Roland Kroos: "Es kann nur aufwärts gehen"

Für Roland Kroos ist es die bisher schwierigste Aufgabe in seiner Zeit als Trainer der U 19-Mannschaft beim Drittligisten FC Hansa Rostock. Seit 2010 ist der 55-Jährige im Amt, hatte zuvor auch schon die U 17 der "Hansa-Kogge" geleitet und steht seit Jahresbeginn außerdem als Jugendkoordinator bei den Hanseaten in der Verantwortung. Der Vater von Weltmeister Toni (Real Madrid) und Bundesliga-Profi Felix Kroos (SV Werder Bremen) erreichte mit den Rostockern in den vergangenen vier Spielzeiten immer mindestens den sechsten Rang in der Staffel Nord/Nordost der A-Junioren-Bundesliga, hatte mit dem Abstieg nie etwas zu tun. In der Saison 2012/2013 stand die U 19 des FC Hansa sogar in der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft, unterlag dem VfL Wolfsburg im Finale erst nach Verlängerung (1:3).

In dieser Saison müssen die Kroos-Kicker jedoch um den Klassenverbleib bangen: Sechs der vergangenen sieben Begegnungen verloren die Hanseaten, blieben fünfmal ohne Torerfolg. Zuletzt unterlagen die Rostocker dem Tabellenletzten SV Meppen (0:2), stehen nun mit 18 Punkten auf einem Abstiegsplatz und haben drei Zähler Rückstand auf das rettende Ufer. Im aktuellen DFB.de-Interview spricht Roland Kroos mit dem Journalisten Christian Knoth über die Bedeutung des Klassenverbleibs, den Qualitätsmangel in der Offensive und die langfristigen Ziele im Nachwuchsleistungszentrum des FC Hansa Rostock.

DFB.de: In den vergangenen Jahren sind Sie mit Ihren U 19-Mannschaften nie in Abstiegsgefahr geraten. Warum ist es diesmal anders, Herr Kroos?

Roland Kroos: Es ist nun einmal so, dass in jedem Jahr die Hälfte des Kaders den Jugendbereich verlässt und in den Seniorenfußball aufrückt. Die Verluste konnten wir in dieser Saison nicht gleichwertig ersetzen. Uns fehlt die Qualität, um oben mitzuspielen. Es war uns schon vor Beginn der Spielzeit klar, dass die Zielsetzungen heruntergeschraubt werden müssen und der Klassenverbleib zunächst Priorität besitzt.

DFB.de: Vor allem in der Offensive hakt es. Haben Sie dafür eine Erklärung?

Kroos: Gerade im vorderen Bereich fehlt uns die individuelle Klasse, die uns in den vergangenen Jahren ausgezeichnet hatte. Mit Robert Grube und Björn Schlottke, die nun beide im Seniorenbereich aktiv sind, fehlen zum Beispiel die beiden besten Torschützen aus der Saison 2013/2014.

DFB.de: Zuletzt ging das Heimspiel gegen Schlusslicht SV Meppen 0:2 verloren. Für die Gäste aus dem Emsland war es der erste Auswärtssieg. Der Tiefpunkt der bisherigen Saison?

Kroos: Das kann man durchaus so sagen. Wir hatten die drei Zähler fest eingeplant und waren nach der Partie sehr enttäuscht. Auch wenn wir uns schwer tun in dieser Saison, müssen wir gegen einen solchen Gegner definitiv punkten.

DFB.de: Vor der nächsten Partie am 7. April gegen den SV Werder Bremen sind nun erst einmal rund zwei Wochen Pause. Werden Sie die Zeit nutzen, um der Mannschaft neues Selbstvertrauen einzuflößen?

Kroos: Das Selbstvertrauen müssen sich die Spieler durch Erfolgserlebnisse erarbeiten. Ich werde die Jungs wieder aufbauen. Es sind noch sechs Partien zu absolvieren. Es besteht also kein Grund, uns aufzugeben. Nach der Niederlage gegen Meppen kann es in den nächsten Wochen ohnehin nur noch aufwärts gehen.

DFB.de: In der Hinrunde hatte Ihre Mannschaft gegen Werder Bremen 1:3 verloren. Warum sind Sie optimistisch, dass diesmal ein Punktgewinn gelingen kann?

Kroos: Im Hinspiel hatten wir vor allem in der ersten Halbzeit eine ansprechende Leistung gezeigt. Leider haben wir uns nicht dafür belohnt. Wenn man vorne keine Tore schießt, folgt nun einmal die Bestrafung in Form von Gegentreffern. Dieses Szenario haben wir in dieser Saison einfach zu häufig erlebt. Wenn wir im Rückspiel unsere Möglichkeiten aber besser nutzen, bin ich mir sicher, dass wir den Platz nicht als Verlierer verlassen werden.

DFB.de: Die Bremer haben ebenfalls einen Negativlauf hinter sich, gewannen keines der vergangenen drei Spiele. Könnte das ein Vorteil sein?

Kroos: Ich würde der aktuellen Bremer Negativserie nicht viel beimessen. Fest steht, dass in dieser Liga alles möglich ist und jeder jeden schlagen kann. Der SV Werder ist individuell stärker besetzt als wir. Daher müssen wir über den Teamgeist und mit mannschaftlicher Geschlossenheit zum Erfolg kommen.

DFB.de: Warum schafft der FC Hansa den Klassenverbleib?

Kroos: Alle sind sich unserer Lage bewusst. Jeder identifiziert sich mit der sportlichen Situation und weiß, was auf dem Spiel steht. Auch wenn das Szenario für uns alle Neuland ist, bin ich davon überzeugt, dass wir diese schwierige Saison überstehen werden. Dafür werfen wir alles in die Waagschale, ziehen alle an einem Strang.

DFB.de: 2013 hatten Sie mit der Rostocker U 19 das Finale um die Deutsche Meisterschaft erreicht. Welchen Stellenwert hätte im Vergleich dazu in dieser Saison der Klassenverbleib?

Kroos: Ganz klar: Sollten wir den Abstieg verhindern, dann wäre das definitiv genauso viel wert. Der Klassenverbleib stünde sportlich gesehen auf einer Stufe mit der sensationellen Leistung in der Saison 2012/2013. Die A-Junioren waren damals ein hervorragendes Aushängeschild für den Verein. Damit das auch so bleiben kann, ist der Verbleib in der Bundesliga Voraussetzung.

DFB.de: Seit Januar sind Sie zusätzlich Jugendkoordinator des FC Hansa. Welche langfristigen Ziele verfolgen Sie im Nachwuchsleistungszentrum?

Kroos: Wir wollen den hohen Standard der vergangenen Jahre halten und unseren Jungs weiterhin die bestmögliche fußballerische Ausbildung bieten. Die Ausgangslage ist allerdings bedeutend schlechter als bei vielen anderen Vereinen aus der A-Junioren Bundesliga. Strukturell und finanziell hinken wir den Erst- und Zweitligisten hinterher. Es ist deutlich schwieriger, Talente von anderen Klubs zu uns zu lotsen.

DFB.de: Die Rostocker U 17 spielt in der Regionalliga Nordost, rangiert derzeit auf Platz zwei. Der Klassenverbleib der U 19 und ein Aufstieg der U 17 würden die Saison erfolgreich abrunden, oder?

Kroos: Der Aufstieg der U 17 wäre sicherlich ein großer Erfolg. Wir müssen aber die Gesamtsituation betrachten. Wenn die B-Jugend die Rückkehr in die Bundesliga schafft und die U 19 gleichzeitig absteigt, wäre das in erster Linie negativ für den Verein. Die aufrückenden Spieler aus der U 17 wollen Bundesliga spielen. In solchen Situationen besteht auch die Gefahr, dass andere Vereine auf unsere Talente aufmerksam werden. Ich bin aber optimistisch, dass beide Mannschaften ihre Ziele erreichen werden.

DFB.de: Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Real Madrid gewinnt mit Ihrem Sohn Toni die Champions League, der SV Werder Bremen erreicht mit Felix den internationalen Wettbewerb und Sie halten mit der Rostocker U 19 die Klasse. Was passiert dann im Hause Kroos?

Kroos: Was soll da passieren? (lacht) Ich wäre auf der einen Seite sicherlich stolz auf meine Söhne, die sich beide in ihren Vereinen einen Stammplatz erkämpft haben. Zum anderen hätten wir dann auch bei Hansa Rostock eine schwierige Saison erfolgreich abgeschlossen. Die Freude über alle drei Ereignisse wäre riesig. Eigene familiäre Feierlichkeiten würde es deshalb aber wohl nicht geben.

[mspw]

Für Roland Kroos ist es die bisher schwierigste Aufgabe in seiner Zeit als Trainer der U 19-Mannschaft beim Drittligisten FC Hansa Rostock. Seit 2010 ist der 55-Jährige im Amt, hatte zuvor auch schon die U 17 der "Hansa-Kogge" geleitet und steht seit Jahresbeginn außerdem als Jugendkoordinator bei den Hanseaten in der Verantwortung. Der Vater von Weltmeister Toni (Real Madrid) und Bundesliga-Profi Felix Kroos (SV Werder Bremen) erreichte mit den Rostockern in den vergangenen vier Spielzeiten immer mindestens den sechsten Rang in der Staffel Nord/Nordost der A-Junioren-Bundesliga, hatte mit dem Abstieg nie etwas zu tun. In der Saison 2012/2013 stand die U 19 des FC Hansa sogar in der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft, unterlag dem VfL Wolfsburg im Finale erst nach Verlängerung (1:3).

In dieser Saison müssen die Kroos-Kicker jedoch um den Klassenverbleib bangen: Sechs der vergangenen sieben Begegnungen verloren die Hanseaten, blieben fünfmal ohne Torerfolg. Zuletzt unterlagen die Rostocker dem Tabellenletzten SV Meppen (0:2), stehen nun mit 18 Punkten auf einem Abstiegsplatz und haben drei Zähler Rückstand auf das rettende Ufer. Im aktuellen DFB.de-Interview spricht Roland Kroos mit dem Journalisten Christian Knoth über die Bedeutung des Klassenverbleibs, den Qualitätsmangel in der Offensive und die langfristigen Ziele im Nachwuchsleistungszentrum des FC Hansa Rostock.

DFB.de: In den vergangenen Jahren sind Sie mit Ihren U 19-Mannschaften nie in Abstiegsgefahr geraten. Warum ist es diesmal anders, Herr Kroos?

Roland Kroos: Es ist nun einmal so, dass in jedem Jahr die Hälfte des Kaders den Jugendbereich verlässt und in den Seniorenfußball aufrückt. Die Verluste konnten wir in dieser Saison nicht gleichwertig ersetzen. Uns fehlt die Qualität, um oben mitzuspielen. Es war uns schon vor Beginn der Spielzeit klar, dass die Zielsetzungen heruntergeschraubt werden müssen und der Klassenverbleib zunächst Priorität besitzt.

DFB.de: Vor allem in der Offensive hakt es. Haben Sie dafür eine Erklärung?

Kroos: Gerade im vorderen Bereich fehlt uns die individuelle Klasse, die uns in den vergangenen Jahren ausgezeichnet hatte. Mit Robert Grube und Björn Schlottke, die nun beide im Seniorenbereich aktiv sind, fehlen zum Beispiel die beiden besten Torschützen aus der Saison 2013/2014.

DFB.de: Zuletzt ging das Heimspiel gegen Schlusslicht SV Meppen 0:2 verloren. Für die Gäste aus dem Emsland war es der erste Auswärtssieg. Der Tiefpunkt der bisherigen Saison?

Kroos: Das kann man durchaus so sagen. Wir hatten die drei Zähler fest eingeplant und waren nach der Partie sehr enttäuscht. Auch wenn wir uns schwer tun in dieser Saison, müssen wir gegen einen solchen Gegner definitiv punkten.

DFB.de: Vor der nächsten Partie am 7. April gegen den SV Werder Bremen sind nun erst einmal rund zwei Wochen Pause. Werden Sie die Zeit nutzen, um der Mannschaft neues Selbstvertrauen einzuflößen?

Kroos: Das Selbstvertrauen müssen sich die Spieler durch Erfolgserlebnisse erarbeiten. Ich werde die Jungs wieder aufbauen. Es sind noch sechs Partien zu absolvieren. Es besteht also kein Grund, uns aufzugeben. Nach der Niederlage gegen Meppen kann es in den nächsten Wochen ohnehin nur noch aufwärts gehen.

DFB.de: In der Hinrunde hatte Ihre Mannschaft gegen Werder Bremen 1:3 verloren. Warum sind Sie optimistisch, dass diesmal ein Punktgewinn gelingen kann?

Kroos: Im Hinspiel hatten wir vor allem in der ersten Halbzeit eine ansprechende Leistung gezeigt. Leider haben wir uns nicht dafür belohnt. Wenn man vorne keine Tore schießt, folgt nun einmal die Bestrafung in Form von Gegentreffern. Dieses Szenario haben wir in dieser Saison einfach zu häufig erlebt. Wenn wir im Rückspiel unsere Möglichkeiten aber besser nutzen, bin ich mir sicher, dass wir den Platz nicht als Verlierer verlassen werden.

DFB.de: Die Bremer haben ebenfalls einen Negativlauf hinter sich, gewannen keines der vergangenen drei Spiele. Könnte das ein Vorteil sein?

Kroos: Ich würde der aktuellen Bremer Negativserie nicht viel beimessen. Fest steht, dass in dieser Liga alles möglich ist und jeder jeden schlagen kann. Der SV Werder ist individuell stärker besetzt als wir. Daher müssen wir über den Teamgeist und mit mannschaftlicher Geschlossenheit zum Erfolg kommen.

DFB.de: Warum schafft der FC Hansa den Klassenverbleib?

Kroos: Alle sind sich unserer Lage bewusst. Jeder identifiziert sich mit der sportlichen Situation und weiß, was auf dem Spiel steht. Auch wenn das Szenario für uns alle Neuland ist, bin ich davon überzeugt, dass wir diese schwierige Saison überstehen werden. Dafür werfen wir alles in die Waagschale, ziehen alle an einem Strang.

DFB.de: 2013 hatten Sie mit der Rostocker U 19 das Finale um die Deutsche Meisterschaft erreicht. Welchen Stellenwert hätte im Vergleich dazu in dieser Saison der Klassenverbleib?

Kroos: Ganz klar: Sollten wir den Abstieg verhindern, dann wäre das definitiv genauso viel wert. Der Klassenverbleib stünde sportlich gesehen auf einer Stufe mit der sensationellen Leistung in der Saison 2012/2013. Die A-Junioren waren damals ein hervorragendes Aushängeschild für den Verein. Damit das auch so bleiben kann, ist der Verbleib in der Bundesliga Voraussetzung.

DFB.de: Seit Januar sind Sie zusätzlich Jugendkoordinator des FC Hansa. Welche langfristigen Ziele verfolgen Sie im Nachwuchsleistungszentrum?

Kroos: Wir wollen den hohen Standard der vergangenen Jahre halten und unseren Jungs weiterhin die bestmögliche fußballerische Ausbildung bieten. Die Ausgangslage ist allerdings bedeutend schlechter als bei vielen anderen Vereinen aus der A-Junioren Bundesliga. Strukturell und finanziell hinken wir den Erst- und Zweitligisten hinterher. Es ist deutlich schwieriger, Talente von anderen Klubs zu uns zu lotsen.

DFB.de: Die Rostocker U 17 spielt in der Regionalliga Nordost, rangiert derzeit auf Platz zwei. Der Klassenverbleib der U 19 und ein Aufstieg der U 17 würden die Saison erfolgreich abrunden, oder?

Kroos: Der Aufstieg der U 17 wäre sicherlich ein großer Erfolg. Wir müssen aber die Gesamtsituation betrachten. Wenn die B-Jugend die Rückkehr in die Bundesliga schafft und die U 19 gleichzeitig absteigt, wäre das in erster Linie negativ für den Verein. Die aufrückenden Spieler aus der U 17 wollen Bundesliga spielen. In solchen Situationen besteht auch die Gefahr, dass andere Vereine auf unsere Talente aufmerksam werden. Ich bin aber optimistisch, dass beide Mannschaften ihre Ziele erreichen werden.

DFB.de: Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Real Madrid gewinnt mit Ihrem Sohn Toni die Champions League, der SV Werder Bremen erreicht mit Felix den internationalen Wettbewerb und Sie halten mit der Rostocker U 19 die Klasse. Was passiert dann im Hause Kroos?

Kroos: Was soll da passieren? (lacht) Ich wäre auf der einen Seite sicherlich stolz auf meine Söhne, die sich beide in ihren Vereinen einen Stammplatz erkämpft haben. Zum anderen hätten wir dann auch bei Hansa Rostock eine schwierige Saison erfolgreich abgeschlossen. Die Freude über alle drei Ereignisse wäre riesig. Eigene familiäre Feierlichkeiten würde es deshalb aber wohl nicht geben.