Pauli-Trainer Meggle: "Besser abschneiden als letzte Saison"

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Vom Co-Trainer der Profis zum Cheftrainer der Amateure - Thomas Meggle hat in diesem Sommer eine neue Funktion eingenommen. Der langjährige Profi soll in der Regionalliga Nord Nachwuchsspieler für die Zweitligamannschaft des FC St. Pauli ausbilden.

Am Mittwoch (ab 18.30 Uhr) steht das "kleine Derby" an - am großen Millerntor. Im Kultstadion empfängt St. Pauli II die zweite Mannschaft des Hamburger SV. Im aktuellen DFB.de-Interview mit dem Journalisten Oliver Jensen spricht der 38-jährige Meggle über das Prestigeduell, den Saisonstart und die Förderung von Nachwuchsspielern.

DFB.de: Herr Meggle, das Derby gegen den Hamburger SV II findet am Millerntor vor großem Publikum statt. Ist das für Ihre jungen Spieler ein ganz besonderes Erlebnis?

Thomas Meggle: Ich denke, das ist von Spieler zu Spieler unterschiedlich. Manche kommen damit super zurecht, für andere ist das eine Umstellung. Aber letztendlich ist jeder Fußballplatz 110 Meter lang, 70 Meter breit, und auf beiden Seiten steht ein Tor. Meine Spieler sollten auf jedem Platz zurechtkommen.

DFB.de: Für die zweite Mannschaft des Hamburger SV wird der langjährige St. Pauli Profi Fabio Morena auflaufen. Warum haben Sie ihn nicht zurück zu Ihrem Verein geholt?

Meggle: Er hatte noch einen Vertrag in Sandhausen. Daher war das kein Thema. Später hat er sich für den HSV entschieden. Damit ist alles gesagt.

DFB.de: Was denken Sie, wie die St. Pauli Fans am Mittwoch auf ihn reagieren werden?

Meggle: Die Rückkehr von Fabio Morena ans Millerntor ist nicht mein Thema. Ich bin Trainer und sorge dafür, dass die Mannschaft funktioniert.

DFB.de: Dann sprechen wir über Ihre Mannschaft: Sie sind mit einem 0:4 beim VfL Wolfsburg II schlecht in die Saison gestartet, gewannen allerdings die nächsten beiden Spiele gegen Wilhelmshaven und Hannover 96 II. Die Auftaktniederlage scheint keine Spuren hinterlassen zu haben.

Meggle: Wichtig war, dass die Mannschaft Lehren aus dem Spiel gezogen hat. Wir sind eine junge Mannschaft mit einem Altersschnitt zwischen 19 und 20 Jahren. Wichtig ist lediglich, dass wir Fortschritte machen. Die Jungs haben ein Gespür dafür entwickelt, dass man bessere Ergebnisse erzielt, wenn man an sich arbeitet.

DFB.de: In den letzten Jahren ging es für St. Pauli II meist um den Klassenverbleib. Ist diese Saison mehr möglich?

Meggle: Unser Saisonziel ist, dass wir besser abschneiden als in der vergangenen Saison (Tabellenplatz 13; Anm. d. Red.). Noch ist die Tabelle allerdings nicht entscheidend. Wichtig ist vielmehr, dass sich die Spieler weiterentwickeln.

DFB.de: Ihr Kapitän Christian Rahn hat 117 Spiele in der Bundesliga und sogar fünf Spiele für die deutsche Nationalmannschaft bestritten. Ist er nun der verlängerte Arm des Trainers?

Meggle: Natürlich. Es ist hilfreich, einen Ansprechpartner auf dem Platz zu haben, der dazu beiträgt, dass gewisse Inhalte aus dem Training im Spiel umgesetzt werden. Selbstverständlich habe ich auch andere Ansprechpartner. Aber die Erfahrung von Christian Rahn macht es einfacher.

DFB.de: Im Verlaufe der Saison dürften noch viele Spieler aus der ersten Mannschaft zu Ihnen stoßen, um Spielpraxis zu sammeln. Ist es für einen langjährigen Profi schwierig, sich an die Regionalliga anzupassen?

Meggle: Es ist nie einfach, in einer Mannschaft zu spielen, die man nicht kennt. Schließlich wurde in der Vorbereitung einiges einstudiert. Die Spieler, die von den Profis runtergeschickt werden, bewegen sich zudem zwischen zwei Welten. Auf der einen Seite das Millerntor mit 30.000 Zuschauern, auf der anderen Seite 200 Zuschauer im Stadion Hoheluft (St. Pauli II trägt hier die Heimspiele aus; Anm. d. Red.).

DFB.de: Zu Ihren aufstrebenden jungen Spielern zählt Sturmtalent Laurynas Kulikas, der nun in drei Saisonspielen gleich drei Tore erzielte. Wie bereitet man solche Nachwuchsspieler auf den Sprung in den Profifußball vor?

Meggle: Das Wichtigste ist, dass die Spieler in jedem Training Gas geben, um besser zu werden. Das ist die beste Vorbereitung auf höherklassigen Fußball. Wer beständig an sich arbeitet, braucht gar keinen langfristigen Plan oder ähnliches.

DFB.de: Alle paar Jahre kommt die Diskussion auf, ob die zweiten Mannschaften der Profivereine in einer eigenen Liga spielen sollten. Wie ist Ihre Meinung dazu?

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Meggle: Es mag ein paar Traditionsvereine geben, die lieber große Derbys spielen würden. Die Bundesliga-Reserven erscheinen vielleicht weniger attraktiv. Trotzdem finde ich es wichtig, dass die U 23 Mannschaften ganz normal in der Regionalliga mitmischen. Die Spieler, die aus der A-Jugend kommen, sollen sich an den Herren-Fußball gewöhnen. Das wäre in einer U 23-Liga nicht möglich.

DFB.de: Wann ist der richtige Zeitpunkt, um einen U 23 Spieler zu den Profis zu schicken?

Meggle: Sicherlich nicht nach zwei oder drei guten Spielen. Wichtig ist, dass jemand konstant in der Regionalliga seine Leistung bringt. Erst nach einer kompletten Halbserie lässt sich das beurteilen.

DFB.de: Wie schwierig ist es dann für einen jungen Spieler aus der Regionalliga, sich bei einem Zweitligisten zu behaupten?

Meggle: Darüber darf man sich nicht zu viele Gedanken machen. Man sollte einfach frech auftreten, seine eigenen Stärken einbringen und vieles aufsaugen. Am Anfang ist man natürlich immer euphorisch. Später spürt man die gestiegene körperliche Belastung. Darunter kann die Konzentration leiden. Manche Spieler fallen in ein kleines Loch. Wichtig ist, trotzdem immer weiter Gas zu geben.

DFB.de: Gibt es in Ihrer Mannschaft Nachwuchsspieler, die ihr ganzes Leben auf den Sport ausrichten?

Meggle: Viele gehen zur Schule, absolvieren ein Freiwilliges Soziales Jahr oder ein Praktikum. Aber es gibt auch Spieler, die sich erst einmal voll auf den Fußball konzentrieren. Durch die Schul- und die Wehrpflichtreform haben die Jungs wesentlich mehr Zeit als früher. Teilweise könnten sie bereits als 18-Jähriger an die Universität gehen. Von daher konzentrieren sich einige Spieler erst einmal ein oder zwei Jahre auf den Fußball.

DFB.de: Aber letztendlich werden nur wenige Ihrer Spieler dauerhaft vom Fußball leben können.

Meggle: Richtig. Daher haben wir eine große Verantwortung, die Jungs darauf hinzuweisen, ihre Schule zu beenden und möglichst das Abitur zu machen. Wir arbeiten mit unserer Kooperationsschule sehr eng zusammen. Ich bin genau im Bilde, was meine Jungs schulisch leisten. Auch beim Trainingsplan findet die Schule Berücksichtigung. Eine Vormittagseinheit wird so gelegt, dass unsere Spieler keine allzu relevanten Fächer verpassen. Ich sage den Spielern immer wieder: Orientiert euch möglichst früh nach einem zweiten Standbein. Spätestens nach der Profikarriere müsst ihr einen Beruf ergreifen.

DFB.de: Sie waren bereits bei den Profis von St. Pauli Co-Trainer und kurz Interimstrainer. Nun trainieren Sie als Cheftrainer die zweite Mannschaft. Welche Aufgabe ist reizvoller?

Meggle: Als U 23-Trainer arbeite ich mit vielen jungen Menschen zusammen, die wissensbegierig sind und total unbedarft an die Sache herangehen. In der 2. Bundesliga hat man es bereits mit ausgebufften Profis zu tun. Auch die Drucksituation ist dort größer. Umso schöner ist es allerdings, mit einer Profimannschaft Erfolge zu feiern. Jede Aufgabe hat eben ihren eigenen Reiz.

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Vom Co-Trainer der Profis zum Cheftrainer der Amateure - Thomas Meggle hat in diesem Sommer eine neue Funktion eingenommen. Der langjährige Profi soll in der Regionalliga Nord Nachwuchsspieler für die Zweitligamannschaft des FC St. Pauli ausbilden.

Am Mittwoch (ab 18.30 Uhr) steht das "kleine Derby" an - am großen Millerntor. Im Kultstadion empfängt St. Pauli II die zweite Mannschaft des Hamburger SV. Im aktuellen DFB.de-Interview mit dem Journalisten Oliver Jensen spricht der 38-jährige Meggle über das Prestigeduell, den Saisonstart und die Förderung von Nachwuchsspielern.

DFB.de: Herr Meggle, das Derby gegen den Hamburger SV II findet am Millerntor vor großem Publikum statt. Ist das für Ihre jungen Spieler ein ganz besonderes Erlebnis?

Thomas Meggle: Ich denke, das ist von Spieler zu Spieler unterschiedlich. Manche kommen damit super zurecht, für andere ist das eine Umstellung. Aber letztendlich ist jeder Fußballplatz 110 Meter lang, 70 Meter breit, und auf beiden Seiten steht ein Tor. Meine Spieler sollten auf jedem Platz zurechtkommen.

DFB.de: Für die zweite Mannschaft des Hamburger SV wird der langjährige St. Pauli Profi Fabio Morena auflaufen. Warum haben Sie ihn nicht zurück zu Ihrem Verein geholt?

Meggle: Er hatte noch einen Vertrag in Sandhausen. Daher war das kein Thema. Später hat er sich für den HSV entschieden. Damit ist alles gesagt.

DFB.de: Was denken Sie, wie die St. Pauli Fans am Mittwoch auf ihn reagieren werden?

Meggle: Die Rückkehr von Fabio Morena ans Millerntor ist nicht mein Thema. Ich bin Trainer und sorge dafür, dass die Mannschaft funktioniert.

DFB.de: Dann sprechen wir über Ihre Mannschaft: Sie sind mit einem 0:4 beim VfL Wolfsburg II schlecht in die Saison gestartet, gewannen allerdings die nächsten beiden Spiele gegen Wilhelmshaven und Hannover 96 II. Die Auftaktniederlage scheint keine Spuren hinterlassen zu haben.

Meggle: Wichtig war, dass die Mannschaft Lehren aus dem Spiel gezogen hat. Wir sind eine junge Mannschaft mit einem Altersschnitt zwischen 19 und 20 Jahren. Wichtig ist lediglich, dass wir Fortschritte machen. Die Jungs haben ein Gespür dafür entwickelt, dass man bessere Ergebnisse erzielt, wenn man an sich arbeitet.

DFB.de: In den letzten Jahren ging es für St. Pauli II meist um den Klassenverbleib. Ist diese Saison mehr möglich?

Meggle: Unser Saisonziel ist, dass wir besser abschneiden als in der vergangenen Saison (Tabellenplatz 13; Anm. d. Red.). Noch ist die Tabelle allerdings nicht entscheidend. Wichtig ist vielmehr, dass sich die Spieler weiterentwickeln.

DFB.de: Ihr Kapitän Christian Rahn hat 117 Spiele in der Bundesliga und sogar fünf Spiele für die deutsche Nationalmannschaft bestritten. Ist er nun der verlängerte Arm des Trainers?

Meggle: Natürlich. Es ist hilfreich, einen Ansprechpartner auf dem Platz zu haben, der dazu beiträgt, dass gewisse Inhalte aus dem Training im Spiel umgesetzt werden. Selbstverständlich habe ich auch andere Ansprechpartner. Aber die Erfahrung von Christian Rahn macht es einfacher.

DFB.de: Im Verlaufe der Saison dürften noch viele Spieler aus der ersten Mannschaft zu Ihnen stoßen, um Spielpraxis zu sammeln. Ist es für einen langjährigen Profi schwierig, sich an die Regionalliga anzupassen?

Meggle: Es ist nie einfach, in einer Mannschaft zu spielen, die man nicht kennt. Schließlich wurde in der Vorbereitung einiges einstudiert. Die Spieler, die von den Profis runtergeschickt werden, bewegen sich zudem zwischen zwei Welten. Auf der einen Seite das Millerntor mit 30.000 Zuschauern, auf der anderen Seite 200 Zuschauer im Stadion Hoheluft (St. Pauli II trägt hier die Heimspiele aus; Anm. d. Red.).

DFB.de: Zu Ihren aufstrebenden jungen Spielern zählt Sturmtalent Laurynas Kulikas, der nun in drei Saisonspielen gleich drei Tore erzielte. Wie bereitet man solche Nachwuchsspieler auf den Sprung in den Profifußball vor?

Meggle: Das Wichtigste ist, dass die Spieler in jedem Training Gas geben, um besser zu werden. Das ist die beste Vorbereitung auf höherklassigen Fußball. Wer beständig an sich arbeitet, braucht gar keinen langfristigen Plan oder ähnliches.

DFB.de: Alle paar Jahre kommt die Diskussion auf, ob die zweiten Mannschaften der Profivereine in einer eigenen Liga spielen sollten. Wie ist Ihre Meinung dazu?

[bild2]

Meggle: Es mag ein paar Traditionsvereine geben, die lieber große Derbys spielen würden. Die Bundesliga-Reserven erscheinen vielleicht weniger attraktiv. Trotzdem finde ich es wichtig, dass die U 23 Mannschaften ganz normal in der Regionalliga mitmischen. Die Spieler, die aus der A-Jugend kommen, sollen sich an den Herren-Fußball gewöhnen. Das wäre in einer U 23-Liga nicht möglich.

DFB.de: Wann ist der richtige Zeitpunkt, um einen U 23 Spieler zu den Profis zu schicken?

Meggle: Sicherlich nicht nach zwei oder drei guten Spielen. Wichtig ist, dass jemand konstant in der Regionalliga seine Leistung bringt. Erst nach einer kompletten Halbserie lässt sich das beurteilen.

DFB.de: Wie schwierig ist es dann für einen jungen Spieler aus der Regionalliga, sich bei einem Zweitligisten zu behaupten?

Meggle: Darüber darf man sich nicht zu viele Gedanken machen. Man sollte einfach frech auftreten, seine eigenen Stärken einbringen und vieles aufsaugen. Am Anfang ist man natürlich immer euphorisch. Später spürt man die gestiegene körperliche Belastung. Darunter kann die Konzentration leiden. Manche Spieler fallen in ein kleines Loch. Wichtig ist, trotzdem immer weiter Gas zu geben.

DFB.de: Gibt es in Ihrer Mannschaft Nachwuchsspieler, die ihr ganzes Leben auf den Sport ausrichten?

Meggle: Viele gehen zur Schule, absolvieren ein Freiwilliges Soziales Jahr oder ein Praktikum. Aber es gibt auch Spieler, die sich erst einmal voll auf den Fußball konzentrieren. Durch die Schul- und die Wehrpflichtreform haben die Jungs wesentlich mehr Zeit als früher. Teilweise könnten sie bereits als 18-Jähriger an die Universität gehen. Von daher konzentrieren sich einige Spieler erst einmal ein oder zwei Jahre auf den Fußball.

DFB.de: Aber letztendlich werden nur wenige Ihrer Spieler dauerhaft vom Fußball leben können.

Meggle: Richtig. Daher haben wir eine große Verantwortung, die Jungs darauf hinzuweisen, ihre Schule zu beenden und möglichst das Abitur zu machen. Wir arbeiten mit unserer Kooperationsschule sehr eng zusammen. Ich bin genau im Bilde, was meine Jungs schulisch leisten. Auch beim Trainingsplan findet die Schule Berücksichtigung. Eine Vormittagseinheit wird so gelegt, dass unsere Spieler keine allzu relevanten Fächer verpassen. Ich sage den Spielern immer wieder: Orientiert euch möglichst früh nach einem zweiten Standbein. Spätestens nach der Profikarriere müsst ihr einen Beruf ergreifen.

DFB.de: Sie waren bereits bei den Profis von St. Pauli Co-Trainer und kurz Interimstrainer. Nun trainieren Sie als Cheftrainer die zweite Mannschaft. Welche Aufgabe ist reizvoller?

Meggle: Als U 23-Trainer arbeite ich mit vielen jungen Menschen zusammen, die wissensbegierig sind und total unbedarft an die Sache herangehen. In der 2. Bundesliga hat man es bereits mit ausgebufften Profis zu tun. Auch die Drucksituation ist dort größer. Umso schöner ist es allerdings, mit einer Profimannschaft Erfolge zu feiern. Jede Aufgabe hat eben ihren eigenen Reiz.