Philipp Lahm: "Beschäftigen uns nicht mit dem Scheitern"

Gegen Arsenal, so viel dürfte sicher sein, wird der 30-Jährige wieder zentral auflaufen. Nach dem 4:0 in der Bundesliga gegen den SC Freiburg gilt der volle Fokus dem Spiel am kommenden Mittwoch. Lahm freut sich auf die Duelle gegen nichtdeutsche Mannschaften, die K.o-Situation übt auf ihn großen Reiz aus. "Wir wissen, wie schön es ist, international zu spielen", sagt Lahm. "Man kommt einer Runde weiter oder hat einen Titel weniger." Es geht ums Ganze - nicht in einer Hundertstelsekunde, aber in zweimal 90 Minuten.

[sl]


Zeiten sind mit 60 anstatt mit 100 angegeben, außer bei der Sekunde. Hier entsprechen eine Sekunde nicht 60 Millisekunden, sondern 1000 Millisekunden. Mal drüber nachgedacht? Wenn nicht - sei's drum. Im Vergleich zur Millisekunde ist eine Hundertstelsekunde ziemlich lang, wenn sie auch in vielen übrigen Verhältnissen recht kurz erscheint.

Und obwohl die Hundertstelsekunde kürzer als einen Lidschlag währt, hat Philipp Lahm nicht einmal diese Zeitspanne dafür aufgebracht, sich gedanklich mit einem Ausscheiden des FC Bayern im Achtelfinale der Champions League gegen den FC Arsenal zu befassen, dessen Hinspiel am Mittwoch (ab 20.45 Uhr live im ZDF und auf Sky) steigt.

Im Interview mit dem kicker hat der Kapitän des FC Bayern und der Nationalmannschaft ziemlich viel über Dinge gesprochen, mit denen er sich ziemlich wenig befasst. Dazu gehören der mögliche Konkurrenzkampf mit Kumpel Bastian Schweinsteiger um einen Platz in der Mittelfeldzentrale, das große Angebot an Weltklasse-Mittelfeldspielern im Kader des Rekordmeisters, einen möglichen Abschied aus dem DFB-Team im Falle des Titelgewinns bei der WM in Brasilien oder eine Fortsetzung seiner Profikarriere bis zum Alter von 38 Jahren.

"Arsenal hat seine große Stärke in der Offensive"

Am wenigstens befasst sich Philipp Lahm mit dem, was zeitlich am nächsten liegt - der ersten K.o.-Runde der Königsklasse. Ein K.o. im Achtelfinale? Nullkommanull Sekunden hat der 30-Jährige dieses Szenario in seinem Kopf durchgespielt. "Wir beschäftigen uns mit Stärken und Schwächen des FC Arsenal, aber nicht mit einer Niederlage oder dem Scheitern", sagt er.

Die Sonnen- und Schattenseiten des Teams von Per Mertesacker, Lukas Podolski und Mesut Özil beschreibt der Nationalmannschaftskollege wie folgt: "Der FC Arsenal hat seine große Stärke in der Offensive. Gegen starke Gegner kassieren sie dann aber Tore." Da trifft es sich gut, dass der FC Bayern ein starker Gegner ist. So war es schon in der Vorsaison, als die Münchner im Achtelfinale in London 3:1 gewannen, so soll es auch diesmal sein.

Für beide Mannschaften hat Lahm in den vergangenen zwölf Monaten eine Entwicklung erkannt. Die der Londoner speist sich aus der Verpflichtung Özils und dem neuen Selbstvertrauen durch viele Monate an der Spitze der Premier League, die des FCB durch eine gewachsene Variabilität. "Wir haben noch mehr Optionen", sagt Lahm - und dadurch noch mehr Vertrauen: "Die Mannschaft weiß, dass sie verschiedene tatische Varianten beherrscht. Wir sind auf jeden Gegner sehr gut vorbereitet."

"Die jetzige Rolle im Mittelfeld gefällt mir sehr gut"

Der Kapitän befasst sich also viel mit dem jeweiligen Gegner, aber auch seine neue Position ist Teil seiner Überlegungen. Die noch größere Variabilität des FC Bayern fußt auch auf der altbekannten Variabilität eines Spielers: Philipp Lahm. Trainer Pep Guardiola hat ihn vom Verteidiger zum Mittelfeldspieler gemacht und vom Rand des Platzes in die Mitte gezogen. Der Spielführer ist im Zentrum des Spiels angekommen, er hat diese Rolle nicht gefordert, aber sie fordert ihn.

"Die jetzige Rolle im Mittelfeld gefällt mir sehr gut, sie ist eine neue Herausforderung", sagt er. "Man muss sich anpassen." Wobei - ganz neu ist die Rolle nicht. "Ich habe schon in der U 19 unter Trainer Kurt Niedermayer bei Bayern im Mittelfeld gespielt", sagt Lahm. Aus dieser Zeit weiß er, über welche Qualitäten zentrale Mittelfeldspieler verfügen müssen - und dass er diese in seiner Person vereint: "Eine ordentliche Technik, ich kann schnell Entscheidungen treffen und habe die Spielintelligenz, um zentral zu spielen."

Gegen Arsenal, so viel dürfte sicher sein, wird der 30-Jährige wieder zentral auflaufen. Nach dem 4:0 in der Bundesliga gegen den SC Freiburg gilt der volle Fokus dem Spiel am kommenden Mittwoch. Lahm freut sich auf die Duelle gegen nichtdeutsche Mannschaften, die K.o-Situation übt auf ihn großen Reiz aus. "Wir wissen, wie schön es ist, international zu spielen", sagt Lahm. "Man kommt einer Runde weiter oder hat einen Titel weniger." Es geht ums Ganze - nicht in einer Hundertstelsekunde, aber in zweimal 90 Minuten.