Ralf Loose: "Fußball ist mein Lebensinhalt"

Vor 40 Jahren wurde die U 18-Nationalmannschaft im eigenen Land Europameister. Es war der erste Titel für eine deutsche Juniorenauswahl. Kapitän Ralf Loose (58) erinnert sich noch einmal an ein Turnier mit fünf Spielen in zehn Tagen.

DFB.de: Herr Loose, was fällt Ihnen spontan zu dieser EM ein?

Ralf Loose: Dass wir in Deutschland gespielt haben und wir durch die Freistellung der Schüler bei allen Spielen eine sehr gute Stimmung erlebten.

DFB.de: Alle Spiele fanden in Nordrhein-Westfalen statt, der Anpfiff war morgens um elf. Kamen Sie mit der Anstoßzeit klar?

Loose: Unsere A-Jugendspiele wurden auch immer um elf angepfiffen, wenn ich mich nicht irre. Ob das deshalb war oder um die Schulkinder in die Stadien zu locken, kann ich nicht mehr sagen. Aber die Unterstützung war phantastisch. Zum Finale kamen 56.000 ins Rheinstadion.

DFB.de: Bekommen Sie die Ergebnisse der fünf Spiele noch zusammen?

Loose: In der Vorrunde 5:0 gegen Wales mit einem Tor von mir, ebenso wie beim 3:2 im strömenden Regen gegen Belgien. Und 3:0 gegen Griechenland, oder?

DFB.de: Fast, Griechenland war 1:0. Wie ging’s weiter?

Loose: Im Halbfinale nach einem 1:1 das Elfmeterschießen gegen Frankreich, als ich einen Elfmeter glücklich mit Hilfe des Innenpfostens verwandelte. Dann das Endspiel in Düsseldorf gegen Polen – 1:0 durch ein Tor von Holger Anthes.

DFB.de: Sehr gut. Sie wissen ja fast noch alles. Schauen Sie sich das bei Gelegenheit noch mal an?

Loose: Ich habe die EM-Spiele damals auf VHS-Video gehabt und das Material vor etwa 20 Jahren auf DVD kopieren lassen, um es zu retten. Aber seither nicht mehr reingeschaut. Aber da ist es noch!

DFB.de: Was haben Sie sonst noch von 1981?

Loose: Das Trikot hängt im Keller meiner Mutter und eine Miniatur des Pokals besitze ich auch.

DFB.de: Werden wir sportlich: Was war das Geheimnis des Erfolgs von 1981, der ja noch getoppt wurde durch den Sieg bei der U 20-WM in fast identischer Besetzung drei Monate danach?

Loose: Wir hatten eine gute Mischung von Typen. Es waren alles hervorragende Spieler, jeder hatte was Spezielles. Aber – und das war typisch deutsch – wir waren auch als Team stark.

DFB.de: Das hört jeder Trainer gern. Dennoch: Wen würden Sie herausheben, wer waren die Erfolgsgaranten?

Loose: Da nenne ich Rüdiger Vollborn, unseren Elfmeterkiller, Michael "Susi" Zorc im Mittelfeld und Stürmer Roland Wohlfarth, der später bei Bayern Torschützenkönig der Bundesliga wurde.

DFB.de: Mit Zorc und Wohlfarth nannten sie zwei von insgesamt drei A-Nationalspielern, die aus diesem Team hervorgingen. Der dritte war Frankfurts Ralf Falkenmayer. Und keiner der drei spielte bei einer WM oder EM. Ist das im Rückblick nicht ein bisschen wenig, wenn die Karriere so furios anfängt?

Loose: Das mag man von außen so sehen. Aber wissen Sie: Unsere Spieler waren schon damals ziemlich geerdet, die wussten das schon alles einzuordnen. Trotz irgendwelcher Titel im Juniorenbereich musst Du Dich im Verein gegen gestandene Konkurrenten durchsetzen, erst recht in der Nationalmannschaft. Auf meiner Position spielte da ein Lothar Matthäus

DFB.de: Trainer Dietrich Weise hat erzählt, er habe sich für Sie und Zorc bei Branko Zebec vergebens eingesetzt, dass er Sie in Dortmund öfter spielen lassen solle. Fehlte den Bundesligatrainern das Vertrauen in die Jugend?

Loose: Das war wohl so. Im Alltagsgeschäft geht keiner gern Risiken ein und setzt lieber auf Bewährtes. Vielleicht ist es aber ganz gut so gewesen, dass der Weg nach oben nicht so leicht war. Ich habe ja trotzdem eine ordentliche Profikarriere gemacht. (Anmerkung: 211 Bundesligaspiele für Dortmund und Fortuna Düsseldorf)

DFB.de: Zurück zur EM 1981. Vater des Erfolgs war Dietrich Weise, der im Vorjahr mit 85 Jahren verstarb. Sie galten als seine rechte Hand und folgten ihm nach der Spielerkarriere sogar bis nach Liechtenstein, wo Sie seinen Job als Nationaltrainer übernahmen – und heute noch leben. Wie war er so?

Loose: Ein akribischer Arbeiter, der uns immer detaillierte Infos über den Gegner gab. Er war ein Typ der alten Schule, Cola zum Beispiel war verboten. Dennoch war er im Umgang angenehm, aber er hat Grenzen gesetzt – wenn nötig.

DFB.de: Auch bei der Siegesfeier? Was wurde einer Horde Achtzehnjähriger, die gerade Europameister wurde, erlaubt?

Loose: Wir haben die Düsseldorfer Altstadt unsicher gemacht. Wenn man so einen Erfolg einstreicht, muss man es auch krachen lassen dürfen. Mit Altbier!

DFB.de: Und wurde die Fete anlässlich runder Jahrestage mal wiederholt? Wie sind die Kontakte zu den Champions von 1981?

Loose: Die sind natürlich über die Jahre loser geworden. Ich lebe schon lange in Liechtenstein, arbeite in der Schweiz als Trainer des FC Winterthur. Als ich deutsche Klubs trainierte (Anmerkung: Von 2004 – 2013 bei Sportfreunde Siegen, FC Augsburg, Dynamo Dresden) ist man sich mal über den Weg gelaufen. 2006 hatten wir in Frankfurt eine Feier zum 25-Jährigen des WM-Siegs in Australien, das war’s. Ich würde mich freuen, wenn es mal wieder ein Treffen gäbe.

DFB.de: Ist eine Rückkehr nach Deutschland für Sie vorstellbar?

Loose: Ich beobachte das Geschehen überall, Fußball ist mein Lebensinhalt. Aber ich habe jetzt um zwei Jahre in Winterthur verlängert und keine Ausstiegsklausel, wie sie heute in Mode gekommen ist. Für mich bedeutet Vereinstreue noch etwas.

[um]

Vor 40 Jahren wurde die U 18-Nationalmannschaft im eigenen Land Europameister. Es war der erste Titel für eine deutsche Juniorenauswahl. Kapitän Ralf Loose (58) erinnert sich noch einmal an ein Turnier mit fünf Spielen in zehn Tagen.

DFB.de: Herr Loose, was fällt Ihnen spontan zu dieser EM ein?

Ralf Loose: Dass wir in Deutschland gespielt haben und wir durch die Freistellung der Schüler bei allen Spielen eine sehr gute Stimmung erlebten.

DFB.de: Alle Spiele fanden in Nordrhein-Westfalen statt, der Anpfiff war morgens um elf. Kamen Sie mit der Anstoßzeit klar?

Loose: Unsere A-Jugendspiele wurden auch immer um elf angepfiffen, wenn ich mich nicht irre. Ob das deshalb war oder um die Schulkinder in die Stadien zu locken, kann ich nicht mehr sagen. Aber die Unterstützung war phantastisch. Zum Finale kamen 56.000 ins Rheinstadion.

DFB.de: Bekommen Sie die Ergebnisse der fünf Spiele noch zusammen?

Loose: In der Vorrunde 5:0 gegen Wales mit einem Tor von mir, ebenso wie beim 3:2 im strömenden Regen gegen Belgien. Und 3:0 gegen Griechenland, oder?

DFB.de: Fast, Griechenland war 1:0. Wie ging’s weiter?

Loose: Im Halbfinale nach einem 1:1 das Elfmeterschießen gegen Frankreich, als ich einen Elfmeter glücklich mit Hilfe des Innenpfostens verwandelte. Dann das Endspiel in Düsseldorf gegen Polen – 1:0 durch ein Tor von Holger Anthes.

DFB.de: Sehr gut. Sie wissen ja fast noch alles. Schauen Sie sich das bei Gelegenheit noch mal an?

Loose: Ich habe die EM-Spiele damals auf VHS-Video gehabt und das Material vor etwa 20 Jahren auf DVD kopieren lassen, um es zu retten. Aber seither nicht mehr reingeschaut. Aber da ist es noch!

DFB.de: Was haben Sie sonst noch von 1981?

Loose: Das Trikot hängt im Keller meiner Mutter und eine Miniatur des Pokals besitze ich auch.

DFB.de: Werden wir sportlich: Was war das Geheimnis des Erfolgs von 1981, der ja noch getoppt wurde durch den Sieg bei der U 20-WM in fast identischer Besetzung drei Monate danach?

Loose: Wir hatten eine gute Mischung von Typen. Es waren alles hervorragende Spieler, jeder hatte was Spezielles. Aber – und das war typisch deutsch – wir waren auch als Team stark.

DFB.de: Das hört jeder Trainer gern. Dennoch: Wen würden Sie herausheben, wer waren die Erfolgsgaranten?

Loose: Da nenne ich Rüdiger Vollborn, unseren Elfmeterkiller, Michael "Susi" Zorc im Mittelfeld und Stürmer Roland Wohlfarth, der später bei Bayern Torschützenkönig der Bundesliga wurde.

DFB.de: Mit Zorc und Wohlfarth nannten sie zwei von insgesamt drei A-Nationalspielern, die aus diesem Team hervorgingen. Der dritte war Frankfurts Ralf Falkenmayer. Und keiner der drei spielte bei einer WM oder EM. Ist das im Rückblick nicht ein bisschen wenig, wenn die Karriere so furios anfängt?

Loose: Das mag man von außen so sehen. Aber wissen Sie: Unsere Spieler waren schon damals ziemlich geerdet, die wussten das schon alles einzuordnen. Trotz irgendwelcher Titel im Juniorenbereich musst Du Dich im Verein gegen gestandene Konkurrenten durchsetzen, erst recht in der Nationalmannschaft. Auf meiner Position spielte da ein Lothar Matthäus

DFB.de: Trainer Dietrich Weise hat erzählt, er habe sich für Sie und Zorc bei Branko Zebec vergebens eingesetzt, dass er Sie in Dortmund öfter spielen lassen solle. Fehlte den Bundesligatrainern das Vertrauen in die Jugend?

Loose: Das war wohl so. Im Alltagsgeschäft geht keiner gern Risiken ein und setzt lieber auf Bewährtes. Vielleicht ist es aber ganz gut so gewesen, dass der Weg nach oben nicht so leicht war. Ich habe ja trotzdem eine ordentliche Profikarriere gemacht. (Anmerkung: 211 Bundesligaspiele für Dortmund und Fortuna Düsseldorf)

DFB.de: Zurück zur EM 1981. Vater des Erfolgs war Dietrich Weise, der im Vorjahr mit 85 Jahren verstarb. Sie galten als seine rechte Hand und folgten ihm nach der Spielerkarriere sogar bis nach Liechtenstein, wo Sie seinen Job als Nationaltrainer übernahmen – und heute noch leben. Wie war er so?

Loose: Ein akribischer Arbeiter, der uns immer detaillierte Infos über den Gegner gab. Er war ein Typ der alten Schule, Cola zum Beispiel war verboten. Dennoch war er im Umgang angenehm, aber er hat Grenzen gesetzt – wenn nötig.

DFB.de: Auch bei der Siegesfeier? Was wurde einer Horde Achtzehnjähriger, die gerade Europameister wurde, erlaubt?

Loose: Wir haben die Düsseldorfer Altstadt unsicher gemacht. Wenn man so einen Erfolg einstreicht, muss man es auch krachen lassen dürfen. Mit Altbier!

DFB.de: Und wurde die Fete anlässlich runder Jahrestage mal wiederholt? Wie sind die Kontakte zu den Champions von 1981?

Loose: Die sind natürlich über die Jahre loser geworden. Ich lebe schon lange in Liechtenstein, arbeite in der Schweiz als Trainer des FC Winterthur. Als ich deutsche Klubs trainierte (Anmerkung: Von 2004 – 2013 bei Sportfreunde Siegen, FC Augsburg, Dynamo Dresden) ist man sich mal über den Weg gelaufen. 2006 hatten wir in Frankfurt eine Feier zum 25-Jährigen des WM-Siegs in Australien, das war’s. Ich würde mich freuen, wenn es mal wieder ein Treffen gäbe.

DFB.de: Ist eine Rückkehr nach Deutschland für Sie vorstellbar?

Loose: Ich beobachte das Geschehen überall, Fußball ist mein Lebensinhalt. Aber ich habe jetzt um zwei Jahre in Winterthur verlängert und keine Ausstiegsklausel, wie sie heute in Mode gekommen ist. Für mich bedeutet Vereinstreue noch etwas.

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