Physiotherapeut Malis: Romario, Gretzky und der FC Homburg

Der kleine Fußball ist in Deutschland riesengroß. In fast 26.000 Vereinen wird unter dem Dach des DFB Fußball gespielt. Das Rampenlicht gehört normalerweise den Stars. Die heimlichen Helden spielen und engagieren sich an der Basis. Heute: Mitarbeiter Ralph Tiné hat Karel Malis getroffen, einen renommierten Physiotherapeut in der Regionalliga.

Namen wie Romario, Bebeto oder Pavel Nedved verbinden die meisten Fußballfans mit den ganz großen Fußballklubs. Kaum jemand würde eine Verbindung zum FC Homburg vermuten. Und doch lässt sich ein direkter Bogen von diesen Superstars zum Regionalligisten schlagen. Das Verbindungsglied heißt Karel Malis und arbeitet seit dieser Saison bei den Grün-Weißen im Saarland. Es ist kaum zu glauben, dass der frühere Physiotherapeut der kanadischen Eishockey-Nationalmannschaft, des Fußball-Bundesligisten SC Freiburg und der tschechischen Fußball-Nationalmannschaft heute in der beschaulichen Saar-Pfalz anzutreffen ist.

Von Xanthi ins Saarland

Wie es trotzdem dazu gekommen ist, erklärt Malis so: "Meine letzte Station war der griechische Fußball-Erstligist Skoda Xanthi, wo ich tolle fünf Jahre erlebt hatte. Danach sollte ich zu Dynamo Moskau, doch der Sportdirektor, der mich haben wollte, wurde eine Woche später entlassen. Es ist schwierig einen Job zu finden, während die Saison läuft."

So zog sich der in Prag geborene 54-Jährige in sein Haus im niedersächsischen Bad Pyrmont zurück, um abzuwarten, wie sich die Dinge entwickeln. Doch es dauerte nicht lange, bis er der Untätigkeit überdrüssig wurde. Von Bekannten wurde Malis darauf aufmerksam gemacht, dass der FCH einen neuen Physiotherapeuten sucht, woraufhin er sich kurzentschlossen bei den Grün-Weißen vorstellte.

"Ich muss in der Kabine bei den Spielern sein"

"Ich kann nicht zu Hause sitzen, wenn Fußball im Fernsehen läuft", sagt der Sohn einer deutschen Mutter und eines frankoitalienischen Vaters. "Ich muss in der Kabine bei den Spielern sein. Dass es Homburg wurde, war reiner Zufall." Dass er sich über die in Homburg zunächst verlangte Arbeitsprobe wunderte, ist durchaus nachvollziehbar. Immerhin hat der Therapeut in Tschechien einen ähnlichen Status wie sein in Deutschland nicht nur bei der Nationalmannschaft bekannter Kollege Klaus Eder, bei dem sich viele Spitzensportler nach Verletzungen die Klinke in die Hand geben.

Doch anders als Eder, der in Donaustauf eine eigene Rehabilitationsklinik führt, sucht Malis den täglichen Kontakt zu einer Mannschaft. Ein Grund dafür liegt in seiner eigenen sportlichen Vergangenheit - einst spielte er als Fußball-Torwart unter anderem beim tschechischen Erstligisten Banik Ostrau. Wegen eines Kreuzbandrisses musste er seine aktive Karriere allerdings bereits im Alter von 24 Jahren beenden.

Eishockey-Legende Wayne Gretzky auf dem Behandlungstisch

Nach seiner Ausbildung begann der frischgebackene Physiotherapeut Ende der 80er-Jahre beim Eishockey-Bundesligisten EHC Freiburg. Danach wechselte er zur kanadischen Eishockey-Nationalmannschaft, wo er mit Wayne Gretzky unter anderem den wohl besten Eishockeyspieler aller Zeiten auf dem Behandlungstisch hatte. "Das war eine schöne Zeit, aber mein Ziel war immer der Fußball - ich bin ein Fußballverrückter", erzählt Malis, wie er danach einem Angebot des damaligen Freiburger Bundesligatrainers Volker Finke in die Bundesliga folgte.

1996 ging Karel Malis dann zur tschechischen Nationalmannschaft, wo er zwölf Jahre lang mit Stars wie Pavel Nedved, Milan Baros oder Tomás Rosicky arbeitete. Pavel Kuka, der frühere Stürmer des 1. FC Kaiserslautern, war sogar Trauzeuge bei Malis' Hochzeit. Nachdem es 2008 zu einem Wechsel in der Führung des Tschechischen Fußball-Verbandes kam, der Malis aus verschiedenen Gründen missfiel, verließ er sein Geburtsland und ging nach Griechenland zu Skoda Xanthi.

"Die Superstars sind fast alle ganz nette Leute"

Wenn Malis seine vielen Ordner mit Zeitungsartikeln und Fotos, auf denen er mit unzähligen Stars abgebildet ist, vor sich ausbreitet, weiß er viele Geschichten zu erzählen. Eine davon spielt beim Confed-Cup 1997 im saudi-arabischen Riad, wo er mit den Tschechen im gleichen Hotel wie die Brasilianer wohnte. Dass er damals auch viele Spieler des späteren Turniersiegers aus Südamerika behandelte, brachte ihm einige Freundschaften ein, von denen viele auch heute noch halten.

"Die Superstars sind fast alle ganz nette Leute", erzählt Malis, während er Fotos von sich mit Bebeto, Leonardo und Mario Zagallo zeigt. "Selbst Romário, über den damals viel über Eskapaden außerhalb des Platzes geredet wurde, war privat ein ganz netter und ruhiger Typ."

"Auf Dauer keine Lust auf Regionalliga"

So unglaublich es ist, dass ein Mann mit diesem beruflichen Werdegang den Weg in die fußballerische Diaspora der Regionalliga findet, so schwer fällt es, sich vorzustellen, dass der FC Homburg mehr als eine Durchgangsstation für Malis darstellen könnte. Zu beengend scheinen die paar Quadratmeter seines winzigen Behandlungsraums neben der Spielerkabine im Vergleich zu den Möglichkeiten, die sich auf dem von ihm gewohnten Niveau bieten.

"Als ich hierher kam, habe ich zunächst einen Schock bekommen", sagt Malis. "Aber dann habe ich gefragt, welche Ziele der FCH hat. Ich muss immer ein Ziel haben. Das ist mein Lebensmotto. Wir sind dabei, hier etwas zu entwickeln. Wenn ich sehe, dass es vorangeht, kann ich mir vorstellen, länger zu bleiben."

Und wohin genau sollte es gehen? "Ich hoffe, dass die Mannschaft in die 3. Liga aufsteigt", so Malis. "Auf Dauer habe ich keine Lust, in der Regionalliga zu bleiben. Aber wenn du siehst, es wird besser, siehst du auch, dass es einen Sinn hat."

Das meinen DFB.de-User:

"Herrn Malis von Herzen alles Gute! Der FC Homburg gehört wahrlich nicht in die Regionalliga. So ein Traditionsverein sollte mittelfristig wieder der 2. Liga oder sogar der Bundesliga angehören! Es wäre schön, wenn der FC Homburg wieder an Erfolge anknüpfen könnte, wie man sie Ende der 1980er Jahre dort erlebt hat, z.B. mit Fußballgrößen wie Roman Wojcicki. Ich wünsche mir sehr, dass dies in Zusammenarbeit mit einem derart erfahrenen und kompetenten Physiotherapeuten wie Herrn Malis auch gelingen wird. Der erste Schritt dazu wäre der diesjährige Aufstieg in die 3. Liga. Das ist mit solch klasse Spielern wie Gaebler, Noll, Lutz u.v.a. durchaus möglich. Dazu drücke ich ganz fest die Daumen und wünsche alles erdenklich Gute!" (Steffen Bayer, Frankfurt/Main)

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Der kleine Fußball ist in Deutschland riesengroß. In fast 26.000 Vereinen wird unter dem Dach des DFB Fußball gespielt. Das Rampenlicht gehört normalerweise den Stars. Die heimlichen Helden spielen und engagieren sich an der Basis. Heute: Mitarbeiter Ralph Tiné hat Karel Malis getroffen, einen renommierten Physiotherapeut in der Regionalliga.

Namen wie Romario, Bebeto oder Pavel Nedved verbinden die meisten Fußballfans mit den ganz großen Fußballklubs. Kaum jemand würde eine Verbindung zum FC Homburg vermuten. Und doch lässt sich ein direkter Bogen von diesen Superstars zum Regionalligisten schlagen. Das Verbindungsglied heißt Karel Malis und arbeitet seit dieser Saison bei den Grün-Weißen im Saarland. Es ist kaum zu glauben, dass der frühere Physiotherapeut der kanadischen Eishockey-Nationalmannschaft, des Fußball-Bundesligisten SC Freiburg und der tschechischen Fußball-Nationalmannschaft heute in der beschaulichen Saar-Pfalz anzutreffen ist.

Von Xanthi ins Saarland

Wie es trotzdem dazu gekommen ist, erklärt Malis so: "Meine letzte Station war der griechische Fußball-Erstligist Skoda Xanthi, wo ich tolle fünf Jahre erlebt hatte. Danach sollte ich zu Dynamo Moskau, doch der Sportdirektor, der mich haben wollte, wurde eine Woche später entlassen. Es ist schwierig einen Job zu finden, während die Saison läuft."

So zog sich der in Prag geborene 54-Jährige in sein Haus im niedersächsischen Bad Pyrmont zurück, um abzuwarten, wie sich die Dinge entwickeln. Doch es dauerte nicht lange, bis er der Untätigkeit überdrüssig wurde. Von Bekannten wurde Malis darauf aufmerksam gemacht, dass der FCH einen neuen Physiotherapeuten sucht, woraufhin er sich kurzentschlossen bei den Grün-Weißen vorstellte.

"Ich muss in der Kabine bei den Spielern sein"

"Ich kann nicht zu Hause sitzen, wenn Fußball im Fernsehen läuft", sagt der Sohn einer deutschen Mutter und eines frankoitalienischen Vaters. "Ich muss in der Kabine bei den Spielern sein. Dass es Homburg wurde, war reiner Zufall." Dass er sich über die in Homburg zunächst verlangte Arbeitsprobe wunderte, ist durchaus nachvollziehbar. Immerhin hat der Therapeut in Tschechien einen ähnlichen Status wie sein in Deutschland nicht nur bei der Nationalmannschaft bekannter Kollege Klaus Eder, bei dem sich viele Spitzensportler nach Verletzungen die Klinke in die Hand geben.

Doch anders als Eder, der in Donaustauf eine eigene Rehabilitationsklinik führt, sucht Malis den täglichen Kontakt zu einer Mannschaft. Ein Grund dafür liegt in seiner eigenen sportlichen Vergangenheit - einst spielte er als Fußball-Torwart unter anderem beim tschechischen Erstligisten Banik Ostrau. Wegen eines Kreuzbandrisses musste er seine aktive Karriere allerdings bereits im Alter von 24 Jahren beenden.

Eishockey-Legende Wayne Gretzky auf dem Behandlungstisch

Nach seiner Ausbildung begann der frischgebackene Physiotherapeut Ende der 80er-Jahre beim Eishockey-Bundesligisten EHC Freiburg. Danach wechselte er zur kanadischen Eishockey-Nationalmannschaft, wo er mit Wayne Gretzky unter anderem den wohl besten Eishockeyspieler aller Zeiten auf dem Behandlungstisch hatte. "Das war eine schöne Zeit, aber mein Ziel war immer der Fußball - ich bin ein Fußballverrückter", erzählt Malis, wie er danach einem Angebot des damaligen Freiburger Bundesligatrainers Volker Finke in die Bundesliga folgte.

1996 ging Karel Malis dann zur tschechischen Nationalmannschaft, wo er zwölf Jahre lang mit Stars wie Pavel Nedved, Milan Baros oder Tomás Rosicky arbeitete. Pavel Kuka, der frühere Stürmer des 1. FC Kaiserslautern, war sogar Trauzeuge bei Malis' Hochzeit. Nachdem es 2008 zu einem Wechsel in der Führung des Tschechischen Fußball-Verbandes kam, der Malis aus verschiedenen Gründen missfiel, verließ er sein Geburtsland und ging nach Griechenland zu Skoda Xanthi.

"Die Superstars sind fast alle ganz nette Leute"

Wenn Malis seine vielen Ordner mit Zeitungsartikeln und Fotos, auf denen er mit unzähligen Stars abgebildet ist, vor sich ausbreitet, weiß er viele Geschichten zu erzählen. Eine davon spielt beim Confed-Cup 1997 im saudi-arabischen Riad, wo er mit den Tschechen im gleichen Hotel wie die Brasilianer wohnte. Dass er damals auch viele Spieler des späteren Turniersiegers aus Südamerika behandelte, brachte ihm einige Freundschaften ein, von denen viele auch heute noch halten.

"Die Superstars sind fast alle ganz nette Leute", erzählt Malis, während er Fotos von sich mit Bebeto, Leonardo und Mario Zagallo zeigt. "Selbst Romário, über den damals viel über Eskapaden außerhalb des Platzes geredet wurde, war privat ein ganz netter und ruhiger Typ."

"Auf Dauer keine Lust auf Regionalliga"

So unglaublich es ist, dass ein Mann mit diesem beruflichen Werdegang den Weg in die fußballerische Diaspora der Regionalliga findet, so schwer fällt es, sich vorzustellen, dass der FC Homburg mehr als eine Durchgangsstation für Malis darstellen könnte. Zu beengend scheinen die paar Quadratmeter seines winzigen Behandlungsraums neben der Spielerkabine im Vergleich zu den Möglichkeiten, die sich auf dem von ihm gewohnten Niveau bieten.

"Als ich hierher kam, habe ich zunächst einen Schock bekommen", sagt Malis. "Aber dann habe ich gefragt, welche Ziele der FCH hat. Ich muss immer ein Ziel haben. Das ist mein Lebensmotto. Wir sind dabei, hier etwas zu entwickeln. Wenn ich sehe, dass es vorangeht, kann ich mir vorstellen, länger zu bleiben."

Und wohin genau sollte es gehen? "Ich hoffe, dass die Mannschaft in die 3. Liga aufsteigt", so Malis. "Auf Dauer habe ich keine Lust, in der Regionalliga zu bleiben. Aber wenn du siehst, es wird besser, siehst du auch, dass es einen Sinn hat."

Das meinen DFB.de-User:

"Herrn Malis von Herzen alles Gute! Der FC Homburg gehört wahrlich nicht in die Regionalliga. So ein Traditionsverein sollte mittelfristig wieder der 2. Liga oder sogar der Bundesliga angehören! Es wäre schön, wenn der FC Homburg wieder an Erfolge anknüpfen könnte, wie man sie Ende der 1980er Jahre dort erlebt hat, z.B. mit Fußballgrößen wie Roman Wojcicki. Ich wünsche mir sehr, dass dies in Zusammenarbeit mit einem derart erfahrenen und kompetenten Physiotherapeuten wie Herrn Malis auch gelingen wird. Der erste Schritt dazu wäre der diesjährige Aufstieg in die 3. Liga. Das ist mit solch klasse Spielern wie Gaebler, Noll, Lutz u.v.a. durchaus möglich. Dazu drücke ich ganz fest die Daumen und wünsche alles erdenklich Gute!" (Steffen Bayer, Frankfurt/Main)