Rangnick: "Vieles ist schon erstligareif in Leipzig"

Die Süddeutsche Zeitung hat ihn "Leitbulle für zwei Städte" getauft. Seit wenigen Wochen ist Ralf Rangnick Sportdirektor bei Red Bull Salzburg und RB Leipzig. Mit den Salzburgern hat er einen guten Bundesligastart und bereits die erste bittere Enttäuschung hinter sich. Der luxemburgische Klub F91 Düdelingen warf den österreichischen Meister überraschend aus der Champions-League-Qualifikation.

Am Sonntag (ab 13.30 Uhr) geht für Leipzig die Saison in der Regionalliga Nordost mit einem Heimspiel gegen Union Berlin II los. Die Ansprüche in Leipzig sind hoch: Nach zwei gescheiterten Anläufen will der Verein endlich in die 3. Liga aufsteigen, langfristig ist die Bundesliga das Ziel. Für den neuen Sportdirektor eine ebenso ambitionierte wie reizvolle Aufgabe.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband spricht Ralf Rangnick über Wunsch und Wirklichkeit, seine Arbeitsaufteilung, den Stellenwert von Tradition und den neuen DFB-Sportdirektor.

DFB.de: Herr Rangnick, neuer Job, zwei Klubs: Wie sieht Ihre Arbeitswoche aus?

Ralf Rangnick: Das kommt darauf an und ergibt sich durch die Erforderlichkeiten des Tagesgeschäfts. Ich war jetzt zwei Wochen in Salzburg, das Trainingslager von RB Leipzig war in der Nähe, so konnte man beides ganz gut verbinden. Vieles geht aber auch übers Telefon. Wir haben bereits viele Dinge verändert und wollen dies noch weiter tun. Außerdem läuft noch die Transferperiode. Insgesamt ist es eine intensive Zeit.

DFB.de: Gerade in Leipzig hat sich seit Ihrem Amtsantritt einiges getan.

Rangnick: Ja, wir haben hier in drei, vier Wochen Dinge bewegt, für die braucht man normalerweise ein Jahr. Wir haben den Kader verkleinert, ein neues Trainer- und Funktionsteam installiert, darunter mit Tim Lobinger einen Athletiktrainer und mit Philipp Laux einen Sportpsychologen, was nicht selbstverständlich ist. Das Team ums Team ist sehr stimmig aufgestellt.

DFB.de: Philipp Laux hat vier Jahre bei Bayern München gearbeitet. Wie überzeugen Sie solche Leute von einem Wechsel in die vierte Liga?



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Die Süddeutsche Zeitung hat ihn "Leitbulle für zwei Städte" getauft. Seit wenigen Wochen ist Ralf Rangnick Sportdirektor bei Red Bull Salzburg und RB Leipzig. Mit den Salzburgern hat er einen guten Bundesligastart und bereits die erste bittere Enttäuschung hinter sich. Der luxemburgische Klub F91 Düdelingen warf den österreichischen Meister überraschend aus der Champions-League-Qualifikation.

Am Sonntag (ab 13.30 Uhr) geht für Leipzig die Saison in der Regionalliga Nordost mit einem Heimspiel gegen Union Berlin II los. Die Ansprüche in Leipzig sind hoch: Nach zwei gescheiterten Anläufen will der Verein endlich in die 3. Liga aufsteigen, langfristig ist die Bundesliga das Ziel. Für den neuen Sportdirektor eine ebenso ambitionierte wie reizvolle Aufgabe.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband spricht Ralf Rangnick über Wunsch und Wirklichkeit, seine Arbeitsaufteilung, den Stellenwert von Tradition und den neuen DFB-Sportdirektor.

DFB.de: Herr Rangnick, neuer Job, zwei Klubs: Wie sieht Ihre Arbeitswoche aus?

Ralf Rangnick: Das kommt darauf an und ergibt sich durch die Erforderlichkeiten des Tagesgeschäfts. Ich war jetzt zwei Wochen in Salzburg, das Trainingslager von RB Leipzig war in der Nähe, so konnte man beides ganz gut verbinden. Vieles geht aber auch übers Telefon. Wir haben bereits viele Dinge verändert und wollen dies noch weiter tun. Außerdem läuft noch die Transferperiode. Insgesamt ist es eine intensive Zeit.

DFB.de: Gerade in Leipzig hat sich seit Ihrem Amtsantritt einiges getan.

Rangnick: Ja, wir haben hier in drei, vier Wochen Dinge bewegt, für die braucht man normalerweise ein Jahr. Wir haben den Kader verkleinert, ein neues Trainer- und Funktionsteam installiert, darunter mit Tim Lobinger einen Athletiktrainer und mit Philipp Laux einen Sportpsychologen, was nicht selbstverständlich ist. Das Team ums Team ist sehr stimmig aufgestellt.

DFB.de: Philipp Laux hat vier Jahre bei Bayern München gearbeitet. Wie überzeugen Sie solche Leute von einem Wechsel in die vierte Liga?

Rangnick: Mit den gleichen Argumenten, mit denen ich überzeugt worden bin. Die Rahmenbedingungen, die Infrastruktur, das Stadion sind jetzt schon erstligareif in Leipzig. Nun müssen wir zusehen, dass die sportliche Entwicklung damit einhergeht. In Hoffenheim war es damals andersherum. Dort waren wir mit der Mannschaft der Entwicklung des Vereins voraus, mussten nach dem Aufstieg in die Bundesliga für ein halbes Jahr ins Stadion nach Mannheim umziehen. In Leipzig besteht diese Gefahr nicht. Wir haben hier ein tolles Trainingszentrum, das durch den Bau eines weiteren Gebäudes, in dem Geschäftsstelle, Doppelzimmer für die Spieler und die Jugendakademie untergebracht werden sollen, weiter aufgewertet wird. In Leipzig herrschen Bedingungen, die man nicht oft vorfindet.

DFB.de: Trotzdem heißt die sportliche Realität Regionalliga…

Rangnick: Ja. In den vergangenen beiden Jahren wurde mit dem Budget eines guten Zweitligisten jeweils der Aufstieg verpasst. Aber wenn alles rund gelaufen wäre, wäre ich auch nicht angerufen worden. Wir wollen nun sportlich loslegen. Wir haben den Kader verjüngt, er hat jetzt ein Durchschnittsalter von rund 23 Jahren, und es sind auch keine 28 Spieler mehr.

DFB.de: Wo liegen die Prioritäten Ihrer Arbeit: eher auf Leipzig oder auf Salzburg?

Rangnick: Das ergibt sich ein bisschen aus der Tagessituation. Leipzig ist so aufgestellt, dass die Saison kommen kann. Natürlich wollen und müssen wir Meister werden, auch wenn das allein nach der Regionalliga-Reform noch nicht für den Aufstieg reicht. Das Saisonziel ist aber ganz klar die 3. Liga.

DFB.de: In Salzburg hat die Saison bereits begonnen - mit zwei Siegen in der Bundesliga und dem überraschenden Aus in der Champions-League-Qualifikation. Haben Sie die Blamage gegen Düdelingen verdaut?

Rangnick: Das gehört zum Geschäft, so etwas gibt es immer wieder. Es zeigt, dass wir noch viel zu tun haben und einiges verändern müssen. In den beiden Spielen ist viel zusammengekommen. Das müssen wir akzeptieren, und das ändert auch nichts an den Stellschrauben, an denen wir drehen wollen.

DFB.de: Wie haben Sie die Häme und den Spott empfunden, der anschließend einsetzte?

Rangnick: Das bekomme ich nur am Rande mit. Ich habe wenig Zeit, die Berichterstattung in der Zeitung oder im Internet zu verfolgen. Aber solche Reaktionen sind normal.

DFB.de: Haben Sie an einem sportlichen Rückschlag noch ähnlich zu knabbern wie vor Ihrer Auszeit, oder haben Sie an Gelassenheit gewonnen?

Rangnick: Ich habe jetzt eine ganz andere Rolle. Ich bin nicht so nah an den Spielern, ich muss das große Ganze sehen. Und das heißt: Der Blick geht längst wieder nach vorne.

DFB.de: Warum haben Sie sich bei Ihrer Rückkehr für das Projekt Red Bull entschieden und damit für eine hohe Drucksituation, die maximalen Erfolg in kürzestmöglicher Zeit vorsieht?

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Rangnick: Eine Aufgabe in dieser Konstellation kannte ich noch nicht. Es ist sehr selten, für zwei Vereine mitverantwortlich zu sein. Wenn man zwei Klubs mit einer ähnlichen Philosophie hat, macht es auch keinen Sinn, separat zu arbeiten. Darum werden wir zum Beispiel das Scouting zusammenführen und vereinheitlichen. Insgesamt hat mich Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz mit seiner Vision vollauf überzeugt. Ich habe mich vorher in erster Linie als Trainer gesehen, aber ich war ja schon in Hannover und Hoffenheim mehr als nur Trainer.

DFB.de: RB Leipzig genießt ähnlich wie Hoffenheim nicht die höchsten Sympathiewerte bei den Fans. Sie haben auch einen Verein wie Schalke hautnah erlebt. Wie wichtig ist Tradition im Fußball?

Rangnick: Um eins zu betonen: Tradition ist sowohl in Leipzig als auch in Salzburg vorhanden. Beides sind Traditionsstandorte im Fußball. Tradition hat Vor- und Nachteile. Der Vorteil sind die Fans und die großen Erinnerungen, sie können sehr hilfreich sein. Auf der anderen Seite kann Tradition einem im Weg stehen, wenn man etwas Neues anstoßen und bewegen will.

DFB.de: Erzgebirge Aue hat vor wenigen Tagen auf Druck seiner Fans ein Testspiel gegen Leipzig abgesagt. Was halten Sie davon?

Rangnick: Das möchte ich nicht diskutieren. Das Testspiel war von Aue angefragt, nicht von uns. Wenn der Verein wegen seiner Fans die Partie absagt, ist das nicht unser Problem. Ich gehe davon aus, dass wir irgendwann in der 2. Bundesliga gegeneinander spielen, dann werden die Fans sicherlich nicht wegbleiben. Ich finde ohnehin, dass die ganzen Diskussionen an der Realität vorbeigehen. Die Traditionalisten verkennen, was sich in den vergangenen Jahren im Fußball getan hat. Wir wollen in Leipzig nichts Künstliches aufbauen, wir wollen mit einem gewissen Plan Leistung erzeugen und nach oben kommen - so wie es mir in Hannover und Hoffenheim gelungen ist.

DFB.de: Auch der DFB hat einen neuen Sportdirektor. Was sagen Sie zur Personalie Robin Dutt?

Rangnick: Sie macht absolut Sinn. Robin Dutt zu verpflichten, war sicher eine gute Entscheidung des DFB.