Rottenberg: "Müssen viel für Torwartbereich machen"

Seit Mittwoch und noch bis Freitag treffen sich die talentiertesten deutschen Torhüterinnen in Schöneck. Der DFB hat zu einem Stützpunkt eingeladen. Geleitet wird dieser von der zweifachen Weltmeisterin Silke Rottenberg. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Niels Barnhofer erklärt die DFB-Torhüter-Trainerin, warum diese Lehrgänge wichtig sind.

DFB.de: Silke Rottenberg, ist der Stützpunkt für Nachwuchstorhüterinnen ein Casting für die nächste Silke Rottenberg oder Nadine Angerer?

Silke Rottenberg: Nein, so weit geht es natürlich nicht. Wir ziehen bei den Stützpunkten regelmäßig die talentiertesten Nachwuchstorhüterinnen zusammen, um ihnen an zweieinhalb Tagen möglichst viel zu vermitteln, was sie auf ihrer Position weiterbringt. Natürlich ist es in diesem Zusammenhang auch in unserem Interesse, Torhüterinnen zu entdecken, die die Qualität mitbringen, irgendwann einmal in den DFB-Mannschaften zu spielen. Unser Ziel ist es, konkurrenzfähige oder gar erstklassige Torhüterinnen auszubilden, die die Klasse besitzen, unsere Nationalmannschaften zu verstärken. Die Torhüterinnen, die jetzt dabei sind, zählen schon zum erweiterten Kreis der verschiedenen U-Teams. Sie werden regelmäßig zu DFB-Lehrgängen eingeladen.

DFB.de: Vor welchem Hintergrund wurde dieser Stützpunkt eingeführt?

Rottenberg: Es ist einfach gut, mal über einen gewissen Zeitraum, sich ausschließlich um die torhüterspezifischen Belange zu kümmern. Wir wollen ihnen Hilfen geben, damit sie sich weiterentwickeln können. Dabei ist uns ganz wichtig, auch mit den Spielerinnen in den Austausch zu kommen, um ein Verständnis dafür zu entwickeln, wie sie zum Beispiel zu Hause in ihren Vereinen trainiert werden. Um herauszufinden, welche Voraussetzungen und Möglichkeiten sie dort vorfinden. Um zu schauen, welche Hebel wir eventuell für sie in Bewegung setzen können. Es gibt genug Fälle, in denen uns Torhüterinnen darüber unterrichten, dass mit ihnen überhaupt kein oder höchstens einmal pro Woche Torwart-Training durchgeführt wird.

DFB.de: Ist der Lehrgang also auch als Anleitung zur Selbsthilfe zu verstehen?

Rottenberg: Ja, genau. Die Spielerinnen sollen viele Hinweise mit nach Hause nehmen. Jede Teilnehmerin erhält ein individuelles Feedback. Das beinhaltet auch, dass sie konkrete Trainingsratschläge erhalten. Deswegen haben wir Übungsformen erarbeitet, die die Torhüterinnen zu Hause umsetzen können, wie z.B. ein Koordinationsprogramm.

DFB.de: Trägt man mit dem Torhüterinnen-Stützpunkt auch ein Stück weit der Kritik Rechnung, die bei den jüngsten Weltmeisterschaften an den Leistungen der Torhüterinnen allgemein geäußert wurde?



[bild1]

Seit Mittwoch und noch bis Freitag treffen sich die talentiertesten deutschen Torhüterinnen in Schöneck. Der DFB hat zu einem Stützpunkt eingeladen. Geleitet wird dieser von der zweifachen Weltmeisterin Silke Rottenberg. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Niels Barnhofer erklärt die DFB-Torhüter-Trainerin, warum diese Lehrgänge wichtig sind.

DFB.de: Silke Rottenberg, ist der Stützpunkt für Nachwuchstorhüterinnen ein Casting für die nächste Silke Rottenberg oder Nadine Angerer?

Silke Rottenberg: Nein, so weit geht es natürlich nicht. Wir ziehen bei den Stützpunkten regelmäßig die talentiertesten Nachwuchstorhüterinnen zusammen, um ihnen an zweieinhalb Tagen möglichst viel zu vermitteln, was sie auf ihrer Position weiterbringt. Natürlich ist es in diesem Zusammenhang auch in unserem Interesse, Torhüterinnen zu entdecken, die die Qualität mitbringen, irgendwann einmal in den DFB-Mannschaften zu spielen. Unser Ziel ist es, konkurrenzfähige oder gar erstklassige Torhüterinnen auszubilden, die die Klasse besitzen, unsere Nationalmannschaften zu verstärken. Die Torhüterinnen, die jetzt dabei sind, zählen schon zum erweiterten Kreis der verschiedenen U-Teams. Sie werden regelmäßig zu DFB-Lehrgängen eingeladen.

DFB.de: Vor welchem Hintergrund wurde dieser Stützpunkt eingeführt?

Rottenberg: Es ist einfach gut, mal über einen gewissen Zeitraum, sich ausschließlich um die torhüterspezifischen Belange zu kümmern. Wir wollen ihnen Hilfen geben, damit sie sich weiterentwickeln können. Dabei ist uns ganz wichtig, auch mit den Spielerinnen in den Austausch zu kommen, um ein Verständnis dafür zu entwickeln, wie sie zum Beispiel zu Hause in ihren Vereinen trainiert werden. Um herauszufinden, welche Voraussetzungen und Möglichkeiten sie dort vorfinden. Um zu schauen, welche Hebel wir eventuell für sie in Bewegung setzen können. Es gibt genug Fälle, in denen uns Torhüterinnen darüber unterrichten, dass mit ihnen überhaupt kein oder höchstens einmal pro Woche Torwart-Training durchgeführt wird.

DFB.de: Ist der Lehrgang also auch als Anleitung zur Selbsthilfe zu verstehen?

Rottenberg: Ja, genau. Die Spielerinnen sollen viele Hinweise mit nach Hause nehmen. Jede Teilnehmerin erhält ein individuelles Feedback. Das beinhaltet auch, dass sie konkrete Trainingsratschläge erhalten. Deswegen haben wir Übungsformen erarbeitet, die die Torhüterinnen zu Hause umsetzen können, wie z.B. ein Koordinationsprogramm.

DFB.de: Trägt man mit dem Torhüterinnen-Stützpunkt auch ein Stück weit der Kritik Rechnung, die bei den jüngsten Weltmeisterschaften an den Leistungen der Torhüterinnen allgemein geäußert wurde?

Rottenberg: Auf jeden Fall. Im Frauen- und Juniorinnen-Bereich sind die Leistungen der Torhüterinnen ein großes Problem. Beim DFB hatten wir in den vergangenen Jahren das Glück, auf dieser Position sehr gut besetzt gewesen zu sein. Um erfolgreich zu sein, braucht man einfach eine, am Besten aber zwei erstklassige Torhüterinnen. Eine, die nicht nur mal einen Ball festhält, sondern auch mal einen Unhaltbaren abwehrt. Insofern stellen wir uns auch den Anspruch, in der Aus- und Weiterbildung für die Spielerinnen auf dieser Position ein entsprechendes Angebot zu schaffen. Wir müssen viel für den Torwart-Bereich tun. Das kommt leider nicht von alleine.

DFB.de: Kann das der DFB alleine schaffen?

Rottenberg: Nein, aber wir können Impulse liefern, zum Nachdenken anregen, das Thema vertiefen. Das ist auch notwendig. Denn auch im deutschen Frauenfußball ist es leider so, dass die Torhüterinnen-Position ein wenig vernachlässigt wird. In vielen Vereinen wird einfach zu wenig in die Torwart-Ausbildung investiert.

DFB.de: Heißt das, das Problem ist noch nicht erkannt?

Rottenberg: Ich glaube, es ist noch nicht verinnerlicht worden. Denn vielerorts ist das Gejammere in den Vereinen groß, weil sie nicht über die Qualität zwischen den Pfosten verfügen, die sie gerne hätten. Aber aus irgendeinem Grund fehlt trotzdem die Bereitschaft, den langen Weg der Ausbildung für die Torhüterinnen zu gehen, dafür vielleicht auch mal das nötige Geld in die Hand zu nehmen.

DFB.de: Wie sieht die Betreuung der Torhüterinnen in den DFB-Mannschaften aus?

Rottenberg: Beim DFB sind wir da mittlerweile gut aufgestellt. Wir haben zwei festangestellte Torwart-Trainer mit Michael Fuchs und mir. Keine Jugend-Mannschaft fährt mehr ohne Torwart-Trainer auf eine Maßnahme. Wir wissen einfach, wie wichtig die Torhüter-Position ist. Gerade wenn man die vergangenen Turniere sieht, erkennt man wie grausam diese Position teilweise international besetzt ist. Wir müssen versuchen, immer wieder junge Torhüterinnen an die höchsten internationalen Anforderungen heranzuführen.

DFB.de: Seit wann richtet der DFB die Torwart-Stützpunkte aus?

Rottenberg: Die gab es schon einmal zu meiner späten aktiven Zeit. DFB-Trainer Jörg Daniel fing damit an, und lud zweimal im Jahr zu den Stützpunkten ein. Da waren wir vier bis sechs Torhüterinnen. Das wurde mit der Verpflichtung von Michael Fuchs als Torwart-Trainer für die Frauen-Nationalmannschaft wieder ins Leben gerufen. Seit 2008 machen wir regelmäßig dreimal im Jahr die Torhüterinnen-Stützpunkte für die Nachwuchsleute über zweieinhalb Tage.

[bild2]

DFB.de: Wer kommt für diese Lehrgänge in Frage?

Rottenberg: In diesem Jahr stehen die Torhüterinnen der Jahrgänge 1995 bis 1998 im Blickpunkt. Ursprünglich hatten wir jetzt 26 Talente nach Schöneck eingeladen. Tatsächlich kommen nun 18 Spielerinnen. Einerseits weil die U 16-Nationalmannschaft kurzfristig einen Lehrgang parallel zu unserem hat und die Torhüterinnen des Jahrgangs 1996 deswegen dort dabei sind. Andererseits haben wir noch ein paar Torhüterinnen dazugenommen, die für die U 19-Nationalmannschaft in Frage kommen könnten. Bei der ist mit Rike Abt die Stammtorhüterin mit einem Kreuzbandriss ausgefallen und wir brauchen für die kommenden Aufgaben Alternativen. Es steht die EM-Qualifikation, wir wollen natürlich auch zur Endrunde, aber das gilt auch im Hinblick auf das nächste Jahr und anstehenden Turniere der U 19- und U 20-Nationalmannschaft.

DFB.de: Wie werden die Spielerinnen betreut?

Rottenberg: Üblicherweise sind fünf Torwart-Trainer beim Stützpunkt dabei. Das sind die, die auch sonst im Juniorinnen-Bereich tätig sind. Dazu gehören als DFB-Trainer Michael Fuchs und ich. Außerdem gehört zu unserem Trainer-Pool Walter Pradt, der seit 2000 mein Trainer war und selbst in der 2. Bundesliga gespielt hat. Dann haben wir Klaus Thomforde dabei, der ja früher für den FC St. Pauli in der ersten und zweiten Bundesliga aktiv war. Er ist jetzt erstmals dabei. Dann ist Gerd Bode dabei, er ist als Verbandssportlehrer für die Torwart-Trainer-Ausbildung im Bereich des Niederrheins zuständig. Und dann gehören noch Michael Muhr, der mit mir die U 16- und U 17-Nationalmannschaft betreut, und Jörg Vesper, Jugendtrainer des FC Schalke 04, der unsere U 15-Nationalmannschaft begleitet, dazu.

DFB.de: Was steht inhaltlich in Schöneck auf dem Programm?

Rottenberg: Wir teilen uns in Gruppen auf und werden darin verschiedene torwartspezifische Themen bearbeiten. Zum einen geht es um die Grundstellung und Fangtechnik. Zum anderen um die Bewegung zum flachen und halbhohen Ball, das ganze unter der Überschrift Abdruck. Zum dritten haben wir das Thema Bewegung zum hohen Ball und das Stellungsspiel in verschiedenen Zonen. Hinzu kommt die Koordination, die Fuß-Techniken und das Passspiel. An den Abenden machen wir zusätzlich ein Stabilisations-Programm mit der Physiotherapeutin. Wir werden in diesem Lehrgang auch mit dem Besenstil-Training anfangen, also die Einführung zum späteren Langhantel-Training. Und dann ist auch immer noch eine Theorie-Einheit dabei. Wir beanspruchen die Mädels schon ganz schön in dem Lehrgang. Sie sollen einfach viel mitnehmen und auch erkennen, was gefordert wird, wenn sie international spielen wollen.