Patrick Funk: "Es wird ein Spiel auf Augenhöhe"

Es ist das Spitzenspiel am 28. Spieltag der 2. Bundesliga : Der Tabellendritte Fortuna Düsseldorf empfängt heute (ab 20.15 Uhr, live auf Sport1 und bei Sky) den Tabellenvierten FC St. Pauli. Eine wichtige Rolle bei den Gästen aus Hamburg soll dann wieder Patrick Funk spielen.

Vergangenen Sommer wechselte der 22-Jährige leihweise vom VfB Stuttgart zum FC St. Pauli. Bis 2013 soll der defensive Mittelfeldspieler noch in Hamburg spielen, danach wieder zurück nach Stuttgart gehen. Bei St. Pauli hatte der U 21-Nationalspieler zunächst einen schweren Stand, kam nur selten zum Einsatz. Mittlerweile hat er sich dank seiner Dynamik und seiner Zweikämpfstärke aber einen Stammplatz erarbeitet.

Im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Oliver Jensen spricht Patrick Funk über das bevorstehende Topspiel, sein erstes Tor für die U 21-Nationalmannschaft und sein erstes Idol.

DFB.de: Herr Funk, ist das Spiel in Düsseldorf bereits ein kleines Finale um den Relegationsplatz?

Patrick Funk: Es ist auf jeden Fall richtungsweisend. Gewinnen wir, sind wir an Düsseldorf vorbei. Verlieren wir, hat Düsseldorf einen großen Vorsprung. Es ist ein sehr wichtiges Spiel.

DFB.de: Beide Mannschaften haben die letzten Wochen viele Punkte verschenkt. Was für ein Spiel erwarten Sie?

Funk: Unsere große Stärke ist, dass wir wenig Gegentore kassieren. Leider fehlt uns momentan die Leichtigkeit, vorne den Abschluss zu finden. Düsseldorf geht es ähnlich. Es wird ein Spiel auf Augenhöhe.

DFB.de: Warum ist die Leichtigkeit im Angriff nicht mehr vorhanden? Ist der Druck zu groß?

Funk: Druck hatten wir die ganze Saison. Uns fehlt das Quäntchen Glück, damit der Knoten wieder platzt. Das betrifft die ganze Mannschaft. Auch ich selbst muss kreativer im Offensivspiel sein. Ich bin mir sicher: Wenn der Knoten geplatzt ist, machen wir unsere Tore genauso wie in der Hinrunde.

DFB.de: Bei den Heimspielen gegen Braunschweig (0:0) und Karlsruhe (1:0) gab es zuletzt Pfiffe von den Fans. Eine ungewohnte Situation am Millerntor, wo eigentlich nie die eigene Mannschaft ausgepfiffen wird. Wie hat die Mannschaft darauf reagiert?

Funk: Es ist das Recht der Zuschauer, dass sie pfeifen, wenn sie mit unserer Leistung nicht zufrieden sind. Auch wenn es das am Millerntor eigentlich nicht gibt. Das darf uns als Mannschaft aber nicht irritieren. Natürlich waren manche Spieler, die schon länger hier sind, überrascht. Mich selbst hat das nicht umgehauen, weil ich vergangene Saison beim VfB Stuttgart Schlimmeres erlebt habe. Letzte Woche wurden wir gegen Cottbus trotz des enttäuschenden Ergebnisses wieder vorbildlich unterstützt.

DFB.de: Sie sind ein junger Spieler, haben noch nicht allzu viel Erfahrung als Profi. Wie schwierig ist es für Sie, einen Patzer zu verarbeiten? Speziell gegen 1860 München, als ein Fehler von Ihnen kurz vor Schluss zum Ausgleich führte.

Funk: Zuerst wollte ich im Erdboden versinken. Aber ich weiß, wie ich bis zu diesem Zeitpunkt gespielt habe, ziehe etwas Positives daraus. Es tat mir natürlich für die Mannschaft sehr leid. Es dauerte einen Tag, bis ich das verarbeitet hatte. Bei der nächsten Trainingseinheit muss so was jedoch vergessen sein.

DFB.de: In Hamburg wird viel über ein mögliches Relegationsspiel zwischen dem Hamburger SV und St. Pauli spekuliert. Das wäre sicherlich für jeden Spieler ein ganz besonderes Ereignis, oder?

Funk: Die ganze Stadt würde vermutlich auf dem Kopf stehen. Aber mit so etwas möchte ich mich nicht beschäftigen. Wir haben noch sieben Spiele vor uns, dann sehen wir weiter.

DFB.de: St. Pauli gilt aufgrund der Fans und des Umfeldes als ein besonderer Verein. Wie waren Ihre ersten Eindrücke, als Sie letzten Sommer nach Hamburg kamen?

Funk: Zu Beginn der Saison lief es bei mir sportlich nicht gut. Normalerweise fühlt man sich dann unwohl. Aber hier war es anders: Nach einer Woche fühlte ich mich heimisch. Die Mannschaft und die Fans haben mich gut aufgenommen. Ich fand schnell Freunde, habe viel unternommen und die Stadt erkundet. Ich fühlte mich gleich wohl hier. Ich freue mich darauf, auch nächstes Jahr hier zu spielen. Für einen jungen Spieler wie mich ist es wichtig, jede Woche auf dem Platz zu stehen. Ob nun in der 1. oder in der 2. Liga.

DFB.de: Sie haben bereits elf Spiele für die U 21-Nationalmannschaft bestritten. Wie ist das Niveau in der 2. Bundesliga mit dem der U 21-Nationalmannschaften zu vergleichen?

Funk: In der U 21 liegt der Fokus mehr auf dem Spielerischen. Die individuelle Klasse ist etwas höher. In der 2. Liga wird wiederum kampfbetonter gespielt. Hier spielen alte Hasen, es geht richtig zur Sache.

DFB.de: In der EM-Quali gab es acht Siege in acht Spielen. Das klingt genauso überragend wie bei der A-Nationalmannschaft.

Funk: Wir haben eine sehr gute Mannschaft. Wir würden gerne in den nächsten beiden Spielen sechs Punkte holen, dann hätten wir es der A-Nationalmannschaft nachgemacht.

DFB.de: Beim letzten Spiel gegen Griechenland haben Sie sogar den Siegtreffer zum 1:0 erzielt.

Funk: Das hat bei mir Seltenheitswert. Natürlich ist das ein schönes Gefühl. Ich würde auch für St. Pauli gerne in einem Ligaspiel treffen. Ab und zu probiere ich es. Scheinbar habe ich nicht genug Zielwasser getrunken.

DFB.de: Von der U 15 bis zur U 21 haben Sie alle Nationalmannschaften durchlaufen. Wie häufig träumen Sie von Ihrem ersten Spiel für die A-Nationalmannschaft?

Funk: Wenn man alles durchlebt, möchte man auch die Spitze erleben. Auch wenn sich die Frage für mich derzeit nicht stellt, ist es ganz klar: Die Nationalmannschaft wäre natürlich ein Traum und ist das ganz große Ziel von jedem Profi. Aber ich weiß auch, dass es bis dahin noch ein ganz weiter Weg ist.

DFB.de: Das große Idol Ihrer Jugend war allerdings kein deutscher, sondern ein englischer Nationalspieler.

Funk: Das stimmt, David Beckham. Als ich fünf oder sechs Jahre alt war, wünschte ich mir von meinem Onkel ein Fußballtrikot. Damals war ich Fan vom VfB Stuttgart und ein bisschen vom FC Bayern München. Eigentlich hoffte ich auf ein Trikot von Jürgen Klinsmann. Als ich das Trikot von David Beckham ausgepackt hatte, war ich erstmal total enttäuscht. Ich kannte den überhaupt nicht. Aber dann habe ich mich über ihn informiert, fand seine Freistöße toll und wurde zum Fan.

DFB.de: Und die Bild-Zeitung betitelt Sie mittlerweile als den "Spätzle-Beckham".

Funk: So ist halt die Bild, die braucht coole Überschriften. Ich finde das ganz lustig.

DFB.de: Sie sind nicht der einzige Funk mit großen Ambitionen. Sie sollen auch einen sehr talentierten Bruder haben.

Funk: Ja, mein kleiner Bruder ist 16 Jahre alt, Torwart und geht nächstes Jahr in das Internat vom VfB Stuttgart. Ich hoffe, dass er es möglichst weit bringt. Der VfB ist einer der besten Ausbildungsvereine in Deutschland.

DFB.de: Sie selbst gingen mit 15 in das Internat vom VfB Stuttgart. Würden Sie jedem Nachwuchsspieler diesen Schritt empfehlen?

Funk: Für mich war es jedenfalls der richtige Schritt. Ansonsten ist es schwierig, Fußball mit der Schule, oder sogar später mit einer Berufsausbildung, zu vereinbaren. Wenn man täglich trainiert, müsste man sonst stundenlang zwischen Trainingsstätte und Schule hin und her fahren. Ich habe mich jedenfalls im Internat pudelwohl gefühlt. Meine Eltern waren zwar traurig. Aber ich war immerhin nicht weit weg. Innerhalb einer Stunde war ich daheim, am Wochenende war ich täglich zu Hause.

DFB.de: Herr Funk, vielen Dank für das Gespräch.

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Es ist das Spitzenspiel am 28. Spieltag der 2. Bundesliga : Der Tabellendritte Fortuna Düsseldorf empfängt heute (ab 20.15 Uhr, live auf Sport1 und bei Sky) den Tabellenvierten FC St. Pauli. Eine wichtige Rolle bei den Gästen aus Hamburg soll dann wieder Patrick Funk spielen.

Vergangenen Sommer wechselte der 22-Jährige leihweise vom VfB Stuttgart zum FC St. Pauli. Bis 2013 soll der defensive Mittelfeldspieler noch in Hamburg spielen, danach wieder zurück nach Stuttgart gehen. Bei St. Pauli hatte der U 21-Nationalspieler zunächst einen schweren Stand, kam nur selten zum Einsatz. Mittlerweile hat er sich dank seiner Dynamik und seiner Zweikämpfstärke aber einen Stammplatz erarbeitet.

Im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Oliver Jensen spricht Patrick Funk über das bevorstehende Topspiel, sein erstes Tor für die U 21-Nationalmannschaft und sein erstes Idol.

DFB.de: Herr Funk, ist das Spiel in Düsseldorf bereits ein kleines Finale um den Relegationsplatz?

Patrick Funk: Es ist auf jeden Fall richtungsweisend. Gewinnen wir, sind wir an Düsseldorf vorbei. Verlieren wir, hat Düsseldorf einen großen Vorsprung. Es ist ein sehr wichtiges Spiel.

DFB.de: Beide Mannschaften haben die letzten Wochen viele Punkte verschenkt. Was für ein Spiel erwarten Sie?

Funk: Unsere große Stärke ist, dass wir wenig Gegentore kassieren. Leider fehlt uns momentan die Leichtigkeit, vorne den Abschluss zu finden. Düsseldorf geht es ähnlich. Es wird ein Spiel auf Augenhöhe.

DFB.de: Warum ist die Leichtigkeit im Angriff nicht mehr vorhanden? Ist der Druck zu groß?

Funk: Druck hatten wir die ganze Saison. Uns fehlt das Quäntchen Glück, damit der Knoten wieder platzt. Das betrifft die ganze Mannschaft. Auch ich selbst muss kreativer im Offensivspiel sein. Ich bin mir sicher: Wenn der Knoten geplatzt ist, machen wir unsere Tore genauso wie in der Hinrunde.

DFB.de: Bei den Heimspielen gegen Braunschweig (0:0) und Karlsruhe (1:0) gab es zuletzt Pfiffe von den Fans. Eine ungewohnte Situation am Millerntor, wo eigentlich nie die eigene Mannschaft ausgepfiffen wird. Wie hat die Mannschaft darauf reagiert?

Funk: Es ist das Recht der Zuschauer, dass sie pfeifen, wenn sie mit unserer Leistung nicht zufrieden sind. Auch wenn es das am Millerntor eigentlich nicht gibt. Das darf uns als Mannschaft aber nicht irritieren. Natürlich waren manche Spieler, die schon länger hier sind, überrascht. Mich selbst hat das nicht umgehauen, weil ich vergangene Saison beim VfB Stuttgart Schlimmeres erlebt habe. Letzte Woche wurden wir gegen Cottbus trotz des enttäuschenden Ergebnisses wieder vorbildlich unterstützt.

DFB.de: Sie sind ein junger Spieler, haben noch nicht allzu viel Erfahrung als Profi. Wie schwierig ist es für Sie, einen Patzer zu verarbeiten? Speziell gegen 1860 München, als ein Fehler von Ihnen kurz vor Schluss zum Ausgleich führte.

Funk: Zuerst wollte ich im Erdboden versinken. Aber ich weiß, wie ich bis zu diesem Zeitpunkt gespielt habe, ziehe etwas Positives daraus. Es tat mir natürlich für die Mannschaft sehr leid. Es dauerte einen Tag, bis ich das verarbeitet hatte. Bei der nächsten Trainingseinheit muss so was jedoch vergessen sein.

DFB.de: In Hamburg wird viel über ein mögliches Relegationsspiel zwischen dem Hamburger SV und St. Pauli spekuliert. Das wäre sicherlich für jeden Spieler ein ganz besonderes Ereignis, oder?

Funk: Die ganze Stadt würde vermutlich auf dem Kopf stehen. Aber mit so etwas möchte ich mich nicht beschäftigen. Wir haben noch sieben Spiele vor uns, dann sehen wir weiter.

DFB.de: St. Pauli gilt aufgrund der Fans und des Umfeldes als ein besonderer Verein. Wie waren Ihre ersten Eindrücke, als Sie letzten Sommer nach Hamburg kamen?

Funk: Zu Beginn der Saison lief es bei mir sportlich nicht gut. Normalerweise fühlt man sich dann unwohl. Aber hier war es anders: Nach einer Woche fühlte ich mich heimisch. Die Mannschaft und die Fans haben mich gut aufgenommen. Ich fand schnell Freunde, habe viel unternommen und die Stadt erkundet. Ich fühlte mich gleich wohl hier. Ich freue mich darauf, auch nächstes Jahr hier zu spielen. Für einen jungen Spieler wie mich ist es wichtig, jede Woche auf dem Platz zu stehen. Ob nun in der 1. oder in der 2. Liga.

DFB.de: Sie haben bereits elf Spiele für die U 21-Nationalmannschaft bestritten. Wie ist das Niveau in der 2. Bundesliga mit dem der U 21-Nationalmannschaften zu vergleichen?

Funk: In der U 21 liegt der Fokus mehr auf dem Spielerischen. Die individuelle Klasse ist etwas höher. In der 2. Liga wird wiederum kampfbetonter gespielt. Hier spielen alte Hasen, es geht richtig zur Sache.

DFB.de: In der EM-Quali gab es acht Siege in acht Spielen. Das klingt genauso überragend wie bei der A-Nationalmannschaft.

Funk: Wir haben eine sehr gute Mannschaft. Wir würden gerne in den nächsten beiden Spielen sechs Punkte holen, dann hätten wir es der A-Nationalmannschaft nachgemacht.

DFB.de: Beim letzten Spiel gegen Griechenland haben Sie sogar den Siegtreffer zum 1:0 erzielt.

Funk: Das hat bei mir Seltenheitswert. Natürlich ist das ein schönes Gefühl. Ich würde auch für St. Pauli gerne in einem Ligaspiel treffen. Ab und zu probiere ich es. Scheinbar habe ich nicht genug Zielwasser getrunken.

DFB.de: Von der U 15 bis zur U 21 haben Sie alle Nationalmannschaften durchlaufen. Wie häufig träumen Sie von Ihrem ersten Spiel für die A-Nationalmannschaft?

Funk: Wenn man alles durchlebt, möchte man auch die Spitze erleben. Auch wenn sich die Frage für mich derzeit nicht stellt, ist es ganz klar: Die Nationalmannschaft wäre natürlich ein Traum und ist das ganz große Ziel von jedem Profi. Aber ich weiß auch, dass es bis dahin noch ein ganz weiter Weg ist.

DFB.de: Das große Idol Ihrer Jugend war allerdings kein deutscher, sondern ein englischer Nationalspieler.

Funk: Das stimmt, David Beckham. Als ich fünf oder sechs Jahre alt war, wünschte ich mir von meinem Onkel ein Fußballtrikot. Damals war ich Fan vom VfB Stuttgart und ein bisschen vom FC Bayern München. Eigentlich hoffte ich auf ein Trikot von Jürgen Klinsmann. Als ich das Trikot von David Beckham ausgepackt hatte, war ich erstmal total enttäuscht. Ich kannte den überhaupt nicht. Aber dann habe ich mich über ihn informiert, fand seine Freistöße toll und wurde zum Fan.

DFB.de: Und die Bild-Zeitung betitelt Sie mittlerweile als den "Spätzle-Beckham".

Funk: So ist halt die Bild, die braucht coole Überschriften. Ich finde das ganz lustig.

DFB.de: Sie sind nicht der einzige Funk mit großen Ambitionen. Sie sollen auch einen sehr talentierten Bruder haben.

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Funk: Ja, mein kleiner Bruder ist 16 Jahre alt, Torwart und geht nächstes Jahr in das Internat vom VfB Stuttgart. Ich hoffe, dass er es möglichst weit bringt. Der VfB ist einer der besten Ausbildungsvereine in Deutschland.

DFB.de: Sie selbst gingen mit 15 in das Internat vom VfB Stuttgart. Würden Sie jedem Nachwuchsspieler diesen Schritt empfehlen?

Funk: Für mich war es jedenfalls der richtige Schritt. Ansonsten ist es schwierig, Fußball mit der Schule, oder sogar später mit einer Berufsausbildung, zu vereinbaren. Wenn man täglich trainiert, müsste man sonst stundenlang zwischen Trainingsstätte und Schule hin und her fahren. Ich habe mich jedenfalls im Internat pudelwohl gefühlt. Meine Eltern waren zwar traurig. Aber ich war immerhin nicht weit weg. Innerhalb einer Stunde war ich daheim, am Wochenende war ich täglich zu Hause.

DFB.de: Herr Funk, vielen Dank für das Gespräch.