Philipp Wollscheid: In vielerlei Hinsicht ein Spätstarter

Bayer Leverkusens Philipp Wollscheid (24) ist einer von vier Neulingen im Kreis der Nationalmannschaft. Die Nominierung für die USA-Reise ist der vorläufige Höhepunkt einer nicht gewöhnlichen Laufbahn. Noch vor vier Jahren wurde er in Saarbrücken nach dem Aufstieg aus der Oberliga Südwest für zu schlecht befunden und in die zweite Mannschaft versetzt. Wollscheid wechselte den Verein und schaffte es über die Reserve des 1. FC Nürnberg schließlich in die Bundesliga. Zur vergangenen Saison wurde er von Bayer Leverkusen verpflichtet, dort spielte er so überzeugend, dass er schließlich Eingang ins Notizbuch des Bundestrainers fand. Im Interview mit DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke spricht Wollscheid über seine ersten Tage und Erlebnisse bei der Nationalmannschaft.

DFB.de: Herr Wollscheid, nach zwei Tagen in Miami - haben Sie die sechs Stunden Zeitumstellung schon überwunden?

Philipp Wollscheid: Ja, das ist kein Problem mehr. Schwieriger ist die Anpassung an die klimatischen Verhältnisse. In der Sonne ist es brutal heiß. Im Training hilft da nur, den Flüssigkeitsverlust mit möglichst viel Wasser auszugleichen.

DFB.de: Sie erleben gerade Ihre ersten Tage im Kreis der Nationalmannschaft. Wie sind Sie hier aufgenommen worden?

Wollscheid: Völlig unproblematisch. Die Spieler von Bayer kenne ich ja aus dem Verein sehr gut, und auch den anderen bin ich im Rahmen der Bundesliga schon häufiger begegnet. Richtig fremd ist hier keiner für mich. Es hat also keine großen Eingewöhnungsschwierigkeiten gegeben, im Kreis der Nationalmannschaft fühle ich mich sehr wohl.

DFB.de: Im internen Trainingssiel haben Sie gestern einen Treffer erzielt. Ist so etwas völlig unwichtig? Oder tut so ein Erfolgserlebnis gerade am Beginn der Nationalmannschaftskarriere gut, auch wenn es nur das Training war.

Wollscheid: Tore machen immer Spaß, gerade für einen Verteidiger. Und beim Training der Nationalmannschaft zu treffen, gibt mir ein gutes Gefühl.

DFB.de: Sie sind ein sehr selbstkritischer Spieler, nach Partien der Bundesliga sehen Sie in Ihrem Spiel mitunter Fehler, die andere nicht als solche wahrgenommen haben. Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Leistung im Training hier bisher?

Wollscheid: Insgesamt bin ich relativ zufrieden. In den zwei Trainingseinheiten mit Ball – auch in der ohne – habe ich mich ganz gut eingefunden. Für mich ist es einfach eine spannende Erfahrung, zu sehen, wie die ganzen Abläufe hier sind, wie ein Rädchen ins andere greift. Ich versuche, möglichst viel davon mitzunehmen und jeden Augenblick zu genießen.

DFB.de: Mit 24 Jahren sind Sie für einen Neuling im DFB-Team relativ alt. Letztlich ist das aber nur eine konsequente Fortsetzung einer ungewöhnlichen Karriere, oder? Sie sind in vielerlei Hinsicht ein Spätstarter.

Wollscheid: Meine Entwicklung hat es einfach nicht hergegeben, dass ich einen ähnlichen Weg nehme, wie Spieler, die bereits mit 19, 20 Jahren zur Nationalmannschaft kommen. In diesem Alter war ich einfach noch nicht so weit. Ich habe mich über die Ligen im Herrenbereich nach und nach hochgearbeitet. Es stimmt, ich bin keine 20 mehr, aber mit 24 bin ich auch noch nicht erschreckend alt. Entscheidend ist immer, ob sich ein Spieler noch entwickeln kann. Und das kann ich ganz sicher. Deswegen bin ich ja jetzt auch hier.

DFB.de: Wie lief die Nominierung bei Ihnen konkret ab? Sie sind nicht rangegangen, als der Bundestrainer Sie angerufen hat.

Wollscheid: Ich muss zugeben, dass es Menschen gibt, die leichter zu erreichen sind als ich. Ich habe mein Handy meistens auf lautlos, so dass ich häufig nicht mitbekommen, wenn ich angerufen werde. So war es auch, als Joachim Löw mich angerufen hat. Ich war nachmittags zu Hause und hatte das Handy nicht bei mir. Deswegen habe ich den Anruf erst wenig später auf dem Handy gesehen und erstmal meine Mailbox abgehört.

DFB.de: Hatten Sie sich vorher schon Hoffnungen auf die Nominierung gemacht?

Wollscheid: Ja, da kann ich ehrlich sein. Die Konstellation durch das Finale der Champions League war ja bekannt. Es war klar, dass der Bundestrainer deswegen neuen Spielern eine Chance geben wird. Deswegen habe ich mir in diese Richtung durchaus Gedanken gemacht. Aber, dass es dann tatsächlich wie erhofft gekommen ist, war natürlich gigantisch.

DFB.de: Ihre Freude über die Nominierung ist nicht getrübt, weil Sie wissen, dass die Zusammensetzung des Kaders der USA-Reise durch das Finale der Champions League beeinflusst ist?

Wollscheid: Gar nicht, null. Ich weiß auch, dass der Kader anders als üblich zusammengesetzt ist. Das hat aber nichts damit zu tun, dass mir hier eine riesige Chance geboten wird, über die ich mich sehr freue. Die Spieler, die hier neu dabei sind, können auf sich aufmerksam machen und sich für kommende Lehrgänge empfehlen. Und genau das habe ich vor.

DFB.de: Ganz Deutschland spricht vom Finale in Wembley. Für Sie steht am Montag aber ein Spiel an, das Sie mit ähnlichem Interesse verfolgen.

Wollscheid: Die Relegation zwischen Lautern und Hoffenheim?

DFB.de: Ja, schließlich sind Sie Fan von Kaiserslautern.

Wollscheid: Naja, das war früher so, heute hat sich das geändert. Ich habe nicht mal mehr das erste Relegationsspiel gesehen. Natürlich drücke ich Lautern die Daumen, das ist schließlich meine Heimatregion. Aber mein Herz hängt nicht daran.

DFB.de: Im Gegensatz zu Spielen für Deutschland. Stimmt die Geschichte, dass Sie heute noch manchmal im Trikot Ihres ersten Einsatzes für die U20-Nationalmannschaft schlafen?

Wollscheid: Ich weiß jedenfalls noch ganz genau, wo ich es aufbewahrt habe. (lacht) Und ich werde dieses Trikot auch immer behalten. Ich bin sehr stolz, wenn ich für Deutschland auflaufen darf, das Gefühl des ersten Einsatzes werde ich nie vergessen. Und das kann in der kommenden Woche noch einmal überboten werden. Das hoffe ich sehr.

DFB.de: Was machen Sie, wenn Sie gegen Ecuador zum Einsatz kommen und ein Gegenspieler mit Ihnen danach das Trikot tauschen will?

Wollscheid: Das kann er vergessen, dieses Trikot würde ich bestimmt nicht tauschen.

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Bayer Leverkusens Philipp Wollscheid (24) ist einer von vier Neulingen im Kreis der Nationalmannschaft. Die Nominierung für die USA-Reise ist der vorläufige Höhepunkt einer nicht gewöhnlichen Laufbahn. Noch vor vier Jahren wurde er in Saarbrücken nach dem Aufstieg aus der Oberliga Südwest für zu schlecht befunden und in die zweite Mannschaft versetzt. Wollscheid wechselte den Verein und schaffte es über die Reserve des 1. FC Nürnberg schließlich in die Bundesliga. Zur vergangenen Saison wurde er von Bayer Leverkusen verpflichtet, dort spielte er so überzeugend, dass er schließlich Eingang ins Notizbuch des Bundestrainers fand. Im Interview mit DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke spricht Wollscheid über seine ersten Tage und Erlebnisse bei der Nationalmannschaft.

DFB.de: Herr Wollscheid, nach zwei Tagen in Miami - haben Sie die sechs Stunden Zeitumstellung schon überwunden?

Philipp Wollscheid: Ja, das ist kein Problem mehr. Schwieriger ist die Anpassung an die klimatischen Verhältnisse. In der Sonne ist es brutal heiß. Im Training hilft da nur, den Flüssigkeitsverlust mit möglichst viel Wasser auszugleichen.

DFB.de: Sie erleben gerade Ihre ersten Tage im Kreis der Nationalmannschaft. Wie sind Sie hier aufgenommen worden?

Wollscheid: Völlig unproblematisch. Die Spieler von Bayer kenne ich ja aus dem Verein sehr gut, und auch den anderen bin ich im Rahmen der Bundesliga schon häufiger begegnet. Richtig fremd ist hier keiner für mich. Es hat also keine großen Eingewöhnungsschwierigkeiten gegeben, im Kreis der Nationalmannschaft fühle ich mich sehr wohl.

DFB.de: Im internen Trainingssiel haben Sie gestern einen Treffer erzielt. Ist so etwas völlig unwichtig? Oder tut so ein Erfolgserlebnis gerade am Beginn der Nationalmannschaftskarriere gut, auch wenn es nur das Training war.

Wollscheid: Tore machen immer Spaß, gerade für einen Verteidiger. Und beim Training der Nationalmannschaft zu treffen, gibt mir ein gutes Gefühl.

DFB.de: Sie sind ein sehr selbstkritischer Spieler, nach Partien der Bundesliga sehen Sie in Ihrem Spiel mitunter Fehler, die andere nicht als solche wahrgenommen haben. Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Leistung im Training hier bisher?

Wollscheid: Insgesamt bin ich relativ zufrieden. In den zwei Trainingseinheiten mit Ball – auch in der ohne – habe ich mich ganz gut eingefunden. Für mich ist es einfach eine spannende Erfahrung, zu sehen, wie die ganzen Abläufe hier sind, wie ein Rädchen ins andere greift. Ich versuche, möglichst viel davon mitzunehmen und jeden Augenblick zu genießen.

DFB.de: Mit 24 Jahren sind Sie für einen Neuling im DFB-Team relativ alt. Letztlich ist das aber nur eine konsequente Fortsetzung einer ungewöhnlichen Karriere, oder? Sie sind in vielerlei Hinsicht ein Spätstarter.

Wollscheid: Meine Entwicklung hat es einfach nicht hergegeben, dass ich einen ähnlichen Weg nehme, wie Spieler, die bereits mit 19, 20 Jahren zur Nationalmannschaft kommen. In diesem Alter war ich einfach noch nicht so weit. Ich habe mich über die Ligen im Herrenbereich nach und nach hochgearbeitet. Es stimmt, ich bin keine 20 mehr, aber mit 24 bin ich auch noch nicht erschreckend alt. Entscheidend ist immer, ob sich ein Spieler noch entwickeln kann. Und das kann ich ganz sicher. Deswegen bin ich ja jetzt auch hier.

DFB.de: Wie lief die Nominierung bei Ihnen konkret ab? Sie sind nicht rangegangen, als der Bundestrainer Sie angerufen hat.

Wollscheid: Ich muss zugeben, dass es Menschen gibt, die leichter zu erreichen sind als ich. Ich habe mein Handy meistens auf lautlos, so dass ich häufig nicht mitbekommen, wenn ich angerufen werde. So war es auch, als Joachim Löw mich angerufen hat. Ich war nachmittags zu Hause und hatte das Handy nicht bei mir. Deswegen habe ich den Anruf erst wenig später auf dem Handy gesehen und erstmal meine Mailbox abgehört.

DFB.de: Hatten Sie sich vorher schon Hoffnungen auf die Nominierung gemacht?

Wollscheid: Ja, da kann ich ehrlich sein. Die Konstellation durch das Finale der Champions League war ja bekannt. Es war klar, dass der Bundestrainer deswegen neuen Spielern eine Chance geben wird. Deswegen habe ich mir in diese Richtung durchaus Gedanken gemacht. Aber, dass es dann tatsächlich wie erhofft gekommen ist, war natürlich gigantisch.

DFB.de: Ihre Freude über die Nominierung ist nicht getrübt, weil Sie wissen, dass die Zusammensetzung des Kaders der USA-Reise durch das Finale der Champions League beeinflusst ist?

Wollscheid: Gar nicht, null. Ich weiß auch, dass der Kader anders als üblich zusammengesetzt ist. Das hat aber nichts damit zu tun, dass mir hier eine riesige Chance geboten wird, über die ich mich sehr freue. Die Spieler, die hier neu dabei sind, können auf sich aufmerksam machen und sich für kommende Lehrgänge empfehlen. Und genau das habe ich vor.

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DFB.de: Ganz Deutschland spricht vom Finale in Wembley. Für Sie steht am Montag aber ein Spiel an, das Sie mit ähnlichem Interesse verfolgen.

Wollscheid: Die Relegation zwischen Lautern und Hoffenheim?

DFB.de: Ja, schließlich sind Sie Fan von Kaiserslautern.

Wollscheid: Naja, das war früher so, heute hat sich das geändert. Ich habe nicht mal mehr das erste Relegationsspiel gesehen. Natürlich drücke ich Lautern die Daumen, das ist schließlich meine Heimatregion. Aber mein Herz hängt nicht daran.

DFB.de: Im Gegensatz zu Spielen für Deutschland. Stimmt die Geschichte, dass Sie heute noch manchmal im Trikot Ihres ersten Einsatzes für die U20-Nationalmannschaft schlafen?

Wollscheid: Ich weiß jedenfalls noch ganz genau, wo ich es aufbewahrt habe. (lacht) Und ich werde dieses Trikot auch immer behalten. Ich bin sehr stolz, wenn ich für Deutschland auflaufen darf, das Gefühl des ersten Einsatzes werde ich nie vergessen. Und das kann in der kommenden Woche noch einmal überboten werden. Das hoffe ich sehr.

DFB.de: Was machen Sie, wenn Sie gegen Ecuador zum Einsatz kommen und ein Gegenspieler mit Ihnen danach das Trikot tauschen will?

Wollscheid: Das kann er vergessen, dieses Trikot würde ich bestimmt nicht tauschen.