Rapolder vor Rückkehr: "Arminia steigt auf"

DFB.de: Ihr Engagement bei der SGS ist nur bis Saisonende vorgesehen. Haben Sie nach den wenigen Wochen seit Ihrem Comeback Blut geleckt?

Rapolder: Im Fußball sind Zukunftsprognosen schwierig. Im Moment macht es mir am meisten Spaß, mit der Mannschaft auf dem Platz zu stehen, den Spielern etwas beizubringen. Als Trainer muss man allerdings immer einem großen Druck standhalten. Ich kann mir auch vorstellen, irgendwann und irgendwo als Sportdirektor zu arbeiten und perspektivisch, strategisch und nachhaltig etwas zu entwickeln.

DFB.de: Konnten Sie nach drei Jahren ohne Verein den Schalter von einem Tag auf den anderen umlegen?

Rapolder: Fünf Wochen vor dem Angebot aus Großaspach war ich beim polnischen Fußballverband zu Gast, habe einen Vortrag gehalten und ein Training geleitet. Es war, als wäre ich nie weggewesen. Offenbar ist es bei der Trainertätigkeit wie beim Radfahren. Man verlernt es nicht (lacht).

DFB.de: Sie haben trotz vieler berufstägiger Spieler im SGS-Kader auch Vormittagseinheiten angesetzt. Wo liegen die Gründe?

Rapolder: Wenn es machbar ist, streuen wir ab und zu Vormittagseinheiten ein. Das geht manchmal, aber eben nicht immer, denn die SGS setzt auf ein duales System von Ausbildung auf und neben dem Platz. Dass fast alle Spieler berufstätig sind, zeigt vielmehr das klare Konzept des Vereins und ist absolut kein Problem.

DFB.de: Der Vorsprung auf die Abstiegsplätze beträgt trotz der neun Zähler aus drei Partien lediglich vier Punkte. Wie schätzen Sie die Situation ein?

Rapolder: Nach zwischenzeitlich neun Partien in Folge ohne Sieg bestand die Gefahr, dass der Zug schon zu Weihnachten abgefahren sein könnte. Daher hat der Verein reagiert. Vor knapp drei Wochen waren wir noch Schlusslicht, jetzt sind es vier Zähler Vorsprung. Das ist nicht schlecht. Bis zur Winterpause sind es noch vier Partien, in denen wir Bonus-Punkte holen wollen. Dann werden wir die Situation noch einmal analysieren und schauen, ob wir die Mannschaft punktuell verstärken. Ich bin davon überzeugt, dass die SGS auch in der nächsten Saison in der 3. Liga an den Start gehen wird.

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Für Trainer Uwe Rapolder kamen in der 3. Liga nach eigener Aussage nur zwei Vereine als mögliche Arbeitgeber in Frage: der Aufsteiger SG Sonnenhof Großaspach und sein Ex-Klub Arminia Bielefeld. Bei der SGS ist der 56-Jährige nun seit rund drei Wochen tätig und führte den Neuling mit drei Siegen aus drei Ligapartien aus der Abstiegszone. Am Freitag (ab 19 Uhr) gibt es für den Routinier eine Reise in die Vergangenheit: Dann gastiert er mit seiner neuen Mannschaft bei seinem ehemaligen Verein in Bielefeld, den er 2004 zum Aufstieg in die Bundesliga und später ins DFB-Pokalhalbfinale geführt hatte.

Rapolder, der unter anderem auch schon für den Karlsruher SC, die TuS Koblenz und den 1. FC Köln tätig war, hat sich mit Großaspach auf eine Zusammenarbeit bis zum Saisonende verständigt. Dann soll wieder Aufstiegstrainer Rüdiger Rehm übernehmen, der sich aktuell auf seine Ausbildung zum Fußball-Lehrer konzentriert. Im DFB.de-Drittligainterview der Woche spricht Uwe Rapolder mit dem Journalisten Thomas Ziehn über die ersten Wochen bei der SGS, seine wichtigsten Maßnahmen und das bevorstehende Spiel bei Arminia Bielefeld.

DFB.de: Drei Siege aus drei Meisterschaftsspielen unter Ihrer Regie nach zuvor vier Niederlagen und neun Spielen ohne Sieg in Folge: Können Sie zaubern, Herr Rapolder?

Uwe Rapolder: (lacht) Das nicht. Ich kenne diese Situationen aber. Entscheidend ist eine Mischung aus Motivation und Organisation. Als Trainer ist man erst einmal vor allem als Psychologe gefordert. Man muss eine Stimmung erzeugen, in der die Spieler ihre Ängste verlieren. Das geht über Ansprache und viele Gespräche. Im organisatorischen Bereich ist es wichtig, etwas zu verändern, damit auf dem Spielfeld ständige Konzentration vorhanden ist. Zum Beispiel haben wir in der Abwehr von Vierer- auf Dreierkette umgestellt.

DFB.de: Was hat in den erfolgreichen Spielen gegen Mainz II (3:1), in Halle (2:0) und gegen Chemnitz (1:0) den Ausschlag gegeben?

Rapolder: Nach dem Mainz-Spiel haben wir die Dreierkette eingeführt, weil ich der Meinung war, dass uns dieses System mehr entgegenkommt. Gegen Mainz drohte das Spiel nach dem 1:1 des FSV zu kippen. Entscheidend war dann unser Siegeswille. Halle dagegen hatte gegen uns keine Torchance. Mit zwei späten Treffern haben wir uns für unsere Geduld belohnt. Nach dem Chemnitz-Spiel habe ich mich gefreut, dass eine Standardsituation für die Entscheidung sorgte. Die hatten wir zuvor im Training geübt.

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DFB.de: Auffällig ist lediglich ein Gegentreffer bei ihrem Debüt gegen Mainz. Haben Sie besonders in der Defensive den Hebel angesetzt?

Rapolder: Das war notwendig. Zuvor hatte die Mannschaft in 15 Partien 29 Gegentreffer kassiert. Ein Zweier-Schnitt ist deutlich zu hoch. Deshalb ging es zuerst darum, den Laden hinten dicht zu machen. Das heißt aber nicht, dass wir uns jetzt nur hinten reinstellen. Wir wollen weiterhin Fußball spielen.

DFB.de: Wie schwer fällt das Ausscheiden aus dem Verbandspokal ins Gewicht?

Rapolder: Erst einmal hat die Mannschaft mit dem Sieg gegen Chemnitz hervorragend auf das 0:1 beim SGV Freiberg reagiert. Um ganz ehrlich zu sein: Ich war im Vorfeld der Meinung, dass die Mannschaft, die noch in Halle siegreich war, gegen einen Oberligisten nicht verlieren kann. Der Platzverweis gegen Shqiprim Binakaj nach einer halben Stunde hatte beim Gegner allerdings für Oberwasser gesorgt und wir waren psychologisch nicht in der Lage, das Spiel trotzdem noch für uns zu entscheiden.

DFB.de: Der Blick geht nun auf das Gastspiel bei Ihrem ehemaligen Klub Arminia Bielefeld am Freitag. Wie groß ist die Vorfreude?

Rapolder: Sie ist getrübt - durch die Stärke der Arminia (lacht). Ich bin fest davon überzeugt, dass Bielefeld direkt aufsteigen wird. Denn der Kader ist hervorragend besetzt. Uns erwartet eine sehr schwere Aufgabe. Ich sage trotzdem nicht, dass wir nichts zu verlieren haben. Unser Ziel ist es, auch bei der Arminia etwas mitzunehmen. Wir wollen dem Gegner das Leben so schwer wie möglich machen sowie mutig und diszipliniert auftreten.

DFB.de: Sie haben bei Ihrem Antritt in Großaspach gesagt, dass in der 3. Liga nur Großaspach und Arminia Bielefeld in Frage gekommen wären!

Rapolder: Arminia Bielefeld ist ein Verein, mit dem ich mich sehr verbunden fühle. Der Standort in Ostwestfalen ist meiner Meinung nach erstligareif. Mit der SG Sonnenhof Großaspach und den Verantwortlichen verbindet mich eine langjährige Freundschaft. Das Trainingsgelände befindet sich zudem nur 25 Kilometer von meinem Wohnort entfernt. Ich helfe hier Freunden.

DFB.de: Gibt es noch Berührungspunkte zur Arminia?

Rapolder: Ich habe noch einige Freunde im Umfeld und freue mich, sie einmal wiederzusehen. Arminia-Trainer Norbert Meier kenne ich ebenfalls schon seit vielen Jahren. Bei meinem Weggang aus Bielefeld hatte es viele Irritationen gegeben. Unter anderem gab es Vorwürfe, ich wäre nur des Geldes wegen zum 1. FC Köln gewechselt. Das stimmt aber nicht. Vielmehr gaben private und klubinterne Gründe den Ausschlag. So war beispielsweise das Vertrauen zu den Vereinsverantwortlichen getrübt, weil ich bei einem Transfer nicht einbezogen wurde.

DFB.de: Was ist Ihnen aus Ihrer Bielefelder Zeit am meisten in Erinnerung geblieben?

Rapolder: Die Spiele in der Bundesliga gehörten zu den Höhepunkten. Wir haben damals Borussia Dortmund 1:0 und den FC Bayern München 3:1 besiegt. Im DFB-Pokal sind wir ins Halbfinale eingezogen. Erst der FC Bayern war beim 0:2 Endstation.

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DFB.de: Ihr Engagement bei der SGS ist nur bis Saisonende vorgesehen. Haben Sie nach den wenigen Wochen seit Ihrem Comeback Blut geleckt?

Rapolder: Im Fußball sind Zukunftsprognosen schwierig. Im Moment macht es mir am meisten Spaß, mit der Mannschaft auf dem Platz zu stehen, den Spielern etwas beizubringen. Als Trainer muss man allerdings immer einem großen Druck standhalten. Ich kann mir auch vorstellen, irgendwann und irgendwo als Sportdirektor zu arbeiten und perspektivisch, strategisch und nachhaltig etwas zu entwickeln.

DFB.de: Konnten Sie nach drei Jahren ohne Verein den Schalter von einem Tag auf den anderen umlegen?

Rapolder: Fünf Wochen vor dem Angebot aus Großaspach war ich beim polnischen Fußballverband zu Gast, habe einen Vortrag gehalten und ein Training geleitet. Es war, als wäre ich nie weggewesen. Offenbar ist es bei der Trainertätigkeit wie beim Radfahren. Man verlernt es nicht (lacht).

DFB.de: Sie haben trotz vieler berufstägiger Spieler im SGS-Kader auch Vormittagseinheiten angesetzt. Wo liegen die Gründe?

Rapolder: Wenn es machbar ist, streuen wir ab und zu Vormittagseinheiten ein. Das geht manchmal, aber eben nicht immer, denn die SGS setzt auf ein duales System von Ausbildung auf und neben dem Platz. Dass fast alle Spieler berufstätig sind, zeigt vielmehr das klare Konzept des Vereins und ist absolut kein Problem.

DFB.de: Der Vorsprung auf die Abstiegsplätze beträgt trotz der neun Zähler aus drei Partien lediglich vier Punkte. Wie schätzen Sie die Situation ein?

Rapolder: Nach zwischenzeitlich neun Partien in Folge ohne Sieg bestand die Gefahr, dass der Zug schon zu Weihnachten abgefahren sein könnte. Daher hat der Verein reagiert. Vor knapp drei Wochen waren wir noch Schlusslicht, jetzt sind es vier Zähler Vorsprung. Das ist nicht schlecht. Bis zur Winterpause sind es noch vier Partien, in denen wir Bonus-Punkte holen wollen. Dann werden wir die Situation noch einmal analysieren und schauen, ob wir die Mannschaft punktuell verstärken. Ich bin davon überzeugt, dass die SGS auch in der nächsten Saison in der 3. Liga an den Start gehen wird.