Ratzeburg: „Wir wollen jetzt den nächsten Schritt gehen“

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Das 25. DFB-Pokalendspiel der Frauen in Berlin wird das letzte gemeinsam mit den Männern sein. Ab 2010 werden die Frauen ein eigenständiges Finale an einem anderen Ort austragen. Grund genug für Hannelore Ratzeburg, DFB-Vizepräsidentin für Frauen- und Mädchenfußball, auf knapp ein Viertel-Jahrhundert Frauen-Endspiele in Berlin zurückzublicken.

Im exklusiven DFB.de-Interview mit Redakteurin Annette Seitz erzählt Hannelore Ratzeburg von bleibenden Eindrücken und unvergesslichen Erlebnissen, erläutert, wie es dazu kam, dass die Frauen gemeinsam mit den Männern nach Berlin gingen und blickt voraus auf die Zukunft eines eigenständigen DFB-Pokalfinales der Frauen.

Frage: Wie kam es 1985 dazu, dass die Frauen mit den Männern gemeinsam nach Berlin gingen?

Hannelore Ratzeburg: Das Pokalfinale wird von den Frauen ja seit 1981 gespielt. Übrigens von Anfang an als Doppelveranstaltung mit dem Finale der Männer. Damals wurden die Spiele noch an verschiedenen Orten ausgetragen, wie in Stuttgart oder Frankfurt am Main. Allerdings waren die Zuschauerzahlen für die Frauen nicht zufrieden stellend und wir hatten schon zu jener Zeit das Gefühl, dass wir insgesamt einen besseren, einen anderen Rahmen brauchen. Vor allem, um für den Frauenfußball werben zu können. Denn in dieser Phase wollten wir ja noch Werbung für den Frauen- und Mädchenfußball machen. Es gab dann beim DFB Überlegungen den Standort Berlin mit attraktivem Sport zu stützen und das Pokalendspiel längerfristig dorthin zu vergeben. Ich habe mich dann dafür eingesetzt, dass auch das Spiel der Frauen in Berlin ausgetragen wird. Das hat bei den Vereinen großen Zuspruch gefunden. Vor allem, weil man sich eine größere Resonanz in der Öffentlichkeit erhoffte.

Frage: Damals war die Zeit also noch nicht reif für eine eigenständige Veranstaltung?

Ratzeburg: Wir hatten 1981 - was die Zuschauerzahlen angeht – ja nicht so große Ansprüche. Denn zu dieser Zeit gab es noch keinerlei Erfahrungen, was mit Frauenfußball erreicht werden kann. Die Träume von einer größeren Kulisse fingen erst an, nachdem wir 1989 mit der Frauen-Nationalmannschaft im EM-Finale mit 22.000 Zuschauern ein volles Haus in Osnabrück hatten. Da wurde deutlich: Es geht durchaus etwas mit Frauenfußball. Aber Vereinsfußball war zu jener Zeit noch nicht so gut zu vermarkten. Deshalb fand ich es eine tolle Idee, dass wir die beiden Pokalendspiele als DFB-Highlight zum Ende der Serie austragen, um so auch auf Frauenfußball aufmerksam zu machen. In Berlin haben wir eine starke Medienpräsenz, die Spiele werden live übertragen, wir haben gute Einschaltquoten und viel Prominenz aus Politik, Sport und Wirtschaft im Stadion.

Frage: Welche Erinnerungen sind für Sie, nach fast einem Viertel Jahrhundert Frauen-Endspiele in Berlin, die stärksten?

Ratzeburg: 1998 standen der MSV Duisburg bei den Männern und der FCR Duisburg bei den Frauen im Endspiel. Aus Solidarität waren schon sehr viele Duisburger Fans während des Spiels der Frauen im Stadion und sie haben die Mannschaft tüchtig angefeuert. Und - das war ganz clever - die Frauen hatten damals ganz bewusst für ihre Trikots die gleichen Farben gewählt, wie die Männer. Ansonsten kann ich mich noch sehr gut an das Finale 2003 erinnern, das an Dramatik kaum zu überbieten war. Im Spiel des FCR 2001 Duisburg gegen den 1. FFC Frankfurt – dem letzten Auftritt von Martina Voss, ehe sie ihre Karriere als Spielerin beendete - verursacht ausgerechnet sie durch ein Eigentor die Niederlage ihrer Mannschaft. Das war unheimlich dramatisch und hat uns alle sprachlos gemacht.

Frage: An die anschließende Ehrungszeremonie können Sie sich sicher noch sehr gut erinnern?

Ratzeburg: Oh ja, ich weiß noch genau, dass die Duisburgerinnen überhaupt nicht zu trösten waren. Ich habe damals bei der Medaillenübergabe auch gar nichts gesagt. Jedes Wort wäre in dieser Situation wohl falsch gewesen.

Frage: Wie kam es schließlich zu den Überlegungen, ein eigenständiges Finale auszurichten?

Ratzeburg: Zum einen waren die den beiden Frauen-Finalisten zur Verfügung gestellten Kartenkontingente immer schneller vergriffen. Zum anderen zeigten gerade die Spiele der Frauen-Nationalmannschaft, dass das Zuschauer-Interesse am Frauenfußball immer größer wurde. Vor diesem Hintergrund konkretisierten sich die Planungen. Wir wollen nach 25 Endspielen in Berlin den nächsten Schritt für die Entwicklung des Frauenfußballs gehen.

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Frage: Es gab 15 Bewerber für die Ausrichtung des DFB-Pokalendspiels der Frauen. Wie fällt Ihre Reaktion auf diesen Zuspruch aus?

Ratzeburg: Dass sich so viele beworben haben, hat mich überrascht und sehr erfreut. Ich werte das als deutliches Zeichen dafür, dass das Interesse an guten Frauenfußballspielen groß ist.

Frage: Welche Zukunft sehen Sie für das eigenständige Pokalfinale der Frauen?

Ratzeburg: Wir können natürlich nicht erwarten, dass beim ersten eigenständigen Pokalfinale der Frauen gleich 40.000 oder 50.000 Zuschauer kommen. Das muss sich erst über Jahre entwickeln. Wenn das eigenständige Finale jedoch so angenommen wird wie es sich alle erhoffen, habe ich keine Sorge.

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Das 25. DFB-Pokalendspiel der Frauen in Berlin wird das letzte gemeinsam mit den Männern sein. Ab 2010 werden die Frauen ein eigenständiges Finale an einem anderen Ort austragen. Grund genug für Hannelore Ratzeburg, DFB-Vizepräsidentin für Frauen- und Mädchenfußball, auf knapp ein Viertel-Jahrhundert Frauen-Endspiele in Berlin zurückzublicken.

Im exklusiven DFB.de-Interview mit Redakteurin Annette Seitz erzählt Hannelore Ratzeburg von bleibenden Eindrücken und unvergesslichen Erlebnissen, erläutert, wie es dazu kam, dass die Frauen gemeinsam mit den Männern nach Berlin gingen und blickt voraus auf die Zukunft eines eigenständigen DFB-Pokalfinales der Frauen.

Frage: Wie kam es 1985 dazu, dass die Frauen mit den Männern gemeinsam nach Berlin gingen?

Hannelore Ratzeburg: Das Pokalfinale wird von den Frauen ja seit 1981 gespielt. Übrigens von Anfang an als Doppelveranstaltung mit dem Finale der Männer. Damals wurden die Spiele noch an verschiedenen Orten ausgetragen, wie in Stuttgart oder Frankfurt am Main. Allerdings waren die Zuschauerzahlen für die Frauen nicht zufrieden stellend und wir hatten schon zu jener Zeit das Gefühl, dass wir insgesamt einen besseren, einen anderen Rahmen brauchen. Vor allem, um für den Frauenfußball werben zu können. Denn in dieser Phase wollten wir ja noch Werbung für den Frauen- und Mädchenfußball machen. Es gab dann beim DFB Überlegungen den Standort Berlin mit attraktivem Sport zu stützen und das Pokalendspiel längerfristig dorthin zu vergeben. Ich habe mich dann dafür eingesetzt, dass auch das Spiel der Frauen in Berlin ausgetragen wird. Das hat bei den Vereinen großen Zuspruch gefunden. Vor allem, weil man sich eine größere Resonanz in der Öffentlichkeit erhoffte.

Frage: Damals war die Zeit also noch nicht reif für eine eigenständige Veranstaltung?

Ratzeburg: Wir hatten 1981 - was die Zuschauerzahlen angeht – ja nicht so große Ansprüche. Denn zu dieser Zeit gab es noch keinerlei Erfahrungen, was mit Frauenfußball erreicht werden kann. Die Träume von einer größeren Kulisse fingen erst an, nachdem wir 1989 mit der Frauen-Nationalmannschaft im EM-Finale mit 22.000 Zuschauern ein volles Haus in Osnabrück hatten. Da wurde deutlich: Es geht durchaus etwas mit Frauenfußball. Aber Vereinsfußball war zu jener Zeit noch nicht so gut zu vermarkten. Deshalb fand ich es eine tolle Idee, dass wir die beiden Pokalendspiele als DFB-Highlight zum Ende der Serie austragen, um so auch auf Frauenfußball aufmerksam zu machen. In Berlin haben wir eine starke Medienpräsenz, die Spiele werden live übertragen, wir haben gute Einschaltquoten und viel Prominenz aus Politik, Sport und Wirtschaft im Stadion.

Frage: Welche Erinnerungen sind für Sie, nach fast einem Viertel Jahrhundert Frauen-Endspiele in Berlin, die stärksten?

Ratzeburg: 1998 standen der MSV Duisburg bei den Männern und der FCR Duisburg bei den Frauen im Endspiel. Aus Solidarität waren schon sehr viele Duisburger Fans während des Spiels der Frauen im Stadion und sie haben die Mannschaft tüchtig angefeuert. Und - das war ganz clever - die Frauen hatten damals ganz bewusst für ihre Trikots die gleichen Farben gewählt, wie die Männer. Ansonsten kann ich mich noch sehr gut an das Finale 2003 erinnern, das an Dramatik kaum zu überbieten war. Im Spiel des FCR 2001 Duisburg gegen den 1. FFC Frankfurt – dem letzten Auftritt von Martina Voss, ehe sie ihre Karriere als Spielerin beendete - verursacht ausgerechnet sie durch ein Eigentor die Niederlage ihrer Mannschaft. Das war unheimlich dramatisch und hat uns alle sprachlos gemacht.

Frage: An die anschließende Ehrungszeremonie können Sie sich sicher noch sehr gut erinnern?

Ratzeburg: Oh ja, ich weiß noch genau, dass die Duisburgerinnen überhaupt nicht zu trösten waren. Ich habe damals bei der Medaillenübergabe auch gar nichts gesagt. Jedes Wort wäre in dieser Situation wohl falsch gewesen.

Frage: Wie kam es schließlich zu den Überlegungen, ein eigenständiges Finale auszurichten?

Ratzeburg: Zum einen waren die den beiden Frauen-Finalisten zur Verfügung gestellten Kartenkontingente immer schneller vergriffen. Zum anderen zeigten gerade die Spiele der Frauen-Nationalmannschaft, dass das Zuschauer-Interesse am Frauenfußball immer größer wurde. Vor diesem Hintergrund konkretisierten sich die Planungen. Wir wollen nach 25 Endspielen in Berlin den nächsten Schritt für die Entwicklung des Frauenfußballs gehen.

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Frage: Es gab 15 Bewerber für die Ausrichtung des DFB-Pokalendspiels der Frauen. Wie fällt Ihre Reaktion auf diesen Zuspruch aus?

Ratzeburg: Dass sich so viele beworben haben, hat mich überrascht und sehr erfreut. Ich werte das als deutliches Zeichen dafür, dass das Interesse an guten Frauenfußballspielen groß ist.

Frage: Welche Zukunft sehen Sie für das eigenständige Pokalfinale der Frauen?

Ratzeburg: Wir können natürlich nicht erwarten, dass beim ersten eigenständigen Pokalfinale der Frauen gleich 40.000 oder 50.000 Zuschauer kommen. Das muss sich erst über Jahre entwickeln. Wenn das eigenständige Finale jedoch so angenommen wird wie es sich alle erhoffen, habe ich keine Sorge.