Petrik Sander: "Verlegen gerade einmal die Bodenplatten"

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Er zählt zu den prominentesten Trainern in der Regionalliga: Petrik Sander, viele Jahre in der Bundesliga für den FC Energie Cottbus tätig, trainiert derzeit in der Nordost-Staffel mit dem FC Carl Zeiss Jena einen weiteren Traditionsverein. Der 51-Jährige ist seit November 2011 im Amt, konnte in der abgelaufenen Saison den Abstieg aus der 3. Liga nicht verhindern.

Mit einer fast völlig neu zusammengestellten Mannschaft will Sander nun das Fundament für eine erfolgreiche Zukunft legen. Aktuell rangieren die Thüringer nach sieben Spieltagen mit zwölf Punkten auf Rang vier, sieben Zähler hinter Spitzenreiter RB Leipzig.

Im exklusiven DFB.de-Interview mit dem Journalisten Thomas Ziehn spricht Petrik Sander über seine "Architekten-Rolle", die neue Regionalliga Nordost und die mittelfristigen Ziele.

DFB.de: Herr Sander, Sie haben die Entwicklung Ihrer neu formierten Mannschaft kürzlich mit einem Häuserbau verglichen. Wie zufrieden ist der "Architekt" Petrik Sander mit den Fortschritten?

Petrik Sander: Als Trainer ist man nie zufrieden und darf es auch nicht sein. Das wäre der falsche Ansatz. Wir haben jetzt ein Level erreicht, auf dem wir aufbauen können. Unser Fundament ist das System, in dem wir aktuell spielen und mit dem wir uns wohl fühlen. Es beginnt, sich etwas zu entwickeln. Aber um im Häuserbau-Bild zu bleiben: Es steht noch keine Mauer. Wir verlegen gerade einmal die Bodenplatten.

DFB.de: Sie haben kritisch angemerkt, Sie würden die Grautöne bei der Einschätzung Ihrer Mannschaft vermissen. Was haben Sie damit genau gemeint?

Sander: Damit habe ich nicht nur die Berichterstattung in den Medien, sondern auch die eigene Wahrnehmung im Umfeld gemeint. Nach Siegen herrscht große Euphorie, nach Niederlagen ist dagegen plötzlich alles schlecht. Wenn man so ein komplexes Projekt wie die Entwicklung einer Mannschaft oder eben auch einen Häuserbau in Angriff nimmt, muss man mit Rückschlägen rechnen. Das heißt, dass man vielleicht sogar ab und zu auch einen Schritt zurückgehen muss, um das optimale Ergebnis zu erreichen.

DFB.de: Als Absteiger aus einer höheren Liga steht nahezu jeder Verein fast zwangsläufig im Fokus, wenn es um die Vergabe der Aufstiegsplätze geht!

Sander: Das stimmt zwar, trifft aber nicht auf unsere Situation zu. Denn die Abstiegsmannschaft hat mit dem aktuellen Kader so gut wie nichts mehr zu tun. Da steht kein Stein mehr auf dem anderen. Ich hatte meine völlig neu formierte Mannschaft außerdem erst recht spät komplett. So etwas beschleunigt nicht gerade den Entwicklungsprozess.

DFB.de: Wie kann Torhüter-Routinier und Kapitän Tino Berbig, mit 32 Jahren der älteste Spieler im FCC-Kader, bei der Entwicklung der jungen Spieler helfen?

Sander: Für ihn ist es auf dem Platz schwierig, weil er eben im Tor steht. Etwas mehr Einfluss könnten die erfahrenen Mittelfeldspieler Matthias Peßolat und Tom Geißler nehmen. Peßolat fehlte allerdings zu Beginn der Saison wegen einer Meniskus-Operation, Geißler hat wegen einer Innenbandverletzung noch gar kein Spiel bestritten. Beide sind tragende Säulen unserer Mannschaft.

DFB.de: In welchen Bereichen muss sich Ihre Mannschaft denn möglichst kurzfristig verbessern?

Sander: Wir haben durch einige taktische Umstellungen eine recht gute Balance gefunden. Nach wie vor lassen wir aber hinten zu viele Chancen zu. Häufig liegt es am Gegner, dass er die Möglichkeiten nicht konsequent nutzt. Es gibt nicht den einen Bereich, in dem wir uns unbedingt steigern müssen. Das würde möglicherweise bedeuten, dass wir andere Baustellen vernachlässigen. Wir müssen uns insgesamt verbessern.

DFB.de: RB Leipzig scheint der Souverän in der Liga zu sein. Sind die „Roten Bullen“ aufzuhalten?

Sander: Ich kann es mir nur schlecht vorstellen. Die sportliche Qualität spricht für sich, ist ligaweit am höchsten. RB kann sich nur selbst schlagen. Wenn die Leipziger aber anfangen sollten, die Spiele auf die leichte Schulter zu nehmen, muss man bereit sein.

DFB.de: Wie schätzen Sie die neue Regionalliga Nordost ganz allgemein ein?

Sander: Eine sportliche Gesamteinschätzung möchte ich erst am Ende der Hinrunde vornehmen, wenn wir gegen alle Mannschaften einmal gespielt haben. Es gibt viele interessante Begegnungen, die aus der Tradition gewachsen sind. Ein Beispiel war die Begegnung zwischen Jena und dem 1. FC Magdeburg, die viele Zuschauer angezogen hat. Man darf die Tradition aber nicht überbewerten, schließlich leben wir im Hier und Heute und da zählen fast immer nur die drei Punkte im nächsten Spiel.

DFB.de: Während der Länderspielpause hat sich Ihre Mannschaft durch ein 7:1 beim Thüringenligisten Eintracht Sondershausen für das Viertelfinale um den Verbandspokal qualifiziert. Jetzt kommt es Ende Oktober zum Schlagerspiel gegen den Drittligisten Rot-Weiß Erfurt. Welche Bedeutung hat der Pokal für den FCC?

Sander: Sportlich und wirtschaftlich ist der Pokalwettbewerb sehr attraktiv. Ich war froh, dass wir Sondershausen so deutlich geschlagen haben. In der Vorbereitung hatten wir noch mit Ach und Krach 1:1 gespielt. Ein solcher Sieg stärkt das Selbstvertrauen und das ist für meine junge Mannschaft sehr wichtig.

DFB.de: In der Liga geht es nun zunächst einmal am Samstag zu Germania Halberstadt. Wie schätzen Sie den Gegner ein?

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Sander: Wir bereiten uns gewissenhaft auf jedes Spiel vor. Jeder Gegner wird beobachtet, vor jeder Partie gibt es mit der Mannschaft ein Videostudium. In Halberstadt erwartet uns ein harter Prüfstein. Schließlich hat die Germania ihre drei Heimspiele allesamt gewonnen. Es wird darauf ankommen, hinten gut zu stehen, möglichst wenig Chancen zuzulassen und vorne den Gegner zu verunsichern.

DFB.de: Wie lauten Ihre mittelfristige Ziele mit dem FC Carl Zeiss Jena?

Sander: Der Anspruch des Vereins muss es immer sein, oben mitzuspielen. Platz zehn könnten wir unseren Fans und Sponsoren nicht verkaufen.

DFB.de: Und welche Ziele hat sich Petrik Sander persönlich gesteckt?

Sander: Das ist im Fußball immer schwierig zu sagen. Ich habe mich mit dem FCC-Präsidenten Rainer Zipfel auf einen Zweijahres-Plan verständigt, dem meine volle Aufmerksamkeit gilt. Diese Saison wollen wir als Übergangsjahr nutzen, um dann in der kommenden Spielzeit anzugreifen.

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Er zählt zu den prominentesten Trainern in der Regionalliga: Petrik Sander, viele Jahre in der Bundesliga für den FC Energie Cottbus tätig, trainiert derzeit in der Nordost-Staffel mit dem FC Carl Zeiss Jena einen weiteren Traditionsverein. Der 51-Jährige ist seit November 2011 im Amt, konnte in der abgelaufenen Saison den Abstieg aus der 3. Liga nicht verhindern.

Mit einer fast völlig neu zusammengestellten Mannschaft will Sander nun das Fundament für eine erfolgreiche Zukunft legen. Aktuell rangieren die Thüringer nach sieben Spieltagen mit zwölf Punkten auf Rang vier, sieben Zähler hinter Spitzenreiter RB Leipzig.

Im exklusiven DFB.de-Interview mit dem Journalisten Thomas Ziehn spricht Petrik Sander über seine "Architekten-Rolle", die neue Regionalliga Nordost und die mittelfristigen Ziele.

DFB.de: Herr Sander, Sie haben die Entwicklung Ihrer neu formierten Mannschaft kürzlich mit einem Häuserbau verglichen. Wie zufrieden ist der "Architekt" Petrik Sander mit den Fortschritten?

Petrik Sander: Als Trainer ist man nie zufrieden und darf es auch nicht sein. Das wäre der falsche Ansatz. Wir haben jetzt ein Level erreicht, auf dem wir aufbauen können. Unser Fundament ist das System, in dem wir aktuell spielen und mit dem wir uns wohl fühlen. Es beginnt, sich etwas zu entwickeln. Aber um im Häuserbau-Bild zu bleiben: Es steht noch keine Mauer. Wir verlegen gerade einmal die Bodenplatten.

DFB.de: Sie haben kritisch angemerkt, Sie würden die Grautöne bei der Einschätzung Ihrer Mannschaft vermissen. Was haben Sie damit genau gemeint?

Sander: Damit habe ich nicht nur die Berichterstattung in den Medien, sondern auch die eigene Wahrnehmung im Umfeld gemeint. Nach Siegen herrscht große Euphorie, nach Niederlagen ist dagegen plötzlich alles schlecht. Wenn man so ein komplexes Projekt wie die Entwicklung einer Mannschaft oder eben auch einen Häuserbau in Angriff nimmt, muss man mit Rückschlägen rechnen. Das heißt, dass man vielleicht sogar ab und zu auch einen Schritt zurückgehen muss, um das optimale Ergebnis zu erreichen.

DFB.de: Als Absteiger aus einer höheren Liga steht nahezu jeder Verein fast zwangsläufig im Fokus, wenn es um die Vergabe der Aufstiegsplätze geht!

Sander: Das stimmt zwar, trifft aber nicht auf unsere Situation zu. Denn die Abstiegsmannschaft hat mit dem aktuellen Kader so gut wie nichts mehr zu tun. Da steht kein Stein mehr auf dem anderen. Ich hatte meine völlig neu formierte Mannschaft außerdem erst recht spät komplett. So etwas beschleunigt nicht gerade den Entwicklungsprozess.

DFB.de: Wie kann Torhüter-Routinier und Kapitän Tino Berbig, mit 32 Jahren der älteste Spieler im FCC-Kader, bei der Entwicklung der jungen Spieler helfen?

Sander: Für ihn ist es auf dem Platz schwierig, weil er eben im Tor steht. Etwas mehr Einfluss könnten die erfahrenen Mittelfeldspieler Matthias Peßolat und Tom Geißler nehmen. Peßolat fehlte allerdings zu Beginn der Saison wegen einer Meniskus-Operation, Geißler hat wegen einer Innenbandverletzung noch gar kein Spiel bestritten. Beide sind tragende Säulen unserer Mannschaft.

DFB.de: In welchen Bereichen muss sich Ihre Mannschaft denn möglichst kurzfristig verbessern?

Sander: Wir haben durch einige taktische Umstellungen eine recht gute Balance gefunden. Nach wie vor lassen wir aber hinten zu viele Chancen zu. Häufig liegt es am Gegner, dass er die Möglichkeiten nicht konsequent nutzt. Es gibt nicht den einen Bereich, in dem wir uns unbedingt steigern müssen. Das würde möglicherweise bedeuten, dass wir andere Baustellen vernachlässigen. Wir müssen uns insgesamt verbessern.

DFB.de: RB Leipzig scheint der Souverän in der Liga zu sein. Sind die „Roten Bullen“ aufzuhalten?

Sander: Ich kann es mir nur schlecht vorstellen. Die sportliche Qualität spricht für sich, ist ligaweit am höchsten. RB kann sich nur selbst schlagen. Wenn die Leipziger aber anfangen sollten, die Spiele auf die leichte Schulter zu nehmen, muss man bereit sein.

DFB.de: Wie schätzen Sie die neue Regionalliga Nordost ganz allgemein ein?

Sander: Eine sportliche Gesamteinschätzung möchte ich erst am Ende der Hinrunde vornehmen, wenn wir gegen alle Mannschaften einmal gespielt haben. Es gibt viele interessante Begegnungen, die aus der Tradition gewachsen sind. Ein Beispiel war die Begegnung zwischen Jena und dem 1. FC Magdeburg, die viele Zuschauer angezogen hat. Man darf die Tradition aber nicht überbewerten, schließlich leben wir im Hier und Heute und da zählen fast immer nur die drei Punkte im nächsten Spiel.

DFB.de: Während der Länderspielpause hat sich Ihre Mannschaft durch ein 7:1 beim Thüringenligisten Eintracht Sondershausen für das Viertelfinale um den Verbandspokal qualifiziert. Jetzt kommt es Ende Oktober zum Schlagerspiel gegen den Drittligisten Rot-Weiß Erfurt. Welche Bedeutung hat der Pokal für den FCC?

Sander: Sportlich und wirtschaftlich ist der Pokalwettbewerb sehr attraktiv. Ich war froh, dass wir Sondershausen so deutlich geschlagen haben. In der Vorbereitung hatten wir noch mit Ach und Krach 1:1 gespielt. Ein solcher Sieg stärkt das Selbstvertrauen und das ist für meine junge Mannschaft sehr wichtig.

DFB.de: In der Liga geht es nun zunächst einmal am Samstag zu Germania Halberstadt. Wie schätzen Sie den Gegner ein?

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Sander: Wir bereiten uns gewissenhaft auf jedes Spiel vor. Jeder Gegner wird beobachtet, vor jeder Partie gibt es mit der Mannschaft ein Videostudium. In Halberstadt erwartet uns ein harter Prüfstein. Schließlich hat die Germania ihre drei Heimspiele allesamt gewonnen. Es wird darauf ankommen, hinten gut zu stehen, möglichst wenig Chancen zuzulassen und vorne den Gegner zu verunsichern.

DFB.de: Wie lauten Ihre mittelfristige Ziele mit dem FC Carl Zeiss Jena?

Sander: Der Anspruch des Vereins muss es immer sein, oben mitzuspielen. Platz zehn könnten wir unseren Fans und Sponsoren nicht verkaufen.

DFB.de: Und welche Ziele hat sich Petrik Sander persönlich gesteckt?

Sander: Das ist im Fußball immer schwierig zu sagen. Ich habe mich mit dem FCC-Präsidenten Rainer Zipfel auf einen Zweijahres-Plan verständigt, dem meine volle Aufmerksamkeit gilt. Diese Saison wollen wir als Übergangsjahr nutzen, um dann in der kommenden Spielzeit anzugreifen.