Rink: "Die Proteste ernst nehmen"

Paulo Rink ist ein Mann zwischen den Welten: Als erster gebürtiger Brasilianer in der deutschen Nationalmannschaft absolvierte der Stürmer 13 Länderspiele für den DFB, stand unter anderem im Kader bei der EM 2000. Mittlerweile lebt der heute 41-Jährige wieder in seiner Heimatstadt Curitiba, erlebt dort die Vorbereitungen auf die WM aus erster Hand. Im WM-Tagebuch auf DFB.de schreibt Paulo Rink regelmäßig über das Turnier in seinem Heimatland - auch aus deutscher Perspektive.

Liebe Fans!

Wenn am 12. Juni mit dem Eröffnungsspiel Brasilien gegen Kroatien die Weltmeisterschaft beginnt, stellen sich viele Fans die Frage, ob es wieder Proteste und Demonstrationen geben wird. Ich glaube, ja. In welchem Umfang, ist allerdings eine andere Frage.

Ich kann der brasilianischen Politik nur raten, diese Proteste ernst zu nehmen und den Dialog mit den Demonstranten zu suchen. Auch hier in Curitiba hat es Proteste gegeben. Der Ärger rund um die WM ist verständlich, auch wenn es mir manchmal auch ein wenig ungerecht erscheint. Schließlich hat sich Brasilien um die Austragung der WM beworben.

Im Wahlkampf in Curitiba habe ich diesen Ärger der Menschen vor Ort gespürt. Fast alle Gespräche mit den Wählern auf der Straße drehten sich um das gleiche Thema: die Steuergelder. Der Auftrag ist klar: 'Pass auf unser Geld auf', haben mir die Menschen gesagt. Ich bin deswegen ins Kommunalparlament gewählt worden, weil ich als ehemaliger Fußballer und jetzt als Unternehmer finanziell unabhängig bin. Ich kann als Politiker völlig frei entscheiden. Deswegen haben mir die Menschen hier das Vertrauen geschenkt.

Ich bin davon überzeugt, dass der Fußball sich sozial noch mehr engagieren kann und sollte. Wer wie ich das Glück hatte, diesen wunderbaren und auch gut bezahlten Beruf ausüben zu dürfen, der weiß welch großes Glück das ist. Deswegen habe ich mich entschlossen, etwas von diesem Glück zurückzugeben. Ich habe in Curitiba eine Stiftung gegründet, die sich vor allem um Kinder aus sozial schwachen Umfeld kümmert. Ein Teil davon spielt in einer Fußball-Academy die Platz in der sich 700 Kinder tummeln. Natürlich kann ich damit nicht die Welt retten, auch nicht Brasilien. Aber wir Fußballer können damit ein kleines Zeichen setzen. Der Fußball könnte eigentlich noch viel mehr tun.

Ich hoffe, dass die WM die Politik und auch Brasilien verändert. Sie muss transparenter und offener werden. Vor allem bei großen Bauprojekten muss die Öffentlichkeit über die Kosten besser informiert werden und die Kosten müssen auch besser kontrolliert werden. Das ist auch das Anliegen der Menschen, die beim Confed-Cup auf die Straße gegangen sind. Wir alle, die Politik, der Fußball, die Medien sollten daraus lernen und unsere Konsequenzen ziehen. Dann wird diese WM Brasilien zu einem besseren Land machen. Davon bin ich überzeugt.

Bis zum nächsten Mal!
Euer Paulo Rink

Nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn kehrte der Deutsch-Brasilianer in seine Heimatstadt Curitiba im Süden des Landes zurück, eine der zwölf Gastgeberstädte der WM 2014. Paulo Rink ist erfolgreicher Unternehmer, engagiert sich in der lokalen Politik und im lokalen Organisationskomitee der Stadt.

[tk]

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Paulo Rink ist ein Mann zwischen den Welten: Als erster gebürtiger Brasilianer in der deutschen Nationalmannschaft absolvierte der Stürmer 13 Länderspiele für den DFB, stand unter anderem im Kader bei der EM 2000. Mittlerweile lebt der heute 41-Jährige wieder in seiner Heimatstadt Curitiba, erlebt dort die Vorbereitungen auf die WM aus erster Hand. Im WM-Tagebuch auf DFB.de schreibt Paulo Rink regelmäßig über das Turnier in seinem Heimatland - auch aus deutscher Perspektive.

Liebe Fans!

Wenn am 12. Juni mit dem Eröffnungsspiel Brasilien gegen Kroatien die Weltmeisterschaft beginnt, stellen sich viele Fans die Frage, ob es wieder Proteste und Demonstrationen geben wird. Ich glaube, ja. In welchem Umfang, ist allerdings eine andere Frage.

Ich kann der brasilianischen Politik nur raten, diese Proteste ernst zu nehmen und den Dialog mit den Demonstranten zu suchen. Auch hier in Curitiba hat es Proteste gegeben. Der Ärger rund um die WM ist verständlich, auch wenn es mir manchmal auch ein wenig ungerecht erscheint. Schließlich hat sich Brasilien um die Austragung der WM beworben.

Im Wahlkampf in Curitiba habe ich diesen Ärger der Menschen vor Ort gespürt. Fast alle Gespräche mit den Wählern auf der Straße drehten sich um das gleiche Thema: die Steuergelder. Der Auftrag ist klar: 'Pass auf unser Geld auf', haben mir die Menschen gesagt. Ich bin deswegen ins Kommunalparlament gewählt worden, weil ich als ehemaliger Fußballer und jetzt als Unternehmer finanziell unabhängig bin. Ich kann als Politiker völlig frei entscheiden. Deswegen haben mir die Menschen hier das Vertrauen geschenkt.

Ich bin davon überzeugt, dass der Fußball sich sozial noch mehr engagieren kann und sollte. Wer wie ich das Glück hatte, diesen wunderbaren und auch gut bezahlten Beruf ausüben zu dürfen, der weiß welch großes Glück das ist. Deswegen habe ich mich entschlossen, etwas von diesem Glück zurückzugeben. Ich habe in Curitiba eine Stiftung gegründet, die sich vor allem um Kinder aus sozial schwachen Umfeld kümmert. Ein Teil davon spielt in einer Fußball-Academy die Platz in der sich 700 Kinder tummeln. Natürlich kann ich damit nicht die Welt retten, auch nicht Brasilien. Aber wir Fußballer können damit ein kleines Zeichen setzen. Der Fußball könnte eigentlich noch viel mehr tun.

Ich hoffe, dass die WM die Politik und auch Brasilien verändert. Sie muss transparenter und offener werden. Vor allem bei großen Bauprojekten muss die Öffentlichkeit über die Kosten besser informiert werden und die Kosten müssen auch besser kontrolliert werden. Das ist auch das Anliegen der Menschen, die beim Confed-Cup auf die Straße gegangen sind. Wir alle, die Politik, der Fußball, die Medien sollten daraus lernen und unsere Konsequenzen ziehen. Dann wird diese WM Brasilien zu einem besseren Land machen. Davon bin ich überzeugt.

Bis zum nächsten Mal!
Euer Paulo Rink

Nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn kehrte der Deutsch-Brasilianer in seine Heimatstadt Curitiba im Süden des Landes zurück, eine der zwölf Gastgeberstädte der WM 2014. Paulo Rink ist erfolgreicher Unternehmer, engagiert sich in der lokalen Politik und im lokalen Organisationskomitee der Stadt.