Rausch: "Es war der größte Erfolg meines Lebens"

34 Spieltage, 34 besondere Begegnungen, 34 Zeitzeugen. Auf DFB.de erinnern sich prägende Figuren der Bundesligageschichte an ganz spezielle Duelle, passend zum jeweils aktuellen Spieltag der Saison 2013/2014.

Vor dem 34. Spieltag der Bundesliga spricht Friedel Rausch über die Rettung seiner Gladbacher Borussia in Wolfsburg 1998 und seine Entlassung an selber Stelle - alles binnen sechs Monaten. Der historische Erlebnisbericht des heute 74-Jährigen.

"Als wir am 9. Mai 1998 mit Borussia Mönchengladbach in Wolfsburg spielten, war ich erst sechs Wochen Trainer dort. Ich hatte ein Himmelfahrtskommando übernommen, eigentlich waren wir ja schon weg. Doch ich galt ja als Motivationskünstler und habe die Spieler in vielen Einzelgesprächen aufgebaut und sie dabei auch besser kennengelernt. Psychologie spielt im Abstiegskampf eine große Rolle.

Im letzten Spiel hatten wir noch eine Chance: Wir mussten gewinnen und der KSC in Rostock verlieren. Bei Anpfiff waren wir 16., bei Abpfiff 15., weil Hansa 4:2 gewonnen hatte. Wir haben schon zur Halbzeit 2:0 geführt, vor allem dank Stefan Effenberg, der ein Tor erzielt hat. In unserer kurzen gemeinsamen Zeit hat er sehr gut gespielt, leider ist er dann zu den Bayern gewechselt.

Das war der Anfang vom vorläufigen Ende der Gladbacher Bundesligazeit. Im nächsten Jahr stiegen sie ja erstmals ab, wir hatten viele Spieler drin, die nur noch Ball und Gegner hinterherliefen. Den Abstieg musste ich nicht mehr miterleben, man hatte sich ja schon im November 1998 von mir getrennt. Wieder spielte Wolfsburg Schicksal für mich, wir verloren trotz früher Führung mit 1:7. Toni Polster hat das Tor gemacht, aber er war auch kein Typ für den Abstiegskampf.

Da ich Niederlagen immer schnell verdrängen konnte, weiß ich sonst nicht mehr viel über dieses Spiel. Nur, dass ich abends noch im Sportstudio saß. Am nächsten Morgen suchte Borussia schon meinen Nachfolger, was ich noch nicht wusste, als ich zum Training fuhr. Ich fragte einen Reporter: 'Bin ich noch Trainer?' War ich, offiziell. Ich durfte noch eine Einheit trainieren, am Montag war dann Schluss. So ist es halt im Fußball, der Trainer ist immer der Schuldige, im Erfolg ist er der Gute.

Ich erinnere mich also lieber an das erste Spiel in Wolfsburg. Damals habe ich in der Euphorie gesagt: "Das war der größte Erfolg meines Lebens!" Und dazu stehe ich noch heute. Es war sehr emotional, aber es hat auch verdammt viele Nerven gekostet. Im Grunde muss ich froh sein, dass ich nie einen Herzinfarkt auf der Bank bekommen habe."

Friedel Rausch war als Profi 170-mal für Schalke in der Bundesliga am Ball und erlangte durch die "Hundebiss-Affäre" 1969 unfreiwillige Berühmtheit. Auf Schalke begann 1976 auch seine Trainerkarriere, 1977 führte er die Knappen auf den zweiten Platz. 1980 wurde er mit Eintracht Frankfurt UEFA-Pokal-Sieger. Über Kaiserslautern (Vizemeister 1994) kam er am 1. April 1998 nach Mönchengladbach. Nach seiner Entlassung im November übernahm er Anfang 1999 den 1. FC Nürnberg, mit dem er abstieg. Gleiches widerfuhr ihm 2001 bei seiner letzten Station Eintracht Frankfurt, wo er einen Monat vor Saisonschluss nichts mehr retten konnte. Heute lebt Rausch mit seiner Familie in der Schweiz.

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34 Spieltage, 34 besondere Begegnungen, 34 Zeitzeugen. Auf DFB.de erinnern sich prägende Figuren der Bundesligageschichte an ganz spezielle Duelle, passend zum jeweils aktuellen Spieltag der Saison 2013/2014.

Vor dem 34. Spieltag der Bundesliga spricht Friedel Rausch über die Rettung seiner Gladbacher Borussia in Wolfsburg 1998 und seine Entlassung an selber Stelle - alles binnen sechs Monaten. Der historische Erlebnisbericht des heute 74-Jährigen.

"Als wir am 9. Mai 1998 mit Borussia Mönchengladbach in Wolfsburg spielten, war ich erst sechs Wochen Trainer dort. Ich hatte ein Himmelfahrtskommando übernommen, eigentlich waren wir ja schon weg. Doch ich galt ja als Motivationskünstler und habe die Spieler in vielen Einzelgesprächen aufgebaut und sie dabei auch besser kennengelernt. Psychologie spielt im Abstiegskampf eine große Rolle.

Im letzten Spiel hatten wir noch eine Chance: Wir mussten gewinnen und der KSC in Rostock verlieren. Bei Anpfiff waren wir 16., bei Abpfiff 15., weil Hansa 4:2 gewonnen hatte. Wir haben schon zur Halbzeit 2:0 geführt, vor allem dank Stefan Effenberg, der ein Tor erzielt hat. In unserer kurzen gemeinsamen Zeit hat er sehr gut gespielt, leider ist er dann zu den Bayern gewechselt.

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Das war der Anfang vom vorläufigen Ende der Gladbacher Bundesligazeit. Im nächsten Jahr stiegen sie ja erstmals ab, wir hatten viele Spieler drin, die nur noch Ball und Gegner hinterherliefen. Den Abstieg musste ich nicht mehr miterleben, man hatte sich ja schon im November 1998 von mir getrennt. Wieder spielte Wolfsburg Schicksal für mich, wir verloren trotz früher Führung mit 1:7. Toni Polster hat das Tor gemacht, aber er war auch kein Typ für den Abstiegskampf.

Da ich Niederlagen immer schnell verdrängen konnte, weiß ich sonst nicht mehr viel über dieses Spiel. Nur, dass ich abends noch im Sportstudio saß. Am nächsten Morgen suchte Borussia schon meinen Nachfolger, was ich noch nicht wusste, als ich zum Training fuhr. Ich fragte einen Reporter: 'Bin ich noch Trainer?' War ich, offiziell. Ich durfte noch eine Einheit trainieren, am Montag war dann Schluss. So ist es halt im Fußball, der Trainer ist immer der Schuldige, im Erfolg ist er der Gute.

Ich erinnere mich also lieber an das erste Spiel in Wolfsburg. Damals habe ich in der Euphorie gesagt: "Das war der größte Erfolg meines Lebens!" Und dazu stehe ich noch heute. Es war sehr emotional, aber es hat auch verdammt viele Nerven gekostet. Im Grunde muss ich froh sein, dass ich nie einen Herzinfarkt auf der Bank bekommen habe."

Friedel Rausch war als Profi 170-mal für Schalke in der Bundesliga am Ball und erlangte durch die "Hundebiss-Affäre" 1969 unfreiwillige Berühmtheit. Auf Schalke begann 1976 auch seine Trainerkarriere, 1977 führte er die Knappen auf den zweiten Platz. 1980 wurde er mit Eintracht Frankfurt UEFA-Pokal-Sieger. Über Kaiserslautern (Vizemeister 1994) kam er am 1. April 1998 nach Mönchengladbach. Nach seiner Entlassung im November übernahm er Anfang 1999 den 1. FC Nürnberg, mit dem er abstieg. Gleiches widerfuhr ihm 2001 bei seiner letzten Station Eintracht Frankfurt, wo er einen Monat vor Saisonschluss nichts mehr retten konnte. Heute lebt Rausch mit seiner Familie in der Schweiz.