Rainer Koch: "Wir müssen Kümmerer sein"

Die Corona-Krise hat den Fußball fest im Griff. Dr. Rainer Koch, 1. DFB-Vizepräsident und Mitglied des UEFA-Exekutivkomitees, hat sich im Doppelpass bei Sport1 zur aktuellen Situation, der Solidaritätsfrage und worauf es nun noch ankommt, geäußert. DFB.de fast die wichtigsten Aussagen zusammen.

Dr. Rainer Koch über...

... die derzeitige Situation: Es ist richtig, dass wir auch über Fußball reden, aber vor allem müssen wir an die denken, die unser Leben aufrecht erhalten - wie Ärzte, Krankenschwestern und viele mehr. Mein wichtigster Wunsch ist, dass das Virus wieder verschwindet und die erkrankten Menschen wieder gesund werden. Dazu muss der Fußball seinen Beitrag leisten. Wir haben den Amateurfußball ausgesetzt mit seinen bis zu 80.000 Spielen pro Woche, um dort die Ansteckungswege zu unterbinden. Wichtig ist jetzt, verschiedene Szenarien im Hinterkopf zu haben. Niemand weiß, wann wir wieder mit dem Fußball weitermachen können. Wir sind klug beraten, von Tag zu Tag zu denken und Prioritäten zu setzen. 

... mögliche Lösungen: Als erstes müssen wir die Gesundheit aller erhalten. Zweitens müssen wir die Liquidität sichern. Und dritten müssen wir zu Einnahmen kommen. Deshalb ist der Weg, den die DFL mit Zustimmung des DFB und aller Bundesliga- und Zweitligaklubs eingeschlagen hat, der richtige. Wir sitzen alle im gleichen Boot. Wichtig ist, dass die Gesamtbevölkerung erkennt, dass es bei der Bekämpfung der Corona-Krise auf jeden Einzelnen in unserer Gesellschaft ankommt. Wir müssen die richtigen Schritte tun, um nach Corona nicht vor einem wirtschaftlichen Desaster zu stehen. Wir müssen an Stellschrauben drehen und uns intensiv über die aktuellen Probleme unterhalten und schauen, wo der Fußball seinen Beitrag für unsere Gesellschaft leisten kann. Es geht dabei nicht um die Frage, was das Investment in die Spieler angeht, sondern wir müssen an die zigtausend Menschen denken, die rundherum im Fußball arbeiten, beispielsweise im Fanshop oder in den medizinischen Abteilungen.

... Solidarität im deutschen Fußball: Solidarität ist auf vier Ebenen gefragt. Erstens muss es Solidarität innerhalb der Bundesliga geben. Zweitens muss es Solidarität innerhalb des gesamten Fußballs geben. Es gibt in Deutschland 25.000 Vereine mit vielen Menschen, die sich dabei nur ein paar Euros dazuverdienen. Das muss man mit im Blick haben. Drittens brauchen wir Solidarität im gesamten Sport und viertens Solidarität in der gesamten Gesellschaft. Wir müssen uns verpflichtet fühlen, dann wird auch die Gesellschaft bereit sein, neue Planspiele für den Sport zu akzeptieren. Wir werden an vielen Stellen nachjustieren müssen. Der professionelle Spitzenfußball kann gesamtgesellschaftlich einen extrem großen Beitrag leisten. Wir müssen den Menschen die Wahrheit sagen. Wir Verbände haben wirtschaftliche Schwierigkeiten, wir müssen aber Kümmerer sein. Wir müssen alle zusammenhalten. Symbole wie die Spendenaktionen prominenter Spieler sind wichtig. Wir brauchen Symbole, wir brauchen das Zueinanderstehen, wir brauchen Hoffnung. Wir sollten uns auch einig sein, dass die Frage der Bezahlung der Spieler keine Frage des Staates ist. Aber für die Menschen wie die Mitarbeiter*innen im Fanshop müssen wir kämpfen. Wir müssen auch an den Amateurfußball denken. Einheit ist extrem wichtig, es geht um den Fußball im Ganzen.

... die Rolle des Profifußballs in der Krise und "Geisterspiele": Diese "Geister" muss man rufen, ansonsten setzt man die Existenzfähigkeit des gesamten Profifußballs aufs Spiel. Wir müssen aus jeder Situtation das Richtige machen. Niemand will Spiele ohne Fans, aber noch weniger wollen wir überhaupt keinen Fußball. Der Profifußball ist ein Business, ein Industriezweig. Da hängen zigtausende Arbeitsplätze dran. Wir müssen diesen Wirtschaftszweig aufrecht erhalten und auch an die Tage nach Corona denken. Es ist aber wichtig, keine öffentlichen Spekulationen anzustellen. Wir wollen keine "Lex Fußball". Wir sind ein kleiner Teil der gesamten Gesellschaft. Fußball ist ein verbindendes Element. Wie DFB-Präsident Fritz Keller schon sagte, müssen wir als Fußball unseren Beitrag in dieser Krise leisten und Zuversicht verbreiten.

... die Diskussionen um eine Abschaffung der 50+1-Regel: Wir müssen uns die Frage stellen, was wirtschaftlich vernünftiges Handeln ist. Man muss klug und besonnen diskutieren. Für mich ist dabei wichtig: Der Fußball in Deutschland lebt davon, dass Fans und Mitglieder Mitspracherechte haben. Der Fußball ist zwar ein Geschäft, aber auch Kulturgut. Deshalb sind die Diskussionen zur 50+1-Regel so kompliziert. Vergleiche mit dem amerikanischen Sportsystem sind nicht geeignet. Ich möchte, dass der Fußball in Deutschland miteinander verbunden bleibt.

... die Verschiebung der EURO 2020: Die Verschiebung der EURO war naheliegend. Es gab keine Alternative. Da Europameisterschaften nur alle vier Jahre stattfinden, hat man die Möglichkeit der Verschiebung. In den Ligawettbewerben sieht dies anders aus, da sie jährlich ausgetragen werden. Durch die Verschiebung der EURO haben wir Zeit, Lösungen zu finden und den Klubfußball wirtschaftlich zu retten.

[dfb]

Die Corona-Krise hat den Fußball fest im Griff. Dr. Rainer Koch, 1. DFB-Vizepräsident und Mitglied des UEFA-Exekutivkomitees, hat sich im Doppelpass bei Sport1 zur aktuellen Situation, der Solidaritätsfrage und worauf es nun noch ankommt, geäußert. DFB.de fast die wichtigsten Aussagen zusammen.

Dr. Rainer Koch über...

... die derzeitige Situation: Es ist richtig, dass wir auch über Fußball reden, aber vor allem müssen wir an die denken, die unser Leben aufrecht erhalten - wie Ärzte, Krankenschwestern und viele mehr. Mein wichtigster Wunsch ist, dass das Virus wieder verschwindet und die erkrankten Menschen wieder gesund werden. Dazu muss der Fußball seinen Beitrag leisten. Wir haben den Amateurfußball ausgesetzt mit seinen bis zu 80.000 Spielen pro Woche, um dort die Ansteckungswege zu unterbinden. Wichtig ist jetzt, verschiedene Szenarien im Hinterkopf zu haben. Niemand weiß, wann wir wieder mit dem Fußball weitermachen können. Wir sind klug beraten, von Tag zu Tag zu denken und Prioritäten zu setzen. 

... mögliche Lösungen: Als erstes müssen wir die Gesundheit aller erhalten. Zweitens müssen wir die Liquidität sichern. Und dritten müssen wir zu Einnahmen kommen. Deshalb ist der Weg, den die DFL mit Zustimmung des DFB und aller Bundesliga- und Zweitligaklubs eingeschlagen hat, der richtige. Wir sitzen alle im gleichen Boot. Wichtig ist, dass die Gesamtbevölkerung erkennt, dass es bei der Bekämpfung der Corona-Krise auf jeden Einzelnen in unserer Gesellschaft ankommt. Wir müssen die richtigen Schritte tun, um nach Corona nicht vor einem wirtschaftlichen Desaster zu stehen. Wir müssen an Stellschrauben drehen und uns intensiv über die aktuellen Probleme unterhalten und schauen, wo der Fußball seinen Beitrag für unsere Gesellschaft leisten kann. Es geht dabei nicht um die Frage, was das Investment in die Spieler angeht, sondern wir müssen an die zigtausend Menschen denken, die rundherum im Fußball arbeiten, beispielsweise im Fanshop oder in den medizinischen Abteilungen.

... Solidarität im deutschen Fußball: Solidarität ist auf vier Ebenen gefragt. Erstens muss es Solidarität innerhalb der Bundesliga geben. Zweitens muss es Solidarität innerhalb des gesamten Fußballs geben. Es gibt in Deutschland 25.000 Vereine mit vielen Menschen, die sich dabei nur ein paar Euros dazuverdienen. Das muss man mit im Blick haben. Drittens brauchen wir Solidarität im gesamten Sport und viertens Solidarität in der gesamten Gesellschaft. Wir müssen uns verpflichtet fühlen, dann wird auch die Gesellschaft bereit sein, neue Planspiele für den Sport zu akzeptieren. Wir werden an vielen Stellen nachjustieren müssen. Der professionelle Spitzenfußball kann gesamtgesellschaftlich einen extrem großen Beitrag leisten. Wir müssen den Menschen die Wahrheit sagen. Wir Verbände haben wirtschaftliche Schwierigkeiten, wir müssen aber Kümmerer sein. Wir müssen alle zusammenhalten. Symbole wie die Spendenaktionen prominenter Spieler sind wichtig. Wir brauchen Symbole, wir brauchen das Zueinanderstehen, wir brauchen Hoffnung. Wir sollten uns auch einig sein, dass die Frage der Bezahlung der Spieler keine Frage des Staates ist. Aber für die Menschen wie die Mitarbeiter*innen im Fanshop müssen wir kämpfen. Wir müssen auch an den Amateurfußball denken. Einheit ist extrem wichtig, es geht um den Fußball im Ganzen.

... die Rolle des Profifußballs in der Krise und "Geisterspiele": Diese "Geister" muss man rufen, ansonsten setzt man die Existenzfähigkeit des gesamten Profifußballs aufs Spiel. Wir müssen aus jeder Situtation das Richtige machen. Niemand will Spiele ohne Fans, aber noch weniger wollen wir überhaupt keinen Fußball. Der Profifußball ist ein Business, ein Industriezweig. Da hängen zigtausende Arbeitsplätze dran. Wir müssen diesen Wirtschaftszweig aufrecht erhalten und auch an die Tage nach Corona denken. Es ist aber wichtig, keine öffentlichen Spekulationen anzustellen. Wir wollen keine "Lex Fußball". Wir sind ein kleiner Teil der gesamten Gesellschaft. Fußball ist ein verbindendes Element. Wie DFB-Präsident Fritz Keller schon sagte, müssen wir als Fußball unseren Beitrag in dieser Krise leisten und Zuversicht verbreiten.

... die Diskussionen um eine Abschaffung der 50+1-Regel: Wir müssen uns die Frage stellen, was wirtschaftlich vernünftiges Handeln ist. Man muss klug und besonnen diskutieren. Für mich ist dabei wichtig: Der Fußball in Deutschland lebt davon, dass Fans und Mitglieder Mitspracherechte haben. Der Fußball ist zwar ein Geschäft, aber auch Kulturgut. Deshalb sind die Diskussionen zur 50+1-Regel so kompliziert. Vergleiche mit dem amerikanischen Sportsystem sind nicht geeignet. Ich möchte, dass der Fußball in Deutschland miteinander verbunden bleibt.

... die Verschiebung der EURO 2020: Die Verschiebung der EURO war naheliegend. Es gab keine Alternative. Da Europameisterschaften nur alle vier Jahre stattfinden, hat man die Möglichkeit der Verschiebung. In den Ligawettbewerben sieht dies anders aus, da sie jährlich ausgetragen werden. Durch die Verschiebung der EURO haben wir Zeit, Lösungen zu finden und den Klubfußball wirtschaftlich zu retten.

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