Raimunt Zieler: Nur Ron-Roberts "WM-Abenteuer" im Kopf

Um zu erfahren, wie der Weg dorthin aussehen könnte, müssen sie ja nur ihren Trainer fragen. Raimunt Zieler hat es bei seinem Sohn erlebt, er hat den Werdegang sogar maßgeblich beeinflusst: "Ron-Robert war gerade 16 Jahre alt, als Manchester United wegen eines Wechsels angefragt hat. Damals stand er noch beim 1. FC Köln unter Vertrag. Ron-Robert war sofort begeistert und hat die große Chance erkannt, die sich ihm plötzlich eröffnet hat."

Also ist er gemeinsam mit seinem Vater, früher ebenfalls Junioren-Nationalspieler, nach Manchester geflogen, um sich dort alles anzusehen. Sie besichtigten das Trainingsgelände mit seinen 14 Plätzen, mit dem riesigen Wellness- und Fitness-Bereich. Es war eine andere Welt. Eine große, eine schillernde. Aber keine Traumwelt. Denn sie unterhielten sich mit Vereins-Vertretern. Und plötzlich erhielten sie eine Einladung in das Büro von Sir Alex Ferguson.

"Es war ein unheimliches nettes Gespräch damals, beinahe wie unter Trainerkollegen", erinnert sich Raimunt Zieler. "Alex Ferguson war sehr offen und interessiert an Ron-Robert. Von diesem Moment an war für meinen Sohn klar, dass er dieses Abenteuer wagen möchte. Für mich als Vater war es nicht ganz so einfach. Aber die ganze Familie hat total hinter ihm gestanden."

Außergewöhnliche Vita

Ron-Robert hat also seine Sache gepackt, dann hat er sich ins Flugzeug gesetzt. Und auf einmal hieß sein Ausbildungsverein Manchester United - eine außergewöhnliche Vita. "Das klingt alles sehr schön und aufregend", sagt Raimunt Zieler. "Aber ganz einfach war es auch nicht. Er war plötzlich völlig auf sich alleine gestellt, seine Englischkenntnisse waren überschaubar. Zudem regnet es im Winter in Manchester gerne mal stark und ausgiebig. Und wenn dann auch noch eine Verletzung dazu kommt, ist es nicht so schön, wenn Familie und Freunde nicht in der Nähe sind."

Aber Ron-Robert Zieler hat sich durchgekämpft. Er hat sich nicht nur fußballerisch entwickelt, auch menschlich hat er in dieser Zeit unheimlich viel gelernt. Das kommt dem 25-Jährigen nun zugute. Bei Hannover sind sie glücklich darüber, den Torhüter 2010 zurück nach Deutschland geholt zu haben. Nach einigen Einsätzen in der zweiten Mannschaft hat er es prompt in die Stammelf des Bundesligisten geschafft und von dort bis in die A-Nationalmannschaft.

Drei Länderspiele hat er bereits bestritten, dazu viele für die Nachwuchsteams des DFB. "Wir sind sehr stolz darauf, wie er sich entwickelt hat und wie er auch mit Rückschlägen umgegangen ist", sagt Zieler senior. "Natürlich haben wir manchmal gezweifelt, ob der Schritt nach England nicht zu früh gekommen ist. Heute können wir sagen, dass es genau die richtige Entscheidung war." Von Köln, über Manchester und Hannover in die Nationalmannschaft.

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Raimunt Zielers Blickwinkel hat sich komplett verändert. Der große Erfolg der vergangenen Tage ist plötzlich ganz weit weg. Der Fußball-Lehrer hat die B-Junioren des FC Viktoria Köln in der abgelaufenen Saison als Trainer zum Aufstieg in die Bundesliga geführt. Derzeit jedoch richtet der 52-Jährige seinen Blick nur noch auf die Weltmeisterschaft. Brasilien ist ganz nah, obwohl Zieler das Turnier aus Köln verfolgt.

Aber sein Sohn Ron-Robert steht als dritter Torwart im Kader von Bundestrainer Joachim Löw. Dazu mit Lukas Podolski ein Spieler, zu dem er eine sehr enge Freundschaft pflegt. "Lukas habe ich beim 1. FC Köln zwei Jahre als Trainer im Nachwuchsbereich betreut", sagt Zieler: "Er ist wirklich ein ganz feiner Kerl. Und dass Ron-Robert bei der WM dabei sein darf, ist für ihn einfach eine überragende Sache. Das wird ihm erneut einen Schub geben."

Als Raimunt Zielers Aufstieg mit den B-Junioren vor einigen Tagen feststand, hatten Ron-Robert und Podolski aus dem Trainingslager in Tirol direkt über Facebook Glückwünsche übermittelt. "Das hat mich unheimlich gefreut", sagt Raimunt Zieler. "Denn es zeigt, dass den Jungs auch der Amateurfußball am Herzen liegt." Zieler geht bald in seine vierte Saison als Trainer im Nachwuchsbereich bei Viktoria Köln. Bislang mit großem Erfolg.

"Es geht ausschließlich um den Klassenerhalt"

Aber der Sprung in Deutschlands höchste Spielklasse hat alle Erwartungen übertroffen: "Wir werden uns dort mit einigen der besten Leistungszentren hierzulande messen. Das ist unheimlich wichtig für die Entwicklung der Jungs. Es muss allerdings allen klar sein, dass es ausschließlich um den Klassenerhalt gehen wird." Gleichzeitig ist es auch unheimlich wichtig für den Verein. Bislang setzt Cheftrainer Claus-Dieter Wollitz bei Neuzugängen für den Regionalligisten vorwiegend auf namhafte externe Verstärkungen. Zukünftig sollen immer auch einige Spieler aus der eigenen Talentschmiede den Sprung schaffen.

"Wir sind da auf einem sehr guten Weg", sagt Zieler. "Ich bin zuversichtlich, dass wir die Durchlässigkeit vom Jugend- in den Seniorenbereich noch besser hinbekommen." Beim FC Viktoria merkt man derzeit nachdrücklich, dass die Verantwortlichen etwas aufbauen wollen. Etwas Bleibendes, etwas Nachhaltiges. Die Herrenmannschaft soll in der kommenden Saison den Sprung in die 3. Liga schaffen. Und danach kann es gerne noch einen Schritt weiter nach oben gehen.

Der Nachwuchs hat eindrucksvoll vorgemacht, wie das geht: Neben Zielers B-Junioren haben auch die A-Junioren den Aufstieg in die Bundesliga geschafft. "Wir haben hier einige Talente in unseren Reihen, denen traue ich wirklich eine gute Zukunft zu", sagt Zieler. "Alle sind voll engagiert bei der Sache und wollen in jeder Trainingseinheit etwas Neues lernen." Sie alle verfolgen natürlich einen ganzen großen Traum - den vom Profifußball.

"Ron-Robert hat große Chance erkannt"

Um zu erfahren, wie der Weg dorthin aussehen könnte, müssen sie ja nur ihren Trainer fragen. Raimunt Zieler hat es bei seinem Sohn erlebt, er hat den Werdegang sogar maßgeblich beeinflusst: "Ron-Robert war gerade 16 Jahre alt, als Manchester United wegen eines Wechsels angefragt hat. Damals stand er noch beim 1. FC Köln unter Vertrag. Ron-Robert war sofort begeistert und hat die große Chance erkannt, die sich ihm plötzlich eröffnet hat."

Also ist er gemeinsam mit seinem Vater, früher ebenfalls Junioren-Nationalspieler, nach Manchester geflogen, um sich dort alles anzusehen. Sie besichtigten das Trainingsgelände mit seinen 14 Plätzen, mit dem riesigen Wellness- und Fitness-Bereich. Es war eine andere Welt. Eine große, eine schillernde. Aber keine Traumwelt. Denn sie unterhielten sich mit Vereins-Vertretern. Und plötzlich erhielten sie eine Einladung in das Büro von Sir Alex Ferguson.

"Es war ein unheimliches nettes Gespräch damals, beinahe wie unter Trainerkollegen", erinnert sich Raimunt Zieler. "Alex Ferguson war sehr offen und interessiert an Ron-Robert. Von diesem Moment an war für meinen Sohn klar, dass er dieses Abenteuer wagen möchte. Für mich als Vater war es nicht ganz so einfach. Aber die ganze Familie hat total hinter ihm gestanden."

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Außergewöhnliche Vita

Ron-Robert hat also seine Sache gepackt, dann hat er sich ins Flugzeug gesetzt. Und auf einmal hieß sein Ausbildungsverein Manchester United - eine außergewöhnliche Vita. "Das klingt alles sehr schön und aufregend", sagt Raimunt Zieler. "Aber ganz einfach war es auch nicht. Er war plötzlich völlig auf sich alleine gestellt, seine Englischkenntnisse waren überschaubar. Zudem regnet es im Winter in Manchester gerne mal stark und ausgiebig. Und wenn dann auch noch eine Verletzung dazu kommt, ist es nicht so schön, wenn Familie und Freunde nicht in der Nähe sind."

Aber Ron-Robert Zieler hat sich durchgekämpft. Er hat sich nicht nur fußballerisch entwickelt, auch menschlich hat er in dieser Zeit unheimlich viel gelernt. Das kommt dem 25-Jährigen nun zugute. Bei Hannover sind sie glücklich darüber, den Torhüter 2010 zurück nach Deutschland geholt zu haben. Nach einigen Einsätzen in der zweiten Mannschaft hat er es prompt in die Stammelf des Bundesligisten geschafft und von dort bis in die A-Nationalmannschaft.

Drei Länderspiele hat er bereits bestritten, dazu viele für die Nachwuchsteams des DFB. "Wir sind sehr stolz darauf, wie er sich entwickelt hat und wie er auch mit Rückschlägen umgegangen ist", sagt Zieler senior. "Natürlich haben wir manchmal gezweifelt, ob der Schritt nach England nicht zu früh gekommen ist. Heute können wir sagen, dass es genau die richtige Entscheidung war." Von Köln, über Manchester und Hannover in die Nationalmannschaft.