Rösler: "Siegchance gegen Arsenal? Bestenfalls 20 Prozent"

Uwe Rösler geht einen ungewöhnlichen Weg. Der fünfmalige Nationalspieler versucht sein Glück nicht in der Heimat, in Deutschland, sondern sucht seinen Weg als Trainer im Ausland. Mit Erfolg! Nach Engagements bei Lilleström SK, Viking Stavanger und Molde FK in Norwegen, macht sich der ehemalige Profi von Manchester City gerade einen Namen in England.

Im Dezember wechselte er vom Drittligisten FC Brentford zum Zweitligisten Wigan Athletic, mit dem der 45-Jährige um den Aufstieg in die Premier League spielt und am Samstag (ab 18 Uhr) gegen den FC Arsenal mit den Nationalspielern Per Mertesacker und Lukas Podolski im Halbfinale des FA-Cups steht. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Niels Barnhofer hat Uwe Rösler über Spiele in Wembley, Außenseiterchancen, Felix Magath, Egil Olsen und Timbuktu gesprochen.

DFB.de: Herr Rösler, hat Wigan Athletic eine Hall of Fame?

Uwe Rösler: (lacht) Gute Frage. Weiß ich gar nicht.

DFB.de: Wenn es eine gäbe, wie würden die Chancen für Sie stehen, dort aufgenommen zu werden?

Uwe Rösler: Noch eine gute Frage. Ich habe hier ja noch nichts erreicht. Wir sind weder aufgestiegen noch haben wir den FA-Cup gewonnen.

DFB.de: Seit Dezember arbeiten Sie für Wigan. Wie lautet Ihre Zwischenbilanz?

Uwe Rösler: Als ich hier anfing, waren wir drei Punkte von einem Abstiegsplatz entfernt. Jetzt haben wir eine gute Ausgangsposition, um uns einen Platz in den Play-offs um den Aufstieg in die Premier League zu sichern. Das müssen wir nun über die Ziellinie bringen. Und mit der Erfahrung, die wir haben, bin ich optimistisch, dass wir den Aufstieg auch realisieren können.



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Uwe Rösler geht einen ungewöhnlichen Weg. Der fünfmalige Nationalspieler versucht sein Glück nicht in der Heimat, in Deutschland, sondern sucht seinen Weg als Trainer im Ausland. Mit Erfolg! Nach Engagements bei Lilleström SK, Viking Stavanger und Molde FK in Norwegen, macht sich der ehemalige Profi von Manchester City gerade einen Namen in England.

Im Dezember wechselte er vom Drittligisten FC Brentford zum Zweitligisten Wigan Athletic, mit dem der 45-Jährige um den Aufstieg in die Premier League spielt und am Samstag (ab 18 Uhr) gegen den FC Arsenal mit den Nationalspielern Per Mertesacker und Lukas Podolski im Halbfinale des FA-Cups steht. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Niels Barnhofer hat Uwe Rösler über Spiele in Wembley, Außenseiterchancen, Felix Magath, Egil Olsen und Timbuktu gesprochen.

DFB.de: Herr Rösler, hat Wigan Athletic eine Hall of Fame?

Uwe Rösler: (lacht) Gute Frage. Weiß ich gar nicht.

DFB.de: Wenn es eine gäbe, wie würden die Chancen für Sie stehen, dort aufgenommen zu werden?

Uwe Rösler: Noch eine gute Frage. Ich habe hier ja noch nichts erreicht. Wir sind weder aufgestiegen noch haben wir den FA-Cup gewonnen.

DFB.de: Seit Dezember arbeiten Sie für Wigan. Wie lautet Ihre Zwischenbilanz?

Uwe Rösler: Als ich hier anfing, waren wir drei Punkte von einem Abstiegsplatz entfernt. Jetzt haben wir eine gute Ausgangsposition, um uns einen Platz in den Play-offs um den Aufstieg in die Premier League zu sichern. Das müssen wir nun über die Ziellinie bringen. Und mit der Erfahrung, die wir haben, bin ich optimistisch, dass wir den Aufstieg auch realisieren können.

DFB.de: Klingt irgendwie, als sei das nicht einfach?

Uwe Rösler: Die Championship ist die härteste Liga der Welt – mit 24 Mannschaften. Zudem hatten wir noch zehn Europa League-Spiele. Hinzu kommt der FA-Cup. Das heißt, wir haben mittlerweile mehr als 50 Spiele absolviert. Und es kommen ja mindestens noch einmal zehn dazu. Um aufzusteigen, braucht man aber nicht nur das Durchhaltevermögen, sondern auch Qualität und Glück.

DFB.de: Was heißt das?

Uwe Rösler: Der Modus verzeiht keine Patzer. Die ersten beiden gehen direkt hoch. In den Play Offs spielt der Dritte gegen den Sechsten und der Vierte gegen den Fünften in Hin- und Rückspiel. Die Sieger aus beiden Spielen treffen dann im Aufstiegsfinale in Wembley aufeinander.

DFB.de: Welche Rolle spielt vor diesem Hintergrund das FA-Cup-Halbfinale am Samstag gegen Arsenal?

Uwe Rösler: Ich bin ein ganz großer Fan des FA-Cups. Das ist der beste Pokal-Wettbewerb der Welt. Ich hatte im vergangenen Jahr mit dem FC Brentford einen sehr guten Lauf. Wir waren sechs Minuten davon entfernt, den FC Chelsea zu bezwingen. Jetzt mit Wigan im Halbfinale zu stehen, ist eine unheimliche Leistung – auch wenn der Klub den FA-Cup im vergangenen Jahr gewinnen konnte. Wir haben auf dem Weg dahin als Zweitligist drei Teams der Premier League ausgeschaltet. Jetzt spielen wir gegen Arsenal. Wir versuchen natürlich weiterhin erfolgreich zu sein, deswegen haben wir uns auch noch einmal mit ein paar Leihspielern verstärkt, mit deren Hilfe wir hoffentlich die Langzeitverletzten ersetzen können. So oder so sind wir jedoch krasser Außenseiter.

DFB.de: Wie sehen Sie die Chancen?

Uwe Rösler: Gegen Manchester City im Viertelfinale lagen unsere Chancen bei unter zehn Prozent. Auch weil wir auswärts antreten mussten. Jetzt gegen Arsenal in Wembley liegen wir vielleicht bei 20 Prozent. Im besten Fall.

DFB.de: Wie kann man Arsenal packen?

Uwe Rösler: Manchester City hatte uns teilweise unterschätzt. Und wir haben dagegen ein ganz starke taktische Leistung gezeigt. Wir hatten den Mut gehabt, City sehr zeitig zu pressen, was wenige Mannschaften machen. Wir haben sie damit überrascht. Und sie hatten dann Schwierigkeiten, einen Gang höher zu schalten. Wollten sie eigentlich auch nicht, weil drei Tage später das Champions League-Spiel gegen Barcelona anstand. So ist ihnen in der zweiten Halbzeit die Zeit davongelaufen.

DFB.de: Das sind begünstigende Umstände, mit denen Sie im Halbfinale nicht erneut rechnen können.

Uwe Rösler: Das stimmt. Hinzu kommt noch, dass wir vor dem Spiel gegen Manchester City acht Tage Zeit hatten, um uns gezielt auf die Partie vorzubereiten. Das war die einzige Woche in dieser Saison, in der wir kein Dienstags- oder Mittwochs-Spiel hatten. Wir konnten deswegen vier Einheiten im taktischen Bereich durchführen, um uns speziell auf City einzustimmen. Das Team hat die Vorgaben eins-zu-eins umgesetzt. Wir haben denen riesige Probleme bereitet. Mit Arsenal ist das jetzt anders. Die sind aus der Meisterschaft so gut wie raus. Aus der Champions League sind sie raus. Das einzige, was sie noch gewinnen können, ist der FA-Cup. Insofern gehe ich davon aus, dass sie alles daran setzen werden, um sich wenigstens diesen Titel zu holen. Wir dagegen hatten am Dienstag noch ein Punkt-Spiel gegen Milwall (Anm. d. Red.: 0:1-Niederlage). Arsenal hattr kein Spiel unter der Woche. Das wird sehr schwer.

DFB.de: Was können Sie Arsenal entgegensetzen?

Uwe Rösler: Wir können jeder Mannschaft Probleme bereiten. Ich glaube, mein Team ist fit. Wir haben einen super Spirit in der Mannschaft, weil sich jeder als wichtiges Teil des Ganzen empfindet. Die Rotation funktioniert, durch Liga und Pokalwettbewerbe erhält jeder genug Einsatzzeit. Wir tragen die Hoffnung in uns, auch dieses Spiel gewinnen zu können.

DFB.de: Wie wichtig ist es für Sie persönlich im FA-Cup-Halbfinale zu stehen, in Wembley zu spielen?

Uwe Rösler: Ich war schon im vergangenen Jahr in Wembley, mit dem FC Brentford stand ich im Play-off Finale zur Championship. Wir haben leider verloren. Das war bitter. Wembley will man nur als Sieger verlassen. Es ist der schlechteste Platz im Fußball, den es gibt, um zu verlieren. Das ist mir jedoch passiert. Und es hat eine Weile gedauert, bis ich darüber hinweg gekommen bin. Ich will da nicht noch mal verlieren. Von daher ist die Motivation hoch, sehr hoch.

DFB.de: Man kennt Sie in Deutschland als Spieler, aber als Trainer haben Sie noch nie hierzulande gearbeitet. Beschreiben Sie sich als Trainer.

Uwe Rösler: Ich hatte das Glück, unter vielen sehr guten Trainern arbeiten zu dürfen. Von jedem habe ich mir etwas abgeschaut, um daraus dann ein eigenes Credo zu entwickeln. Zum Beispiel war es mit Otto Rehhagel, unter dem ich ein Jahr in Kaiserslautern arbeiten durfte, fußballerisch und menschlich ein großartige Zeit. Joachim Streich, der mich in Magdeburg entdeckt hat, war prägend. Gewinnend für mich war auch, dass ich in Norwegen und England gespielt habe. Das erweitert den Horizont. Außerdem habe ich meine deutsche Vergangenheit was Organisation, Struktur und Disziplin angeht. Ich glaube, ich bringe eine Mischung mit, die beim Verein und den Spielern ankommt.

DFB.de: Sie waren in ihrer aktiven Zeit Stürmer, legt man das als Trainer ab?

Uwe Rösler: Mittlerweile bin ich ein offensiv ausgerichteter Trainer. In diesem Punkt habe mich weiterentwickelt. Zu Beginn meiner Trainer-Tätigkeit war ich eher zurückhaltender, aber jetzt lasse ich im 4-3-3, mit drei Stürmern, offensiv spielen.

DFB.de: Sie haben bisher in Norwegen und England als Trainer gearbeitet - mit welchen Lizenzen?

Uwe Rösler: Ich musste meine Spielerkarriere auf Grund meiner Krankheit (Anm. d. Red.: 2002 wurde bei ihm ein Krebsgeschwür entdeckt) beenden. Anschließend hatte ich eineinhalb Jahre Zeit, um die ersten Trainerlizenzen zu erwerben. Den B- und A-Schein habe ich in Deutschland gemacht. Dann kam das Engagement bei Lilleström SK in der norwegischen Tippeligaen. Ich konnte dann meine Profilizenz beim norwegischen Fußball-Verband erwerben. Das ging, weil die FIFA die Richtlinien für die Trainer-Lizenz weltweit angleicht. Da gibt es geringe Unterschiede, was die Themen oder Ausbildungszeiten angeht. Aber wer die Pro-Licence erwirbt, kann in Norwegen, in England und in Timbuktu trainieren.

DFB.de: Konnten Sie in den Ländern, in denen sie gearbeitet haben, Unterschiede in der Trainingsarbeit zu Deutschland feststellen?

Uwe Rösler: In Norwegen hat man nicht so viele talentierte, hochbegabte Spieler, wie in Deutschland oder England. Dort kommt man deswegen viel über Team-Taktik. Das machen sie dort sehr gut. Egil Olsen brachte die Nationalmannschaft in den 90-er Jahren in die Weltspitze. Bei der WM 1998 konnten sie Brasilien mit 2:1 schlagen. Im taktischen Bereich habe ich von den Norwegern unheimlich viel gelernt. Jetzt in England ist das Spiel viel schneller, aggressiver, intensiver in vielerlei Hinsicht. Ich arbeite jetzt mit Nationalspielern, die auch bei der WM dabei sein werden, das sind hochkarätige Spieler. Ich habe mich natürlich auch stark an Deutschland orientiert. Bei der WM 2006 hat die Nationalmannschaft im Diamant gespielt, ich habe das in Norwegen übernommen und einen guten Erfolg damit gehabt.

DFB.de: Welche Ziele haben Sie als Trainer?

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Uwe Rösler: Ich wollte eigentlich immer der erste deutsche Trainer in der Premier League sein. Das kann ich jetzt nicht mehr schaffen. Der Felix Magath hat mir das ja nun verdorben (lacht). Spaß beiseite: Mein Ziel ist es, als Trainer auf das Niveau zu kommen, auf dem ich als Spieler war. Um in England in der Premier League zu arbeiten, muss man einiges mitbringen. Gerade als Ausländer. Mir wurde das, was ich bisher erreicht habe, nicht geschenkt. Ich musste mich hocharbeiten. Von der dritten Liga in zweite - und jetzt hoffentlich von der zweiten in die erste.

DFB.de: Wie sehr reizt Sie die Bundesliga?

Uwe Rösler: Da ich Deutscher bin, ist der deutsche Markt für mich auch interessant. Wenn meine Kinder irgendwann einmal ihre eigenen Wege gehen, ist das ein Thema. Meine Kinder leben in Manchester. Mein Sohn Colin spielt für die U 14 von Manchester City. Wigan liegt vor der Haustür. Im Moment sehe ich keine Veranlassung, mich andersweitig zu orientieren.

DFB.de: Sie waren als Spieler und Trainer in 17 verschiedenen Vereinen aktiv. Wann kommt der 18. hinzu?

Uwe Rösler: So viele schon? Als Trainer habe ich drei, vier, fünf...

DFB.de: Genau, als Trainer fünf Stationen und als Spieler zwölf.

Uwe Rösler: Na ja, man muss auch bedenken, dass meine Karriere 1982 begann. Jetzt haben wir 2014. Das ist im Fußball schon eine lange Strecke.

DFB.de: Das heißt, Sie würden sich nicht als Wandervogel bezeichnen?

Uwe Rösler: Als Spieler hatte ich viele Vereine. Das stimmt. Als Trainer noch nicht. Ich habe zwei volle Spielzeiten bei Lilleström, drei bei Viking Stavanger, zweieinhalb Jahre in Brentford gearbeitet. Für Trainer sind das heutzutage gute Zahlen.

DFB.de: Okay, formulieren wir es anders: Sie legen es nicht darauf an, von einem Verein zum nächsten zu gehen?

Uwe Rösler: Definitiv nicht. In Lilleström bin ich entlassen worden. In Stavanger haben wir uns nach drei Jahren im beiderseitigem Einvernehmen getrennt. Und aus Brentford wollte ich eigentlich nicht weg, dann kam Wigan und hat mich aus dem Vertrag herausgekauft. Bei Wigan habe einen laufenden Vertrag, ich habe einen sehr guten Draht zum Besitzer des Klubs, ich bin wieder Zuhause – jetzt ist das für mich ideal. Außerdem arbeite ich für einen Verein, der eine Perspektive hat, der mir Möglichkeiten bietet.

DFB.de: Und die Referenzen werden ja auch nicht schlechter.

Uwe Rösler: Es sind bisher keine Vereine auf mich zugekommen. Ich fühle mich hier wohl. Wigan ist ein solide geführter Verein, er bietet ein stabiles Umfeld. Das ist ein Verein, den man sich als Angestellter wünscht. Ich will so lange wie möglich bei einem Verein arbeiten, so lange das eben im modernen Fußball geht.