Pokal und WM: Es beginnt die Müller-Zeit

Mit seinem fünften DFB-Pokalsieg mit dem FC Bayern München möchte sich Thomas Müller aus der Saison im Klubtrikot verabschieden. Und dann gleich die nächste Mission starten, mit Deutschland bei der WM in Russland den Titel verteidigen. Weltmeisterschaften mag wahrscheinlich keiner so sehr wie der 28-Jährige.

Man kennt sich gut, man mag sich. Der DFB-Pokal und Thomas Müller - das passt. 4:1 lautet die persönliche Finalbilanz des Bayern-Profis. Fünf Endspiele, nur eine Niederlage. Diese jedoch war eine sehr schmerzhafte: 2012 setzte es mit dem 2:5 gegen Borussia Dortmund eine deftige Abreibung, am Ende einer Spielzeit zum Vergessen. Bayern wurde Vizemeister, verlor zudem das Champions-League-Finale im eigenen Stadion gegen den FC Chelsea.

Erster Pokalsieg 2009 gegen Werder

Die übrigen Müller'schen Pokalendspiele sind eine einzige Erfolgsgeschichte: In seinem ersten Jahr, in dem Müller dank Trainer Louis van Gaal konstant bei den Profis mittrainierte, zerlegte Bayern 2010 Werder Bremen mit 4:0 - ohne Müller-Tor. Der Schlaks aus Pähl am Ammersee durfte sein erstes Double feiern, reiste danach als internationaler Nobody zur WM in Südafrika und wurde mit der Nationalmannschaft Dritter sowie Torschützenkönig. Sein Durchbruch, eine Weltkarriere im Raketentempo.

Die Pleiten 2012 waren die Triebfeder für das Triplejahr 2013, das durch den 3:2-Triumph im DFB-Pokalfinale gegen den VfB Stuttgart perfekt gemacht wurde. Müller traf zum 1:0 per Foulelfmeter, die Erinnerungen an jenes Endspiel sind beim heute 28-Jährigen allgegenwärtig: "Damals haben wir den letzten Titel mit Jupp Heynckes geholt. Was Schöneres als dieses Erlebnis gab's fast nicht."

Da verblassen selbst die letzten beiden Cup-Gewinne gegen Borussia Dortmund. 2014 nach Verlängerung, als Müller, selbst schon am Ende seiner Kräfte, seine Bayern in Minute 120+3 mit einem spektakulären Sololauf zum 2:0-Endstand erlöste. Zwei Jahre später schenkten die Münchner ihrem nach drei Jahren scheidenden Trainer Pep Guardiola zum zweiten Mal den Pott, besiegten die Dortmunder nach einem 0:0 über 120 Minuten jedoch erst im Elfmeterschießen. Müller behielt dabei die Nerven, am Ende hieß es 4:3 für Bayern.

Schon 27 Treffer im DFB-Pokal

Nun heißt es also: Müller, die sechste. Eintracht Frankfurt wartet im Finale. "Wir sehr stolz darauf, dass wir es in diesem Jahr wieder geschafft haben - vor allem wenn man unsere Gegner auf dem Weg ins Endspiel sieht", sagte Müller nach dem furiosen 6:2 im Halbfinale bei Bayer Leverkusen und blickte auf die seiner Ansicht nach "knackige Auslosung" zurück: "Wir haben in Leipzig, gegen Dortmund und nun in Leverkusen gewonnen." Vier Müller-Tore inklusive. Im ewigen Ranking der Toptorschützen des DFB-Pokals liegt er mit 27 Treffern bereits auf Tuchfühlung zu den Top 10. Bayerns Legende aber wird er nicht packen. Gerd Müller, "der Bomber der Nation", erzielte in 60 DFB-Pokalspielen unglaubliche 78 Tore.

Für Thomas Müller und seine Bayern ist das 2018er-Finale gegen Frankfurt mehr als ein Trostpflaster für das unglückliche Champions-League-Aus im Halbfinale gegen Real Madrid. Müller, der beinahe über die gesamte Saison den verletzten Torhüter Manuel Neuer als Kapitän vertrat, möchte den perfekten Abschluss für Trainer Heynckes. Die Partie gegen die Eintracht wird nun definitiv das letzte Spiel in der Karriere des 73-Jährigen - was vor seiner Rückkehr als Freundschaftsdienst im vergangenen Oktober eigentlich das Pokalendspiel 2013 gegen Stuttgart sein sollte.

Das Scheitern in Madrid am 1. Mai hängt den Bayern und Müller noch in den Gliedern. "Extrem bitter", sei das 2:2 gewesen, bei dem ein Tor zum Finaleinzug fehlte. Müller gab sich selbstkritisch: "Wir müssen uns nicht schämen, aber es tut sehr weh, dass wir diese Möglichkeit nicht genutzt haben. Es war so viel mehr drin, aber wir leisten uns zu viele individuelle Fehler. Im Fußball geht es immer weiter, auch wenn nach so einem Spiel die Zeit stillstehen sollte." Weiter, immer weiter.

Müller peilt fünftes Double an

Vor einer Woche bekamen die Bayern im Anschluss an das Heimspiel gegen den VfB Stuttgart am 34. Spieltag die Meisterschale überreicht, es ist der sechste Titel hintereinander. Müller hat nun schon sieben Meistertitel in seiner Vita stehen. Und viermal das Double. Nummer fünf ist im Visier. "Die Fahrt nach Berlin ist immer für alle, die im Verein und um die Mannschaft herum arbeiten, eine tolle Bereicherung", sagt er. Der FC Bayern lädt einen Großteil der Mitarbeiter des Klubzentrums an der Säbener Straße zum Finale nach Berlin ein - das ist gute Tradition.

Müllers Titelhunger kennt keinen Sättigungsgrad. "Die Gier ist vorhanden", sagt er, "doch in einem Spiel kann viel passieren." Er lacht. "Soll ich noch ein paar alte Floskeln rausholen?" Bitte. "Im Pokal ist alles möglich." Müller grinst sein Müllergrinsen. Er hat ein gutes Jahr hinter sich, was auch daran liegt, dass Heynckes, seit Oktober im Amt, ihn und seine unorthodoxe Spielweise nicht anzweifelt, dass er ihn stark macht - auf und außerhalb des Platzes. "Als Kapitän ist Thomas ein Vorbild an Leistung und Einsatz und in unserem System ganz wichtig, weil er manchmal auch aus dem Nichts Tore macht", erklärt Heynckes. Auch sonst sei Müller oft "mit seiner Spritzigkeit, Schnelligkeit, Reaktionsschnelligkeit am richtigen Ort. Das macht ihn so unverwechselbar". Fazit Heynckes: "Das ist eben Müller - er kann's!"

Vor allem bei Weltmeisterschaften. Und nach dem Pokalfinale ist vor der WM. Bei den Endrunden 2010 in Südafrika und 2014 in Brasilien traf Müller in 13 Partien sagenhafte zehnmal. Auf seinen EM-Teilnahmen dagegen scheint ein Fluch zu liegen: Die Bilanz der Turniere 2012 und 2016: elf Einsätze, kein einziger Treffer. Insgesamt kommt er in seinen 90 Länderspielen auf 38 Tore, beim 1:1 im März gegen Spanien überholte er in der ewigen Torjägerliste den Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff, liegt nun alleine auf Platz zehn. Viel wichtiger als das Ego-Ranking ist folgender Fakt: In den bisher 28 Länderspielen, in denen Müller traf, verlor Deutschland nie. Wenn es müllert, greift die Anti-Niederlagen-Versicherung. Schöne Aussichten für die Nationalmannschaft, wenn es am 17. Juni in Moskau gegen Mexiko losgeht. Dann ist WM, dann ist Müller-Time.

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Mit seinem fünften DFB-Pokalsieg mit dem FC Bayern München möchte sich Thomas Müller aus der Saison im Klubtrikot verabschieden. Und dann gleich die nächste Mission starten, mit Deutschland bei der WM in Russland den Titel verteidigen. Weltmeisterschaften mag wahrscheinlich keiner so sehr wie der 28-Jährige.

Man kennt sich gut, man mag sich. Der DFB-Pokal und Thomas Müller - das passt. 4:1 lautet die persönliche Finalbilanz des Bayern-Profis. Fünf Endspiele, nur eine Niederlage. Diese jedoch war eine sehr schmerzhafte: 2012 setzte es mit dem 2:5 gegen Borussia Dortmund eine deftige Abreibung, am Ende einer Spielzeit zum Vergessen. Bayern wurde Vizemeister, verlor zudem das Champions-League-Finale im eigenen Stadion gegen den FC Chelsea.

Erster Pokalsieg 2009 gegen Werder

Die übrigen Müller'schen Pokalendspiele sind eine einzige Erfolgsgeschichte: In seinem ersten Jahr, in dem Müller dank Trainer Louis van Gaal konstant bei den Profis mittrainierte, zerlegte Bayern 2010 Werder Bremen mit 4:0 - ohne Müller-Tor. Der Schlaks aus Pähl am Ammersee durfte sein erstes Double feiern, reiste danach als internationaler Nobody zur WM in Südafrika und wurde mit der Nationalmannschaft Dritter sowie Torschützenkönig. Sein Durchbruch, eine Weltkarriere im Raketentempo.

Die Pleiten 2012 waren die Triebfeder für das Triplejahr 2013, das durch den 3:2-Triumph im DFB-Pokalfinale gegen den VfB Stuttgart perfekt gemacht wurde. Müller traf zum 1:0 per Foulelfmeter, die Erinnerungen an jenes Endspiel sind beim heute 28-Jährigen allgegenwärtig: "Damals haben wir den letzten Titel mit Jupp Heynckes geholt. Was Schöneres als dieses Erlebnis gab's fast nicht."

Da verblassen selbst die letzten beiden Cup-Gewinne gegen Borussia Dortmund. 2014 nach Verlängerung, als Müller, selbst schon am Ende seiner Kräfte, seine Bayern in Minute 120+3 mit einem spektakulären Sololauf zum 2:0-Endstand erlöste. Zwei Jahre später schenkten die Münchner ihrem nach drei Jahren scheidenden Trainer Pep Guardiola zum zweiten Mal den Pott, besiegten die Dortmunder nach einem 0:0 über 120 Minuten jedoch erst im Elfmeterschießen. Müller behielt dabei die Nerven, am Ende hieß es 4:3 für Bayern.

Schon 27 Treffer im DFB-Pokal

Nun heißt es also: Müller, die sechste. Eintracht Frankfurt wartet im Finale. "Wir sehr stolz darauf, dass wir es in diesem Jahr wieder geschafft haben - vor allem wenn man unsere Gegner auf dem Weg ins Endspiel sieht", sagte Müller nach dem furiosen 6:2 im Halbfinale bei Bayer Leverkusen und blickte auf die seiner Ansicht nach "knackige Auslosung" zurück: "Wir haben in Leipzig, gegen Dortmund und nun in Leverkusen gewonnen." Vier Müller-Tore inklusive. Im ewigen Ranking der Toptorschützen des DFB-Pokals liegt er mit 27 Treffern bereits auf Tuchfühlung zu den Top 10. Bayerns Legende aber wird er nicht packen. Gerd Müller, "der Bomber der Nation", erzielte in 60 DFB-Pokalspielen unglaubliche 78 Tore.

Für Thomas Müller und seine Bayern ist das 2018er-Finale gegen Frankfurt mehr als ein Trostpflaster für das unglückliche Champions-League-Aus im Halbfinale gegen Real Madrid. Müller, der beinahe über die gesamte Saison den verletzten Torhüter Manuel Neuer als Kapitän vertrat, möchte den perfekten Abschluss für Trainer Heynckes. Die Partie gegen die Eintracht wird nun definitiv das letzte Spiel in der Karriere des 73-Jährigen - was vor seiner Rückkehr als Freundschaftsdienst im vergangenen Oktober eigentlich das Pokalendspiel 2013 gegen Stuttgart sein sollte.

Das Scheitern in Madrid am 1. Mai hängt den Bayern und Müller noch in den Gliedern. "Extrem bitter", sei das 2:2 gewesen, bei dem ein Tor zum Finaleinzug fehlte. Müller gab sich selbstkritisch: "Wir müssen uns nicht schämen, aber es tut sehr weh, dass wir diese Möglichkeit nicht genutzt haben. Es war so viel mehr drin, aber wir leisten uns zu viele individuelle Fehler. Im Fußball geht es immer weiter, auch wenn nach so einem Spiel die Zeit stillstehen sollte." Weiter, immer weiter.

Müller peilt fünftes Double an

Vor einer Woche bekamen die Bayern im Anschluss an das Heimspiel gegen den VfB Stuttgart am 34. Spieltag die Meisterschale überreicht, es ist der sechste Titel hintereinander. Müller hat nun schon sieben Meistertitel in seiner Vita stehen. Und viermal das Double. Nummer fünf ist im Visier. "Die Fahrt nach Berlin ist immer für alle, die im Verein und um die Mannschaft herum arbeiten, eine tolle Bereicherung", sagt er. Der FC Bayern lädt einen Großteil der Mitarbeiter des Klubzentrums an der Säbener Straße zum Finale nach Berlin ein - das ist gute Tradition.

Müllers Titelhunger kennt keinen Sättigungsgrad. "Die Gier ist vorhanden", sagt er, "doch in einem Spiel kann viel passieren." Er lacht. "Soll ich noch ein paar alte Floskeln rausholen?" Bitte. "Im Pokal ist alles möglich." Müller grinst sein Müllergrinsen. Er hat ein gutes Jahr hinter sich, was auch daran liegt, dass Heynckes, seit Oktober im Amt, ihn und seine unorthodoxe Spielweise nicht anzweifelt, dass er ihn stark macht - auf und außerhalb des Platzes. "Als Kapitän ist Thomas ein Vorbild an Leistung und Einsatz und in unserem System ganz wichtig, weil er manchmal auch aus dem Nichts Tore macht", erklärt Heynckes. Auch sonst sei Müller oft "mit seiner Spritzigkeit, Schnelligkeit, Reaktionsschnelligkeit am richtigen Ort. Das macht ihn so unverwechselbar". Fazit Heynckes: "Das ist eben Müller - er kann's!"

Vor allem bei Weltmeisterschaften. Und nach dem Pokalfinale ist vor der WM. Bei den Endrunden 2010 in Südafrika und 2014 in Brasilien traf Müller in 13 Partien sagenhafte zehnmal. Auf seinen EM-Teilnahmen dagegen scheint ein Fluch zu liegen: Die Bilanz der Turniere 2012 und 2016: elf Einsätze, kein einziger Treffer. Insgesamt kommt er in seinen 90 Länderspielen auf 38 Tore, beim 1:1 im März gegen Spanien überholte er in der ewigen Torjägerliste den Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff, liegt nun alleine auf Platz zehn. Viel wichtiger als das Ego-Ranking ist folgender Fakt: In den bisher 28 Länderspielen, in denen Müller traf, verlor Deutschland nie. Wenn es müllert, greift die Anti-Niederlagen-Versicherung. Schöne Aussichten für die Nationalmannschaft, wenn es am 17. Juni in Moskau gegen Mexiko losgeht. Dann ist WM, dann ist Müller-Time.

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