gegen Österreich um die WM-Teilnahme, 95.000 Zuschauer im Leipziger Zentralstadion sehen ein begeisterndes Spiel mit einem Ergebnis, das nur den Gästen hilft (1:1). "Bedauerlich, dass eine dieser beiden Mannschaften nicht nach Argentinien reisen darf", schreibt Alt-Nationalspieler Hans Fiederer im kicker. Dass es die DDR sein wird, steht an diesem Tag noch nicht fest. Bundesliga-Profi Roland Hattenberger (VfB Stuttgart) schießt Österreich in Führung (43.), die Lokalmatador Wolfram Löwe (Lok Leipzig) ausgleicht (51.).

13. Oktober

Vor 60 Jahren spielen die Oberligen. Der 1. FC Köln rettet im Westen seinen eigenen Rekord von 22:0 Punkten (in 1952/1953) ab Saisonstart und stoppt Alemannia Aachen, das die ersten neun Spiele gewonnen hatte. In Köln endet der Siegeszug jäh (4:0), nach Georg Stollenwerks 1:0 legt Berthold Nordmann drei Treffer nach – vor der Rekordkulisse des Sonntags (60.000). Aber auch der Zweite verliert – Meiderich quittiert ein 0:1 in Wuppertal und muss Schalke (2:0 gegen Münster) vorbei lassen, das auf vier Punkte an Aachen heran rückt. Meister Borussia Dortmund kommt zu einem 3:0-Arbeitssieg über Schlusslicht VfL Bochum, Helmut Rahn trifft bei RW Essens 2:1 in Hamborn aus 20 Metern und Fortuna Düsseldorf schlägt Westfalia Herne 3:1.

Im Süden verfolgen 52.000 das Gastspiel von Tabellenführer 1. FC Nürnberg in Stuttgart (2:2). Die Gäste gehen dezimiert vom Platz, Kurt Ucko fliegt wegen eines fiesen Tritts ins Gesicht des am Boden liegenden Erwin Waldner (25.). "Schade, dass es uns nicht gelungen ist, den 50.000 Zuschauern schönen Fußball zu bieten", bedauert VfB-Trainer Georg Wurzer. Das gilt nicht für die Bayern, die gegen BC Augsburg ein 6:0-Schützenfest feiern. Der türkische Student Bülent Eralp trifft gleich bei seinem Oberligadebüt. Eintracht Frankfurt verpasst die Chance, näher an Nürnberg zu rücken und verschießt beim 0:0 gegen 1860 München einen Elfmeter – Adolf Bechtold trifft nur den Pfosten.

Im Norden fallen in sieben Spielen nur 15 Tore, die beiden schärfsten HSV-Verfolger treffen gar nicht: Osnabrück verliert in Neumünster (0:1), Phönix Lübeck holt ein 0:0 bei Hannover 96. Am unteren Tabellenende bleibt Werder Bremen, aber die Moral stimmt – Holstein Kiel führt schon 3:1 im Weserstadion, doch Werder gleicht noch aus.

Im Südwesten hält die Krise von Meister Kaiserslautern an, auch bei Abstiegskandidat Eintracht Trier gibt's keinen Sieg (2:2), trotz 2:0-Führung. "Wenn Liebrich nicht aufopfernd über sich hinausgewachsen wäre, hätte es nur einen Sieger gegeben: Eintracht Trier!", meldet der kicker. Der FK Pirmasens glänzt auch nicht, hat aber gegen Ludwigshafen das Glück einer Mannschaft, die ganz oben steht – Emil Webers 1:0 fällt in vorletzter Minute. Auf Platz zwei: Mainz 05 (1:0 gegen Speyer). Die meisten Zuschauer kommen nach Neunkirchen (15.000) und werden Zeugen von Saarbrückens erstem Auswärtssieg (0:2).

Vor zehn Jahren qualifiziert sich Deutschland bereits drei Spiele vor Abschluss der Gruppenspiele für die EM-Endrunde 2008. Bei der einzigen Mannschaft, die das noch hätte verhindern können, (Irland) erkämpft das Löw-Team dank eines großartigen Jens Lehmann im Tor ein 0:0. Lehmann wiegelt ab: "Ich habe gespielt, wie ich mein ganzes Leben lang spiele." Bastian Schweinsteiger scheidet schon nach zwölf Minuten mit blutiger Platzwunde am Kopf aus. Nach vorne läuft nicht viel beim ersatzgeschwächten DFB-Team (ohne Ballack und Klose), aber die kämpferische Leistung reicht um das Ziel zu erreichen. DFB-Präsident Theo Zwanziger: "Wir haben wieder eine Mannschaft, die hoch geachtet wird. Das hat sich auch in Irland wieder gezeigt." Am Rande des Spiels wird publik, dass der DFB die Verträge mit den Trainern Joachim Löw und Hans-Dieter Flick bis 2010 verlängern wolle. Zwanziger: "Es geht nicht nur um einen Vertrag, es geht auch um eine Philosophie."

14. Oktober

Vor 100 Jahren kommt es nach nur einer Woche erneut zum Münchner Derby zwischen den Bayern und dem TSV 1860. In der 37. Auflage geht es in der 1. Runde um das Weiterkommen im Süddeutschen Pokal. Die Bayern gewinnen auf eigenem Platz an der Leopoldstraße 2:1. Am selben Tag scheidet der Frankfurter FV (später Eintracht) aus kuriosem Grund aus diesem Wettbewerb aus. Er erscheint 30 Minuten zu spät zum Spiel in Neu-Isenburg, das dann der Zuschauer zuliebe als "Gesellschaftsspiel" doch noch angepfiffen, aber noch vor der Pause wegen Dauerregens abgebrochen wird. Ein völlig verpatzter Fußball-Sonntag für die Frankfurter.

Vor 60 Jahren schafft es diese Meldung in den kicker: "5000 Flaschen Bier sollen Schalkes Schlachtenbummler auf der Fahrt nach Aachen und zurück getrunken haben."

Vor 50 Jahren spielt die Bundesliga. Am 9. Spieltag tritt der seltene Fall ein, dass alle Mannschaften treffen. Am größten darüber ist die Erleichterung bei Schlusslicht Schalke 04, beendet Manfred Pohlschmidts 1:1 in Meiderich doch die zweitlängste Durststrecke der Bundesliga-Historie nach 709 Minuten. Die Rote Laterne behält Königsblau, weiterhin sieglos, trotzdem. Vorne marschiert der 1. FC Nürnberg, als einziger noch ungeschlagen und bester Tabellenführer der noch jungen Bundesliga-Historie. Der erste Bundesligasieg gegen den VfB Stuttgart fällt deutlich aus (5:1), Heinz Strehl trifft doppelt und jagt die Liga-Topscorer Lothar Emmerich und Peter Meyer, die beide leer ausgehen. Dafür gibt es endlich wieder ein Müller-Tor, beim 3:1 gegen Mönchengladbach erzielt der Torschützenkönig der Vorsaison erst seinen zweiten Treffer – und den ersten aus dem Spiel. Die Tabelle spendet Trost: Bayern löst Gladbach als Zweiter ab. Dritter ist Borussia Dortmund dank zweier Tore in den letzten fünf Minuten gegen Eintracht Frankfurt (2:1). Kaiserslautern ist Vierter, beklagt beim 2:2 gegen Werder Bremen aber den Verlust von Verteidiger Otto Rehhagel (Wadenbeinbruch). Meister Braunschweig träumt schon längst nicht mehr von der Titelverteidigung, teilt sich nach dem 1:1 in Hannover Platz zehn mit Aachen (3:3 gegen 1860 München). Zwei Teams aus dem unteren Tabellendrittel verschaffen sich durch Heimsiege Luft: Neunkirchen schlägt Köln, der KSC den HSV jeweils mit 2:1. Die Hamburger stürzen auf Platz 17.

Vor 30 Jahren trennen sich Deutschland und Schweden in Gelsenkirchen 1:1. Pierre Littbarski bringt die Deutschen im Testspiel nach 17 Minuten in Führung, danach verflacht die Partie. Glenn Hysen gelingt der verdiente Ausgleich (62.), womit beide zufrieden sind. Am Ende ernten die Akteure von den 31.000 Zuschauern in Gelsenkirchen Pfiffe.

Vor 25 Jahren tritt Rudi Völler von der Länderspielbühne ab. In Dresden schießt der 32 Jahre Weltmeister gegen Mexiko (1:1) standesgemäß noch ein Tor (58.), einen letzten Sieg gönnen ihm die Mexikaner nicht: Hermosillo gleicht aus (72.). Nach 68 Minuten verlässt Völler unter dem Beifall der 27.000 Zuschauer den Platz. Für ihn kommt Debütant Ulf Kirsten. Dass Völlers 84. nicht sein letztes Länderspiel sein würde, ahnt keiner. Vor der WM 1994 holt Berti Vogts ihn noch mal zurück und macht Völler zum ersten Nationalspieler, dessen Abschiedsspiel nicht sein letztes war.

Vor 20 Jahren geht die Bundesliga in eine englische Woche. In den fünf Dienstagspartien fallen zwölf Tore. Je vier in Hamburg (HSV gegen KSC 3:1) und Berlin (Hertha gegen Bochum 2:2). Es ist ein schlechter Tag für Teams aus dem unteren Tabellendrittel, außer Berlin und Bochum verpassen auch der 1. FC Köln (0:2 gegen Schalke) und Borussia Dortmund (15.!) ihre Chance auf einen Befreiungsschlag. Der BVB unterliegt im Heimspiel Bayer Leverkusen 0:1, Stefan Beinlich sorgt für die vierte Borussen-Pleite in Folge. Torwart Stefan Klos macht eine schlechte Figur bei Beinlichs Freistoß. BVB-Präsident Gerd Niebaum stärkt Trainer Nevio Scala den Rücken ("Wir werden vorläufig nichts ändern"), unkt aber: "So schnell werden wir da unten nicht raus kommen." Dicke Luft auch in Berlin, wo Kjetil Rekdal nach seiner Auswechslung die Binde auf den Rasen wirft und in den Katakomben das System von Trainer Jürgen Röber kritisiert: "Jeder muss im Mittelfeld immer einem Mann hinterher rennen, da wird Kraft vergeudet." Teure Ansichten. Manager Dieter Hoeneß verkündet, dass diese Form der Meinungsäußerung 5000 Mark kostet. Diskreter ist Kölns Carl-Heinz Rühl, aber auch sein Klub verhängt eine Strafe: Reservist Marcel Fensch sitzt ohne Trikot auf der Bank, weshalb sich seine Auswechslung unnötig verzögert und Schalke in Überzahl prompt in Führung geht. Vertragsamateur Fensch: "Ich hatte das Trikot in der Aufregung einfach liegen lassen." Sein Pechtag wird mit der Höchststrafe abgerundet, nach 30 Minuten wird er wieder ausgewechselt.

15. Oktober

Vor 40 Jahren findet die 3. Hauptrunde im DFB-Pokal statt und es gibt eine Sensation: Zweitligist FC Homburg wirft den amtierenden Weltpokalsieger Bayern München raus (3:1). Alle Tore fallen nach der Pause. Ernst Hodels 1:0 (47.) kann Gerd Müller (55.) noch egalisieren, aber auf das 2:1 von Gerd Schwickert (63.) und das 3:1 von Manfred Lenz (80.) haben die Bayern keine Antwort mehr.

Bayern-Trainer Dettmar Cramer diagnostiziert "einen bösartigen Bazillus" in seinem Kader, womit er den Hochmut meint, mit dem einige die Aufgabe angenommen hätten. Auch der Bundesliga-Tabellenführer 1. FC Kaiserslautern (1:2 in Duisburg) scheidet aus, ebenso Eintracht Frankfurt (0:1 auf Schalke), Klaus Fischer erzielt das Tor des Tages. Imposant das 6:2 des VfL Bochum bei Zweitligist Freiburger FC, dreimal trifft Dieter Schwemmle. Souverän auch das 3:0 des 1. FC Köln beim FSV Frankfurt, das schon zur Pause heraus geschossen ist. Und doch ist es ein historischer Tag für die Bornheimer: Unter den 8000 Zuschauern weilt der große Pelé, der auf einer PR-Reise durch Deutschland ist. Nur halb so viele Zuschauer sehen die zweite Überraschung des Tages: Der TuS Langerwehe wirft den VfL Osnabrück raus (2:0) und wird bei der von Fritz Walter ausgeführten Auslosung mit einem Heimspiel gegen den MSV Duisburg belohnt.

Vor 20 Jahren endet der 10. Bundesliga-Spieltag an einem Mittwoch. Aufsteiger Kaiserslautern bleibt vorne, schlägt Arminia Bielefeld 3:1. Der Vorsprung auf Meister Bayern wächst auf vier Zähler, die Münchner spielen zuhause gegen den VfB Stuttgart nur 3:3. Angesichts des bis dahin schnellsten Platzverweises der Bundesliga für Markus Babbel (4. Minute) sogar ein passables Ergebnis. Zweimal führen die Bayern und als sie nach 68 Minuten in Rückstand geraten, beweisen sie große Moral: Verteidiger Sammy Kuffour glückt noch das 3:3. Ein in der Ära Trapattoni geradezu exotisches Resultat. Im Duell zweier Verfolger, die keiner auf dem Zettel hatte, setzt sich Hansa Rostock beim MSV Duisburg durch (0:1). Oliver Neuville schießt die Rostocker auf Platz vier. Einen Torhagel gibt es auf dem Bökelberg, wo Borussia Mönchengladbach den TSV 1860 München auf einen Abstiegsplatz schießt (5:1). Ein Doppelschlag von Christian Hochstätter stellt die Weichen für die erfolgreiche Löwen-Jagd.