Rinks WM-Tagebuch: "Brasilien hat noch Luft nach oben"

Paulo Rink ist ein Mann zwischen den Welten: Als erster gebürtiger Brasilianer in der deutschen Nationalmannschaft absolvierte der Stürmer 13 Länderspiele für den DFB, stand unter anderem im Kader bei der EM 2000. Mittlerweile lebt der heute 41-Jährige wieder in seiner Heimatstadt Curitiba, erlebt dort die Vorbereitungen auf die WM aus erster Hand. Im WM-Tagebuch auf DFB.de schreibt Paulo Rink regelmäßig über das Turnier in seinem Heimatland - auch aus deutscher Perspektive.

Liebe Fans!

Die ersten 90 Minuten sind absolviert, und Brasilien hat die ersten drei Punkte eingefahren. Um es gleich vorneweg zu sagen: Der Gastgeber hat noch Luft nach oben. Das 3:1 gegen Kroatien war etwas glücklich, wenn auch nicht unverdient. Ich habe das Spiel im Stadion vor Ort in São Paulo verfolgt - und konnte die Nervosität der brasilianischen Spieler bis auf die Tribüne spüren. Anders kann ich mir die eher ungewöhnlichen Fehler von einigen erfahrenen Spielern nicht erklären. Ich bin sicher, das wird sich im Laufe des Turniers legen. Wichtig war aus brasilianischer Sicht, dass das erste Spiel gewonnen wurde. Darauf kann Trainer Luiz Felipe Scolari jetzt aufbauen. Er wird die richtigen Schlüsse ziehen.

Kroatien hat ein wirklich gutes Spiel gemacht. Leider steht das Team nun mit leeren Händen da. Ich teile die Einschätzung von Kroatiens Trainer Nico Kovac: Das Foul an Fred war kein Elfmeter. Aber man muss auch anerkennen, dass vor allem Neymar sehr viel Druck auf die kroatische Abwehr ausgeübt und sich so seine beiden Tore verdient hat. Für ihn war es ein perfekter Auftakt. Aus brasilianischer Sicht ist es sehr wichtig, dass er gleich am Anfang getroffen hat.

Im brasilianischen Angriff gab es aus meiner Sicht aber insgesamt insgesamt zu wenig Bewegung. Ich hätte mir beispielsweise von Fred mehr Aktionen gewünscht, aber er hat es auch nicht leicht gehabt, weil die Unterstützung aus dem Mittelfeld nicht immer kam. Insgesamt gibt es im brasilianischen Offensivspiel noch Steigerungspotenzial, auch wenn es zum Auftakt drei Tore gab. Brasilien hat seinen Level noch nicht erreicht, auf dem es Fußball spielen kann.

Die Qualität des Eröffnungsspiels hat mir gefallen. Wenn man sie mit den Eröffnungsspielen vergangener Turniere vergleicht, dann war das sicherlich eine der besseren Partien. Das macht Hoffnung und Hunger auf mehr. Die Stimmung im Stadion war exzellent. Die Menschen haben ihrer Meinung auf kreative Weise Ausdruck verliehen, das finde ich in Ordnung. Dass die brasilianischen Zuschauer wie vor einem Jahr einfach weiter gesungen haben, als die Nationalhymne zu Ende ging, ist ein gutes Zeichen. Die Fans stehen trotz der vergangenen schwierigen Wochen und Monate im Land eindeutig hinter ihrer Nationalmannschaft. Der WM-Auftakt ist gelungen.

Bis zum nächsten Mal!
Euer Paulo Rink

Nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn kehrte der Deutsch-Brasilianer in seine Heimatstadt Curitiba im Süden des Landes zurück, eine der zwölf Gastgeberstädte der WM 2014. Paulo Rink ist erfolgreicher Unternehmer, engagiert sich in der lokalen Politik und im lokalen Organisationskomitee der Stadt.

[tk]

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Paulo Rink ist ein Mann zwischen den Welten: Als erster gebürtiger Brasilianer in der deutschen Nationalmannschaft absolvierte der Stürmer 13 Länderspiele für den DFB, stand unter anderem im Kader bei der EM 2000. Mittlerweile lebt der heute 41-Jährige wieder in seiner Heimatstadt Curitiba, erlebt dort die Vorbereitungen auf die WM aus erster Hand. Im WM-Tagebuch auf DFB.de schreibt Paulo Rink regelmäßig über das Turnier in seinem Heimatland - auch aus deutscher Perspektive.

Liebe Fans!

Die ersten 90 Minuten sind absolviert, und Brasilien hat die ersten drei Punkte eingefahren. Um es gleich vorneweg zu sagen: Der Gastgeber hat noch Luft nach oben. Das 3:1 gegen Kroatien war etwas glücklich, wenn auch nicht unverdient. Ich habe das Spiel im Stadion vor Ort in São Paulo verfolgt - und konnte die Nervosität der brasilianischen Spieler bis auf die Tribüne spüren. Anders kann ich mir die eher ungewöhnlichen Fehler von einigen erfahrenen Spielern nicht erklären. Ich bin sicher, das wird sich im Laufe des Turniers legen. Wichtig war aus brasilianischer Sicht, dass das erste Spiel gewonnen wurde. Darauf kann Trainer Luiz Felipe Scolari jetzt aufbauen. Er wird die richtigen Schlüsse ziehen.

Kroatien hat ein wirklich gutes Spiel gemacht. Leider steht das Team nun mit leeren Händen da. Ich teile die Einschätzung von Kroatiens Trainer Nico Kovac: Das Foul an Fred war kein Elfmeter. Aber man muss auch anerkennen, dass vor allem Neymar sehr viel Druck auf die kroatische Abwehr ausgeübt und sich so seine beiden Tore verdient hat. Für ihn war es ein perfekter Auftakt. Aus brasilianischer Sicht ist es sehr wichtig, dass er gleich am Anfang getroffen hat.

Im brasilianischen Angriff gab es aus meiner Sicht aber insgesamt insgesamt zu wenig Bewegung. Ich hätte mir beispielsweise von Fred mehr Aktionen gewünscht, aber er hat es auch nicht leicht gehabt, weil die Unterstützung aus dem Mittelfeld nicht immer kam. Insgesamt gibt es im brasilianischen Offensivspiel noch Steigerungspotenzial, auch wenn es zum Auftakt drei Tore gab. Brasilien hat seinen Level noch nicht erreicht, auf dem es Fußball spielen kann.

Die Qualität des Eröffnungsspiels hat mir gefallen. Wenn man sie mit den Eröffnungsspielen vergangener Turniere vergleicht, dann war das sicherlich eine der besseren Partien. Das macht Hoffnung und Hunger auf mehr. Die Stimmung im Stadion war exzellent. Die Menschen haben ihrer Meinung auf kreative Weise Ausdruck verliehen, das finde ich in Ordnung. Dass die brasilianischen Zuschauer wie vor einem Jahr einfach weiter gesungen haben, als die Nationalhymne zu Ende ging, ist ein gutes Zeichen. Die Fans stehen trotz der vergangenen schwierigen Wochen und Monate im Land eindeutig hinter ihrer Nationalmannschaft. Der WM-Auftakt ist gelungen.

Bis zum nächsten Mal!
Euer Paulo Rink

Nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn kehrte der Deutsch-Brasilianer in seine Heimatstadt Curitiba im Süden des Landes zurück, eine der zwölf Gastgeberstädte der WM 2014. Paulo Rink ist erfolgreicher Unternehmer, engagiert sich in der lokalen Politik und im lokalen Organisationskomitee der Stadt.