Ricken: "Es ist wirklich für alles gesorgt"

Deutscher Meister, DFB-Pokalsieger – und am Samstag Aufstieg der U 23 in der Dritte Liga? Bei Borussia Dortmund jagt derzeit ein Erfolg den nächsten. Der 35 Jahre alte BVB-Nachwuchskoordinator Lars Ricken spricht im exklusiven DFB.de-Interview mit Sven Winterschladen über die gestiegene Bedeutung des Jugendfußballs.

Gleichzeitig verrät der 16-malige Nationalspieler, welchem Talent er nach Marcel Schmelzer und Mario Götze als nächstes den Sprung in den Kader des Double-Siegers zutraut, warum er im Moment keine Trainertätigkeit anstrebt und warum Jürgen Klopp ein absoluter Glücksfall für den Verein ist. Lars Ricken muss es wissen. Er war mit dem BVB nicht nur Deutscher Meister und Champions-League-Sieger, er hat bei dem Verein auch fast alle Jugendmannschaften durchlaufen.

DFB.de: Herr Ricken, mit einem Sieg beim Wuppertaler SV Borussia kann die U 23 von Borussia Dortmund am Samstagnachmittag in die 3. Liga aufsteigen. Welche Bedeutung hätte das für den BVB?

Lars Ricken: Es war nicht unser primäres Ziel, diesen Aufstieg zu schaffen. Wenn es klappt, wäre es natürlich toll. Dann können sich unsere talentierten Spieler mit noch besseren Gegnern als in der Regionalliga messen. Wir werden trotzdem nicht von unserem Weg abkehren. Wir hatten in dieser Saison einen der jüngsten Kader, und das wird sich nicht ändern. Wir werden nicht drei oder vier gestandene Spieler verpflichten, nur weil wir womöglich eine Klasse höher spielen. Wir bleiben bei unserem Konzept und bauen weiter auf unsere Jungs.

DFB.de: War es für Sie ein logischer Schritt, beim BVB Nachwuchskoordinator zu werden?

Ricken: Ja, ich sehe das so, weil ich fast alle Jahrgänge bei diesem Verein durchlaufen habe. Ich weiß, was man als Profi oben braucht. Ich denke, dass ich mit meiner Erfahrung glaubhaft auftreten kann.

DFB.de: Wäre auch der Trainerberuf für Sie reizvoll?

Ricken: Nein, im Moment nicht. Ein Trainer braucht in diesem Bereich eine gewisse Erfahrung. Die fehlt mir. Außerdem bin ich relativ bodenständig. Als Trainer wirst du wahrscheinlich irgendwann immer entlassen und dann musst du dir irgendwo in Deutschland oder Europa einen neuen Job suchen. Dazu habe ich nicht so viel Lust. Funktionärstätigkeiten sind langlebiger, ich bin gerne beim BVB in dieser Funktion.



[bild1]

Deutscher Meister, DFB-Pokalsieger – und am Samstag Aufstieg der U 23 in der Dritte Liga? Bei Borussia Dortmund jagt derzeit ein Erfolg den nächsten. Der 35 Jahre alte BVB-Nachwuchskoordinator Lars Ricken spricht im exklusiven DFB.de-Interview mit Sven Winterschladen über die gestiegene Bedeutung des Jugendfußballs.

Gleichzeitig verrät der 16-malige Nationalspieler, welchem Talent er nach Marcel Schmelzer und Mario Götze als nächstes den Sprung in den Kader des Double-Siegers zutraut, warum er im Moment keine Trainertätigkeit anstrebt und warum Jürgen Klopp ein absoluter Glücksfall für den Verein ist. Lars Ricken muss es wissen. Er war mit dem BVB nicht nur Deutscher Meister und Champions-League-Sieger, er hat bei dem Verein auch fast alle Jugendmannschaften durchlaufen.

DFB.de: Herr Ricken, mit einem Sieg beim Wuppertaler SV Borussia kann die U 23 von Borussia Dortmund am Samstagnachmittag in die 3. Liga aufsteigen. Welche Bedeutung hätte das für den BVB?

Lars Ricken: Es war nicht unser primäres Ziel, diesen Aufstieg zu schaffen. Wenn es klappt, wäre es natürlich toll. Dann können sich unsere talentierten Spieler mit noch besseren Gegnern als in der Regionalliga messen. Wir werden trotzdem nicht von unserem Weg abkehren. Wir hatten in dieser Saison einen der jüngsten Kader, und das wird sich nicht ändern. Wir werden nicht drei oder vier gestandene Spieler verpflichten, nur weil wir womöglich eine Klasse höher spielen. Wir bleiben bei unserem Konzept und bauen weiter auf unsere Jungs.

DFB.de: War es für Sie ein logischer Schritt, beim BVB Nachwuchskoordinator zu werden?

Ricken: Ja, ich sehe das so, weil ich fast alle Jahrgänge bei diesem Verein durchlaufen habe. Ich weiß, was man als Profi oben braucht. Ich denke, dass ich mit meiner Erfahrung glaubhaft auftreten kann.

DFB.de: Wäre auch der Trainerberuf für Sie reizvoll?

Ricken: Nein, im Moment nicht. Ein Trainer braucht in diesem Bereich eine gewisse Erfahrung. Die fehlt mir. Außerdem bin ich relativ bodenständig. Als Trainer wirst du wahrscheinlich irgendwann immer entlassen und dann musst du dir irgendwo in Deutschland oder Europa einen neuen Job suchen. Dazu habe ich nicht so viel Lust. Funktionärstätigkeiten sind langlebiger, ich bin gerne beim BVB in dieser Funktion.

DFB.de: Wie eng ist die Zusammenarbeit zwischen Nachwuchsabteilung und Profibereich in Dortmund?

Ricken: Mein Büro ist direkt neben dem von Michael Zorc. Profis und Jugendabteilung haben auf dem gleichen Gelände ihre Gebäude. Die Wege sind extrem kurz, das ist sehr hilfreich. Es findet ein ständiger Austausch statt, natürlich auch zwischen Jürgen Klopp, unserem U 23-Trainer David Wagner und den Verantwortlichen der anderen Nachwuchsmannschaften.

DFB.de: Welchen Überblick hat Jürgen Klopp über die Arbeit im Jugendbereich?

Ricken: Jürgen Klopp ist ein Geschenk für diesen Klub. Ich glaube, es wird im Fußball selten noch einmal eine so glückliche Fügung geben, dass ein Cheftrainer und der Verein so perfekt zusammen passen. Ich nenne Ihnen ein Beispiel: Wenn wir einen 15 Jahre alten Spieler verpflichten wollen, dann sitzt auch schon mal Jürgen Klopp mit am Tisch. Da ist er völlig unkompliziert. Für uns in der Nachwuchsabteilung ist es eine wunderbare Situation, wenn unsere Philosophie vom Cheftrainer erklärt wird. Da entsteht bei dem Gegenüber eine sehr hohe Glaubwürdigkeit. Ich sehe Jürgen Klopp auch immer wieder mal bei unseren U 23- oder Jugendspielen.

DFB.de: Ist der Stellenwert der Jugendarbeit in Dortmund in den vergangenen Jahren gestiegen?

Ricken: Ich kann das gut mit meiner Zeit vergleichen, als ich noch im Nachwuchsbereich gespielt habe. Das war fast eine andere Welt, da ist extrem viel gemacht worden. Man muss sich nur einmal die Voraussetzungen anschauen: Früher hatten wir keinen festen Trainingsplatz. Heute gibt es einen ganzen Komplex mit mehreren Rasen- und Kunstrasenanlagen, teilweise sind die beheizt. So ist gewährleistet, dass auch im Winter alles seinen geordneten Ablauf nehmen kann. Außerdem haben wir einen 200 Quadratmeter großen Kraftraum mit Geräten, die irgendwas im sechsstelligen Bereich kosten.

DFB.de: Ist auch die Ausbildung der Nachwuchstrainer besser geworden?

Ricken: Ja, auf jeden Fall. Das hat der DFB zum Glück extrem forciert. Wenn man heute Fußballlehrer werden will und wenn man nicht gerade ein ehemaliger Profi ist, dann braucht man für die ganze Ausbildung mindestens fünf Jahre. Dann sind die Übungsleiter wirklich topausgebildet. Das wichtigste Stichwort ist meiner Meinung nach die Individualisierung. Bei mir früher gab es einen Chefcoach und ab und zu war ein Assistent dabei. Heute gibt es für jeden Bereich mindestens einen hauptamtlich beschäftigten Verantwortlichen - also jemanden, der für Athletik und Fitness zuständig ist, wir haben Torwarttrainer, Psychologen, einen riesigen Ärztestab. Da ist wirklich für alles gesorgt.

DFB.de: Garantiert dieser Aufwand, dass eine bestimmte Anzahl an Jugendspielern auch den Sprung in den Profikader schafft?

[bild2]

Ricken: Nein, natürlich nicht. Gerade beim BVB ist dieser Sprung riesig. Bei Vereinen, die um Platz zehn bis 15 in der Bundesliga spielen, ist die Durchlässigkeit aus dem eigenen Nachwuchsbereich wahrscheinlich größer. Aber wir bilden nicht nur für uns aus, auch wenn das sicher das primäre Ziel ist. Inzwischen laufen bei vielen Vereinen im Profibereich Spieler herum, die bei uns die Grundlagen gelegt haben. Wir haben unheimlich viele Anfragen, gerade für Talente aus unserer U 23-Mannschaft. Es hat sich herumgesprochen, dass wir gute Arbeit machen. Aber andererseits gibt es auch bei uns gute Beispiele dafür, was alles möglich ist. Marcel Schmelzer zum Beispiel ist Jürgen Klopp in unserer U 23 aufgefallen, und er hat es bis in die Nationalmannschaft geschafft. Mario Götze ist auch sehr jung zu uns gekommen.

DFB.de: Wem trauen Sie einen ähnlichen Weg zu?

Ricken: Das ist schwer vorherzusagen, dafür gibt es zu viele Unwägbarkeiten. Aber wir haben sicher einige hoch interessante Jungs bei uns im Nachwuchsbereich, Marvin Duksch, Koray Günter oder Marcel Deelen zum Beispiel. Das sind auch schon Nachwuchs-Nationalspieler, dazu natürlich ganz aktuell unsere Vize-U 17-Europameister Said Benkarit und Jeremy Dudziak. Da trauen wir schon dem einen oder anderen den nächsten Schritt zu, und dass er bei uns in der Profimannschaft Fuß fassen kann.