Poldi, Sepp und ein einarmiger Held

17-mal trafen Deutschland und Irland aufeinander, nur dreimal ging es dabei um Punkte. Aber geschenkt haben sich beide Seiten nie etwas seit der Premiere 1935. DFB.de hat deutsch-irische Geschichten aus fast 80 Jahren zusammengestellt.

Länderspiel Nummer 111 markiert den Anfang der deutsch-irischen Beziehungen. Und einen Rekord dazu. Im Stadion Rote Erde zu Dortmund sahen 35.000 Zuschauer am 8. Mai 1935 nicht nur ein 3:1 gegen Irland, sondern auch den siebten Sieg in Serie ihrer Nationalmannschaft. So etwas hatte es noch nicht gegeben in der 1908 begonnenen Länderspiel- Historie.

Vor dem Krieg gab es noch zwei Spiele, die erste Irland-Reise 1936 endete mit einer 2:5-Packung. Vom 1:1 in Bremen im Mai 1939 ist eine lustige Geschichte überliefert, die sich erst nach Abpfiff ereignete. Der damalige "Reichssportführer" von Tschammer und Osten merkte nicht, dass ihn Ernst Lehner und Paul Janes auf dem Klo einsperrten. Die "Täter" wurden nie gefasst, nur Sepp Herberger kannte - und deckte - sie.

1951: Nur "ein moralischer Sieg"

Im Oktober 1951 flog die deutsche Nationalmannschaft wieder nach Dublin, wo bisher alle Gastspiele stattfanden. In den Chroniken stand danach eine weitere Niederlage, aber nicht nur Bundestrainer Herberger sprach von "einem moralischen Sieg". Das Sport-Magazin titelte: "Tragik von Dublin". Denn der deutschen Mannschaft wurde in der Nachspielzeit von Schiedsrichter Ling der Ausgleich verwehrt. Begründung: Er habe bereits vor dem Torschuss abgepfiffen. Hatte nur fast keiner gehört.

Fritz Walter schrieb in seinem Buch Spiele, die ich nie vergesse: "Wir zogen bedeppert in unsere Kabine ab. Herberger hatte es nicht leicht, uns wieder aufzumöbeln." Der englische Schiedsrichter Ling, dem Spaßvögel auf dem Bankett eine Stoppuhr schenken wollten - es blieb bei der Idee -, entschied drei Jahre später im Finale von Bern bei Puskas' Schuss kurz vor Schluss auf Abseits, was die Ungarn bis heute anders sehen.

1955: Die Weltmeister gewinnen in Hamburg

Im Mai 1952 kamen die Iren erstmals nach Köln, die DFB-Auswahl nahm vor 75.000 Zuschauern Revanche (3:0). Dabei sagte Fritz Walter noch am Spieltag ab, aber ein Walter traf trotzdem: Das 2:0 von Bruder Ottmar aus 25 Metern war der Höhepunkt des Tages.



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17-mal trafen Deutschland und Irland aufeinander, nur dreimal ging es dabei um Punkte. Aber geschenkt haben sich beide Seiten nie etwas seit der Premiere 1935. DFB.de hat deutsch-irische Geschichten aus fast 80 Jahren zusammengestellt.

Länderspiel Nummer 111 markiert den Anfang der deutsch-irischen Beziehungen. Und einen Rekord dazu. Im Stadion Rote Erde zu Dortmund sahen 35.000 Zuschauer am 8. Mai 1935 nicht nur ein 3:1 gegen Irland, sondern auch den siebten Sieg in Serie ihrer Nationalmannschaft. So etwas hatte es noch nicht gegeben in der 1908 begonnenen Länderspiel- Historie.

Vor dem Krieg gab es noch zwei Spiele, die erste Irland-Reise 1936 endete mit einer 2:5-Packung. Vom 1:1 in Bremen im Mai 1939 ist eine lustige Geschichte überliefert, die sich erst nach Abpfiff ereignete. Der damalige "Reichssportführer" von Tschammer und Osten merkte nicht, dass ihn Ernst Lehner und Paul Janes auf dem Klo einsperrten. Die "Täter" wurden nie gefasst, nur Sepp Herberger kannte - und deckte - sie.

1951: Nur "ein moralischer Sieg"

Im Oktober 1951 flog die deutsche Nationalmannschaft wieder nach Dublin, wo bisher alle Gastspiele stattfanden. In den Chroniken stand danach eine weitere Niederlage, aber nicht nur Bundestrainer Herberger sprach von "einem moralischen Sieg". Das Sport-Magazin titelte: "Tragik von Dublin". Denn der deutschen Mannschaft wurde in der Nachspielzeit von Schiedsrichter Ling der Ausgleich verwehrt. Begründung: Er habe bereits vor dem Torschuss abgepfiffen. Hatte nur fast keiner gehört.

Fritz Walter schrieb in seinem Buch Spiele, die ich nie vergesse: "Wir zogen bedeppert in unsere Kabine ab. Herberger hatte es nicht leicht, uns wieder aufzumöbeln." Der englische Schiedsrichter Ling, dem Spaßvögel auf dem Bankett eine Stoppuhr schenken wollten - es blieb bei der Idee -, entschied drei Jahre später im Finale von Bern bei Puskas' Schuss kurz vor Schluss auf Abseits, was die Ungarn bis heute anders sehen.

1955: Die Weltmeister gewinnen in Hamburg

Im Mai 1952 kamen die Iren erstmals nach Köln, die DFB-Auswahl nahm vor 75.000 Zuschauern Revanche (3:0). Dabei sagte Fritz Walter noch am Spieltag ab, aber ein Walter traf trotzdem: Das 2:0 von Bruder Ottmar aus 25 Metern war der Höhepunkt des Tages.

Als amtierende Weltmeister gewannen die Deutschen 1955 in Hamburg 2:1. Mit dem Stuttgarter Robert Schlienz debütierte der erste Einarmige im DFB-Dress. Der 31-Jährige dankte es mit einer starken Leistung und sagte gerührt: "Es war meine schönste Stunde." Es folgten eine weitere Schlappe in Dublin (1956/0:3) und die erste Heimniederlage in Düsseldorf (1960/0:1), als Herberger wegen der Meisterendrunde experimentieren musste.

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1966: Der erste Sieg in Irland

Vor der WM 1966 glückte endlich der erste Sieg in Irland - bei jenem 4:0 debütierte Sepp Maier im Tor, Wolfgang Overath erzielte zwei Tore. Am 9. Mai 1970 kamen die Iren erstmals nach Berlin. Uwe Seeler und Hannes Löhr trafen beim 2:1-Heimsieg.

Im Mai 1979 gab es dagegen einen großen Ideengeber. Größter Gewinner des Debütanten-Balls von Dublin war der 19-jährige Kölner Bernd Schuster, der sich gegen Liam Brady, den großen Star der Iren, prächtig schlug und offensive Akzente setzte. Bundestrainer Jupp Derwall setzte in Dublin fünf Debütanten ein und gewann 3:1. Dieter Hoeneß schoss sogar ein Tor bei der Premiere.

1994: La Ola, Andy White und eine Heimniederlage

Das einzige Länderspieltor des Münchners Hans Dorfner verhinderte 1989 in Dublin eine Niederlage (1:1), die es dafür 19 Tage vor Beginn der WM 1994 in den USA gab. Bundestrainer Berti Vogts hatte in Hannover noch mal einen echten Härtetest auf dem Programm. 50.000 Zuschauer kamen in der Erwartung, dass die deutsche Elf die Vorfreude auf die WM schüren würde. Zu spüren war sie bereits: Auf den Rängen brandete "La Ola", und jeder Spieler wurde beim Einlaufen von Stimmungsmacher Andy White einzeln vorgestellt.

Das Spiel nahm die gute Laune jedoch nicht auf und endete 0:2. Tony Cascarino und Gary Kelly sorgten für eine missglückte deutsche WM-Generalprobe. Ehrenspielführer Uwe Seeler bekämpfte die schnell aufkommende Besorgtheit: "Ich rechne trotzdem mit einem Finale Deutschland gegen Brasilien. Unsere Mannschaft besitzt einfach ein zu gutes spielerisches Material." Er sollte sich irren.

WM 2002: Remis im ersten Pflichtspiel

Nach 67 Jahren kam es dann bei der WM 2002 erstmals zu einem Spiel, in dem es nicht nur ums Prestige ging. Das Los hatte Deutsche und Iren in eine Gruppe geführt. Austragungsort war die ostjapanische Stadt Kashima. Drückende Schwüle herrschte an jenem 5. Juni 2002. Das Kashima Soccer-Stadion war mit 41.800 Zuschauern ausverkauft. Es wurde das erwartet schwere Spiel, auch wenn alles begann wie gegen die Saudis: mit einem Kopfballtor von Klose (19.).

Danach machten die Iren Druck. Mit spätem Erfolg. Das 1:1 von Robbie Keane fiel in der Nachspielzeit. Der Traum vom vorzeitigen Achtelfinaleinzug war zerplatzt, die Euphorie um die Mannschaft erst mal verflog. Und doch hatte dieses Spiel heilsame Wirkung: Jeder Anflug von Leichtsinn und Überheblichkeit war verschwunden. Die deutsche Mannschaft schaffte es bis ins WM-Finale von Yokohama, wo sie erst gegen Brasilien (0:2) wieder ein Tor kassierte.

2006: Sieg im ersten Qualifikationsduell

Vier Jahre später sah man sich wieder - erstmals in einem Qualifikationsspiel. Im September 2006 waren die Erinnerungen an das WM-Sommermärchen noch frisch. Und als die Nationalmannschaft zum ersten Pflichtspiel der Ära Joachim Löw nach Stuttgart kam, da war wieder WM-Stimmung.

Als das erste Spiel der EM-Qualifikation an jenem 2. September 2006 abgepfiffen wurde, schwenkten fast alle der 53.198 Zuschauer ihre Fahnen und sangen. Die Spieler gingen auf eine Ehrenrunde und applaudierten dem Anhang. Eine Ehrenrunde nach einem knappen 1:0 gegen Irland - es waren eben ganz spezielle Tage. Lukas Podolski traf als Einziger, per Freistoß. Nach torlosem Rückspiel in Dublin wurde die EM-Teilnahme gesichert.

2012: Der höchste deutsche Sieg - 6:1

Weniger ausgelassen wurde der bisher höchste Sieg gefeiert. Es war halt nur ein Zwischenschritt auf dem Weg zur WM. Im Hinspiel der aktuellen WM-Qualifikation kam ein glänzend aufgelegtes deutsches Team zu einem 6:1 - was etwas heißen will gegen eine Mannschaft von Giovanni Trapattoni, der am 12. Oktober 2012 noch Trainer der "Boys in Green" war.

Marco Reus und Toni Kroos trafen doppelt, Mesut Özil per Elfmeter und Miro Klose machten das halbe Dutzend voll. "Man muss diesen Sieg richtig einordnen, die Iren waren kein guter Gegner", sagte Kroos. Ausnahmsweise, gilt es hinzuzufügen.