Per Mertesacker: "Wir konzentrieren uns auf unser Spiel"

Vor zwei Jahren hätte es sich Per Mertesacker nicht denken können, dass er bei der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland im Kader der DFB-Auswahl steht. Vor dem Eröffnungsspiel gegen Costa Rica hat er gute Chancen, in der Anfangsformationen der Mannschaft von Bundestrainer Jürgen Klinsmann zu stehen. Mit welchen Eindrücken und Erwartungen der Abwehrspieler von Hannover 96 in die Begegnung in München geht, schildert er im folgenden Interview.

Frage: Was sagen Sie den Leuten, die dieser Tag danach fragen, ob die Abwehr der deutschen Mannschaft bei der WM hält?

Per Mertesacker: Warum spielen Sie nur auf die Abwehr an?

Frage: Weil die in der letzten Zeit in der Kritik stand.

Per Mertesacker: Es geht hier nicht nur um einen Mannschaftsteil. Wir machen uns Gedanken, wie das gesamte Team funktioniert. Und ich kann dafür garantieren, dass wir alles geben werden. Die Frage ist natürlich häufiger gestellt worden. Aber Leistungen wie in der Partie gegen Kolumbien sprechen für uns. Da hat die komplette Mannschaft sehr gut von der Raumaufteilung her gestanden.

Frage: Es wurde viel über die Besetzung der Abwehr diskutiert. Jetzt hat sich ja eine Formation herauskristallisiert. Warum sind Sie und Christoph Metzelder das ideale Gespann für die Innenverteidigung?

Per Mertesacker: Ich denke, wir haben auf der Innenverteidiger-Position vier gute Spieler. Und diese Qualität hilft. Sie spornt an, im Training pusht man sich gegenseitig, es feuert mich an, wenn ich im Training immer gefordert bin. Ich persönlich habe davon profitiert, gerade von so erfahrenen Leuten wie Jens Nowotny oder Christoph Metzelder. Ich kann nur hoffen, dass ich heute dabei bin. Ich will mich bei der WM zeigen.

Frage: Jürgen Klinsmann hat schon früh auf Sie gesetzt. Und es scheint, als würde Christoph Metzelder als idealer Partner zu Ihnen gesehen werden. Ist das so? Und was zeichnet ihn aus?

Per Mertesacker: Das ist eine schwierige Frage. Diese Positionen sind von den Verhaltensweisen, den Typen und dem Aufgabenbereich identisch. Was wir machen, ist, dass wir oft trainieren, wie wir uns zu stellen haben, wie die einzelnen Abläufe sind, was wir zu tun haben, wenn ein hoher Ball kommt, wie man sich absichert, wenn man rausschiebt. Das Verhalten ist identisch bei jedem Partner. Natürlich kann man von einem Idealpartner sprechen, wenn man sich eingespielt hat, wenn man alles nachvollziehen kann von dem jeweiligen Mitspieler und damit habe ich bei keinem Probleme. Mit Robert Huth habe ich den Confederations Cup gespielt. Christoph Metzelder zeichnet aus, dass er schon eine WM gespielt hat, viel Erfahrung hat – und das hilft enorm. Aber auch mit Jens Nowotny habe ich viel gesprochen.

Frage: Aber es fokussiert sich alles auf ein Gespann Mertesacker/Metzelder.

Per Mertesacker: Deswegen versucht man, sich bestmöglich darauf vorzubereiten, so viele Spiele wie möglich mit einander zu machen.

Frage: Mit welchem Selbstverständnis gehen Sie ins Turnier?

Per Mertesacker: Ich will das Vertrauen zurückgeben, dass Jürgen Klinsmann mir gegeben hat. Seit eineinhalb Jahren darf ich nun bei der Nationalmannschaft dabei sein. In dieser Zeit konnte ich viele wertvolle Erfahrungen sammeln. Daran hätte ich vor zwei Jahren noch nicht gedacht.

Frage: Inwiefern trifft Sie Kritik?

Per Mertesacker: Wir haben viel einstecken müssen, gerade nach dem Confederations Cup, da wurde alles drei- und vierfach auseinandergenommen. Kritik ist aber nicht per se negativ. Dadurch kann man auch viel lernen. Man muss sich selbst hinterfragen: Wie kann ich mich verbessern? Was meinen andere Leute? Das ist der beste Weg zur Besserung. Ich will mich den kritischen Stimmen nicht verschließen. Das halte ich für falsch.

Frage: Stichwort Erfahrung: Wie hilfreich ist ein Torwart wie Jens Lehmann?

Per Mertesacker: Ich habe sehr gute Erfahrungen mit ihm gemacht. Wie er dirigiert, wie präsent er ist, wie er immer wieder lobt und anfeuert – das ist ganz wichtig, dadurch fühlt man sich einfach sicherer.

Frage: Wie ist das im Unterschied zu Oliver Kahn?

Per Mertesacker: Er hat in meinen ersten Länderspielen eine ganz wichtige Rolle gespielt. Er ist einer, der einen sehr motiviert. Und wenn einer wie er einen lobt, dann kann sich das jeder vorstellen, dass das einem einen richtigen Kick gibt.

Frage: Joachim Löw hatte moniert, dass auf dem Platz zu wenig geredet wird. Wurde da die Abstimmung noch einmal besprochen?

Per Mertesacker: Es stimmt, wir wollen mehr miteinander reden. Hinten hat man die Übersicht und daher muss man die Leute dirigieren, man kann die Vorderleute nach vorne schieben.

Frage: Gibt es einen Wortführer im Abwehrverbund?

Per Mertesacker: Nein, derjenige, der in der jeweiligen Situation der letzte Mann ist, der hat das Kommando. In einer Viererkette stehen nicht immer alle auf gleicher Höhe, einer setzt sich ab, um den anderen abzusichern und der muss im Endeffekt das Kommando geben, dass man rausschiebt.

Frage: Wie sichert man sich da gegenseitig ab?

Per Mertesacker: Wenn der Angriff über rechts läuft, dann sehe ich Christoph natürlich immer, ich sehe ihn vor mir, somit sichere ich ihn ab. Umgekehrt ist es genau das gleiche. Eigentlich ist der Blickkontakt immer da. Wir müssen uns so stellen, dass einer den anderen immer sieht und absichern kann.

Frage: Klappt das Ihrer Meinung nach gut?

Per Mertesacker: Gerade nach dem Kolumbien-Spiel habe ich ein gutes Gefühl. Da haben wir ein Stück weit Sicherheit gewonnen.

Frage: Gibt es einen Stürmer, vor dem Sie großen Respekt haben?

Per Mertesacker: Es gibt nicht nur einen Stürmer, vor dem ich Respekt habe. Da gibt es viele. Wenn nicht sogar alle. Respekt ist nicht schädlich, wenn es nicht zur Angst wird.

Frage: Gibt es denn umgekehrt einen, auf den Sie sich freuen?

Per Mertesacker: Ich hoffe, dass ich noch gegen sehr viele Stürmer spielen darf, so dass ich mich jetzt nicht auf einen festlegen muss.

Frage: Was erwartet Sie gegen Costa Rica?

Per Mertesacker: Wir haben Videos gesehen. Bei so einer WM will sich so ein Land bestmöglich präsentieren. Wir kennen die Schlüsselspieler, die dem Spiel der Costa Ricaner in der Qualifikation den Stempel aufgedrückt haben.

Frage: Wie geht man in das Spiel gegen eine Nationalmannschaft, die man nicht so gut kennt?

Per Mertesacker: Wir wissen schon, dass wir nicht so sehr auf den Gegner schauen müssen. Wir wollen uns auf unser Spiel konzentrieren, so wie wir es gegen Kolumbien gemacht haben. Wir wollen zeigen, dass wir heimstark sind.

Frage: Eröffnungsspiel bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land ist auch ein bisschen ein Spiel für die Ewigkeit: Wie gehen Sie mit diesem Druck um?

Per Mertesacker: Ich denke schon, dass ich vor dem Spiel nervös, aber dennoch hochkonzentriert sein werden. Ich versuche immer vor dem Anpfiff ein paar Szenen im Kopf durchzuspielen.

Frage: Wird im Vorfeld über die Partie geredet?

Per Mertesacker: Man spürt schon die Anspannung. Auch im Training. Aber man versucht ein bisschen Lockerheit zu gewinnen, sich ein wenig abzulenken. Zwar ist man fokussiert auf den Sport, aber man merkt schon das es ein Ereignis besonderer Dimension ist. [nb]


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Vor zwei Jahren hätte es sich Per Mertesacker nicht denken können, dass er bei der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland im Kader der DFB-Auswahl steht. Vor dem Eröffnungsspiel gegen Costa Rica hat er gute Chancen, in der Anfangsformationen der Mannschaft von Bundestrainer Jürgen Klinsmann zu stehen. Mit welchen Eindrücken und Erwartungen der Abwehrspieler von Hannover 96 in die Begegnung in München geht, schildert er im folgenden Interview.



Frage: Was sagen Sie den Leuten, die dieser Tag danach fragen, ob die Abwehr der deutschen Mannschaft bei der WM hält?



Per Mertesacker: Warum spielen Sie nur auf die Abwehr an?



Frage: Weil die in der letzten Zeit in der Kritik stand.



Per Mertesacker: Es geht hier nicht nur um einen Mannschaftsteil. Wir machen uns Gedanken, wie das gesamte Team funktioniert. Und ich kann dafür garantieren, dass wir alles geben werden. Die Frage ist natürlich häufiger gestellt worden. Aber Leistungen wie in der Partie gegen Kolumbien sprechen für uns. Da hat die komplette Mannschaft sehr gut von der Raumaufteilung her gestanden.



Frage: Es wurde viel über die Besetzung der Abwehr diskutiert. Jetzt hat sich ja eine Formation herauskristallisiert. Warum sind Sie und Christoph Metzelder das ideale Gespann für die Innenverteidigung?



Per Mertesacker: Ich denke, wir haben auf der Innenverteidiger-Position vier gute Spieler. Und diese Qualität hilft. Sie spornt an, im Training pusht man sich gegenseitig, es feuert mich an, wenn ich im Training immer gefordert bin. Ich persönlich habe davon profitiert, gerade von so erfahrenen Leuten wie Jens Nowotny oder Christoph Metzelder. Ich kann nur hoffen, dass ich heute dabei bin. Ich will mich bei der WM zeigen.



Frage: Jürgen Klinsmann hat schon früh auf Sie gesetzt. Und es scheint, als würde Christoph Metzelder als idealer Partner zu Ihnen gesehen werden. Ist das so? Und was zeichnet ihn aus?



Per Mertesacker: Das ist eine schwierige Frage. Diese Positionen sind von den Verhaltensweisen, den Typen und dem Aufgabenbereich identisch. Was wir machen, ist, dass wir oft trainieren, wie wir uns zu stellen haben, wie die einzelnen Abläufe sind, was wir zu tun haben, wenn ein hoher Ball kommt, wie man sich absichert, wenn man rausschiebt. Das Verhalten ist identisch bei jedem Partner. Natürlich kann man von einem Idealpartner sprechen, wenn man sich eingespielt hat, wenn man alles nachvollziehen kann von dem jeweiligen Mitspieler und damit habe ich bei keinem Probleme. Mit Robert Huth habe ich den Confederations Cup gespielt. Christoph Metzelder zeichnet aus, dass er schon eine WM gespielt hat, viel Erfahrung hat – und das hilft enorm. Aber auch mit Jens Nowotny habe ich viel gesprochen.



Frage: Aber es fokussiert sich alles auf ein Gespann Mertesacker/Metzelder.



Per Mertesacker: Deswegen versucht man, sich bestmöglich darauf vorzubereiten, so viele Spiele wie möglich mit einander zu machen.



Frage: Mit welchem Selbstverständnis gehen Sie ins Turnier?



Per Mertesacker: Ich will das Vertrauen zurückgeben, dass Jürgen Klinsmann mir gegeben hat. Seit eineinhalb Jahren darf ich nun bei der Nationalmannschaft dabei sein. In dieser Zeit konnte ich viele wertvolle Erfahrungen sammeln. Daran hätte ich vor zwei Jahren noch nicht gedacht.



Frage: Inwiefern trifft Sie Kritik?



Per Mertesacker: Wir haben viel einstecken müssen, gerade nach dem Confederations Cup, da wurde alles drei- und vierfach auseinandergenommen. Kritik ist aber nicht per se negativ. Dadurch kann man auch viel lernen. Man muss sich selbst hinterfragen: Wie kann ich mich verbessern? Was meinen andere Leute? Das ist der beste Weg zur Besserung. Ich will mich den kritischen Stimmen nicht verschließen. Das halte ich für falsch.



Frage: Stichwort Erfahrung: Wie hilfreich ist ein Torwart wie Jens Lehmann?



Per Mertesacker: Ich habe sehr gute Erfahrungen mit ihm gemacht. Wie er dirigiert, wie präsent er ist, wie er immer wieder lobt und anfeuert – das ist ganz wichtig, dadurch fühlt man sich einfach sicherer.



Frage: Wie ist das im Unterschied zu Oliver Kahn?



Per Mertesacker: Er hat in meinen ersten Länderspielen eine ganz wichtige Rolle gespielt. Er ist einer, der einen sehr motiviert. Und wenn einer wie er einen lobt, dann kann sich das jeder vorstellen, dass das einem einen richtigen Kick gibt.



Frage: Joachim Löw hatte moniert, dass auf dem Platz zu wenig geredet wird. Wurde da die Abstimmung noch einmal besprochen?



Per Mertesacker: Es stimmt, wir wollen mehr miteinander reden. Hinten hat man die Übersicht und daher muss man die Leute dirigieren, man kann die Vorderleute nach vorne schieben.



Frage: Gibt es einen Wortführer im Abwehrverbund?



Per Mertesacker: Nein, derjenige, der in der jeweiligen Situation der letzte Mann ist, der hat das Kommando. In einer Viererkette stehen nicht immer alle auf gleicher Höhe, einer setzt sich ab, um den anderen abzusichern und der muss im Endeffekt das Kommando geben, dass man rausschiebt.



Frage: Wie sichert man sich da gegenseitig ab?



Per Mertesacker: Wenn der Angriff über rechts läuft, dann sehe ich Christoph natürlich immer, ich sehe ihn vor mir, somit sichere ich ihn ab. Umgekehrt ist es genau das gleiche. Eigentlich ist der Blickkontakt immer da. Wir müssen uns so stellen, dass einer den anderen immer sieht und absichern kann.



Frage: Klappt das Ihrer Meinung nach gut?



Per Mertesacker: Gerade nach dem Kolumbien-Spiel habe ich ein gutes Gefühl. Da haben wir ein Stück weit Sicherheit gewonnen.



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Frage: Gibt es einen Stürmer, vor dem Sie großen Respekt haben?



Per Mertesacker: Es gibt nicht nur einen Stürmer, vor dem ich Respekt habe. Da gibt es viele. Wenn nicht sogar alle. Respekt ist nicht schädlich, wenn es nicht zur Angst wird.



Frage: Gibt es denn umgekehrt einen, auf den Sie sich freuen?



Per Mertesacker: Ich hoffe, dass ich noch gegen sehr viele Stürmer spielen darf, so dass ich mich jetzt nicht auf einen festlegen muss.



Frage: Was erwartet Sie gegen Costa Rica?



Per Mertesacker: Wir haben Videos gesehen. Bei so einer WM will sich so ein Land bestmöglich präsentieren. Wir kennen die Schlüsselspieler, die dem Spiel der Costa Ricaner in der Qualifikation den Stempel aufgedrückt haben.



Frage: Wie geht man in das Spiel gegen eine Nationalmannschaft, die man nicht so gut kennt?



Per Mertesacker: Wir wissen schon, dass wir nicht so sehr auf den Gegner schauen müssen. Wir wollen uns auf unser Spiel konzentrieren, so wie wir es gegen Kolumbien gemacht haben. Wir wollen zeigen, dass wir heimstark sind.



Frage: Eröffnungsspiel bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land ist auch ein bisschen ein Spiel für die Ewigkeit: Wie gehen Sie mit diesem Druck um?



Per Mertesacker: Ich denke schon, dass ich vor dem Spiel nervös, aber dennoch hochkonzentriert sein werden. Ich versuche immer vor dem Anpfiff ein paar Szenen im Kopf durchzuspielen.



Frage: Wird im Vorfeld über die Partie geredet?



Per Mertesacker: Man spürt schon die Anspannung. Auch im Training. Aber man versucht ein bisschen Lockerheit zu gewinnen, sich ein wenig abzulenken. Zwar ist man fokussiert auf den Sport, aber man merkt schon das es ein Ereignis besonderer Dimension ist.