Ricardo: "Ronaldo wird uns diesmal nicht enttäuschen"

Ricardo wurde mit Portugal 2004 Vize-Europameister. Bei der damaligen EM-Endrunde im eigenen Land avancierte der Nationaltorhüter (79 Länderspiele) im Viertelfinale gegen England (2:2, 6:5 i.E.) zum Helden, als er den letzten Elfmeter der Briten von Darius Vassell hielt und danach zum entscheidenden 6:5 selbst traf. Sein letztes Länderspiel bestritt er bei der 2:3-Niederlage gegen Deutschland im EM-Viertelfinale 2008.

Exklusiv auf DFB.de stellt Portugals inzwischen 36 Jahre alte Torwart-Legende vor der EM 2012 den ersten Gruppengegner der deutschen Mannschaft (9. Juni, ab 20:45 Uhr, in Lwiw) vor.

"Wir haben eine sehr starke Mannschaft, eine, die von einem Weltstar und Superfußballer wie Cristiano Ronaldo angeführt wird. Das allein ist schon ein Pfund, mit dem Portugal wuchern kann – und bei der EURO auch wuchern wird. Portugal hat jedoch auch weitere Spieler von großer Qualität, zudem spielen viele in den wichtigsten europäischen Ligen. Unsere Profis werden daher permanent auf höchstem Niveau gefordert. Das Team von Paulo Bento ist technisch hervorragend und lässt den Ball gut laufen. Vom Mittelfeld in die Spitze wird sehr schnell und genau agiert. Und dort sind unsere Superdribbler Cristiano Ronaldo und Nani immer für Unvorhergesehenes und einen guten Abschluss gut.

Es gibt in der Mannschaft aber auch Positionen, die nicht so stark besetzt sind. Im Mittelfeld etwa, wo sich nicht alle Spieler auf einem gleich hohen Niveau befinden. Und auf den Außenverteidiger-Positionen gibt es wenig Alternativen. Trainer Paulo Bento wird aber mit seiner nüchternen und sachlichen Art schon eine Lösung finden.

"Portugal ist bei Trainer Bento in guten Händen"

Apropos Bento: Er ist mit 42 Jahren beim EM-Start ein relativ junger Nationaltrainer, den ich seit gemeinsamen Zeiten bei Sporting Lissabon sehr gut kenne. Erst als Mitspieler, später dann als mein Trainer. Ich bewundere ihn sehr, weil er prinzipientreu ist. Nicht nur als Fußballer, vor allem auch als Mensch. Paulo ist ein sehr korrekter Zeitgenosse, der klar und frontal im direkten Austausch spricht und dir dabei immer in die Augen blickt. Bei ihm weiß jeder, was er zu tun hat auf dem Platz: Sicherheit in der Verteidigung, notwendiges schnelles Umschalten, Effizienz im Sturm. Positive Ergebnisse reichen ihm, schönes Spiel ist ihm nicht so wichtig. Er fordert als Coach zwar Disziplin ein, lässt es aber zugleich auch menscheln im Umgang mit den Profis. Zudem ist er einer, der seine Entscheidungen und Überlegungen erklärt. Die Nationalmannschaft ist bei ihm in guten Händen.

Lassen Sie mich kurz die wichtigsten Schlüsselfiguren in Portugals aktuellem EM-Team skizzieren.

Cristiano Ronaldo (27) ist der Hoffnungsträger von ganz Portugal. Bei seinen bisherigen WM- und EM-Turnierteilnahmen seit 2004 hat er seine große Klasse zwar noch nicht entscheidend in die Waagschale werfen können. Diesmal aber wird uns der Superstürmer von Real Madrid nicht enttäuschen. Er ist unser Weltstar – aber er gibt sich innerhalb der Mannschaft nicht als solcher. Er ist daher in seiner Bescheidenheit extrem wichtig für das Kollektiv, auch und gerade als Mensch und Kapitän. Cristiano ist ein außergewöhnlicher Spieler, ein Naturtalent, das dennoch immer noch mehr arbeitet und trainiert als viele andere. Ronaldo ist sehr schnell und dribbelstark, hat einen phänomenalen Schuss und kann auch mit seiner Kopfballstärke ein Spiel alleine entscheiden. Und er hat angekündigt: 'Wir wollen die EM gewinnen.'

Ronaldos Angriffskollege Nani (25) hat sich bei Manchester United seit seiner Ankunft 2007 gut entwickelt. Er ist nicht mehr nur der verspielte Junge früherer Tage, sondern präsentiert sich inzwischen sehr zielgerichtet. Schnell, dribbelstark und sehr gefährlich vor dem Tor war er schon immer. Mittlerweile hat er körperlich zugelegt und ist damit auch physisch nur schwer vom Ball zu trennen. Vor allem aber ist Nani einer, der die Mannschaft mitreißt.

Madrids Pepe als großer Rückhalt in der Abwehr

In der Abwehr verfügt Portugals eingebürgerter Brasilianer Pepe (29) von Real Madrid über ein hervorragendes Kopfballspiel, ist zudem schnell und hart im Zweikampf. Zudem ist seine kämpferische Art stark motivierend für das gesamte Team. Weil er technisch besser ist, als manche denken, geht er immer, wenn sich die Möglichkeit bietet, mit dem Ball am Fuß ins Mittelfeld und treibt das Spiel an.

Mit Mittelfeldspieler Raul Meireles (29) habe ich anfangs noch bei Boavista Porto gespielt. Der jetzige Chelsea-Profi ist ein kämpferischer Typ mit einem großen Arbeitspensum. Raul ist ununterbrochen unterwegs, wartet zudem immer darauf, seinen starken Schuss aus der zweiten Reihe einzusetzen. Er gibt dem Team defensive Stabilität, wenn das Gros der Kollegen angreift, und verstärkt die Verteidigung, wenn das Team unter Druck gerät.

"Turniereinstieg gegen Deutschland wird große Herausforderung"

Wie mit mir bei den EM-Endrunden 2004 und 2008 steht mit Rui Patricio (24) auch bei der EM 2012 ein Torfhüter von Sporting Lissabon zwischen den Pfosten. Er erlebt jetzt den besten Moment seiner Karriere und bietet, was von einem Topkeeper verlangt wird: Konzentration, Strafraumbeherrschung, gute Reflexe. Und: Er ist beispielhaft für die gute Nachwuchs-Schulung, für die Sporting bekannt ist.

Der Turniereinstieg gegen Deutschland wird gleich zu einer großen Herausforderung, denn das ist eine richtig schwierige Angelegenheit. Aber unsere Mannschaft will bei dieser EURO einen großen Traum verwirklichen. Dafür muss sie große Hindernisse aus dem Weg räumen, und dazu gehört nun mal das Spiel gegen den Vize-Europameister von 2008 - Deutschland."

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Ricardo wurde mit Portugal 2004 Vize-Europameister. Bei der damaligen EM-Endrunde im eigenen Land avancierte der Nationaltorhüter (79 Länderspiele) im Viertelfinale gegen England (2:2, 6:5 i.E.) zum Helden, als er den letzten Elfmeter der Briten von Darius Vassell hielt und danach zum entscheidenden 6:5 selbst traf. Sein letztes Länderspiel bestritt er bei der 2:3-Niederlage gegen Deutschland im EM-Viertelfinale 2008.

Exklusiv auf DFB.de stellt Portugals inzwischen 36 Jahre alte Torwart-Legende vor der EM 2012 den ersten Gruppengegner der deutschen Mannschaft (9. Juni, ab 20:45 Uhr, in Lwiw) vor.

"Wir haben eine sehr starke Mannschaft, eine, die von einem Weltstar und Superfußballer wie Cristiano Ronaldo angeführt wird. Das allein ist schon ein Pfund, mit dem Portugal wuchern kann – und bei der EURO auch wuchern wird. Portugal hat jedoch auch weitere Spieler von großer Qualität, zudem spielen viele in den wichtigsten europäischen Ligen. Unsere Profis werden daher permanent auf höchstem Niveau gefordert. Das Team von Paulo Bento ist technisch hervorragend und lässt den Ball gut laufen. Vom Mittelfeld in die Spitze wird sehr schnell und genau agiert. Und dort sind unsere Superdribbler Cristiano Ronaldo und Nani immer für Unvorhergesehenes und einen guten Abschluss gut.

Es gibt in der Mannschaft aber auch Positionen, die nicht so stark besetzt sind. Im Mittelfeld etwa, wo sich nicht alle Spieler auf einem gleich hohen Niveau befinden. Und auf den Außenverteidiger-Positionen gibt es wenig Alternativen. Trainer Paulo Bento wird aber mit seiner nüchternen und sachlichen Art schon eine Lösung finden.

"Portugal ist bei Trainer Bento in guten Händen"

Apropos Bento: Er ist mit 42 Jahren beim EM-Start ein relativ junger Nationaltrainer, den ich seit gemeinsamen Zeiten bei Sporting Lissabon sehr gut kenne. Erst als Mitspieler, später dann als mein Trainer. Ich bewundere ihn sehr, weil er prinzipientreu ist. Nicht nur als Fußballer, vor allem auch als Mensch. Paulo ist ein sehr korrekter Zeitgenosse, der klar und frontal im direkten Austausch spricht und dir dabei immer in die Augen blickt. Bei ihm weiß jeder, was er zu tun hat auf dem Platz: Sicherheit in der Verteidigung, notwendiges schnelles Umschalten, Effizienz im Sturm. Positive Ergebnisse reichen ihm, schönes Spiel ist ihm nicht so wichtig. Er fordert als Coach zwar Disziplin ein, lässt es aber zugleich auch menscheln im Umgang mit den Profis. Zudem ist er einer, der seine Entscheidungen und Überlegungen erklärt. Die Nationalmannschaft ist bei ihm in guten Händen.

Lassen Sie mich kurz die wichtigsten Schlüsselfiguren in Portugals aktuellem EM-Team skizzieren.

Cristiano Ronaldo (27) ist der Hoffnungsträger von ganz Portugal. Bei seinen bisherigen WM- und EM-Turnierteilnahmen seit 2004 hat er seine große Klasse zwar noch nicht entscheidend in die Waagschale werfen können. Diesmal aber wird uns der Superstürmer von Real Madrid nicht enttäuschen. Er ist unser Weltstar – aber er gibt sich innerhalb der Mannschaft nicht als solcher. Er ist daher in seiner Bescheidenheit extrem wichtig für das Kollektiv, auch und gerade als Mensch und Kapitän. Cristiano ist ein außergewöhnlicher Spieler, ein Naturtalent, das dennoch immer noch mehr arbeitet und trainiert als viele andere. Ronaldo ist sehr schnell und dribbelstark, hat einen phänomenalen Schuss und kann auch mit seiner Kopfballstärke ein Spiel alleine entscheiden. Und er hat angekündigt: 'Wir wollen die EM gewinnen.'

Ronaldos Angriffskollege Nani (25) hat sich bei Manchester United seit seiner Ankunft 2007 gut entwickelt. Er ist nicht mehr nur der verspielte Junge früherer Tage, sondern präsentiert sich inzwischen sehr zielgerichtet. Schnell, dribbelstark und sehr gefährlich vor dem Tor war er schon immer. Mittlerweile hat er körperlich zugelegt und ist damit auch physisch nur schwer vom Ball zu trennen. Vor allem aber ist Nani einer, der die Mannschaft mitreißt.

Madrids Pepe als großer Rückhalt in der Abwehr

In der Abwehr verfügt Portugals eingebürgerter Brasilianer Pepe (29) von Real Madrid über ein hervorragendes Kopfballspiel, ist zudem schnell und hart im Zweikampf. Zudem ist seine kämpferische Art stark motivierend für das gesamte Team. Weil er technisch besser ist, als manche denken, geht er immer, wenn sich die Möglichkeit bietet, mit dem Ball am Fuß ins Mittelfeld und treibt das Spiel an.

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Mit Mittelfeldspieler Raul Meireles (29) habe ich anfangs noch bei Boavista Porto gespielt. Der jetzige Chelsea-Profi ist ein kämpferischer Typ mit einem großen Arbeitspensum. Raul ist ununterbrochen unterwegs, wartet zudem immer darauf, seinen starken Schuss aus der zweiten Reihe einzusetzen. Er gibt dem Team defensive Stabilität, wenn das Gros der Kollegen angreift, und verstärkt die Verteidigung, wenn das Team unter Druck gerät.

"Turniereinstieg gegen Deutschland wird große Herausforderung"

Wie mit mir bei den EM-Endrunden 2004 und 2008 steht mit Rui Patricio (24) auch bei der EM 2012 ein Torfhüter von Sporting Lissabon zwischen den Pfosten. Er erlebt jetzt den besten Moment seiner Karriere und bietet, was von einem Topkeeper verlangt wird: Konzentration, Strafraumbeherrschung, gute Reflexe. Und: Er ist beispielhaft für die gute Nachwuchs-Schulung, für die Sporting bekannt ist.

Der Turniereinstieg gegen Deutschland wird gleich zu einer großen Herausforderung, denn das ist eine richtig schwierige Angelegenheit. Aber unsere Mannschaft will bei dieser EURO einen großen Traum verwirklichen. Dafür muss sie große Hindernisse aus dem Weg räumen, und dazu gehört nun mal das Spiel gegen den Vize-Europameister von 2008 - Deutschland."