Rogers nach Comeback: "Ich fühle mich glücklich"

Robbie Rogers sprach vor 500 Jugendlichen, als er es endgültig satt hatte, sich verstecken zu müssen. Also kehrte er zurück ins Flutlicht. Am Sonntag stand er wieder auf dem Platz. Für seinen neuen Klub, den US-Meister L.A. Galaxy, debütierte der 26-Jährige im Spiel gegen die Seattle Sounders. Rogers ist damit der erste Profifußballer in einer großen Liga, der sich offen zu seiner sexuellen Identität als Homosexueller bekannt hat – und trotzdem weiter Fußball spielt.

Ende April sprach Rogers auf dem Forum "Be True" in Portland. Lesbische, schwule, bi- und transsexuelle junge Menschen tauschten Erfahrungen aus und machten sich Mut. "Ich fühlte mich unglaublich feige", sagt Rogers: "Diese Jugendlichen stehen ein für sich, sie treten an, die Welt zu verändern, und ich bin 25 Jahre und habe eine Plattform und eine Stimme. Was für ein Feigling wäre ich, wenn ich diese Stimme nicht erheben würde?"

"Es war völlig normal, ganz normal"

Im Februar hatte er sich mit einer Twitter-Meldung geoutet und gleichzeitig im Alter von 25 Jahren seine Laufbahn beendet. Es folgte der Rücktritt vom Rücktritt. Beim 4:0-Sieg über Seattle am vergangenen Wochenende kam er in der 77. Minute für Juninho ins Spiel. Sein sportlicher Beitrag blieb begrenzt. Drei von vier Pässen brachte er an, zweimal verlor er den Ball. Bedeutsam war Rogers' Kurzauftritt als Symbol für die Modernisierung des Fußballs. Erstmals kam ein Profi zum Einsatz, der sich geoutet hatte.

"Man sah es mir glaube ich an, wie glücklich und zufrieden ich war", sagte Rogers nach dem Abpfiff: "Es war völlig normal, ganz normal. Als ich erstmal auf dem Platz stand und die Unterstützung sah, war ich ganz auf das Spiel fokussiert. Es fühlte sich gut an."

Rogers startete als eines der großen Talente des US-Fußballs. Mit 17 Jahren holte er sich im Team der Maryland Terrapins den US-College-Titel. Seine Versuche, anschließend bei einem Klub in Europa Fuß zu fassen, schlugen dagegen fehl. Beim niederländischen Erstligisten SC Heerenveen konnte er sich 2006 nicht durchsetzen.

2007 wechselte er zu Columbus Crew, einem Klub der Major League Soccer (MLS) – seine erfolgreichste Zeit begann. Rogers wurde Pokalsieger und in die MLS Elf des Jahres gewählt. Von 2009 bis 2011 absolvierte er 18 Länderspiele. Wieder ging er nach Europa, diesmal zu Leeds United in die zweite englische Liga, wieder reichte es nicht. Zum Jahresbeginn gab Leeds bekannt, man habe den Vertrag einvernehmlich aufgelöst. Einen Monat später outete sich Rogers via Twitter.

"Es war keine große Sache"

"Mir ist es wichtig, dass diese Botschaft ankommt, bei anderen Sportlern, bei Menschen auch außerhalb der USA. In der Mitte Amerikas leben Menschen, die vielleicht etwas homophob sind. Auch die will ich erreichen. Sie sollten erkennen, dass ich eigentlich so bin wie ihr Sohn", sagt Rogers.

"Als ich meinen Eltern offenbarte, dass ich schwul bin, dachte ich, das wird unglaublich hart. Als ich das erste Mal nach dem Outing wieder ins Training ging, dachte ich dasselbe. Und dabei war es gar keine große Sache. Für mich war das eine Lehre. In gewisser Weise habe ich vielen Leuten keine Gelegenheit gegeben, mich zu akzeptieren", so Rogers.

Der in Deutschland bekannteste Fall eines offen homosexuellen Fußballers ist Marcus Urban. Der ehemalige Junioren-Nationalspieler der DDR stand kurz vor dem Sprung in den Profifußball, als er seine Laufbahn beendete, weil, wie er sagte, der Druck, sich als Homosexueller in der Fußballwelt verstecken zu müssen, zu stark gewesen sei. 2008 veröffentlichte er seine Biografie "Versteckspieler".

Gesetzlich sind lesbische und homosexuelle Partnerschaften in Deutschland weitgehend mit heterosexuellen Partnerschaften gleichgestellt. Meilensteine auf diesem Weg waren 2001 das Lebenspartnerschaftsgesetz und 2006 das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz. Als sich 1987 in der Lindenstraße erstmals zwei Männer im deutschen Fernsehen küssten, löste das eine riesige Aufregung aus. Beim zweiten Kuss drei Jahre später schaltete sich das Bayerische Fernsehen aus der Übertragung.

Lange ist's her. Heute können Minister, Oberbürgermeister und Showstars öffentlich über ihre Sexualität reden, ohne dass die meisten geschockt oder ablehnend reagieren. Normalität ist eingekehrt. Nur im Fußball scheint es bis heute schwer, seine Sexualität öffentlich zu machen.

"Bin bald aus den Schlagzeilen verschwunden"

Der DFB veranstaltete im Frühjahr 2012 das Dialogforum "Sexuelle Identitäten im Fußball". An dem zweitägigen Forum nahmen Christine Lüders, die Gleichstellungsbeauftragte der Bundesregierung, der ehemalige DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger und der Ex-NBA-Profi John Amaechi teil. Derzeit erarbeitet eine Expertengruppe, der auch Urban angehört, einen Leitfaden für Vereine und Verbände, um einer Sportlerin oder einem Sportler nach dem Outing hilfreich und kompetent zur Seite zu stehen.

"Ich gehe davon aus, dass ich bald aus den Schlagzeilen verschwunden sein werde", sagt Robbie Rogers: "Die Leute werden erkennen, der ist einfach ein Fußballer. Ich bin 26 Jahre alt, ich sollte jetzt meine stärksten Leistungen erbringen, und das erwarte ich auch von mir."

Rogers sagt weiter: "Unsere Gesellschaft verändert sich, aber ich weiß auch, dass es viele Leute gibt, die diesen Wandel als falsch empfinden. Für mich war es nie eine Wahl, ich wurde so geboren. Und ich denke, dass es unvermeidlich sein wird, zu erkennen und zu akzeptieren, dass es einfach ein Teil des Lebens ist."

Auch an die WM 2014 in Brasilien hat der 18-malige Nationalspieler schon gedacht. Doch das hat Zeit. Nach seinem ersten Galaxy-Spiel sagte er: "Ich fühle mich glücklich, ich bin viel mehr im Einklang mit mir selbst."

Den Kids in Portland sei Dank.

Das meinen DFB.de-User:

"Robbie Rogers gehört Respekt und Anerkennung für sein Outing. Ich habe mich 2012 selbst auch geoutet, bei meinen Freunden, Familie, wegen meiner Homosexualität. Spielte fast 20 Jahre im Verein Fußball bis zur Kreisliga. Ich bin noch aktiver Schiedsrichter und bin überzeugt, das Normalität nur eintreten kann, wenn sich endlich auch ein aktiver Profi in Deutschland outet. Am besten gleich in der Gruppe. Für mich war der Druck bis zum Outing enorm, und jetzt bin ich glücklicher und freier geworden. Aber jeder muss selbst seinen Weg gehen. Und für sich heraus finden, was das Beste für ihn ist." (Thomas Panknin)

"Einfach nur klasse!! Es sollte egal sein, welche Hautfarbe oder Sexualität man hat." (Juli Möller)

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Robbie Rogers sprach vor 500 Jugendlichen, als er es endgültig satt hatte, sich verstecken zu müssen. Also kehrte er zurück ins Flutlicht. Am Sonntag stand er wieder auf dem Platz. Für seinen neuen Klub, den US-Meister L.A. Galaxy, debütierte der 26-Jährige im Spiel gegen die Seattle Sounders. Rogers ist damit der erste Profifußballer in einer großen Liga, der sich offen zu seiner sexuellen Identität als Homosexueller bekannt hat – und trotzdem weiter Fußball spielt.

Ende April sprach Rogers auf dem Forum "Be True" in Portland. Lesbische, schwule, bi- und transsexuelle junge Menschen tauschten Erfahrungen aus und machten sich Mut. "Ich fühlte mich unglaublich feige", sagt Rogers: "Diese Jugendlichen stehen ein für sich, sie treten an, die Welt zu verändern, und ich bin 25 Jahre und habe eine Plattform und eine Stimme. Was für ein Feigling wäre ich, wenn ich diese Stimme nicht erheben würde?"

"Es war völlig normal, ganz normal"

Im Februar hatte er sich mit einer Twitter-Meldung geoutet und gleichzeitig im Alter von 25 Jahren seine Laufbahn beendet. Es folgte der Rücktritt vom Rücktritt. Beim 4:0-Sieg über Seattle am vergangenen Wochenende kam er in der 77. Minute für Juninho ins Spiel. Sein sportlicher Beitrag blieb begrenzt. Drei von vier Pässen brachte er an, zweimal verlor er den Ball. Bedeutsam war Rogers' Kurzauftritt als Symbol für die Modernisierung des Fußballs. Erstmals kam ein Profi zum Einsatz, der sich geoutet hatte.

"Man sah es mir glaube ich an, wie glücklich und zufrieden ich war", sagte Rogers nach dem Abpfiff: "Es war völlig normal, ganz normal. Als ich erstmal auf dem Platz stand und die Unterstützung sah, war ich ganz auf das Spiel fokussiert. Es fühlte sich gut an."

Rogers startete als eines der großen Talente des US-Fußballs. Mit 17 Jahren holte er sich im Team der Maryland Terrapins den US-College-Titel. Seine Versuche, anschließend bei einem Klub in Europa Fuß zu fassen, schlugen dagegen fehl. Beim niederländischen Erstligisten SC Heerenveen konnte er sich 2006 nicht durchsetzen.

2007 wechselte er zu Columbus Crew, einem Klub der Major League Soccer (MLS) – seine erfolgreichste Zeit begann. Rogers wurde Pokalsieger und in die MLS Elf des Jahres gewählt. Von 2009 bis 2011 absolvierte er 18 Länderspiele. Wieder ging er nach Europa, diesmal zu Leeds United in die zweite englische Liga, wieder reichte es nicht. Zum Jahresbeginn gab Leeds bekannt, man habe den Vertrag einvernehmlich aufgelöst. Einen Monat später outete sich Rogers via Twitter.

"Es war keine große Sache"

"Mir ist es wichtig, dass diese Botschaft ankommt, bei anderen Sportlern, bei Menschen auch außerhalb der USA. In der Mitte Amerikas leben Menschen, die vielleicht etwas homophob sind. Auch die will ich erreichen. Sie sollten erkennen, dass ich eigentlich so bin wie ihr Sohn", sagt Rogers.

"Als ich meinen Eltern offenbarte, dass ich schwul bin, dachte ich, das wird unglaublich hart. Als ich das erste Mal nach dem Outing wieder ins Training ging, dachte ich dasselbe. Und dabei war es gar keine große Sache. Für mich war das eine Lehre. In gewisser Weise habe ich vielen Leuten keine Gelegenheit gegeben, mich zu akzeptieren", so Rogers.

Der in Deutschland bekannteste Fall eines offen homosexuellen Fußballers ist Marcus Urban. Der ehemalige Junioren-Nationalspieler der DDR stand kurz vor dem Sprung in den Profifußball, als er seine Laufbahn beendete, weil, wie er sagte, der Druck, sich als Homosexueller in der Fußballwelt verstecken zu müssen, zu stark gewesen sei. 2008 veröffentlichte er seine Biografie "Versteckspieler".

Gesetzlich sind lesbische und homosexuelle Partnerschaften in Deutschland weitgehend mit heterosexuellen Partnerschaften gleichgestellt. Meilensteine auf diesem Weg waren 2001 das Lebenspartnerschaftsgesetz und 2006 das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz. Als sich 1987 in der Lindenstraße erstmals zwei Männer im deutschen Fernsehen küssten, löste das eine riesige Aufregung aus. Beim zweiten Kuss drei Jahre später schaltete sich das Bayerische Fernsehen aus der Übertragung.

Lange ist's her. Heute können Minister, Oberbürgermeister und Showstars öffentlich über ihre Sexualität reden, ohne dass die meisten geschockt oder ablehnend reagieren. Normalität ist eingekehrt. Nur im Fußball scheint es bis heute schwer, seine Sexualität öffentlich zu machen.

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"Bin bald aus den Schlagzeilen verschwunden"

Der DFB veranstaltete im Frühjahr 2012 das Dialogforum "Sexuelle Identitäten im Fußball". An dem zweitägigen Forum nahmen Christine Lüders, die Gleichstellungsbeauftragte der Bundesregierung, der ehemalige DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger und der Ex-NBA-Profi John Amaechi teil. Derzeit erarbeitet eine Expertengruppe, der auch Urban angehört, einen Leitfaden für Vereine und Verbände, um einer Sportlerin oder einem Sportler nach dem Outing hilfreich und kompetent zur Seite zu stehen.

"Ich gehe davon aus, dass ich bald aus den Schlagzeilen verschwunden sein werde", sagt Robbie Rogers: "Die Leute werden erkennen, der ist einfach ein Fußballer. Ich bin 26 Jahre alt, ich sollte jetzt meine stärksten Leistungen erbringen, und das erwarte ich auch von mir."

Rogers sagt weiter: "Unsere Gesellschaft verändert sich, aber ich weiß auch, dass es viele Leute gibt, die diesen Wandel als falsch empfinden. Für mich war es nie eine Wahl, ich wurde so geboren. Und ich denke, dass es unvermeidlich sein wird, zu erkennen und zu akzeptieren, dass es einfach ein Teil des Lebens ist."

Auch an die WM 2014 in Brasilien hat der 18-malige Nationalspieler schon gedacht. Doch das hat Zeit. Nach seinem ersten Galaxy-Spiel sagte er: "Ich fühle mich glücklich, ich bin viel mehr im Einklang mit mir selbst."

Den Kids in Portland sei Dank.

Das meinen DFB.de-User:

"Robbie Rogers gehört Respekt und Anerkennung für sein Outing. Ich habe mich 2012 selbst auch geoutet, bei meinen Freunden, Familie, wegen meiner Homosexualität. Spielte fast 20 Jahre im Verein Fußball bis zur Kreisliga. Ich bin noch aktiver Schiedsrichter und bin überzeugt, das Normalität nur eintreten kann, wenn sich endlich auch ein aktiver Profi in Deutschland outet. Am besten gleich in der Gruppe. Für mich war der Druck bis zum Outing enorm, und jetzt bin ich glücklicher und freier geworden. Aber jeder muss selbst seinen Weg gehen. Und für sich heraus finden, was das Beste für ihn ist." (Thomas Panknin)

"Einfach nur klasse!! Es sollte egal sein, welche Hautfarbe oder Sexualität man hat." (Juli Möller)