Pander: "Ich habe alles richtig gemacht"

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103 Pflichtspiele hat Christian Pander für Schalke 04 gemacht - in sieben Jahren. In seinem ersten Jahr bei Hannover 96 bringt es der Linksverteidiger bereits auf 37 Partien, und die Saison ist noch nicht zu Ende. Der Neuanfang, den Pander im vergangenen Sommer mit dem Wechsel nach Niedersachsen gemacht hat, ist geglückt. Der 28-Jährige ist Stammspieler, Leistungsträger und bester Vorlagengeber seiner Mannschaft. Noch wichtiger für ihn: Erstmals seit Jahren wird er nicht von Verletzungen gebeutelt.

Von den aktuellen Bundesligaprofis dürfte kaum einer eine umfangreichere Krankenakte als Pander haben. Trotzdem brachte er es zum Champions-League-Teilnehmer und bis in die Nationalmannschaft. Zweimal trug er den Bundesadler, sein Debüt im August 2007 krönte er mit einem Traumtor zum 2:1-Auswärtssieg über England im neuen Wembley-Stadion.

Auch heute (ab 21.05 Uhr, live bei Kabel 1 und Sky) ist Pander auf der europäischen Bühne aktiv. Für Hannover geht es in der Europa League um den Einzug ins Halbfinale. Das Überraschungsteam gastiert im Hinspiel des Viertelfinales bei Atletico Madrid. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband spricht Christian Pander über Schubladendenken, die Lehren seiner Leidensgeschichte und die Ziele mit Hannover.

DFB.de: Herr Pander, werden Sie noch oft gefragt, wie es Ihnen geht?

Christian Pander: Klar, aber meistens ganz lapidar. Wenn man verletzt ist, wird man deutlich häufiger gefragt.

DFB.de: Konnten Sie die Frage angesichts ihrer Verletzungsgeschichte irgendwann noch hören?

Pander: Grundsätzlich finde ich es schön, wenn die Leute nachfragen. Natürlich ist es negativ, wenn man dann nichts Gutes berichten kann.

DFB.de: Seit einigen Monaten können Sie wieder Positives berichten. Wie erleben Sie die aktuelle Saison?

Pander: Ich fühle mich in meiner Entscheidung bestätigt. Ich habe mit dem Wechsel im Sommer nach Hannover alles richtig gemacht. Der Schritt war wichtig, um aus den alten Gewohnheiten rauszukommen und aus der Schublade, in der ich gesteckt habe.

DFB.de: Was tut Ihnen an Hannover gut?

Pander: Ich lerne viele neue Sachen kennen und bewege mich in einem anderen Umfeld. Bei Schalke war ich mit der Situation konfrontiert, dass viele nicht mehr die Hoffnung hatten, dass ich irgendwann wieder auf dem Platz stehe. Darum musste ich einen anderen Weg gehen. In Hannover habe ich seit meinem Wechsel im Sommer Vertrauen gespürt.

DFB.de: Wie sehr haben Sie sich durch Ihre Leidenszeit verändert?

Pander: Ich habe mich sehr verändert, weil ich eine ganz andere Seite kennengelernt habe. Ich habe einige Leute kommen und gehen sehen. Es gab diejenigen, die sich ganz schnell bei Erfolgen gemeldet haben, und es gab die, die sich auch gemeldet haben, wenn ich im Krankenhaus gelegen habe. Ich habe auch mehr Gelassenheit gelernt, ich musste es lernen. Ich war früher ein wenig überehrgeizig, habe hier und da zu früh angefangen. Heute gehe ich mit mehr Weitblick an die Sache heran.

DFB.de: Sie haben in sieben Jahren als Profi bei Schalke nur 78 Bundesligaspiele gemacht. Warum spielen Sie noch Fußball?

Pander: Das hat zwei Gründe. Erstens macht mir Fußball richtig Spaß. Im Gegensatz zu vielen anderen kann ich sagen, dass ich mein Hobby zum Beruf gemacht habe. Der zweite Grund: Die Ärzte haben mir immer gesagt, dass meine Verletzungen keine bleibenden Schäden zur Folge haben, die mich später behindern werden. Das waren alles Sachen, die reparabel waren. Mit dem Knie, das meine größte Baustelle war, habe ich zum Beispiel seit zwei Jahren keine Probleme mehr. So etwas macht Mut.

DFB.de: Wie sind Sie damit umgegangen, abgeschrieben zu sein?

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Pander: Es war für mich ein riesiger Ansporn. Ich wollte diese Leute eines Besseren belehren.

DFB.de: Können Sie Fußball wieder richtig genießen?

Pander: Definitiv. Ich meine, ich habe mir das ein Stück weit verdient und in all der Zeit in der Reha erarbeitet. Dass es jetzt so gut funktioniert und die Leistungen stimmen, damit war nicht automatisch zu rechnen. Aber ich war zuversichtlich. Ich wusste aus der Vergangenheit, dass ich auch nach langen Pausen schnell Anschluss finde.

DFB.de: Es ist Ihre erste Saison in Hannover, und Sie dürfen gleich vom Europa-League-Finale träumen.

Pander: Langsam. Heute wartet ertst mal im Viertelfinale mit Atletico Madrid eine richtig schwere Aufgabe. Wir sind gut beraten, uns nicht mit mehr zu beschäftigen. In der Qualifikationsrunde gegen den FC Sevilla haben wir bereits kennengelernt, wie die spanischen Mannschaften Fußball spielen und welche Atmosphäre dort herrscht.

DFB.de: Wann wäre es für Hannover eine erfolgreiche Saison?

Pander: Wenn wir uns in der Bundesliga einen Platz sichern, der uns wieder das Ticket zur Europa League beschert. Auf das Erreichte im Europacup können wir stolz sein, aber wir müssen damit noch nicht zufrieden sein. Uns hatten nicht viele auf der Rechnung.

DFB.de: Sie haben zwei Länderspiele in Ihrer Vita. Inwieweit beschäftigen Sie sich noch mit dem Thema Nationalmannschaft?

Pander: Ich beschäftige mich mit dem Hier und Jetzt. Ich bin zurzeit sehr froh, dass ich gesund bin und regelmäßig spielen kann. Alles andere nehme ich gerne mit, aber ich denke nicht darüber nach.

DFB.de: Überlegen Sie manchmal, was in Ihrer Karriere mit halb so viel Verletzungspech möglich gewesen wäre?

Pander: Wir leben leider nicht im Konjunktiv. Mit solchen Gedanken zieht man sich nur selbst runter.

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103 Pflichtspiele hat Christian Pander für Schalke 04 gemacht - in sieben Jahren. In seinem ersten Jahr bei Hannover 96 bringt es der Linksverteidiger bereits auf 37 Partien, und die Saison ist noch nicht zu Ende. Der Neuanfang, den Pander im vergangenen Sommer mit dem Wechsel nach Niedersachsen gemacht hat, ist geglückt. Der 28-Jährige ist Stammspieler, Leistungsträger und bester Vorlagengeber seiner Mannschaft. Noch wichtiger für ihn: Erstmals seit Jahren wird er nicht von Verletzungen gebeutelt.

Von den aktuellen Bundesligaprofis dürfte kaum einer eine umfangreichere Krankenakte als Pander haben. Trotzdem brachte er es zum Champions-League-Teilnehmer und bis in die Nationalmannschaft. Zweimal trug er den Bundesadler, sein Debüt im August 2007 krönte er mit einem Traumtor zum 2:1-Auswärtssieg über England im neuen Wembley-Stadion.

Auch heute (ab 21.05 Uhr, live bei Kabel 1 und Sky) ist Pander auf der europäischen Bühne aktiv. Für Hannover geht es in der Europa League um den Einzug ins Halbfinale. Das Überraschungsteam gastiert im Hinspiel des Viertelfinales bei Atletico Madrid. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband spricht Christian Pander über Schubladendenken, die Lehren seiner Leidensgeschichte und die Ziele mit Hannover.

DFB.de: Herr Pander, werden Sie noch oft gefragt, wie es Ihnen geht?

Christian Pander: Klar, aber meistens ganz lapidar. Wenn man verletzt ist, wird man deutlich häufiger gefragt.

DFB.de: Konnten Sie die Frage angesichts ihrer Verletzungsgeschichte irgendwann noch hören?

Pander: Grundsätzlich finde ich es schön, wenn die Leute nachfragen. Natürlich ist es negativ, wenn man dann nichts Gutes berichten kann.

DFB.de: Seit einigen Monaten können Sie wieder Positives berichten. Wie erleben Sie die aktuelle Saison?

Pander: Ich fühle mich in meiner Entscheidung bestätigt. Ich habe mit dem Wechsel im Sommer nach Hannover alles richtig gemacht. Der Schritt war wichtig, um aus den alten Gewohnheiten rauszukommen und aus der Schublade, in der ich gesteckt habe.

DFB.de: Was tut Ihnen an Hannover gut?

Pander: Ich lerne viele neue Sachen kennen und bewege mich in einem anderen Umfeld. Bei Schalke war ich mit der Situation konfrontiert, dass viele nicht mehr die Hoffnung hatten, dass ich irgendwann wieder auf dem Platz stehe. Darum musste ich einen anderen Weg gehen. In Hannover habe ich seit meinem Wechsel im Sommer Vertrauen gespürt.

DFB.de: Wie sehr haben Sie sich durch Ihre Leidenszeit verändert?

Pander: Ich habe mich sehr verändert, weil ich eine ganz andere Seite kennengelernt habe. Ich habe einige Leute kommen und gehen sehen. Es gab diejenigen, die sich ganz schnell bei Erfolgen gemeldet haben, und es gab die, die sich auch gemeldet haben, wenn ich im Krankenhaus gelegen habe. Ich habe auch mehr Gelassenheit gelernt, ich musste es lernen. Ich war früher ein wenig überehrgeizig, habe hier und da zu früh angefangen. Heute gehe ich mit mehr Weitblick an die Sache heran.

DFB.de: Sie haben in sieben Jahren als Profi bei Schalke nur 78 Bundesligaspiele gemacht. Warum spielen Sie noch Fußball?

Pander: Das hat zwei Gründe. Erstens macht mir Fußball richtig Spaß. Im Gegensatz zu vielen anderen kann ich sagen, dass ich mein Hobby zum Beruf gemacht habe. Der zweite Grund: Die Ärzte haben mir immer gesagt, dass meine Verletzungen keine bleibenden Schäden zur Folge haben, die mich später behindern werden. Das waren alles Sachen, die reparabel waren. Mit dem Knie, das meine größte Baustelle war, habe ich zum Beispiel seit zwei Jahren keine Probleme mehr. So etwas macht Mut.

DFB.de: Wie sind Sie damit umgegangen, abgeschrieben zu sein?

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Pander: Es war für mich ein riesiger Ansporn. Ich wollte diese Leute eines Besseren belehren.

DFB.de: Können Sie Fußball wieder richtig genießen?

Pander: Definitiv. Ich meine, ich habe mir das ein Stück weit verdient und in all der Zeit in der Reha erarbeitet. Dass es jetzt so gut funktioniert und die Leistungen stimmen, damit war nicht automatisch zu rechnen. Aber ich war zuversichtlich. Ich wusste aus der Vergangenheit, dass ich auch nach langen Pausen schnell Anschluss finde.

DFB.de: Es ist Ihre erste Saison in Hannover, und Sie dürfen gleich vom Europa-League-Finale träumen.

Pander: Langsam. Heute wartet ertst mal im Viertelfinale mit Atletico Madrid eine richtig schwere Aufgabe. Wir sind gut beraten, uns nicht mit mehr zu beschäftigen. In der Qualifikationsrunde gegen den FC Sevilla haben wir bereits kennengelernt, wie die spanischen Mannschaften Fußball spielen und welche Atmosphäre dort herrscht.

DFB.de: Wann wäre es für Hannover eine erfolgreiche Saison?

Pander: Wenn wir uns in der Bundesliga einen Platz sichern, der uns wieder das Ticket zur Europa League beschert. Auf das Erreichte im Europacup können wir stolz sein, aber wir müssen damit noch nicht zufrieden sein. Uns hatten nicht viele auf der Rechnung.

DFB.de: Sie haben zwei Länderspiele in Ihrer Vita. Inwieweit beschäftigen Sie sich noch mit dem Thema Nationalmannschaft?

Pander: Ich beschäftige mich mit dem Hier und Jetzt. Ich bin zurzeit sehr froh, dass ich gesund bin und regelmäßig spielen kann. Alles andere nehme ich gerne mit, aber ich denke nicht darüber nach.

DFB.de: Überlegen Sie manchmal, was in Ihrer Karriere mit halb so viel Verletzungspech möglich gewesen wäre?

Pander: Wir leben leider nicht im Konjunktiv. Mit solchen Gedanken zieht man sich nur selbst runter.