Peter Lohmeyer: "Fußball werde ich nie leid"

DFB.de: Und das Musical in Hamburg?

Lohmeyer: Habe ich auch gesehen, lohnt sich.

DFB.de: Wissen Sie was Fritz Walter heute macht?

Lohmeyer: Ja, das Deutsche Fußballmuseum in Dortmund.

DFB.de: Genauso ist es - Knut Hartwig, der im Film den Fritz Walter spielte, ist dort heute Pressesprecher. Eröffnet wird in der zweiten Jahreshälfte. Werden Sie hingehen?

Lohmeyer: Ich habe noch keine Einladung.

DFB.de: Aber rein grundsätzlich würden Sie als Schalke-Fan für einen Besuch im Deutschen Fußballmuseum schon nach "Lüdenscheid-Nord" fahren?

Lohmeyer: Ist doch überhaupt kein Thema. Fußball sollte man mit mehr Humor und Leichtigkeit nehmen. Ich spiele doch auch Fußball wegen der Freude und nicht aus Hass.

DFB.de: Und wer jetzt wirklich noch an Peter Lohmeyers Fußballsachverstand zweifelt, dem sei berichtet, dass Sie kurz vor WM-Beginn in einem Interview gesagt haben: "Manuel Neuer im Tor, deshalb werden wir Weltmeister."

Lohmeyer: Da können Sie mal sehen. Günter Netzer, mit dem ich befreundet bin, sagt immer zu mir: "Du hast Ahnung vom Fußball."

Peter Lohmeyer wurde am 22. Januar 1962 in Niedermarsberg geboren. Sein Bühnendebüt gab er in "Was heißt hier Liebe" am Schauspielhaus Bochum. Bekannt wurde er mit "Die Straßen von Berlin" und "Das Wunder von Bern" aus dem Jahr 2003. Den Film sahen alleine im Kino knapp vier Millionen Zuschauer. "Das Wunder" erhielt Publikumspreise bei den Filmfestivals in Locarno und San Francisco und 2004 beim Deutschen Filmpreis.

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Der 53-jährige Schauspieler Peter Lohmeyer, bekannt als Hauptdarsteller im "Wunder von Bern", zuletzt sehr erfolgreich als Hamburger Ermittler John Fabel in der ARD-Produktion "Blutadler" und im Nebenberuf Fan des FC Schalke, spricht im DFB.de-Interview mit Redakteur Thomas Hackbarth über das Altwerden auf dem Platz, über Promis, die kicken können, und die Saison seiner Königsblauen.

DFB.de: Herr Lohmeyer, am Freitag werden Sie in Duisburg eine DFB-Tagung mit 120 Funktionären aus 21 DFB-Landesverbänden eröffnen. Es wird ein schöner Sommertag sein, und Sie werden im Sitzungssaal schwitzen. Warum tun Sie sich das an?

Peter Lohmeyer: Ich bin mit dem Fußball groß geworden, den Fußball werde ich auch nie leid werden, trotz dieser ganzen FIFA-Geschichten, die mich gewaltig ärgern. In Duisburg geht's um etwas ganz anderes. Die DFB-Vertreter besprechen den Ausbau des Fußballs für Ältere. Das scheint mir einfach inhaltlich wie quantitativ ein wichtiges Thema.

DFB.de: Viele ältere Menschen gehen lieber Laufen oder Schwimmen. Sie spielen Fußball. Was erleben Sie als "50something" beim Fußball, das andere Sportarten Ihnen nicht bieten können?

Lohmeyer: Fußball ist ein Mannschaftssport. Manche machen gerne alleine ihr Ding, ich eben nicht. Bei uns ist der älteste Kollege 72 Jahre alt. Da weiß ich immer, 20 Jahre hast du noch. So zwei- oder dreimal in der Woche stehe ich auf dem Fußballplatz. In einer Freizeitliga, genauso wie mit Kumpels im Park, da werfen wir, wie ganz früher, die Pullis als Torpfosten hin. Bei allem Spaß an der Sache kicken wir mit einem gesunden Ehrgeiz. Ich habe auch schon in Albanien und Kuba gespielt. Meine Fußballschuhe habe ich jedenfalls immer dabei.

DFB.de: Häufig spielen Sie in Promimannschaften. Wer ist denn so richtig schlecht?

Lohmeyer: Boah, schwer. Eines kann ich jedenfalls sagen, auch diese Promispiele nehme ich ernst. Und wenn dann einer in der letzten Minute am Ball vorbeispringt, nur damit das Spiel 7:7 endet, sowas mag ich gar nicht. Oder wenn Politiker wegen der Publicity vor Wahlen mitspielen, die es gar nicht können. Ich gehe ja auch nicht auf ein Golfbenefizturnier. So. Aber richtig gut? Jorge González, selbst wenn der auf seinen High Heels über den Platz rennt - was wir manchmal machen -, ist er ziemlich gut. Sönke (Wortmann; Anm. d. Red.) ist gut, im Mittelfeld hat er eine Übersicht, aber das ist so die Pirlo-Nummer. Sönke ist langsam geworden, ganz anders als bei mir. Ich bin richtig schnell.

DFB.de: Paule Beinlich hat mit den Alten Herren von Hansa Rostock dreimal in Folge den DFB-Ü 40-Cup gewonnen. DFB.de hat ihn gefragt, was er heute besser macht als vor 20 Jahren. Was denken Sie, wie er geantwortet hat?

Lohmeyer: Keine Ahnung.

DFB.de: Beinlichs erschreckende Antwort war: nichts. Alles sei schlechter geworden.

Lohmeyer: Also das erlebe ich anders. Ich mache heute durchaus manches besser als mit Anfang 30. Früher habe ich die Passwege und freien Räume nicht so wie heute gesehen. Heute verstehe ich das Spiel besser - leider oft viel besser als meine Mitspieler. Ich schätze, dass ich mehr spiele als in meiner Jugend, als die Mopeds und die Mädels wichtiger waren. Nein, ich werde immer besser.

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DFB.de: Ihr Spitzname damals war Schalke. Sie haben das schon häufig erzählt, würden Sie es für uns noch mal erzählen?

Lohmeyer: Meine Familie war von Hagen nach Stuttgart gezogen. Damals am ersten Schultag in der Sportstunde trug ich ein blaues Baumwolltrikot von Schalke 04. Baumwolle, so war das damals! Es war der erste Schultag, und der Haufi stand im Tor und wollte mir den Ball zuwerfen, wusste aber meinen Namen nicht. Also rief er: "Hey Schalke". So was behält man. Ich blieb nur ein Jahr in Stuttgart. Ich spielte damals als Mittelläufer - heute sagt man Zehner - in einer Jugendmannschaft des VfB Stuttgart. Albert Sing, der ja in Bern Co-Trainer Herbergers war, trainierte irgendwann den Stuttgarter Nachwuchs - schön, dass ich ihn dort kennenlernen konnte. Dann zogen meine Eltern wieder ins Ruhrgebiet.

DFB.de: Sie verpassen kein Spiel von Schalke 04. Wenn Sie nicht in der Arena sind, versuchen Sie immer einen Fernseher zu finden. Zu sagen, Sie seien "Hardcore"-Fan, wäre untertrieben. Wie zufrieden sind Sie also mit der Saison?

Lohmeyer: Um das klarzustellen: Ich lebe in Hamburg und habe keine Dauerkarte, die 360 Kilometer nach Gelsenkirchen lege ich normalerweise mit dem ICE zurück. Immer schaffe ich das nicht, und ich würde heulen, wenn ein Platz freibliebe. Ich bekomme also, wenn ich's einrichten kann, immer eine Karte. Habe ich mir irgendwie auch erarbeitet. Zur Frage: Ich bin überhaupt nicht zufrieden. Wenn man Fehler gemacht hat, muss man auch dazu stehen. Immer nur Fehler zuzugeben, ist zu wenig. Da sollte sich Schalke 04 insgesamt mal hinterfragen. Das ist jedenfalls meine Erwartungshaltung. Ich habe also ein bisschen schlechte Laune.

DFB.de: Hätten Sie Jens Keller länger gehalten?

Lohmeyer: Nein, hätte ich nicht. Man hätte Markus Gisdol (2011 bis 2013 Co-Trainer auf Schalke; Anm. d. Red.) nie gehen lassen dürfen, da fing die Fehlerkette an. Aber ich muss aufpassen, ein Schalker Ex-Trainer behauptet, ich hätte ihn abgesägt.

DFB.de: Wer?

Lohmeyer: (lacht) Na ja, also...

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DFB.de: Okay, dann lassen Sie uns anders zurückblicken. Wo haben Sie am 19. Mai 2001 die Meisterschaft der Herzen erlebt?

Lohmeyer: Nach Schalkes Niederlage in Stuttgart am vorletzten Spieltag flog ich mit meiner damals kleinen Tochter in den Urlaub. Über einen Weltempfänger verfolgte ich das Bundesligafinale. Am Strand von Korsika meldete sich Sabine Töpperwien aus Gelsenkirchen. Ich gönnte also meiner Tochter ein Eis, mir einen Cappuccino, und plötzlich kam die Nachricht: "Schalke ist Meister", bekanntlich ausgelöst durch Premiere-Reporter "Rollo" Fuhrmann, der aus Hamburg fälschlicherweise gemeldet hatte: "Es ist vorbei." Für vier Minuten feierte ich also dort am Strand von Korsika. Bis mir ein deutscher Tourist, ganz sicher war es ein Bayern-Fan, brutal mitteilte: "Ist es nicht." Ich habe Sand gefressen. Wir sind dann hoch in die Berge gefahren, um einen Freund zu besuchen, und zwei Kurven vor seinem Haus hat meine Kleine mir noch das Auto vollgekotzt. So ein Tag war das.

DFB.de: Sie stellen sich auch mal in die Nordkurve der Arena. Wie kommen sie mit der Ultra-Fankultur zurecht?

Lohmeyer: Sehr gut, davor habe ich großen Respekt. Bei Schalke 04 gestalten die Ultras eine sehr offene und faire Fankultur. Ich war schon in so vielen Stadien. Bei Boca Juniors in Buenos Aires wollte ich gar nicht und stand dann doch in der härtesten Ecke. Ich habe da null Berührungsängste.

DFB.de: Stimmt es, dass Sie für eine Szene in Sönke Wortmanns "Wunder von Bern" vorher Klaus Fischer um Rat gefragt haben?

Lohmeyer: Ne, das habe ich nur mal so im Interview gesagt. (lacht) Natürlich war Fischers Fallrückzieher das Vorbild für den Moment im Film, als Richard Lubanski im Dreiteiler und mit Hut einen Fallrückzieher macht. Ganz ehrlich, es brauchte nur eine Klappe. Wer sich auskennt, sieht, dass ich ihn nicht mit dem Vollspann erwische. Ich sage also: "Komm, machen wir noch mal." Aber Sönke meinte: "Ne, das reicht." Er hatte Recht, ist gut geworden im Film. Der Hut war übrigens nicht angeklebt.

DFB.de: "Das Wunder von Bern" zu verfilmen war keine leichte Aufgabe, auch weil der Film zu dieser maßlosen Überhöhung eines sportlichen Triumphs steht. Vater und Sohn finden zueinander, ein Land findet zusammen, alles durch ein Fußballspiel. Das hätte auch leicht einen falschen Ton bekommen können. Aber der Film begeisterte Kritiker und Publikum. Wie gefällt er Ihnen?

Lohmeyer: Ich finde, der Film hat das sehr mutig gelöst. Wenn man so ein Thema anpackt, ist man ganz schnell zu trocken oder zu kitschig. Wobei wir Deutschen Kitsch gar nicht können, da haben wir Angst vor. "Das Wunder" ist ein Epos geworden. Ich weiß noch, dass ich lange mit Sönke diskutiert habe, wie Lubanski über den Krieg und seine Gefangenschaft erzählen soll. Weil das in Wirklichkeit ja, sagen wir mal, höchstens einer von tausend gemacht hat. Lubanskis Text in dieser Szene habe ich dann selber geschrieben, dadurch waren die Worte ganz nahe bei mir. Das wirkt auch entkitschend.

DFB.de: Wann haben Sie den Film zuletzt gesehen?

Lohmeyer: In der Schweiz, als der Verband einen Abend anlässlich des 60. Jahrestages nach Bern veranstaltete. Ich habe die ganze Zeit durchgeheult, auch weil mein Sohn ja damals die Rolle des fußballbegeisterten Jungen gespielt hat.

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DFB.de: Und das Musical in Hamburg?

Lohmeyer: Habe ich auch gesehen, lohnt sich.

DFB.de: Wissen Sie was Fritz Walter heute macht?

Lohmeyer: Ja, das Deutsche Fußballmuseum in Dortmund.

DFB.de: Genauso ist es - Knut Hartwig, der im Film den Fritz Walter spielte, ist dort heute Pressesprecher. Eröffnet wird in der zweiten Jahreshälfte. Werden Sie hingehen?

Lohmeyer: Ich habe noch keine Einladung.

DFB.de: Aber rein grundsätzlich würden Sie als Schalke-Fan für einen Besuch im Deutschen Fußballmuseum schon nach "Lüdenscheid-Nord" fahren?

Lohmeyer: Ist doch überhaupt kein Thema. Fußball sollte man mit mehr Humor und Leichtigkeit nehmen. Ich spiele doch auch Fußball wegen der Freude und nicht aus Hass.

DFB.de: Und wer jetzt wirklich noch an Peter Lohmeyers Fußballsachverstand zweifelt, dem sei berichtet, dass Sie kurz vor WM-Beginn in einem Interview gesagt haben: "Manuel Neuer im Tor, deshalb werden wir Weltmeister."

Lohmeyer: Da können Sie mal sehen. Günter Netzer, mit dem ich befreundet bin, sagt immer zu mir: "Du hast Ahnung vom Fußball."

Peter Lohmeyer wurde am 22. Januar 1962 in Niedermarsberg geboren. Sein Bühnendebüt gab er in "Was heißt hier Liebe" am Schauspielhaus Bochum. Bekannt wurde er mit "Die Straßen von Berlin" und "Das Wunder von Bern" aus dem Jahr 2003. Den Film sahen alleine im Kino knapp vier Millionen Zuschauer. "Das Wunder" erhielt Publikumspreise bei den Filmfestivals in Locarno und San Francisco und 2004 beim Deutschen Filmpreis.