Peniel Mlapa: "Normal sind Fernschüsse nicht mein Ding"

Es war ein Drama von epischem Ausmaß, das sich am Freitag im Asteras-Stadion von Tripoli auf dem Peloponnes in Griechenland abspielte. Die deutsche U 21-Nationalmannschaft besiegte den stärksten Kontrahenten in der Qualifikationsgruppe 1 zur EM 2013 mit 5:4 (2:2). Dabei fielen drei Tore erst im letzten Akt, der Nachspielzeit. Damit wahrte der DFB-Nachwuchs seine makellose Bilanz von sechs Siegen in sechs Qualifikations-Begegnungen.

Held des Spiels aus deutscher Sicht war Peniel Mlapa (1899 Hoffenheim). Der Angreifer glich in der 28. Minute die Führung Griechenlands aus und brachte in der ersten Minute der Nachspielzeit der ersten Hälfte das Team von DFB-Trainer Rainer Adrion in Front. Schließlich setzte er in der allerletzten Spielminute den Ball aus gut 25 Metern in den griechischen Kasten.

Damit kann der in Lomé (Togo) geborene Angreifer, der in München aufgewachsen ist und beim TSV 1860 groß wurde, die passable Quote von acht Treffern in 13 U 21-Länderspielen vorweisen. Alleine in den vergangenen drei Qualifikationsspielen traf Mlapa sieben Mal. Im exklusiven DFB.de-Interview mit Redakteur Maximilian Geis spricht der Torjäger über das Gipfeltreffen in Griechenland, Selbstvertrauen und seine sein Geburtsland Togo.

DFB.de: Peniel Mlapa, wie fällt Ihr Rückblick aufs Spiel am Tag danach aus?

Peniel Mlapa: Das war verrückt, keine Frage. So ein Spiel habe ich noch nie in meinen 20 Jahren erlebt.

DFB.de: Haben Sie bei diesem irrwitzigen Spielverlauf ab und an gezweifelt, dass es mit dem Sieg klappt?

Mlapa: Nein, ich hatte über das ganze Spiel ein gutes Gefühl. Weil ich überzeugt bin, dass wir eine klasse Mannschaft haben. Wir haben auch in früheren Spielen kleinere Rückschläge immer gut weggesteckt. Daher wusste ich, dass wir immer noch etwas nachlegen können.

DFB.de: Bei den ersten beiden Treffern sind Sie jeweils ihrem Verteidiger enteilt und haben aus kurzer Distanz eingeschossen. Merkt man im Spiel schnell, dass man den Verteidiger überlaufen und austricksen kann?

Mlapa: Ich weiß, dass ich nicht gerade der Langsamste bin. Und natürlich versuche ich das auszunutzen. Egal ob ich auf der Außenbahn spiele oder im Sturmzentrum. Wenn es dann so klappt wie heute: umso besser.

DFB.de: Braucht man das Selbstvertrauen, das man aus zwei solchen Toren gezogen hat, um in der letzten Spielminute einen Schuss aus 25 Metern zu wagen?

Mlapa: Ja sicher. Hätte ich davor einige Chancen vergeben, wäre mir das keinen Versuch wert gewesen. Oder ich hätte auch nicht das Glück gehabt, dass der Ball reingeht. Normal sind Fernschüsse nicht mein Ding. Aber in solchen Situationen muss man auch mal etwas Außergewöhnliches wagen.

DFB.de: Leider sind Sie nach einer gelben Karte - wie Mittelfeldspieler Patrick Funk - gesperrt und treten die Reise zum Spiel nach Zypern am Dienstag (17.45 Uhr, live bei Sport1) nicht an, sondern fliegen nach Hause. Also haben Sie keine Chance, die Bilanz aus sieben Toren in den vergangenen drei Spielen auszubauen. Unglücklich, oder?

Mlapa: Klar, das ist sehr schade. Ich hätte gerne meine Form bestätigt.

DFB.de: Nachdem Sie zuletzt bei 1899 Hoffenheim in der zweiten Mannschaft Spielpraxis gesammelt haben, dürften Sie sehr erfreut darüber sein, dass Manager Ernst Tanner bei Ihrer Gala-Vorstellung in Tripoli auf der Tribüne saß. Hoffen Sie, dass er bei Trainer Holger Stanislawski ein gutes Wort für Sie einlegt?

Mlapa: Es tut gut, wenn der Verein seine Spieler so tatkräftig unterstützt und sogar der Manager zu einem Spiel in eine so abgelegene Gegend reist. Natürlich freut es mich umso mehr, dass er im Stadion war und die Partie live gesehen hat, zumal sie ja leider in Deutschland nicht im Fernsehen übertragen wurde. Aber ich will mich nach meiner Rückkehr im Training wieder anbieten und den Coach selbst überzeugen.

DFB.de: Sie haben es angesprochen, die Partie wurde nicht im Fernsehen gezeigt, weil das griechische Fernsehen nicht übertrug und daher kein deutscher Sender die Begegnung selbst produzieren wollte. Haben Sie dennoch Glückwünsche aus der Heimat bekommen?

Mlapa: Natürlich haben mir meine Familie und mein Berater gratuliert. Und der eine oder andere Freund war auch dabei. Aber mein Mail-Eingang war nicht überflutet.

DFB.de: Wie kam es eigentlich dazu, dass Ihre Familie von Togo nach Deutschland zog?

Mlapa: Meine Eltern wollten Mitte der Neunziger Jahre einen Neuanfang wagen. Beide sahen in Deutschland bessere Arbeitsbedingungen. Wir sind also nicht geflüchtet, sondern einfach nach München umgezogen.

DFB.de: Haben Sie noch Verbindungen nach Togo?

Mlapa: Klar, immerhin lebt ein Großteil meiner Familie noch dort. Ich fahre auch oft nach Togo, zuletzt war ich im vergangenen Sommer dort.

DFB.de: Der togolesische Verband hat Ihnen immer mal wieder Avancen gemacht. Wie reagieren Sie darauf?

Mlapa: Ich habe schon länger keine Anfrage mehr bekommen. Zuletzt haben sie mich für den Afrika-Cup 2010 angefragt, und ich hätte die Chance gehabt, mit meinem Idol Emanuel Adebayor zusammen zu spielen. Aber das ist kein Thema für mich.

DFB.de: Zumal Sie beim DFB große Anerkennung genießen. 2010 erhielten Sie die Fritz-Walter-Medaille in Gold als bester Nachwuchsspieler des Jahrgangs 1991.

Mlapa: Stimmt, die Auswahltrainer haben mich immer unterstützt, ob das früher Horst Hrubesch war oder heute Rainer Adrion. Ich fühle mich sehr wohl beim DFB und ich spüre, dass wir mit der U 21 etwas erreichen können. Es macht mir sehr viel Spaß, auch mit dem Trainerteam und dem Betreuerstab. Ich wünsche den Jungs viel Glück für das Zypern-Spiel und drücke vor dem Fernseher die Daumen.

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Es war ein Drama von epischem Ausmaß, das sich am Freitag im Asteras-Stadion von Tripoli auf dem Peloponnes in Griechenland abspielte. Die deutsche U 21-Nationalmannschaft besiegte den stärksten Kontrahenten in der Qualifikationsgruppe 1 zur EM 2013 mit 5:4 (2:2). Dabei fielen drei Tore erst im letzten Akt, der Nachspielzeit. Damit wahrte der DFB-Nachwuchs seine makellose Bilanz von sechs Siegen in sechs Qualifikations-Begegnungen.

Held des Spiels aus deutscher Sicht war Peniel Mlapa (1899 Hoffenheim). Der Angreifer glich in der 28. Minute die Führung Griechenlands aus und brachte in der ersten Minute der Nachspielzeit der ersten Hälfte das Team von DFB-Trainer Rainer Adrion in Front. Schließlich setzte er in der allerletzten Spielminute den Ball aus gut 25 Metern in den griechischen Kasten.

Damit kann der in Lomé (Togo) geborene Angreifer, der in München aufgewachsen ist und beim TSV 1860 groß wurde, die passable Quote von acht Treffern in 13 U 21-Länderspielen vorweisen. Alleine in den vergangenen drei Qualifikationsspielen traf Mlapa sieben Mal. Im exklusiven DFB.de-Interview mit Redakteur Maximilian Geis spricht der Torjäger über das Gipfeltreffen in Griechenland, Selbstvertrauen und seine sein Geburtsland Togo.

DFB.de: Peniel Mlapa, wie fällt Ihr Rückblick aufs Spiel am Tag danach aus?

Peniel Mlapa: Das war verrückt, keine Frage. So ein Spiel habe ich noch nie in meinen 20 Jahren erlebt.

DFB.de: Haben Sie bei diesem irrwitzigen Spielverlauf ab und an gezweifelt, dass es mit dem Sieg klappt?

Mlapa: Nein, ich hatte über das ganze Spiel ein gutes Gefühl. Weil ich überzeugt bin, dass wir eine klasse Mannschaft haben. Wir haben auch in früheren Spielen kleinere Rückschläge immer gut weggesteckt. Daher wusste ich, dass wir immer noch etwas nachlegen können.

DFB.de: Bei den ersten beiden Treffern sind Sie jeweils ihrem Verteidiger enteilt und haben aus kurzer Distanz eingeschossen. Merkt man im Spiel schnell, dass man den Verteidiger überlaufen und austricksen kann?

Mlapa: Ich weiß, dass ich nicht gerade der Langsamste bin. Und natürlich versuche ich das auszunutzen. Egal ob ich auf der Außenbahn spiele oder im Sturmzentrum. Wenn es dann so klappt wie heute: umso besser.

DFB.de: Braucht man das Selbstvertrauen, das man aus zwei solchen Toren gezogen hat, um in der letzten Spielminute einen Schuss aus 25 Metern zu wagen?

Mlapa: Ja sicher. Hätte ich davor einige Chancen vergeben, wäre mir das keinen Versuch wert gewesen. Oder ich hätte auch nicht das Glück gehabt, dass der Ball reingeht. Normal sind Fernschüsse nicht mein Ding. Aber in solchen Situationen muss man auch mal etwas Außergewöhnliches wagen.

DFB.de: Leider sind Sie nach einer gelben Karte - wie Mittelfeldspieler Patrick Funk - gesperrt und treten die Reise zum Spiel nach Zypern am Dienstag (17.45 Uhr, live bei Sport1) nicht an, sondern fliegen nach Hause. Also haben Sie keine Chance, die Bilanz aus sieben Toren in den vergangenen drei Spielen auszubauen. Unglücklich, oder?

Mlapa: Klar, das ist sehr schade. Ich hätte gerne meine Form bestätigt.

DFB.de: Nachdem Sie zuletzt bei 1899 Hoffenheim in der zweiten Mannschaft Spielpraxis gesammelt haben, dürften Sie sehr erfreut darüber sein, dass Manager Ernst Tanner bei Ihrer Gala-Vorstellung in Tripoli auf der Tribüne saß. Hoffen Sie, dass er bei Trainer Holger Stanislawski ein gutes Wort für Sie einlegt?

Mlapa: Es tut gut, wenn der Verein seine Spieler so tatkräftig unterstützt und sogar der Manager zu einem Spiel in eine so abgelegene Gegend reist. Natürlich freut es mich umso mehr, dass er im Stadion war und die Partie live gesehen hat, zumal sie ja leider in Deutschland nicht im Fernsehen übertragen wurde. Aber ich will mich nach meiner Rückkehr im Training wieder anbieten und den Coach selbst überzeugen.

DFB.de: Sie haben es angesprochen, die Partie wurde nicht im Fernsehen gezeigt, weil das griechische Fernsehen nicht übertrug und daher kein deutscher Sender die Begegnung selbst produzieren wollte. Haben Sie dennoch Glückwünsche aus der Heimat bekommen?

Mlapa: Natürlich haben mir meine Familie und mein Berater gratuliert. Und der eine oder andere Freund war auch dabei. Aber mein Mail-Eingang war nicht überflutet.

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DFB.de: Wie kam es eigentlich dazu, dass Ihre Familie von Togo nach Deutschland zog?

Mlapa: Meine Eltern wollten Mitte der Neunziger Jahre einen Neuanfang wagen. Beide sahen in Deutschland bessere Arbeitsbedingungen. Wir sind also nicht geflüchtet, sondern einfach nach München umgezogen.

DFB.de: Haben Sie noch Verbindungen nach Togo?

Mlapa: Klar, immerhin lebt ein Großteil meiner Familie noch dort. Ich fahre auch oft nach Togo, zuletzt war ich im vergangenen Sommer dort.

DFB.de: Der togolesische Verband hat Ihnen immer mal wieder Avancen gemacht. Wie reagieren Sie darauf?

Mlapa: Ich habe schon länger keine Anfrage mehr bekommen. Zuletzt haben sie mich für den Afrika-Cup 2010 angefragt, und ich hätte die Chance gehabt, mit meinem Idol Emanuel Adebayor zusammen zu spielen. Aber das ist kein Thema für mich.

DFB.de: Zumal Sie beim DFB große Anerkennung genießen. 2010 erhielten Sie die Fritz-Walter-Medaille in Gold als bester Nachwuchsspieler des Jahrgangs 1991.

Mlapa: Stimmt, die Auswahltrainer haben mich immer unterstützt, ob das früher Horst Hrubesch war oder heute Rainer Adrion. Ich fühle mich sehr wohl beim DFB und ich spüre, dass wir mit der U 21 etwas erreichen können. Es macht mir sehr viel Spaß, auch mit dem Trainerteam und dem Betreuerstab. Ich wünsche den Jungs viel Glück für das Zypern-Spiel und drücke vor dem Fernseher die Daumen.