Reinhard Grindel: "Gut vorbereitet in das neue Amt"

Das Geld des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wird bald ein neuer Mann verwalten. Beim DFB-Bundestag im Herbst kommt es an einer Schaltstelle des 6,8 Millionen Mitglieder starken Verbandes zum Personalwechsel. Für Horst R. Schmidt, seit 1976 beim DFB in Frankfurt, zwischen 1992 und 2007 als Generalsekretär oberster Chef der Zentralverwaltung, endet in Nürnberg die letzte Amtszeit. Dann auch als Schatzmeister. Der 71-Jährige hat die Altersgrenze erreicht.

Der Neue heißt Reinhard Grindel. An diesem Freitag wird das DFB-Präsidium den 51-jährigen Juristen als Kandidaten für das verantwortungsvolle Amt vorschlagen. Dann müssen ihn die Delegierten beim DFB-Bundestag am 24. und 25. Oktober in Nürnberg nur noch wählen. DFB.de stellt den vielseitigen Ex-Journalisten vor.

Freizeitfußballer und "Fußballgestalter"

Reinhard Grindel ist durch seine ehrenamtliche Arbeit in Niedersachsen geprägt. Die Basis und die Landesverbände liegen ihm am Herzen. "Der DFB schafft die Rahmenbedingungen, damit die Leistungsfähigkeit seiner Landesverbände erhalten bleibt", sagt Grindel, der im Oktober 2011 als erster Vizepräsident des Niedersächsischen Fußballverbandes (NFV) gewählt wurde. "Die Umsetzung des neuen Masterplans Amateurfußball wird von zentraler Bedeutung sein."

Jurist, Journalist, Politiker, seit 2002 Mitglied des Bundestages, Freizeitfußballer und seit ein paar Jahren "Fußballgestalter" - bei ihm überlagern sich die Karrierestränge. Einmal, im Sommer 1995, ganz besonders. Als ZDF-Redakteur war die Politik sein eigentliches Sujet, gerade deshalb vertraute ihm das Aktuelle Sportstudio den Report von der Bundesligapartie SC Freiburg gegen FC St. Pauli an.

Denn auf Seiten der Freiburger spielte Ralf Kohl, von den Teamkollegen nur "Kanzler" gerufen, bei den Hamburgern ein gewisser Jens Scharping. "Béla Réthy meinte, den Bericht 'Kohl gegen Scharping' mache am besten ich, also bin ich ins Breisgau gefahren", erinnert er sich an den Dreh. "Ein 2:0-Auswärtssieg für St. Pauli." Sieg also für Scharping, die Bundestagswahl ein paar Monate zuvor hatte die schwarz-gelbe Koalition gewonnen. Für das ZDF leitete er später das Hauptstadtstudio in Berlin, zwischen 1999 und 2002 das Studio in Brüssel.

Karibik-Feeling mitten in Niedersachsen

Die WM 2006 war für ihn der Anstoß auf dem Weg zum NFV. Das Sommermärchen hatte nachhaltige Folgen, auch für Reinhard Grindel. WM-Teilnehmer Trinidad Tobago schlug sein Teamcamp in Rotenburg auf. Die Kreisstadt an der Wümme ist auch seine Heimat. Schon sein Großvater unterrichtete hier an der Mittelschule Mathematik. "Also haben wir alles unternommen, damit die Trinibagos, wie die Rotenburger sie liebevoll nannten, sich bei uns heimisch fühlten", berichtet Grindel.

Bereits der erste Gang ins Teamhotel führte die Männer von der Karibik durch ein Spalier von 2000 Rotenburgern. Karibik-Feeling mitten in Niedersachsen. Die herzliche Betreuung der 31 Gastmannschaften - vielleicht der Schlüssel für das aufpolierte deutsche Image in der Welt. Grindel selbst lernte durch sein WM-Engagement Karl Rothmund kennen - der nun auch in Nürnberg das DFB-Präsidium verlassen wird.

"Ich bin froh, dass Karl, mit dem ich mittlerweile gut befreundet bin, als NFV-Präsident weiterhin dem DFB-Vorstand und dem Jour Fixe angehören wird", sagt Grindel. "Ich brauche ihn als kollegialen Ratgeber, der mir gerade auch aus der Historie Zusammenhänge erklären kann."

"Kerngeschäft und soziales Engagement widersprechen sich nicht"

Als Beauftragter für "Anti-Korruption" gehört er seit 2010 der Kommission Nachhaltigkeit an. Drei wesentliche Ergebnisse stehen am Ende seiner dreijährigen Tätigkeit in dieser Rolle: der Mitarbeiterkodex für die DFB-Mitarbeiter, ein Memorandum des Ligaverbandes und des DFB zur Hospitality und eine gemeinsam mit DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock ins Leben gerufene Kampagne zur Prävention von Spielmanipulation. "Gemeinsam haben wir den DFB bei diesem Thema mit der UEFA vernetzt", sagt Grindel. "Hier sind wir gut aufgestellt."

Ohnehin befürwortet Grindel viele Ansätze, die in der Kommission Nachhaltigkeit angeschoben wurden: "Wir müssen verstehen, dass sich Kerngeschäft und soziales Engagement nicht widersprechen, etwa bei den Bereichen Integrität und Integration. Man muss doch nur mal in den Ballungsräumen schauen, wie viele Kinder in der D-Jugend eine Zuwanderungsgeschichte haben. Wenn es uns gelingt, die Zukunft dieser Kinder positiv zu beeinflussen, hat auch der Fußball eine positive Zukunft. Und wenn die Integrität des Spiels nicht gewahrt bleibt, werden sich die Fans abwenden. Wenn wir sagen, Fußball ist Zukunft, hat das eben auch mit Nachhaltigkeit zu tun."

Ein Mann - zwei Wahlen

Für seine neue Aufgabe hat er trainiert. "Wichtig war zudem, dass ich seit drei Jahren der Kommission Steuern und Abgaben angehöre, und dadurch viele Abläufe bearbeitet habe, die das tägliche Geschäft des Schatzmeisters prägen", so Grindel. "Mit Horst R. Schmidt und Stefan Hans (Stellvertretender DFB-Generalsekretär; die Red.) hatte ich einige lange Gespräche. Dafür bin ich dankbar. Ich gehe gut vorbereitet in diese neue Aufgabe."

Wahrscheinlich ist er der einzige Mensch in Deutschland, der sich in diesem Jahr gleich zwei Bundestagswahlen stellt. Am 25. Oktober will er DFB-Schatzmeister werden. Und am 22. September seinen Wahlkreis gewinnen. Alles andere als der erneute Einzug in den Bundestag, auch dank Platz neun auf der CDU-Landesliste, wäre eine große Überraschung. "Momentan mache ich etwa 40 Termine die Woche", berichtet Grindel, "aber entscheidend ist, dass man vorbeischaut, wenn nicht Wahlkampf ist."

Der designierte neue DFB-Schatzmeister wurde am 19. September 1961 in Hamburg geboren, als kleiner Junge sammelte er die Autogramme der großen HSV-Spieler: Uwe Seeler, Charly Dörfel, George Volkert. Als Niedersachse sitzt er heute häufiger beim anderen HSV im Stadion, bei Hannover 96 - aber auch ins Bremer Weserstadion zieht es ihn manchmal. "Als DFB-Schatzmeister", sagt er, "sollte man da ohnehin neutral sein."

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Das Geld des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wird bald ein neuer Mann verwalten. Beim DFB-Bundestag im Herbst kommt es an einer Schaltstelle des 6,8 Millionen Mitglieder starken Verbandes zum Personalwechsel. Für Horst R. Schmidt, seit 1976 beim DFB in Frankfurt, zwischen 1992 und 2007 als Generalsekretär oberster Chef der Zentralverwaltung, endet in Nürnberg die letzte Amtszeit. Dann auch als Schatzmeister. Der 71-Jährige hat die Altersgrenze erreicht.

Der Neue heißt Reinhard Grindel. An diesem Freitag wird das DFB-Präsidium den 51-jährigen Juristen als Kandidaten für das verantwortungsvolle Amt vorschlagen. Dann müssen ihn die Delegierten beim DFB-Bundestag am 24. und 25. Oktober in Nürnberg nur noch wählen. DFB.de stellt den vielseitigen Ex-Journalisten vor.

Freizeitfußballer und "Fußballgestalter"

Reinhard Grindel ist durch seine ehrenamtliche Arbeit in Niedersachsen geprägt. Die Basis und die Landesverbände liegen ihm am Herzen. "Der DFB schafft die Rahmenbedingungen, damit die Leistungsfähigkeit seiner Landesverbände erhalten bleibt", sagt Grindel, der im Oktober 2011 als erster Vizepräsident des Niedersächsischen Fußballverbandes (NFV) gewählt wurde. "Die Umsetzung des neuen Masterplans Amateurfußball wird von zentraler Bedeutung sein."

Jurist, Journalist, Politiker, seit 2002 Mitglied des Bundestages, Freizeitfußballer und seit ein paar Jahren "Fußballgestalter" - bei ihm überlagern sich die Karrierestränge. Einmal, im Sommer 1995, ganz besonders. Als ZDF-Redakteur war die Politik sein eigentliches Sujet, gerade deshalb vertraute ihm das Aktuelle Sportstudio den Report von der Bundesligapartie SC Freiburg gegen FC St. Pauli an.

Denn auf Seiten der Freiburger spielte Ralf Kohl, von den Teamkollegen nur "Kanzler" gerufen, bei den Hamburgern ein gewisser Jens Scharping. "Béla Réthy meinte, den Bericht 'Kohl gegen Scharping' mache am besten ich, also bin ich ins Breisgau gefahren", erinnert er sich an den Dreh. "Ein 2:0-Auswärtssieg für St. Pauli." Sieg also für Scharping, die Bundestagswahl ein paar Monate zuvor hatte die schwarz-gelbe Koalition gewonnen. Für das ZDF leitete er später das Hauptstadtstudio in Berlin, zwischen 1999 und 2002 das Studio in Brüssel.

Karibik-Feeling mitten in Niedersachsen

Die WM 2006 war für ihn der Anstoß auf dem Weg zum NFV. Das Sommermärchen hatte nachhaltige Folgen, auch für Reinhard Grindel. WM-Teilnehmer Trinidad Tobago schlug sein Teamcamp in Rotenburg auf. Die Kreisstadt an der Wümme ist auch seine Heimat. Schon sein Großvater unterrichtete hier an der Mittelschule Mathematik. "Also haben wir alles unternommen, damit die Trinibagos, wie die Rotenburger sie liebevoll nannten, sich bei uns heimisch fühlten", berichtet Grindel.

Bereits der erste Gang ins Teamhotel führte die Männer von der Karibik durch ein Spalier von 2000 Rotenburgern. Karibik-Feeling mitten in Niedersachsen. Die herzliche Betreuung der 31 Gastmannschaften - vielleicht der Schlüssel für das aufpolierte deutsche Image in der Welt. Grindel selbst lernte durch sein WM-Engagement Karl Rothmund kennen - der nun auch in Nürnberg das DFB-Präsidium verlassen wird.

"Ich bin froh, dass Karl, mit dem ich mittlerweile gut befreundet bin, als NFV-Präsident weiterhin dem DFB-Vorstand und dem Jour Fixe angehören wird", sagt Grindel. "Ich brauche ihn als kollegialen Ratgeber, der mir gerade auch aus der Historie Zusammenhänge erklären kann."

"Kerngeschäft und soziales Engagement widersprechen sich nicht"

Als Beauftragter für "Anti-Korruption" gehört er seit 2010 der Kommission Nachhaltigkeit an. Drei wesentliche Ergebnisse stehen am Ende seiner dreijährigen Tätigkeit in dieser Rolle: der Mitarbeiterkodex für die DFB-Mitarbeiter, ein Memorandum des Ligaverbandes und des DFB zur Hospitality und eine gemeinsam mit DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock ins Leben gerufene Kampagne zur Prävention von Spielmanipulation. "Gemeinsam haben wir den DFB bei diesem Thema mit der UEFA vernetzt", sagt Grindel. "Hier sind wir gut aufgestellt."

Ohnehin befürwortet Grindel viele Ansätze, die in der Kommission Nachhaltigkeit angeschoben wurden: "Wir müssen verstehen, dass sich Kerngeschäft und soziales Engagement nicht widersprechen, etwa bei den Bereichen Integrität und Integration. Man muss doch nur mal in den Ballungsräumen schauen, wie viele Kinder in der D-Jugend eine Zuwanderungsgeschichte haben. Wenn es uns gelingt, die Zukunft dieser Kinder positiv zu beeinflussen, hat auch der Fußball eine positive Zukunft. Und wenn die Integrität des Spiels nicht gewahrt bleibt, werden sich die Fans abwenden. Wenn wir sagen, Fußball ist Zukunft, hat das eben auch mit Nachhaltigkeit zu tun."

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Ein Mann - zwei Wahlen

Für seine neue Aufgabe hat er trainiert. "Wichtig war zudem, dass ich seit drei Jahren der Kommission Steuern und Abgaben angehöre, und dadurch viele Abläufe bearbeitet habe, die das tägliche Geschäft des Schatzmeisters prägen", so Grindel. "Mit Horst R. Schmidt und Stefan Hans (Stellvertretender DFB-Generalsekretär; die Red.) hatte ich einige lange Gespräche. Dafür bin ich dankbar. Ich gehe gut vorbereitet in diese neue Aufgabe."

Wahrscheinlich ist er der einzige Mensch in Deutschland, der sich in diesem Jahr gleich zwei Bundestagswahlen stellt. Am 25. Oktober will er DFB-Schatzmeister werden. Und am 22. September seinen Wahlkreis gewinnen. Alles andere als der erneute Einzug in den Bundestag, auch dank Platz neun auf der CDU-Landesliste, wäre eine große Überraschung. "Momentan mache ich etwa 40 Termine die Woche", berichtet Grindel, "aber entscheidend ist, dass man vorbeischaut, wenn nicht Wahlkampf ist."

Der designierte neue DFB-Schatzmeister wurde am 19. September 1961 in Hamburg geboren, als kleiner Junge sammelte er die Autogramme der großen HSV-Spieler: Uwe Seeler, Charly Dörfel, George Volkert. Als Niedersachse sitzt er heute häufiger beim anderen HSV im Stadion, bei Hannover 96 - aber auch ins Bremer Weserstadion zieht es ihn manchmal. "Als DFB-Schatzmeister", sagt er, "sollte man da ohnehin neutral sein."