Präsident Runge: "Zweitligafußball in Wuppertal ist machbar"

Runge: So eine Livesituation ist in der vierten Liga nicht alltäglich. Ich hoffe auf viele Zuschauer und in diesem wichtigen Spiel auf ein gutes Ergebnis. Die sportliche Rivalität zwischen beiden Vereinen ist von jeher groß. Ich formuliere es einmal so: Alte Liebe rostet nicht.

DFB.de: Das Stadion am Zoo wird gut gefüllt sein. Mit wie vielen Zuschauern rechnen Sie?

Runge: Aus Essen haben sich 4000 bis 4500 RWE-Anhänger angekündigt. Mein Wunsch ist es, dass noch mehr Wuppertaler kommen und wir als Gastgeber auch den akustischen Heimvorteil behalten.

DFB.de: Wie sehen die mittel- und langfristigen Perspektiven für den WSV aus?

Runge: Als WSV-Präsident denke ich erst einmal nur bis zum Saisonende. Zu unseren vorrangigen Zielen zählt es, zunächst die Überdachungen der Stehplatztribünen zu realisieren. Danach ist die Gegengerade dran.

DFB.de: Der WSV hat einen Zuschauerschnitt von rund 1700 Besuchern. Wie kann man die Fans zurück ins Stadion locken?

Runge: Ich bin jetzt seit 20 Jahren Präsident und seit 25 Jahren als Funktionär tätig. Ist der Erfolg da, sind auch die Wuppertaler da. Bei schlechten Leistungen wird der WSV dagegen meist sehr negativ dargestellt.

DFB.de: Sie haben schon häufiger angekündigt, kürzer treten zu wollen. Nach wie vor mischen Sie aber in der ersten Reihe mit...



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Friedhelm Runge, 73 Jahre, ist bereits seit über 20 Jahren der "Mr. Wuppertaler SV". Der Unternehmer ist als Präsident und Hauptsponsor der wohl wichtigste Mann beim ehemaligen Bundesligisten, der aktuell in der Regionalliga West als Aufstiegsaspirant nicht über einen Mittelfeldplatz hinauskommt.

Nicht nur bei Runge dürften am Samstag (ab 14 Uhr) Erinnerungen an alte, erfolgreichere Zeiten hochkommen. Denn Gegner im Stadion am Zoo ist mit Rot-Weiss Essen ein weiterer Traditionsverein. Dieses Derby, das es sogar schon in der Bundesliga gab, wird live auf Sport1 übertragen.

Im exklusiven DFB.de-Interview mit dem Journalisten Thomas Ziehn spricht WSV-Präsident Friedhelm Runge über Ziele, Wünsche und das RWE-Spiel.

DFB.de: Herr Runge, der WSV ist aktuell Siebter, liegt schon zehn Punkte hinter dem Spitzenreiter FC Viktoria Köln zurück. Was denken Sie beim Blick auf die Tabelle?

Friedhelm Runge: Ich würde den WSV selbstverständlich viel lieber an der Spitze sehen. Aber dafür haben wir vor allem im Oktober zu viele Zähler liegen lassen. Grund waren schlechte Leistungen gegen vermeintlich schwächere Gegner. Insgesamt hat uns das bestimmt sieben Punkte gekostet.

DFB.de: Interimstrainer Jörg Jung holte zum Einstand mit dem 0:0 bei den Sportfreunden Siegen, seinem Ex-Klub, immerhin einen Punkt. Kann er zur Dauerlösung werden?

Runge: Jörg Jung bekommt von uns die Chance, mit der Mannschaft zu arbeiten. Wir werden das genau beobachten. Dabei geht es nicht nur um die nackten Ergebnisse, sondern auch um die Chemie zwischen Trainer und Mannschaft. Bisher haben die Spieler Jörg Jung gut angenommen, was die Siegen-Partie gezeigt hat. Hinten haben wir in einer ausgeglichenen Partie so gut wie nichts zugelassen. Vorne fehlte allerdings die letzte Konsequenz.

DFB.de: Was hat den Ausschlag zur Trennung von Hans-Günter Bruns gegeben?

Runge: Ganz ehrlich: Ich selbst war beim Tagesgeschäft etwas zu weit weg vom Trainer und von der Mannschaft, um frühzeitig negative Tendenzen erkennen zu können. Ich führe schließlich ein weltweit tätiges Unternehmen mit mehr als 20 Tochtergesellschaften. Ohne dieses Unternehmen gäbe es den WSV in seiner jetzigen Form wohl gar nicht mehr. Wäre ich rechtzeitig darauf hingewiesen worden, dass es zwischen Trainer und Mannschaft ein Problem gibt, hätte man sich an einen Tisch setzen und es eventuell lösen können.

DFB.de: Sie sind schon viele Jahre im Geschäft. Was bedeutet eine Trainerentlassung für Sie persönlich?

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Runge: Es ist doch wie im normalen Berufsleben auch. Wenn der Erfolg nicht stimmt, muss man sich trennen. Allerdings war die Trennung von Hans-Günter Bruns schon besonders. Wir pflegen weiter ein freundschaftliches Verhältnis. Ich hatte schon häufig versucht, ihn nach Wuppertal zu holen. Erst vor 15 Monaten hat es dann geklappt, und ich war überzeugt davon, dass er uns nach oben führen kann. Hans-Günter Bruns hat eine qualitativ hochwertige Mannschaft zusammengestellt. Daran lag es jedenfalls nicht.

DFB.de: Wie sehen die Ziele bis zum Saisonende aus?

Runge: Wir geben jetzt ganz bestimmt nicht auf, sondern wollen angreifen, um in die Spitzengruppe vorzustoßen. Was dann noch möglich ist, hat man im Fußball schon häufig gesehen. Ich erinnere nur an die abgelaufene Saison, in der die Sportfreunde Lotte nach 19 Spieltagen 14 Punkte Vorsprung auf den späteren Meister und Aufsteiger Borussia Dortmund II hatten.

DFB.de: Wird es im Winter noch einmal Verstärkungen geben?

Runge: Das ist nicht vorgesehen. Wie schon gesagt: Hans-Günter Bruns hat gut vorgearbeitet. Viele unserer Ersatzspieler würden bei anderen Regionalligisten zum Stammpersonal zählen.

DFB.de: Jetzt steht erst einmal das Derby gegen Rot-Weiss Essen an. Wie groß ist die Vorfreude auf das Livespiel?

Runge: So eine Livesituation ist in der vierten Liga nicht alltäglich. Ich hoffe auf viele Zuschauer und in diesem wichtigen Spiel auf ein gutes Ergebnis. Die sportliche Rivalität zwischen beiden Vereinen ist von jeher groß. Ich formuliere es einmal so: Alte Liebe rostet nicht.

DFB.de: Das Stadion am Zoo wird gut gefüllt sein. Mit wie vielen Zuschauern rechnen Sie?

Runge: Aus Essen haben sich 4000 bis 4500 RWE-Anhänger angekündigt. Mein Wunsch ist es, dass noch mehr Wuppertaler kommen und wir als Gastgeber auch den akustischen Heimvorteil behalten.

DFB.de: Wie sehen die mittel- und langfristigen Perspektiven für den WSV aus?

Runge: Als WSV-Präsident denke ich erst einmal nur bis zum Saisonende. Zu unseren vorrangigen Zielen zählt es, zunächst die Überdachungen der Stehplatztribünen zu realisieren. Danach ist die Gegengerade dran.

DFB.de: Der WSV hat einen Zuschauerschnitt von rund 1700 Besuchern. Wie kann man die Fans zurück ins Stadion locken?

Runge: Ich bin jetzt seit 20 Jahren Präsident und seit 25 Jahren als Funktionär tätig. Ist der Erfolg da, sind auch die Wuppertaler da. Bei schlechten Leistungen wird der WSV dagegen meist sehr negativ dargestellt.

DFB.de: Sie haben schon häufiger angekündigt, kürzer treten zu wollen. Nach wie vor mischen Sie aber in der ersten Reihe mit...

Runge: Im Moment sage ich, dass ich weitermachen muss. Ich habe viele Kritiker. Wenn ich aber frage, wer uns unterstützen will, verkriechen sich stets alle in ihr Schneckenhäuschen. Vor eineinhalb Jahre habe ich das Schicksal des Vereins in andere Hände gelegt. Das ging schief. Ich musste eingreifen, um die Lizenzerteilung nicht zu gefährden.

DFB.de: Ist der WSV ohne Friedhelm Runge überhaupt vorstellbar?

Runge: Es ist für mich nicht vorstellbar, dass es den WSV in einer 350.000-Einwohner-Stadt mit einem starken Mittelstand ohne Friedhelm Runge nicht mehr geben soll.

DFB.de: Was bedeutet der WSV für Sie?

Runge: Für mich ist der Verein eine Herzensangelegenheit. Wir haben rund 350 Jugendliche in unserer Nachwuchsabteilung. Viele Eltern können sich die Beiträge kaum leisten. Ich würde mir große Sorgen machen, wenn diese Kinder den WSV nicht hätten und stattdessen auf der Straße sitzen und nichts mit sich anzufangen wissen. Ich wünsche mir daher, dass die Wuppertaler nicht nur den WSV, sondern alle Sportvereine in der Stadt noch mehr unterstützen.

DFB.de: Was würden Sie sich für Ihren Verein wünschen?

Runge: Es gibt in der Stadt viele negative Nachrichten im Bereich Wirtschaft und Soziales. Ich wünsche mir, dass die Menschen in einer der 20 größten Städte Deutschlands zusammenrücken und dafür sorgen, dass wir wieder positive Fußballschlagzeilen schreiben. Ich bin der festen Überzeugung, dass hier Zweitligafußball machbar ist.