Roland Kroos: "Ein Talent wie Toni hat Hansa nur alle 20 Jahre"

Seine Gene sind Gold wert. Roland Kroos, A-Junioren-Trainer beim FC Hansa Rostock, hat mit Toni und Felix Kroos gleich zwei Söhne im deutschen Profifußball. Toni lebt als Stammspieler beim Rekordmeister FC Bayern München und deutscher A-Nationalspieler bereits mit 23 Jahren den Traum des Fußball-Superstars. Sein kleiner Bruder Felix (Werder Bremen) blickt mit 21 Jahren auch schon auf 82 Partien im Profibereich zurück. Der Schritt zum etablierten Bundesliga-Spieler scheint nur eine Frage der Zeit.

Während seine Söhne, die lange Zeit selbst unter Vater Roland im Hansa-Nachwuchs trainiert hatten, zu deutschen Topklubs ausschwärmten, blieb der 53-Jährige in Rostock. Seit elf Jahren arbeitet der ehemalige Fußballer und Ringer in der Nachwuchsabteilung der "Hansa-Kogge". Inzwischen ist er Trainer der U 19 in der Bundesliga Nord/Nordost und rangiert mit seiner Mannschaft auf Platz drei nur knapp hinter den Rängen, die zur Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft berechtigen.

Im exklusiven DFB.de-Interview spricht Roland Kroos mit dem Journalisten Daniel Sobolewski über die kurzfristigen und langfristigen Ziele mit der U 19 von Hansa Rostock, den Erfolg seiner Söhne, die Theorie der Sportler-Gene und das drohende Olympia-Aus des Ringens.

DFB.de: Hallo, Herr Kroos! Hansa Rostock lauert hinter dem Spitzenduo aus Wolfsburg und Bremen auf dem dritten Tabellenplatz. Erfüllt die Saison bisher Ihre Erwartungen?

Roland Kroos: Mehr als das. Unser aktueller Jahrgang war noch vor zwei Jahren aus der B-Junioren-Bundesliga abgestiegen und hat sich personell kaum verändert. Die Zielsetzung war deshalb, möglichst schnell Punkte zu sammeln, um nicht in die Abstiegszone zu geraten. Die Mannschaft spielt am Limit.

DFB.de: Sie befinden sich in Schlagdistanz zum zweiten Platz. Schielen Sie ein wenig auf den Einzug in die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft?

Kroos: Wir alle im Verein sind Realisten genug, um zu wissen, dass Wolfsburg und Bremen die Meisterschaft unter sich ausmachen und in die Endrunde einziehen werden. Dahinter ist ein enges Feld, das wir derzeit anführen. Es gilt, noch einige Punkte zu holen, um Platz drei halten zu können.

DFB.de: Sie sind bereits seit elf Jahren als Nachwuchstrainer bei Hansa tätig. Was hat sich in dieser Zeit verändert?



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Seine Gene sind Gold wert. Roland Kroos, A-Junioren-Trainer beim FC Hansa Rostock, hat mit Toni und Felix Kroos gleich zwei Söhne im deutschen Profifußball. Toni lebt als Stammspieler beim Rekordmeister FC Bayern München und deutscher A-Nationalspieler bereits mit 23 Jahren den Traum des Fußball-Superstars. Sein kleiner Bruder Felix (Werder Bremen) blickt mit 21 Jahren auch schon auf 82 Partien im Profibereich zurück. Der Schritt zum etablierten Bundesliga-Spieler scheint nur eine Frage der Zeit.

Während seine Söhne, die lange Zeit selbst unter Vater Roland im Hansa-Nachwuchs trainiert hatten, zu deutschen Topklubs ausschwärmten, blieb der 53-Jährige in Rostock. Seit elf Jahren arbeitet der ehemalige Fußballer und Ringer in der Nachwuchsabteilung der "Hansa-Kogge". Inzwischen ist er Trainer der U 19 in der Bundesliga Nord/Nordost und rangiert mit seiner Mannschaft auf Platz drei nur knapp hinter den Rängen, die zur Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft berechtigen.

Im exklusiven DFB.de-Interview spricht Roland Kroos mit dem Journalisten Daniel Sobolewski über die kurzfristigen und langfristigen Ziele mit der U 19 von Hansa Rostock, den Erfolg seiner Söhne, die Theorie der Sportler-Gene und das drohende Olympia-Aus des Ringens.

DFB.de: Hallo, Herr Kroos! Hansa Rostock lauert hinter dem Spitzenduo aus Wolfsburg und Bremen auf dem dritten Tabellenplatz. Erfüllt die Saison bisher Ihre Erwartungen?

Roland Kroos: Mehr als das. Unser aktueller Jahrgang war noch vor zwei Jahren aus der B-Junioren-Bundesliga abgestiegen und hat sich personell kaum verändert. Die Zielsetzung war deshalb, möglichst schnell Punkte zu sammeln, um nicht in die Abstiegszone zu geraten. Die Mannschaft spielt am Limit.

DFB.de: Sie befinden sich in Schlagdistanz zum zweiten Platz. Schielen Sie ein wenig auf den Einzug in die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft?

Kroos: Wir alle im Verein sind Realisten genug, um zu wissen, dass Wolfsburg und Bremen die Meisterschaft unter sich ausmachen und in die Endrunde einziehen werden. Dahinter ist ein enges Feld, das wir derzeit anführen. Es gilt, noch einige Punkte zu holen, um Platz drei halten zu können.

DFB.de: Sie sind bereits seit elf Jahren als Nachwuchstrainer bei Hansa tätig. Was hat sich in dieser Zeit verändert?

Kroos: Durch den Abstieg der Profis in die 3. Liga ist es für uns wesentlich schwieriger geworden, große Talente nach Rostock zu locken. Das beeinflusst die Qualität des gesamten Nachwuchses. Die finanziellen Probleme lassen auch im Jugendbereich des FCH schwere Jahre erwarten. Riesentalente wie zuletzt Tom Trybull oder Edisson Jordanov schließen sich heute lieber anderen großen Klubs der Region wie Werder Bremen, dem HSV oder Hertha BSC an. Auch deshalb, weil diese Vereine langfristig andere Voraussetzungen haben als wir. Es wäre extrem wichtig, dass die erste Mannschaft zumindest wieder in die 2. Liga aufsteigt und auch die U 17 in die B-Junioren-Bundesliga zurückkehrt.

DFB.de: Womit kann Hansa bei der Jagd nach Talenten trotzdem punkten?

Kroos: Wir haben hier eine besondere Kontinuität und Ruhe. Das familiäre Umfeld und die vergleichsweise kleine Zahl an Nachwuchsspielern macht es außerdem möglich, die Talente viel individueller zu fördern, als es bei den großen Vereinen möglich ist.

DFB.de: In der Liste der talentiertesten Spieler, die Sie trainiert haben, dürften ihre Söhne weit oben stehen. Gibt es in der aktuellen Mannschaft einen Spieler, der eine ähnliche Entwicklung nehmen könnte?

Kroos: Ein Talent wie Toni gibt es vielleicht alle zwanzig Jahre einmal. Einen Spieler dieses Kalibers sehe ich aktuell weder in unserer U 19 noch in den jüngeren Mannschaften. Wir tun gut daran, erst einmal Spieler zu suchen, die in der 2. Liga mithalten können.

DFB.de: Sie selbst waren Ringer, Ihre Frau Birgit DDR-Meisterin im Badminton. Nun sind beide Söhne im Profifußball aktiv. Glauben Sie an Sportler-Gene?

Kroos: Wie es aussieht, muss an der Theorie zumindest etwas dran sein (lacht). Meine Frau und ich waren und sind sehr sportlich und irgendetwas wurde wohl auf unsere Kinder übertragen. Selbstverständlich gehört aber auch dazu, dass wir sie von klein auf sportlich gefordert und gefördert haben.

DFB.de: Ihr Sohn Toni schreibt auf seiner Homepage, er hätte nie eine andere Chance gehabt, als Fußballer zu werden. War seine Entwicklung schon früh absehbar?

Kroos: Absehbar nicht, aber er wollte nie etwas anderes werden. Toni hat zwar mit Badminton angefangen, entdeckte aber schnell den Fußball für sich. Der wurde sofort sein Ein und Alles.

DFB.de: Wie häufig kommt die ganze Familie bei den vollen Terminkalendern von Eltern und Kindern noch zusammen?

Kroos: Viel zu selten. Nicht einmal an Weihnachten hat es in diesem Winter geklappt. Wir sind stark eingebunden bei unseren Vereinen und Toni musste sich ausgerechnet einen Verein aussuchen, der auch mittwochs spielt (lacht). Nach Neujahr hat es dann aber gepasst und wir waren mal wieder vereint.

DFB.de: Gibt es bei Familientreffen überhaupt ein Thema außer Fußball?

Kroos: Freilich wird auch über Fußball gesprochen. Aber wir legen viel Wert darauf, dass der Ball auch einmal ruht, wenn wir uns sehen.

DFB.de: Hatten Sie durch den Wechsel von Toni auch einmal das Angebot, beim FC Bayern zu arbeiten?

Kroos: Werner Kern, der damalige Nachwuchs-Koordinator des FCB, hatte mir in der Tat damals angeboten, im unteren Bereich des Bayern-Nachwuchses zu arbeiten. Meine Frau Birgit war aber in Rostock eingespannt und Felix war auch noch dort. Deshalb entschied ich mich dagegen.

DFB.de: In Deutschland wird in jüngster Zeit viel über die Transfers von Jugendspielern diskutiert. Was ist Ihre Meinung dazu?

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Kroos: Der Einfluss der Berater und des Umfeldes der jungen Spieler wird immer größer. Wer bei seinem Heimatverein eine gute Ausbildung genießen kann und sich wohl fühlt, sollte in meinen Augen dort auch bleiben. Wenn man sich bessere Chancen auf den Sprung ins Profigeschäft ausrechnet und alles stimmt, spricht aber auch nichts gegen einen Wechsel.

DFB.de: Sie waren bis zum 21. Lebensjahr Leistungssportler im Ringen. Wie lange haben Sie diesen Sport danach noch betrieben?

Kroos: Mit 21 Jahren hatte ich den Fußball für mich entdeckt. Bei der Armee habe ich aber noch einmal als Trainer bei den Ringern gearbeitet.

DFB.de: Hat Sie die Nachricht vom Olympia-Aus der Ringer auch getroffen?

Kroos: Jeder weiß, dass Ringen eine traditionsreiche Sportart ist, die zu den olympischen Spielen dazugehört. Aber auch diese Sportart muss vermarktet werden und das haben die Verantwortlichen scheinbar verschlafen. Dass dieser Sport komplett aus dem olympischen Programm gestrichen wird, enttäuscht mich trotzdem sehr.