Ristic: "...dann wäre es vielleicht nur 7:0 ausgegegangen"

34 Spieltage, 34 besondere Begegnungen, 34 Zeitzeugen. Auf DFB.de erinnern sich prägende Figuren der Bundesligageschichte an ganz spezielle Duelle, passend zum jeweils aktuellen Spieltag der Saison 2013/2014.

Heute: Vor dem sechsten Spieltag der Bundesliga berichtet Aleksandar Ristic davon, wie es am 11. Oktober 1984 zum bis dato letzten zweistelligen Ergebnis in der Bundesliga kommen konnte. Der mittlerweile 67-jährige Trainer saß damals auf der Bank des Verlierers und erinnert sich heute im historischen Interview.

DFB.de: Herr Ristic, am Wochenende spielt Eintracht Braunschweig nach 28 Jahren wieder mal in Mönchengladbach. Beim letzten Mal waren Sie der Trainer. Tut es noch weh?

Aleksandar Ristic: Ach ja, das 10:0. Ich weiß noch genau: Wir hatten schon vorher Probleme.

DFB.de: Und welche?

Ristic: Mit der Aufstellung. Ich musste improvisieren. Unser Torwart Bernd Franke fehlte. Wenn er gespielt hätte, wäre es vielleicht nur 7:0 ausgegangen. Auch andere waren nicht dabei, und einer spielte, der dazu gar nicht in der Lage war.

DFB.de: Wie bitte?

Ristic: Nach dem Spiel hat mir der Arzt gesagt, dass Lars Ellmerich einen Bänderriss erlitten habe und morgen operiert werden müsse. Ich sagte: "Erzähl mir keine Märchen, damit kann man doch nicht durchspielen!" Doch Lars hat sich nicht gemeldet und durchgehalten. Aber das ist keine Entschuldigung für ein 0:10. Daran trägt die ganze Mannschaft eine Schuld.

DFB.de: Wie kam es also dazu?

Ristic: Wissen Sie, Borussia spielte damals so ziemlich den besten Konterfußball der Welt, und wenn man früh hinten liegt, hatte man gegen die eigentlich keine Chance mehr. Es stand ja schon nach 20 Minuten 4:0.

DFB.de: Ihr Kollege Jupp Heynckes hat später gesagt, man hätte auch 16:0 gewinnen können.

Ristic: Tja, dabei war es ja ein offenes Spiel. Es ging hin und her, aber bei Borussia war fast jeder Konter ein Tor. Das war eine Klatsche ohne Ende und wirklich peinlich. So was ist mir nie wieder passiert.

DFB.de: Erinnern Sie sich noch an die Torschützen?

Ristic: Der lange Hans-Jörg Criens, Uwe Rahn?

DFB.de: Genau. Sie schossen jeweils drei Tore. Aber selbst die Verteidiger Uli Borowka, Bernd Krauss, Georg "Schorsch" Drehsen und Wilfried Hannes trafen, nur Frank Mill ging leer aus. Wie haben Sie auf das Debakel reagiert? Mit Straftraining?

Ristic: Nein. Wir sind mit dem Bus zurückgefahren und haben noch trainiert.

DFB.de: Wie bitte? Das Spiel fand um 20 Uhr statt, vor Mitternacht waren Sie nicht zu Hause.

Ristic: Ja, aber das war den Spielern auch recht, dann hatten sie am nächsten Tag frei.

DFB.de: Haben Sie eigentlich damals schon geahnt, dass Sie mit dieser Mannschaft absteigen würden?

Ristic: Nein, aber ich habe schon vor der Saison gewusst, dass es schwer wird. Unser neuer Präsident Günter Mast wollte immer nur sparen und hat gesagt, dass er bei allen auslaufenden Verträgen die Gehälter quasi halbieren wolle. Wer 100.000 Mark im Jahr hatte, sollte nur noch 51.000 bekommen. Das sorgte natürlich auch für Unruhe. Es war eine wirklich schwere Zeit.

DFB.de: Glauben Sie, dass es noch mal ein zweistelliges Resultat in der Bundesliga geben wird?

Ristic: Im Fußball ist alles möglich. Der HSV hat in München auch neun Tore bekommen im Frühjahr (9:2 für Bayern; Anm. der Red.).

DFB.de: Und wie geht es Freitag in Mönchengladbach aus?

Ristic: Ich habe fast alle Spiele von Eintracht gesehen. Sie haben meist nur knapp verloren. Ich glaube, diesmal endet es nur 2:1.

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34 Spieltage, 34 besondere Begegnungen, 34 Zeitzeugen. Auf DFB.de erinnern sich prägende Figuren der Bundesligageschichte an ganz spezielle Duelle, passend zum jeweils aktuellen Spieltag der Saison 2013/2014.

Heute: Vor dem sechsten Spieltag der Bundesliga berichtet Aleksandar Ristic davon, wie es am 11. Oktober 1984 zum bis dato letzten zweistelligen Ergebnis in der Bundesliga kommen konnte. Der mittlerweile 67-jährige Trainer saß damals auf der Bank des Verlierers und erinnert sich heute im historischen Interview.

DFB.de: Herr Ristic, am Wochenende spielt Eintracht Braunschweig nach 28 Jahren wieder mal in Mönchengladbach. Beim letzten Mal waren Sie der Trainer. Tut es noch weh?

Aleksandar Ristic: Ach ja, das 10:0. Ich weiß noch genau: Wir hatten schon vorher Probleme.

DFB.de: Und welche?

Ristic: Mit der Aufstellung. Ich musste improvisieren. Unser Torwart Bernd Franke fehlte. Wenn er gespielt hätte, wäre es vielleicht nur 7:0 ausgegangen. Auch andere waren nicht dabei, und einer spielte, der dazu gar nicht in der Lage war.

DFB.de: Wie bitte?

Ristic: Nach dem Spiel hat mir der Arzt gesagt, dass Lars Ellmerich einen Bänderriss erlitten habe und morgen operiert werden müsse. Ich sagte: "Erzähl mir keine Märchen, damit kann man doch nicht durchspielen!" Doch Lars hat sich nicht gemeldet und durchgehalten. Aber das ist keine Entschuldigung für ein 0:10. Daran trägt die ganze Mannschaft eine Schuld.

DFB.de: Wie kam es also dazu?

Ristic: Wissen Sie, Borussia spielte damals so ziemlich den besten Konterfußball der Welt, und wenn man früh hinten liegt, hatte man gegen die eigentlich keine Chance mehr. Es stand ja schon nach 20 Minuten 4:0.

DFB.de: Ihr Kollege Jupp Heynckes hat später gesagt, man hätte auch 16:0 gewinnen können.

Ristic: Tja, dabei war es ja ein offenes Spiel. Es ging hin und her, aber bei Borussia war fast jeder Konter ein Tor. Das war eine Klatsche ohne Ende und wirklich peinlich. So was ist mir nie wieder passiert.

DFB.de: Erinnern Sie sich noch an die Torschützen?

Ristic: Der lange Hans-Jörg Criens, Uwe Rahn?

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DFB.de: Genau. Sie schossen jeweils drei Tore. Aber selbst die Verteidiger Uli Borowka, Bernd Krauss, Georg "Schorsch" Drehsen und Wilfried Hannes trafen, nur Frank Mill ging leer aus. Wie haben Sie auf das Debakel reagiert? Mit Straftraining?

Ristic: Nein. Wir sind mit dem Bus zurückgefahren und haben noch trainiert.

DFB.de: Wie bitte? Das Spiel fand um 20 Uhr statt, vor Mitternacht waren Sie nicht zu Hause.

Ristic: Ja, aber das war den Spielern auch recht, dann hatten sie am nächsten Tag frei.

DFB.de: Haben Sie eigentlich damals schon geahnt, dass Sie mit dieser Mannschaft absteigen würden?

Ristic: Nein, aber ich habe schon vor der Saison gewusst, dass es schwer wird. Unser neuer Präsident Günter Mast wollte immer nur sparen und hat gesagt, dass er bei allen auslaufenden Verträgen die Gehälter quasi halbieren wolle. Wer 100.000 Mark im Jahr hatte, sollte nur noch 51.000 bekommen. Das sorgte natürlich auch für Unruhe. Es war eine wirklich schwere Zeit.

DFB.de: Glauben Sie, dass es noch mal ein zweistelliges Resultat in der Bundesliga geben wird?

Ristic: Im Fußball ist alles möglich. Der HSV hat in München auch neun Tore bekommen im Frühjahr (9:2 für Bayern; Anm. der Red.).

DFB.de: Und wie geht es Freitag in Mönchengladbach aus?

Ristic: Ich habe fast alle Spiele von Eintracht gesehen. Sie haben meist nur knapp verloren. Ich glaube, diesmal endet es nur 2:1.