Rehhagel: Ein Mensch mit Herzensbildung

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Otto Rehhagel war in seinem Leben vieles – ein Kind der Bundesliga, in Bremen ein Trainer für die Ewigkeit, Überraschungsmeister mit dem 1. FC Kaiserslautern, schließlich „König“ von Griechenland“. Dieser Tage soll er Berlin retten. Seit 2007 gehört er dem Kuratorium der Sepp-Herberger-Stiftung an. Tobias Wrzesinski, stellvertretender Geschäftsführer der Stiftung, traf sich zum Gespräch mit dem sozial stark engagierten Essener.

16 Jahre jung war Otto Rehhagel, als er am Fernseher in einer Kneipe in Altenessen das WM-Endspiel im Berner Wankdorf-Stadion gebannt verfolgte. Die „Helden von Bern“ um den damaligen Bundestrainer Sepp Herberger waren seine Idole, seine Vorbilder. „Wenn mir damals jemand gesagt hätte, dass viele der Helden meiner Jugend später einmal meine Freunde würden, ich hätte ihn für verrückt erklärt“, erzählt der Meistertrainer und lacht.

Heute sitzt Rehhagel bei den Beratungen des Stiftungskuratoriums neben einem dieser „Helden von Bern“. Gemeinsam mit Horst Eckel ist der frühere Meistertrainer in und für die Stiftung „des Chefs“ engagiert. „Als ich 2007 die Mitteilung bekam, dass mich das DFB-Präsidium in das Kuratorium der Sepp-Herberger-Stiftung berufen hat, war das eine besondere Freude und Ehre für mich“, betont Rehhagel.

An seine erste Begegnung mit Sepp Herberger erinnert sich der Essener noch genau: „Ich habe Sepp Herberger Anfang der 1960er Jahre persönlich kennengelernt. Ich war damals Spieler in der Niederrhein-Auswahl. Herberger kam in der Halbzeit einer Begegnung zu uns in die Kabine und fragte mich nach meinem Alter. Später bestritt ich eine Auswahl-Partie in Karlsruhe mit ihm als Trainer“. Sepp Herberger hat Rehhagel fasziniert: „Herberger war eine außergewöhnliche Persönlichkeit, die Figur des Sieges von Bern. Er hatte ein unglaubliches Fachwissen und eine tolle Ausstrahlung. Er war ein Mensch mit Herzensbildung“.

Seine Tätigkeit für die älteste deutsche Fußballstiftung übt Rehhagel mit viel Engagement und Leidenschaft aus. „Die Stiftung ist eine wertvolle Einrichtung und wenn ich mich einbringen kann, mache ich das gerne“, sagt Rehhagel. Alljährlich ist er gemeinsam mit seinem Kuratoriumskollegen Dr. Klaus Kinkel gern gesehener Gast bei der Deutschen Meisterschaft der Werkstätten für behinderte Menschen. „Ich habe in meinem Leben sehr viel Glück gehabt und möchte davon etwas an die Menschen zurückgeben, die nicht immer auf der Sonnenseite des Lebens standen“, betont der 73-Jährige.

Auch seine frühere Grundschule hat Rehhagel dabei nicht vergessen. Gemeinsam mit Stiftungsgeschäftsführer Wolfgang Watzke besuchte er im Mai 2011 die Schule an der Rahmstraße in Altenessen. Dort lernen Kinder mit und ohne Handicap gemeinsam. „Der integrative Ansatz fasziniert mich. Es ist toll, wenn behinderte und nicht nicht-behinderte Menschen sich begegnen. Hier kann der Sport, der Fußball viel Positives bewegen“, sagt Rehhagel. Über einen Besuch des prominenten Trainers freuten sich im Frühsommer 2011 auch die Jugendfußballer des FC Fortuna Bredeney. Einen Nachmittag verbrachte der Fußballlehrer mit den E-Junioren des Vereins auf dem regennassen Ascheplatz. Eine Auszeichnung für das Engagement des Klubs für den Jugendfußball.

Der Fußball hat sein Leben geprägt und er hat den Fußball geprägt – Rehhagel begann seine Karriere bei TuS Helene Essen, wechselte von dort zum Lokalrivalen Rot-Weiß und mit Gründung der Fußball-Bundesliga 1963 zu Hertha BSC Berlin. Dort und beim 1. FC Kaiserslautern bestritt Rehhagel bis 1972 insgesamt 201 Bundesliga-Spiele. Direkt im Anschluss wurde er Trainer beim 1. FC Saarbrücken.

Später wechselte er als Co-Trainer zu den Offenbacher Kickers. „Gyula Lorant war mein Trainer und Mentor beim 1. FC Kaiserslautern. Er hat mich als Co-Trainer nach Offenbach geholt“, erinnert er sich. Besonders erfolgreich war Rehhagel als Trainer in Bremen und beim 1. FC Kaiserslautern. Mit den Pfälzern sicherte er sich unmittelbar nach dem Wiederaufstieg in die Fußball-Bundesliga 1998 den Meistertitel – bis heute einmalig. 2004 die Krönung seiner Laufbahn – mit Griechenland wurde „Rehhakles“ sensationell Europameister. Die Griechen krönten ihren „König Otto“. Ende Februar übernahm er die akut abstiegsbedrohte Hertha, wo fast fünf Jahrzehnte zuvor seine Zeit in der Bundesliga begonnen hatte. Der Kreis schließt sich.

Als er in das Café kommt, trägt er mehrere Fachmagazine unter dem Arm. Bis heute ist der Fußball für den 73-Jährigen keine Teilzeitbeschäftigung. „Die Theoretiker des Fußballs sollen kein Computerspiel aus unserem Sport machen. Fußball ist und bleibt unberechenbar“, sagt der Altmeister und schmunzelt.

Im Umgang mit seinen Spielern waren ihm immer Werte wie Pünktlichkeit, Höflichkeit, Respekt und Fairness wichtig: „Die große Herausforderung unseres Lebens ist der Umgang mit anderen Menschen. Mir war und ist es wichtig, Zugang zu den Menschen zu finden. Es geht im Sport um Menschenführung und Wertevermittlung.“ In die Fußstapfen seines Vaters ist auch Sohn Jens getreten: Der promovierte Sportwissenschaftler ist Nachwuchskoordinator von Hannover 96. „Mein Sohn hat meinen Ehrgeiz und die Intelligenz meiner Frau“, lacht Otto Rehhagel.

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Rehhagel war nicht immer ruhig und ausgeglichen: „Ich habe mich im Laufe meiner Karriere vom Vulkan zum Diplomanten entwickelt“, sagt er. „Wenn etwas falsch war, man einen Fehler gemacht hat, dann muss man sich das auch eingestehen. Ich habe manchmal impulsiv reagiert und mich später für die Art und Weise mancher Kritik auch vor meiner Mannschaft entschuldigt“, sagt Rehhagel.

Otto Rehhagel ist nachdenklich, reflektiert, er hat Spaß am Fußball und genießt das Leben. „Ich werde heute zu vielen Veranstaltungen eingeladen. Ich habe die Welt gesehen. Alles dank dem Sport“. Rehhagel vertritt Werte, bringt die Dinge auf den Punkt, er strahlt Wärme aus und ist engagiert. Nicht nur in Griechenland, auch in seiner Heimatstadt Essen haben ihn die Menschen fest ins Herz geschlossen: Mitten während des Gesprächs schenkt ihm eine ältere Dame zwei Puppen. Rehhagel ist gerührt und drückt die Frau zum Dank fest an sich.

Die „Helden von Bern“ wurden im Laufe eines langen Fußballlebens seine Freunde – und er selbst wurde ein Mensch mit Herzensbildung…

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Otto Rehhagel war in seinem Leben vieles – ein Kind der Bundesliga, in Bremen ein Trainer für die Ewigkeit, Überraschungsmeister mit dem 1. FC Kaiserslautern, schließlich „König“ von Griechenland“. Dieser Tage soll er Berlin retten. Seit 2007 gehört er dem Kuratorium der Sepp-Herberger-Stiftung an. Tobias Wrzesinski, stellvertretender Geschäftsführer der Stiftung, traf sich zum Gespräch mit dem sozial stark engagierten Essener.

16 Jahre jung war Otto Rehhagel, als er am Fernseher in einer Kneipe in Altenessen das WM-Endspiel im Berner Wankdorf-Stadion gebannt verfolgte. Die „Helden von Bern“ um den damaligen Bundestrainer Sepp Herberger waren seine Idole, seine Vorbilder. „Wenn mir damals jemand gesagt hätte, dass viele der Helden meiner Jugend später einmal meine Freunde würden, ich hätte ihn für verrückt erklärt“, erzählt der Meistertrainer und lacht.

Heute sitzt Rehhagel bei den Beratungen des Stiftungskuratoriums neben einem dieser „Helden von Bern“. Gemeinsam mit Horst Eckel ist der frühere Meistertrainer in und für die Stiftung „des Chefs“ engagiert. „Als ich 2007 die Mitteilung bekam, dass mich das DFB-Präsidium in das Kuratorium der Sepp-Herberger-Stiftung berufen hat, war das eine besondere Freude und Ehre für mich“, betont Rehhagel.

An seine erste Begegnung mit Sepp Herberger erinnert sich der Essener noch genau: „Ich habe Sepp Herberger Anfang der 1960er Jahre persönlich kennengelernt. Ich war damals Spieler in der Niederrhein-Auswahl. Herberger kam in der Halbzeit einer Begegnung zu uns in die Kabine und fragte mich nach meinem Alter. Später bestritt ich eine Auswahl-Partie in Karlsruhe mit ihm als Trainer“. Sepp Herberger hat Rehhagel fasziniert: „Herberger war eine außergewöhnliche Persönlichkeit, die Figur des Sieges von Bern. Er hatte ein unglaubliches Fachwissen und eine tolle Ausstrahlung. Er war ein Mensch mit Herzensbildung“.

Seine Tätigkeit für die älteste deutsche Fußballstiftung übt Rehhagel mit viel Engagement und Leidenschaft aus. „Die Stiftung ist eine wertvolle Einrichtung und wenn ich mich einbringen kann, mache ich das gerne“, sagt Rehhagel. Alljährlich ist er gemeinsam mit seinem Kuratoriumskollegen Dr. Klaus Kinkel gern gesehener Gast bei der Deutschen Meisterschaft der Werkstätten für behinderte Menschen. „Ich habe in meinem Leben sehr viel Glück gehabt und möchte davon etwas an die Menschen zurückgeben, die nicht immer auf der Sonnenseite des Lebens standen“, betont der 73-Jährige.

Auch seine frühere Grundschule hat Rehhagel dabei nicht vergessen. Gemeinsam mit Stiftungsgeschäftsführer Wolfgang Watzke besuchte er im Mai 2011 die Schule an der Rahmstraße in Altenessen. Dort lernen Kinder mit und ohne Handicap gemeinsam. „Der integrative Ansatz fasziniert mich. Es ist toll, wenn behinderte und nicht nicht-behinderte Menschen sich begegnen. Hier kann der Sport, der Fußball viel Positives bewegen“, sagt Rehhagel. Über einen Besuch des prominenten Trainers freuten sich im Frühsommer 2011 auch die Jugendfußballer des FC Fortuna Bredeney. Einen Nachmittag verbrachte der Fußballlehrer mit den E-Junioren des Vereins auf dem regennassen Ascheplatz. Eine Auszeichnung für das Engagement des Klubs für den Jugendfußball.

Der Fußball hat sein Leben geprägt und er hat den Fußball geprägt – Rehhagel begann seine Karriere bei TuS Helene Essen, wechselte von dort zum Lokalrivalen Rot-Weiß und mit Gründung der Fußball-Bundesliga 1963 zu Hertha BSC Berlin. Dort und beim 1. FC Kaiserslautern bestritt Rehhagel bis 1972 insgesamt 201 Bundesliga-Spiele. Direkt im Anschluss wurde er Trainer beim 1. FC Saarbrücken.

Später wechselte er als Co-Trainer zu den Offenbacher Kickers. „Gyula Lorant war mein Trainer und Mentor beim 1. FC Kaiserslautern. Er hat mich als Co-Trainer nach Offenbach geholt“, erinnert er sich. Besonders erfolgreich war Rehhagel als Trainer in Bremen und beim 1. FC Kaiserslautern. Mit den Pfälzern sicherte er sich unmittelbar nach dem Wiederaufstieg in die Fußball-Bundesliga 1998 den Meistertitel – bis heute einmalig. 2004 die Krönung seiner Laufbahn – mit Griechenland wurde „Rehhakles“ sensationell Europameister. Die Griechen krönten ihren „König Otto“. Ende Februar übernahm er die akut abstiegsbedrohte Hertha, wo fast fünf Jahrzehnte zuvor seine Zeit in der Bundesliga begonnen hatte. Der Kreis schließt sich.

Als er in das Café kommt, trägt er mehrere Fachmagazine unter dem Arm. Bis heute ist der Fußball für den 73-Jährigen keine Teilzeitbeschäftigung. „Die Theoretiker des Fußballs sollen kein Computerspiel aus unserem Sport machen. Fußball ist und bleibt unberechenbar“, sagt der Altmeister und schmunzelt.

Im Umgang mit seinen Spielern waren ihm immer Werte wie Pünktlichkeit, Höflichkeit, Respekt und Fairness wichtig: „Die große Herausforderung unseres Lebens ist der Umgang mit anderen Menschen. Mir war und ist es wichtig, Zugang zu den Menschen zu finden. Es geht im Sport um Menschenführung und Wertevermittlung.“ In die Fußstapfen seines Vaters ist auch Sohn Jens getreten: Der promovierte Sportwissenschaftler ist Nachwuchskoordinator von Hannover 96. „Mein Sohn hat meinen Ehrgeiz und die Intelligenz meiner Frau“, lacht Otto Rehhagel.

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Rehhagel war nicht immer ruhig und ausgeglichen: „Ich habe mich im Laufe meiner Karriere vom Vulkan zum Diplomanten entwickelt“, sagt er. „Wenn etwas falsch war, man einen Fehler gemacht hat, dann muss man sich das auch eingestehen. Ich habe manchmal impulsiv reagiert und mich später für die Art und Weise mancher Kritik auch vor meiner Mannschaft entschuldigt“, sagt Rehhagel.

Otto Rehhagel ist nachdenklich, reflektiert, er hat Spaß am Fußball und genießt das Leben. „Ich werde heute zu vielen Veranstaltungen eingeladen. Ich habe die Welt gesehen. Alles dank dem Sport“. Rehhagel vertritt Werte, bringt die Dinge auf den Punkt, er strahlt Wärme aus und ist engagiert. Nicht nur in Griechenland, auch in seiner Heimatstadt Essen haben ihn die Menschen fest ins Herz geschlossen: Mitten während des Gesprächs schenkt ihm eine ältere Dame zwei Puppen. Rehhagel ist gerührt und drückt die Frau zum Dank fest an sich.

Die „Helden von Bern“ wurden im Laufe eines langen Fußballlebens seine Freunde – und er selbst wurde ein Mensch mit Herzensbildung…