Osnabrücks Klaas: "Fans dürfen träumen"

Im Leistungszentrum des Drittligisten VfL Osnabrück hängt ein Trikot von Sebastian Klaas an der Wand. Der 20 Jahre alte Mittelfeldspieler ist dort gemeinsam mit den Spielern verewigt, die den Sprung aus dem eigenen Nachwuchs der Lila-Weißen in den Lizenzspielerkader geschafft haben. Bei Klaas, dessen drei Jahre jüngerer Bruder Christopher ebenfalls beim VfL für die U 19 am Ball ist, war es schon im Sommer 2017 soweit. Zu Beginn dieser Saison bremste den 17-maligen Drittligaspieler ein Halswirbelbruch aus. Beim jüngsten 3:1 gegen den FC Energie Cottbus meldete er sich zurück - und mit dem Treffer zum Endstand. Kurz danach verkündete der VfL die Vertragsverlängerung mit Klaas bis 2020.

Im DFB.de-Interview spricht Sebastian Klaas mit Mitarbeiter Thomas Palapies-Ziehn über seine Beziehung zum VfL, eine Eingebung vor dem Cottbus-Spiel und seine Grenzen.

DFB.de: Kennen Sie nach acht Jahren beim VfL Osnabrück fast jeden Stein, Herr Klaas?

Sebastian Klaas: Das kann man fast so sagen. Der VfL ist allerdings auch ein sehr familiärer Verein. Genau deshalb fühle ich mich auch so wohl.

DFB.de: Mindestens bis 2020 werden Sie das VfL-Trikot tragen. Also fiel Ihnen die Entscheidung leicht?

Klaas: Absolut. Trotz meiner langen Verletzungspause gab es nie Zweifel an mir. Ich spüre großes Vertrauen und will das zurückzahlen. Außerdem bin ich überzeugt, dass der VfL genau der richtige Ort für meine Weiterentwicklung ist.

DFB.de: Was macht den Verein für Sie besonders aus?

Klaas: Das Familiäre und das Zusammengehörigkeitsgefühl schätze ich sehr. Unsere Fans sind mit ganzem Herzen dabei und immer nah dran. Man spürt als Spieler förmlich die Emotionen. Und dann ist da noch das Stadion an der Bremer Brücke, was für mich einzigartig ist. In den meisten anderen Stadien ist es "nur" Fußball. An der Bremer Brücke ist es mehr.

DFB.de: Der VfL ist schon seit September Tabellenführer. Haben Sie sich schon einmal mit einem möglichen Aufstieg in die 2. Bundesliga beschäftigt?

Klaas: Wir wissen, dass es aktuell gut läuft. Wir wissen aber auch, dass nicht einmal die Hälfte der Saison vorbei ist. Unsere Fans dürfen träumen. Wir als Mannschaft tun gut daran, realistisch zu bleiben. Noch ist es ein weiter Weg. Unsere Spiele haben wir meistens nur knapp gewonnen. Einige Partien hätten auch in die andere Richtung kippen können. Wir tun alles dafür, unsere Position zu verteidigen.

DFB.de: Sie konnten in dieser Saison wegen eines Halswirbelbruchs lange Zeit nicht in das Geschehen eingreifen. Wie schwer war es, die Zwangspause zu überstehen?

Klaas: Die schwerste Phase hatte ich komischerweise unmittelbar nach meiner Rückkehr auf den Trainingsplatz. Da habe ich gemerkt, was ich alles verpasst hatte und wie weit ich hinterherhinke. Ich wusste, dass ich noch einen langen Weg gehen muss, bis ich ein Kandidat für eine Einwechslung bin. Trainer Daniel Thioune und der gesamte Verein sowie Familie und Freunde haben mir immer wieder gut zugesprochen. Das hat geholfen.

DFB.de: Halswirbelverletzungen sind im Fußball nicht gerade alltäglich. Wie kam es dazu und wie verlief die Reha?

Klaas: Nach dem Abitur haben wir Urlaub auf Mallorca gemacht. Ich war im Pool und jemand ist auf meinem Kopf gelandet. Schnell merkte ich, dass etwas nicht stimmt. Unter anderem kribbelte mein Arm. Das war dann auch für die Ärzte im Krankenhaus das Alarmsignal. Glücklicherweise war der Bruch stabil und ich konnte zwei Tage später mit einer Halskrause nach Hause fliegen. Zunächst konnte ich einige Wochen gar nichts machen. Fahrradfahren war dann das Erste. Danach ging es langsam, aber stetig voran.

DFB.de: Haben Sie bei manchen Bewegungen noch etwas Respekt?

Klaas: Mittlerweile nicht mehr. Zu Beginn waren Kopfbälle ein Problem. Die waren aber auch schon vorher nicht mein Ding. (lacht)

DFB.de: Beim 3:1 gegen Energie Cottbus gaben Sie nach der langen Verletzungspause Ihr Comeback und meldeten sich mit einem Tor zurück. Hatten Sie von so einem Einstand allenfalls geträumt?

Klaas: Man stellt sich solche Situationen selbstverständlich vor. Zum Beispiel, als die Mannschaft zum Trainingsauftakt auf dem Platz stand, ich aber im Kraftraum nur auf den Ergometer durfte. Einen Tag vor dem Cottbus-Spiel hatte ich so etwas wie eine Eingebung. Ich sagte meinem Bruder Christopher, dass ich eingewechselt und in der 88. Minute treffen würde. Genauso ist es dann auch gekommen.

DFB.de: Sie standen bereits in Ihrem letzten U 19-Jahr im Profikader. Wie ist das für einen so jungen Spieler unter vielen Älteren?

Klaas: Es ist interessant und selbstverständlich etwas ganz Anderes als noch in der U 19, in der alle Spieler in einem Altersbereich liegen. Gestandene Spieler gehen mit einer ganz anderen Körperlichkeit zur Sache. Das war für mich eine der größten Herausforderungen.

DFB.de: In welche Richtung soll sich Ihre Karriere im Idealfall entwickeln?

Klaas: Im Moment denke ich da eher Schritt für Schritt. Durch meine Verletzung wurde mir brutal vor Augen geführt, wie schnell es mit der Karriere vorbei sein kann. Wo mein Maximum liegt, kann ich aktuell nicht abschätzen. Grenzen setze ich mir nicht. Die limitieren nur. Fakt ist, dass ich nach dem Abitur ein Jahr auf die Karte Fußball setzen möchte. Ein Studium als Plan B ist geplant.

DFB.de: Was ist, wenn Sie irgendwann vor der Entscheidung stehen sollten, den VfL zu verlassen?

Klaas: Ich habe ja gerade erst meinen Vertrag verlängert. Sollte es doch einmal dazu kommen, würde es mir extrem schwerfallen, vom VfL wegzugehen - ganz egal, wer anklopft.

[mspw]

Im Leistungszentrum des Drittligisten VfL Osnabrück hängt ein Trikot von Sebastian Klaas an der Wand. Der 20 Jahre alte Mittelfeldspieler ist dort gemeinsam mit den Spielern verewigt, die den Sprung aus dem eigenen Nachwuchs der Lila-Weißen in den Lizenzspielerkader geschafft haben. Bei Klaas, dessen drei Jahre jüngerer Bruder Christopher ebenfalls beim VfL für die U 19 am Ball ist, war es schon im Sommer 2017 soweit. Zu Beginn dieser Saison bremste den 17-maligen Drittligaspieler ein Halswirbelbruch aus. Beim jüngsten 3:1 gegen den FC Energie Cottbus meldete er sich zurück - und mit dem Treffer zum Endstand. Kurz danach verkündete der VfL die Vertragsverlängerung mit Klaas bis 2020.

Im DFB.de-Interview spricht Sebastian Klaas mit Mitarbeiter Thomas Palapies-Ziehn über seine Beziehung zum VfL, eine Eingebung vor dem Cottbus-Spiel und seine Grenzen.

DFB.de: Kennen Sie nach acht Jahren beim VfL Osnabrück fast jeden Stein, Herr Klaas?

Sebastian Klaas: Das kann man fast so sagen. Der VfL ist allerdings auch ein sehr familiärer Verein. Genau deshalb fühle ich mich auch so wohl.

DFB.de: Mindestens bis 2020 werden Sie das VfL-Trikot tragen. Also fiel Ihnen die Entscheidung leicht?

Klaas: Absolut. Trotz meiner langen Verletzungspause gab es nie Zweifel an mir. Ich spüre großes Vertrauen und will das zurückzahlen. Außerdem bin ich überzeugt, dass der VfL genau der richtige Ort für meine Weiterentwicklung ist.

DFB.de: Was macht den Verein für Sie besonders aus?

Klaas: Das Familiäre und das Zusammengehörigkeitsgefühl schätze ich sehr. Unsere Fans sind mit ganzem Herzen dabei und immer nah dran. Man spürt als Spieler förmlich die Emotionen. Und dann ist da noch das Stadion an der Bremer Brücke, was für mich einzigartig ist. In den meisten anderen Stadien ist es "nur" Fußball. An der Bremer Brücke ist es mehr.

DFB.de: Der VfL ist schon seit September Tabellenführer. Haben Sie sich schon einmal mit einem möglichen Aufstieg in die 2. Bundesliga beschäftigt?

Klaas: Wir wissen, dass es aktuell gut läuft. Wir wissen aber auch, dass nicht einmal die Hälfte der Saison vorbei ist. Unsere Fans dürfen träumen. Wir als Mannschaft tun gut daran, realistisch zu bleiben. Noch ist es ein weiter Weg. Unsere Spiele haben wir meistens nur knapp gewonnen. Einige Partien hätten auch in die andere Richtung kippen können. Wir tun alles dafür, unsere Position zu verteidigen.

DFB.de: Sie konnten in dieser Saison wegen eines Halswirbelbruchs lange Zeit nicht in das Geschehen eingreifen. Wie schwer war es, die Zwangspause zu überstehen?

Klaas: Die schwerste Phase hatte ich komischerweise unmittelbar nach meiner Rückkehr auf den Trainingsplatz. Da habe ich gemerkt, was ich alles verpasst hatte und wie weit ich hinterherhinke. Ich wusste, dass ich noch einen langen Weg gehen muss, bis ich ein Kandidat für eine Einwechslung bin. Trainer Daniel Thioune und der gesamte Verein sowie Familie und Freunde haben mir immer wieder gut zugesprochen. Das hat geholfen.

DFB.de: Halswirbelverletzungen sind im Fußball nicht gerade alltäglich. Wie kam es dazu und wie verlief die Reha?

Klaas: Nach dem Abitur haben wir Urlaub auf Mallorca gemacht. Ich war im Pool und jemand ist auf meinem Kopf gelandet. Schnell merkte ich, dass etwas nicht stimmt. Unter anderem kribbelte mein Arm. Das war dann auch für die Ärzte im Krankenhaus das Alarmsignal. Glücklicherweise war der Bruch stabil und ich konnte zwei Tage später mit einer Halskrause nach Hause fliegen. Zunächst konnte ich einige Wochen gar nichts machen. Fahrradfahren war dann das Erste. Danach ging es langsam, aber stetig voran.

DFB.de: Haben Sie bei manchen Bewegungen noch etwas Respekt?

Klaas: Mittlerweile nicht mehr. Zu Beginn waren Kopfbälle ein Problem. Die waren aber auch schon vorher nicht mein Ding. (lacht)

DFB.de: Beim 3:1 gegen Energie Cottbus gaben Sie nach der langen Verletzungspause Ihr Comeback und meldeten sich mit einem Tor zurück. Hatten Sie von so einem Einstand allenfalls geträumt?

Klaas: Man stellt sich solche Situationen selbstverständlich vor. Zum Beispiel, als die Mannschaft zum Trainingsauftakt auf dem Platz stand, ich aber im Kraftraum nur auf den Ergometer durfte. Einen Tag vor dem Cottbus-Spiel hatte ich so etwas wie eine Eingebung. Ich sagte meinem Bruder Christopher, dass ich eingewechselt und in der 88. Minute treffen würde. Genauso ist es dann auch gekommen.

DFB.de: Sie standen bereits in Ihrem letzten U 19-Jahr im Profikader. Wie ist das für einen so jungen Spieler unter vielen Älteren?

Klaas: Es ist interessant und selbstverständlich etwas ganz Anderes als noch in der U 19, in der alle Spieler in einem Altersbereich liegen. Gestandene Spieler gehen mit einer ganz anderen Körperlichkeit zur Sache. Das war für mich eine der größten Herausforderungen.

DFB.de: In welche Richtung soll sich Ihre Karriere im Idealfall entwickeln?

Klaas: Im Moment denke ich da eher Schritt für Schritt. Durch meine Verletzung wurde mir brutal vor Augen geführt, wie schnell es mit der Karriere vorbei sein kann. Wo mein Maximum liegt, kann ich aktuell nicht abschätzen. Grenzen setze ich mir nicht. Die limitieren nur. Fakt ist, dass ich nach dem Abitur ein Jahr auf die Karte Fußball setzen möchte. Ein Studium als Plan B ist geplant.

DFB.de: Was ist, wenn Sie irgendwann vor der Entscheidung stehen sollten, den VfL zu verlassen?

Klaas: Ich habe ja gerade erst meinen Vertrag verlängert. Sollte es doch einmal dazu kommen, würde es mir extrem schwerfallen, vom VfL wegzugehen - ganz egal, wer anklopft.

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