Präger: "Ein legendäres Spiel mit schönen Toren"

34 Spieltage, 34 besondere Begegnungen, 34 Zeitzeugen. Auf DFB.de erinnern sich prägende Figuren der Bundesligageschichte an ganz spezielle Duelle, passend zum jeweils aktuellen Spieltag der Saison 2013/2014. Heute berichtet Roy Präger vor dem Spiel zwischen seinem VfL Wolfsburg und dem 1. FSV Mainz 05 über das 5:4 im Aufstiegsduell der beiden Klubs am letzten Spieltag der Saison 1996/1997 - das historische Interview.

DFB.de: Herr Präger, können Sie sich noch an den 11. Juni 1997 erinnern?

Roy Präger: Ja, natürlich. Wir haben an diesem Tag gegen den FSV Mainz 05 gespielt und den Aufstieg in die Bundesliga perfekt gemacht. Das war eines der größten Spiele des VfL Wolfsburg und eines der wichtigsten für mich persönlich.

DFB.de: Wie war die Ausgangssituation vor dem Spiel?

Roy Präger: Mainz hätte bei uns gewinnen müssen, um aufzusteigen. Uns hätte schon ein Unentschieden gereicht.

DFB.de: Mit welcher Einstellung sind Sie in die Partie gegangen? Sie konnten immerhin auf Unentschieden spielen.

Roy Präger: Wir wollten unbedingt gewinnen. Entsprechend sind wir aufgelaufen. Wir waren relativ selbstbewusst. Wir hatten bis dahin eine gute Saison gespielt. Die Vorbereitung auf die Begegnung war gut. Die Mannschaft war intakt. Und die Motivation war groß. Schließlich war es für viele Spieler so ziemlich die letzte Chance, um noch mal in die Bundesliga zu kommen.

DFB.de: Insofern muss der Druck aber doch recht groß gewesen sein?

Roy Präger: Na ja, den hat man die komplette Saison. Ich empfand es als positiven Druck, weil es darum ging, etwas zu erreichen, etwas ganz Besonderes, nämlich in die Bundesliga aufzusteigen.

DFB.de: Wie haben Sie die Partie dann erlebt?

Roy Präger: Wir sind ziemlich früh in Rückstand geraten durch einen Treffer von Sven Demandt. Wir konnten das aber gut verarbeiten, waren schnell wieder auf den Beinen, sind dann mit 2:1 in Führung und einem 3:1 in die Pause gegangen. Da war klar, dass wir nicht nachlassen dürfen. Wir hatten die gleiche Situation schon einmal in der Saison gehabt und am Ende nur 3:3 gespielt. Mainz war auch nur noch zu zehnt, was eine Situation ist, die seine Tücken hat. Auf einmal stand es tatsächlich 3:3. Hintenraus hat es aber für uns gereicht. Am Ende gewannen wir mit 5:4. Ein legendäres Spiel mit vielen schönen Toren.

DFB.de: Sie sind in Sachen Statistik topfit. Und welche Bilder laufen in Ihrem Kopf noch ab?

Roy Präger: Einige. Das kann man ja gar nicht mehr rausnehmen. Ich könnte noch ganz viele Situationen von diesem Spiel schildern, ich weiß zum Beispiel noch genau, wie die Tore entstanden sind.

DFB.de: Zwei Treffer selbst erzielt, zwei Elfmeter rausgeholt - wie oft war Ihnen das zuvor gelungen?

Roy Präger: Damals war ich nicht der große Torjäger gewesen. Bis dahin hatte ich sechs Tore in der Saison geschossen. Ich bin ein Durchschnittsstürmer gewesen, der sich viele Sachen erarbeiten musste. Insofern wurde dieses Spiel auch durch diese Ausbeute für mich zu einem Highlight.

DFB.de: Bei Fortuna Köln wurden Sie von den Kollegen "Chancentod" genannt...

Roy Präger: Den Namen habe ich mir selbst verpasst. Ich hatte halt einige Szenen, die musst du als Stürmer einfach reinmachen. Dadurch haben wir einige Punkte liegen lassen. Das war ärgerlich. Den Spitznamen hatte ich mir natürlich aus Spaß gegeben, aber er hat überdauert, ab und zu kriege ich den heute noch um die Ohren gehauen, wenn ich mit unserer Traditionsmannschaft spiele. Aber das ist kein Problem, da stehe ich drüber.

DFB.de: Welche Bedeutung hatte diese Partie für Ihre weitere Karriere?

Roy Präger: Es war natürlich ein Karrieresprung, danach in der ersten Liga spielen zu dürfen. Und es lief für mich dann auch gut weiter.

DFB.de: Platzte mit dem Spiel gegen Mainz ein Knoten bei Ihnen? In der folgenden Saison trafen Sie im Oberhaus 13-mal.

Roy Präger: Das ist auch dem Selbstbewusstsein geschuldet, das man durch den Aufstieg entwickelt. Wenn man dann noch liest, dass man als Abstiegskandidat Nummer eins gehandelt wird, dann entfacht das Motivation. Mich hat das nach vorne getrieben. Und ich glaube, nicht nur mir ging das so.

DFB.de: Welchen Stellenwert hat dieser Erfolg in der Geschichte des VfL Wolfsburg?

Roy Präger: Der Verein hat sich seither stetig weiterentwickelt. Mittlerweile ist der VfL Wolfsburg seit 16 Jahren in der Bundesliga dabei. Er ist etabliert. Und die Erfolge basieren auf dem Aufstieg in der Saison 1996/1997. Darauf konnte aufgebaut werden. Es gab seither zwar Höhen und Tiefen, aber der Verein ist nicht mehr abgestiegen.

DFB.de: Wäre es vermessen zu sagen: ohne Aufstieg 1997 keine Deutsche Meisterschaft 2009?

Roy Präger: Das ist, glaube ich, zu hoch gegriffen. Man weiß ja nicht, was passiert wäre, wenn wir nicht aufgestiegen wären. Wir haben zu unserer Zeit unser Bestes gegeben. Und die 2009er-Mannschaft zu ihrer Zeit. Aber da einen inhaltlichen Zusammenhang herzustellen, möchte ich nicht machen.

DFB.de: Sie verließen den VfL zwei Jahre später in Richtung Hamburger SV, kehrten nach drei weiteren Jahren wieder zurück. Warum?

Roy Präger: Weil ich mich in Wolfsburg ganz einfach wohl gefühlt habe. Das sind Sachen, die man nicht wegdiskutieren kann. Die Familie ist hier heimisch geworden. Unsere Eltern wohnen in Brandenburg und Berlin. Der Weg dahin ist von Wolfsburg aus nicht weit.

DFB.de: Welche berufliche Perspektive bietet der VfL für Sie?

Roy Präger: Für mich ist es einfach etwas ganz Besonderes, in dem Verein arbeiten zu dürfen, mit dem ich seinerzeit in die Bundesliga aufgestiegen bin. Ich darf bei einem Erstligisten arbeiten. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Arbeit. Ich leite mittlerweile die VfL-Fußballschule. Wir trainieren Kinder im Breitensport. Mir macht das Spaß, das ist eine tolle Aufgabe. Das Klima unter den Kollegen ist sehr gut.

DFB.de: Wie häufig werden Sie von Fans heute noch auf das Mainz-Spiel angesprochen?

Roy Präger: (lacht) Wenn die Stürmer in der Bundesliga mal kein Tor erzielen, kann es passieren, dass ich häufig angesprochen werde. Aber dann muss ich immer wieder sagen, dass ich das Leistungsniveau nicht halten könnte, mittlerweile einfach zu alt bin. Das ist aber auch gut so.

DFB.de: Aber konkret auf das Spiel 1997 werden Sie kaum noch angesprochen?

Roy Präger: Das Thema schlägt immer mal wieder auf. Vor allen Dingen, wenn die Spiele gegen Mainz anstehen.

DFB.de: Wie ist es umgekehrt: Erzählen Sie den Kindern in der Fußballschule von Ihrem Mainz-Erlebnis?

Roy Präger: Ja, gelegentlich. Denn ich denke, es ist für Kinder interessant, von der Tradition des Vereins zu erfahren, in dem sie spielen. Aber das passiert eher beiläufig, mal in der Mittagspause oder während einer Videoanalyse.

DFB.de: Kriegen die Kinder dann glänzende Augen?

Roy Präger: Ja, gelegentlich schon. Aber die Botschaft ist mir wichtig. Die Kinder sollen verstehen, dass man viel erreichen kann, wenn man sich richtig reinhängt. Und das gilt ja nicht nur für Fußballer.

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34 Spieltage, 34 besondere Begegnungen, 34 Zeitzeugen. Auf DFB.de erinnern sich prägende Figuren der Bundesligageschichte an ganz spezielle Duelle, passend zum jeweils aktuellen Spieltag der Saison 2013/2014. Heute berichtet Roy Präger vor dem Spiel zwischen seinem VfL Wolfsburg und dem 1. FSV Mainz 05 über das 5:4 im Aufstiegsduell der beiden Klubs am letzten Spieltag der Saison 1996/1997 - das historische Interview.

DFB.de: Herr Präger, können Sie sich noch an den 11. Juni 1997 erinnern?

Roy Präger: Ja, natürlich. Wir haben an diesem Tag gegen den FSV Mainz 05 gespielt und den Aufstieg in die Bundesliga perfekt gemacht. Das war eines der größten Spiele des VfL Wolfsburg und eines der wichtigsten für mich persönlich.

DFB.de: Wie war die Ausgangssituation vor dem Spiel?

Roy Präger: Mainz hätte bei uns gewinnen müssen, um aufzusteigen. Uns hätte schon ein Unentschieden gereicht.

DFB.de: Mit welcher Einstellung sind Sie in die Partie gegangen? Sie konnten immerhin auf Unentschieden spielen.

Roy Präger: Wir wollten unbedingt gewinnen. Entsprechend sind wir aufgelaufen. Wir waren relativ selbstbewusst. Wir hatten bis dahin eine gute Saison gespielt. Die Vorbereitung auf die Begegnung war gut. Die Mannschaft war intakt. Und die Motivation war groß. Schließlich war es für viele Spieler so ziemlich die letzte Chance, um noch mal in die Bundesliga zu kommen.

DFB.de: Insofern muss der Druck aber doch recht groß gewesen sein?

Roy Präger: Na ja, den hat man die komplette Saison. Ich empfand es als positiven Druck, weil es darum ging, etwas zu erreichen, etwas ganz Besonderes, nämlich in die Bundesliga aufzusteigen.

DFB.de: Wie haben Sie die Partie dann erlebt?

Roy Präger: Wir sind ziemlich früh in Rückstand geraten durch einen Treffer von Sven Demandt. Wir konnten das aber gut verarbeiten, waren schnell wieder auf den Beinen, sind dann mit 2:1 in Führung und einem 3:1 in die Pause gegangen. Da war klar, dass wir nicht nachlassen dürfen. Wir hatten die gleiche Situation schon einmal in der Saison gehabt und am Ende nur 3:3 gespielt. Mainz war auch nur noch zu zehnt, was eine Situation ist, die seine Tücken hat. Auf einmal stand es tatsächlich 3:3. Hintenraus hat es aber für uns gereicht. Am Ende gewannen wir mit 5:4. Ein legendäres Spiel mit vielen schönen Toren.

DFB.de: Sie sind in Sachen Statistik topfit. Und welche Bilder laufen in Ihrem Kopf noch ab?

Roy Präger: Einige. Das kann man ja gar nicht mehr rausnehmen. Ich könnte noch ganz viele Situationen von diesem Spiel schildern, ich weiß zum Beispiel noch genau, wie die Tore entstanden sind.

DFB.de: Zwei Treffer selbst erzielt, zwei Elfmeter rausgeholt - wie oft war Ihnen das zuvor gelungen?

Roy Präger: Damals war ich nicht der große Torjäger gewesen. Bis dahin hatte ich sechs Tore in der Saison geschossen. Ich bin ein Durchschnittsstürmer gewesen, der sich viele Sachen erarbeiten musste. Insofern wurde dieses Spiel auch durch diese Ausbeute für mich zu einem Highlight.

DFB.de: Bei Fortuna Köln wurden Sie von den Kollegen "Chancentod" genannt...

Roy Präger: Den Namen habe ich mir selbst verpasst. Ich hatte halt einige Szenen, die musst du als Stürmer einfach reinmachen. Dadurch haben wir einige Punkte liegen lassen. Das war ärgerlich. Den Spitznamen hatte ich mir natürlich aus Spaß gegeben, aber er hat überdauert, ab und zu kriege ich den heute noch um die Ohren gehauen, wenn ich mit unserer Traditionsmannschaft spiele. Aber das ist kein Problem, da stehe ich drüber.

DFB.de: Welche Bedeutung hatte diese Partie für Ihre weitere Karriere?

Roy Präger: Es war natürlich ein Karrieresprung, danach in der ersten Liga spielen zu dürfen. Und es lief für mich dann auch gut weiter.

DFB.de: Platzte mit dem Spiel gegen Mainz ein Knoten bei Ihnen? In der folgenden Saison trafen Sie im Oberhaus 13-mal.

Roy Präger: Das ist auch dem Selbstbewusstsein geschuldet, das man durch den Aufstieg entwickelt. Wenn man dann noch liest, dass man als Abstiegskandidat Nummer eins gehandelt wird, dann entfacht das Motivation. Mich hat das nach vorne getrieben. Und ich glaube, nicht nur mir ging das so.

DFB.de: Welchen Stellenwert hat dieser Erfolg in der Geschichte des VfL Wolfsburg?

Roy Präger: Der Verein hat sich seither stetig weiterentwickelt. Mittlerweile ist der VfL Wolfsburg seit 16 Jahren in der Bundesliga dabei. Er ist etabliert. Und die Erfolge basieren auf dem Aufstieg in der Saison 1996/1997. Darauf konnte aufgebaut werden. Es gab seither zwar Höhen und Tiefen, aber der Verein ist nicht mehr abgestiegen.

DFB.de: Wäre es vermessen zu sagen: ohne Aufstieg 1997 keine Deutsche Meisterschaft 2009?

Roy Präger: Das ist, glaube ich, zu hoch gegriffen. Man weiß ja nicht, was passiert wäre, wenn wir nicht aufgestiegen wären. Wir haben zu unserer Zeit unser Bestes gegeben. Und die 2009er-Mannschaft zu ihrer Zeit. Aber da einen inhaltlichen Zusammenhang herzustellen, möchte ich nicht machen.

DFB.de: Sie verließen den VfL zwei Jahre später in Richtung Hamburger SV, kehrten nach drei weiteren Jahren wieder zurück. Warum?

Roy Präger: Weil ich mich in Wolfsburg ganz einfach wohl gefühlt habe. Das sind Sachen, die man nicht wegdiskutieren kann. Die Familie ist hier heimisch geworden. Unsere Eltern wohnen in Brandenburg und Berlin. Der Weg dahin ist von Wolfsburg aus nicht weit.

DFB.de: Welche berufliche Perspektive bietet der VfL für Sie?

Roy Präger: Für mich ist es einfach etwas ganz Besonderes, in dem Verein arbeiten zu dürfen, mit dem ich seinerzeit in die Bundesliga aufgestiegen bin. Ich darf bei einem Erstligisten arbeiten. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Arbeit. Ich leite mittlerweile die VfL-Fußballschule. Wir trainieren Kinder im Breitensport. Mir macht das Spaß, das ist eine tolle Aufgabe. Das Klima unter den Kollegen ist sehr gut.

DFB.de: Wie häufig werden Sie von Fans heute noch auf das Mainz-Spiel angesprochen?

Roy Präger: (lacht) Wenn die Stürmer in der Bundesliga mal kein Tor erzielen, kann es passieren, dass ich häufig angesprochen werde. Aber dann muss ich immer wieder sagen, dass ich das Leistungsniveau nicht halten könnte, mittlerweile einfach zu alt bin. Das ist aber auch gut so.

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DFB.de: Aber konkret auf das Spiel 1997 werden Sie kaum noch angesprochen?

Roy Präger: Das Thema schlägt immer mal wieder auf. Vor allen Dingen, wenn die Spiele gegen Mainz anstehen.

DFB.de: Wie ist es umgekehrt: Erzählen Sie den Kindern in der Fußballschule von Ihrem Mainz-Erlebnis?

Roy Präger: Ja, gelegentlich. Denn ich denke, es ist für Kinder interessant, von der Tradition des Vereins zu erfahren, in dem sie spielen. Aber das passiert eher beiläufig, mal in der Mittagspause oder während einer Videoanalyse.

DFB.de: Kriegen die Kinder dann glänzende Augen?

Roy Präger: Ja, gelegentlich schon. Aber die Botschaft ist mir wichtig. Die Kinder sollen verstehen, dass man viel erreichen kann, wenn man sich richtig reinhängt. Und das gilt ja nicht nur für Fußballer.