Oranje, Dänen, Portugiesen: Die EM-Gegner im Porträt

Niederlande, Dänemark, Portugal - keine einfache Gruppe für die deutsche Nationalmannschaft bei der EURO 2012 in Polen und der Ukraine. DFB.de stellt die Vorrundengegner von Bundestrainer Joachim Löw und seinen Spielern vor.

Niederlande: "Angetrunkene Blaskapelle" muss Takt wiederfinden

Das 0:3 gegen Deutschland in Hamburg hat Vize-Weltmeister Niederlande hart getroffen. Auch Bondscoach Bert van Marwijk war enttäuscht, aber immerhin konnte er die ungeliebte Favoritenrolle endgültig an das DFB-Team übergeben.

Der erste Schock saß tief. "Das war ein peinliches Spiel für uns. Das tat weh", sagte Bert van Marwijk nach dem 0:3 von Vize-Weltmeister Niederlande Mitte November in Deutschland. Der Bondscoach brauchte ein paar Tage, um sich zu berappeln. Seitdem geht er wieder behutsamer mit seinen Stars um, weiß aber ganz genau: Die "angetrunkene Blaskapelle ohne Dirigent", wie die Zeitung Volkskrant van Marwijks Elf nach der Schmach von Hamburg nannte, muss für die EM 2012 in Polen und der Ukraine ihren Takt wiederfinden.

Bis dahin übt sich van Marwijk in Zurückhaltung und übergibt die EM-Favoritenrolle großzügig an die DFB-Elf. "Deutschland hat in Hamburg ohne Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm gespielt, und trotzdem besaß die Mannschaft noch ein riesiges Potenzial. Wenn man sich dieses Spiel anschaut, ist Deutschland einer der größten EM-Favoriten", sagte van Marwijk. Der ehemalige Trainer von Borussia Dortmund behauptet, seine Ausfälle - in Hamburg waren es Arjen Robben, Robin van Persie oder Rafael van der Vaart - nicht in "deutscher" Qualität ersetzen zu können: "Bei uns ist die Decke dünner."

Dass van Marwijk auf Understatement macht, ist nicht neu. Bei der WM in Südafrika sah er die Elftal ab dem Viertelfinale konsequent in der Außenseiterrolle, und am Ende stand dennoch fast der Titel. Nach dem 0:1 nach Verlängerung gegen den Topfavoriten Spanien im Endspiel überwog bei Oranje nach der ersten Enttäuschung schnell der Stolz. Mit derselben Politik und zurückhaltend formulierten Ambitionen geht van Marwijk nun das Projekt EURO in Polen und der Ukraine an.

Tatsächlich verfügt er, wenn es läuft, über ein titelreifes Team. Die Elftal um Kapitän und Ex-Bayern-Profi Mark van Bommel (AC Mailand) ist eingespielt, unberechenbar und jederzeit in der Lage, den Gegner zu beherrschen. Mit van Bommel, Wesley Snejder (Inter Mailand), Nigel de Jong (Manchester City) und dem ehemaligen Hamburger van der Vaart (Tottenham Hotspur) steht dem Bondscoach ein Weltklasse-Mittelfeld zur Verfügung. Und auch die Offensive mit Bayern-Superstar Robben, Dirk Kuyt (FC Liverpool) und dem Schalker Klaas-Jan Huntelaar braucht keinen Vergleich zu scheuen.

Doch selbst der "Hunter", in der Qualifikation zur EM mit zwölf Toren erfolgreichster Torjäger unter allen Teams, übt sich seit der Pleite von Hamburg in Zurückhaltung. "Wer uns und Brasilien schlägt, der kann den Pott gewinnen", sagte er mit Blick auf das DFB-Team.

Am 29. Februar kann Oranje im letzten Spiel vor der Nominierung des EM-Kaders beweisen, dass das 0:3 beim Erzrivalen und auch das enttäuschende 0:0 gegen die Schweiz drei Tage zuvor nur Ausrutscher waren. Der Test könnte härter kaum sein: Gegner sind im Londoner Wembley-Stadion die zuletzt überzeugenden Engländer.

In der unmittelbaren EM-Vorbereitung folgt unter anderem am 22. Mai noch das Testspiel in München beim FC Bayern, das nach endlosen Querelen um eine Verletzung von Robben vereinbart worden war. Bis dahin sollte der Europameister von 1988 und dreimalige Vize-Weltmeister - das weiß auch van Marwijk - schon wieder besser eingespielt sein als eine "angetrunkene Blaskapelle".

Kvist: "Können alle schlagen - außer Deutschland und Spanien"

Nach der schwachen WM 2010 hat Dänemark sich neu erfunden. Auch dank eines herausragenden Talents geht der Europameister von 1992 als einer der aussichtsreicheren Außenseiter in die Endrunde.

Es ist gerade einmal etwas mehr als ein Jahr her, da lag der dänische Fußball am Boden. Nach dem peinlichen Vorrunden-Aus bei der WM in Südafrika malten die Experten schwarz und der Boulevard fragte laut, ob Trainer Morten Olsen noch der richtige für den notwendigen Neuaufbau sei. Olsen blieb - und leitete in Rekordgeschwindigkeit die "Wiedergebut" (die Zeitung Berlingske Tidende) seiner "Bande" ein.

Nach der letztlich souveränen Qualifikation vor Portugal und Norwegen ist das Selbstvertrauen zurück beim Europameister von 1992, der mit fünf Siegen in Serie zum Jahresende 2011 einen Landesrekord aufgestellt hat. "Das Viertel- oder Halbfinale ist möglich", sagt Star Nicklas Bendtner. Und William Kvist vom VfB Stuttgart meint: "Wir können alle schlagen - außer vielleicht Deutschland und Spanien." 2010 verlor "Danish Dynamite" noch in der Vorrunde gegen Japan und musste vorzeitig nach Hause.

Als dann auch noch Größen wie Jon Dahl Tomasson, Jesper Grønkjær und Daniel Jensen erklärten, künftig nicht mehr zur Verfügung zu stehen, war die Verunsicherung groß. Doch Olsen, seit 2000 verantwortlich für das Landshold, trieb den schon begonnenen Umbau umso energischer voran und vertraute fortan einigen jüngeren, talentierten Spielern - allen voran Christian Eriksen. Der Profi von Ajax Amsterdam war zwar schon bei der WM dabei, eine tragende Rolle erhielt er jedoch erst danach.

Mittlerweile ist der 19-Jährige in Amsterdam und bei Olsen als Regisseur unverzichtbar. Ajax-Coach Frank de Boer ist derart überzeugt von den Qualitäten des Youngsters, dass er ihn seinem Kumpel Pep Guardiola empfohlen hat.

"Und ich traue mir Barcelona auch zu", versicherte Eriksen. Der Mittelfeldspieler passt perfekt in Olsens auf Ballbesitz ausgelegtes System, das so gar nichts mit dem "hoch-und-weit"-Spiel zu tun hat, wie es in Skandinavien lange vorherrschte. "Spil den nærmeste!", bekommen dänische Kicker schon in der Jugend eingeimpft - den Ball immer dem Nächststehenden zuspielen. Olsens Team profitiert jetzt davon.

Neben Eriksen gilt Kvist als zweite Königspersonalie. Der Stuttgarter hat den früheren Schalker Christian Poulsen im defensiven Mittelfeld verdrängt. Weitere Stützen sind Kapitän Thomas Sørensen (Stoke) im Tor, der ehemalige Wolfsburger Simon Kjær und Daniel Agger (Liverpool) in der Abwehr, sowie Rekord-Feldspieler Dennis Rommedahl (Bröndby) und Bendtner (Sunderland) im Angriff.

Anders als häufig in der Vergangenheit stimme diesmal auch der Geist im Team, meint Rommedahl. "Wir haben einen besseren Zusammenhalt in der Mannschaft, das spiegelt sich auf dem Rasen wider. Wir sind Kameraden, Freunde, ja fast eine Familie", sagt der 113-malige Nationalspieler. In einer Umfrage der Boulevardzeitung Ekstrabladet sagte wohl auch deshalb jeder fünfte Däne, er traue der "Olsen-Bande" bei der achten Teilnahme den zweiten Titel zu. "Das ist vielleicht etwas hochgegriffen", meinte Agger.

Ronaldo macht aus Portugal eine One-Man-Show

Die portugiesische Fußball-Nationalmannschaft hat in Cristiano Ronaldo einen der Stars des Turniers in ihren Reihen. Und sonst? Scheint der erhoffte erste Titelgewinn bei der EM-Endrunde nur schwer möglich.

Argentinien hat zwar keine EM-Startberechtigung, der Name des Weltfußballers Lionel Messi wird aber dennoch im kommenden Jahr bei den Partien der portugiesischen Nationalmannschaft durch die Stadien hallen. Schließlich wird sich der neue Trend, mit dem die gegnerischen Fans den portugiesischen Superstar Cristiano Ronaldo verunsichern wollen, bis zur Endrunde in Polen und der Ukraine sicher noch verstärken. Und wer Ronaldo aus dem Konzept bringt, der hat gegen die iberische One-Man-Show schon fast gewonnen.

Allerdings könnte das Vorhaben der gegnerischen Anhänger am übergroßen Ego Ronaldos scheitern. "Mich stören diese Rufe nicht. Ich spiele immer gleich, ob die Fans schreien oder nicht. Wir wollen und wir werden eine gute EM spielen", sagte "CR7", der bekanntlich ohnehin nicht viel auf die Meinung der Fans gibt. "Sie sind neidisch, weil ich schön, reich und ein guter Fußballer bin", hatte der Ausnahmespieler kürzlich gesagt - und so das Image des arroganten und selbstverliebten Superstars gepflegt.

Dabei hat der Weltfußballer von 2008, der in seiner Freizeit am liebsten im eigenen Garten arbeitet, durchaus eine liebenswerte Seite. Ein kleinen Teil seines Gehalts von zwölf Millionen Euro spendet der im Armenviertel von Madeira aufgewachsene Profi für soziale Projekte. Nach dem Tsunami 2004 im Indischen Ozean schenkte er Opfern viel Geld und lud zwei Jahre später einen elfjährigen Thailänder mit dessen Vater zur WM in Deutschland ein.

Um sich auch fußballerisch in die Herzen der Fans zu spielen, muss Ronaldo zukünftig öfter so auftreten wie beim entscheidenden 6:2 im Play-off gegen Bosnien-Herzegowina. Mit einem Doppelpack hatte der teuerste Spieler der Welt seine Kritiker Lügen gestraft und endlich auch im Nationaltrikot für positive Schlagzeilen gesorgt. Zuvor war dem Star des spanischen Rekordmeisters Real Madrid immer wieder vorgeworfen worden, nur im Vereinstrikot zu brillieren.

Gegen die Bosnier präsentierte sich der 26-Jährige wie ein echter Kapitän und schloss mit seinen Toren 31 und 32 zum portugiesischen Idol Luis Figo auf. Für Rekord-Nationalspieler Figo steht seit diesem Spiel fest, "dass Portugal die EM gewinnen kann". Auf den ersten internationalen Triumph des WM-Vierten von 2006 und Vize-Europameisters von 2004 hofft auch Ronaldo: "Ich strebe weniger nach persönlichen Rekorden, sondern nach Titeln."

Auf dem Weg zu EM-Sieg baut der frühere Profi des englischen Rekordmeisters Manchester United vor allem auf die Künste von Nationaltrainer Paulo Bento. "Er hat die Wende geschafft und das Team umgekrempelt. Er hat eine neue Mentalität und frisches Blut gebracht, das war wichtig", sagte Ronaldo über Bento, der die Mannschaft nach den ersten beiden Qualifikationsspielen und nur einem Punkt auf dem Konto von Carlos Queiroz übernommen hatte.

Nach dem Verpassen der direkten Qualifikation stand allerdings auch Bento sofort in der Kritik. In den Medien wurde bereits über eine Ablösung des Trainers spekuliert. Als Interimslösung war zum wiederholten mal Jose Mourinho im Gespräch. Doch nach der Qualifikation für das siebte Großereignis seit dem Jahr 2000 in Folge hat Bento seinen Posten sicher.

Mit dieser Gewissheit im Rücken scheut der Coach auch keine unpopulären Maßnahmen. So werden Jose Bosingwa und Ricardo Carvalho bei der EM nicht dabei sein. "Beide sind bei der Endrunde nur Zuschauer", sagte Bento, der von den Eskapaden der beiden Profis genug hat.

Carvalho war vor dem Qualifikationsspiel gegen Zypern aus dem Trainingslager geflüchtet und wurde vom Verband für ein Jahr gesperrt. Bosingwa hatte nach seiner Nichtberücksichtigung für die Play-offs erklärt, nie wieder unter Bento spielen zu wollen.

Das meinen DFB-User:

"Ich bin einer der größten Fans von Deutschlands Mannschaft. Ich wünsche mir, dass die deutsche Mannschaft gewinnt gegen ihre Gegner, so wie 2010 gegen England und Argentinien. Das ist mein Wunsch für alle Spieler. Ich bitte Vollgas zu geben! Ich komme aus dem Kosovo und lebe in Österreich." (Kryeziu Idayet, Österreich)

[sid]

[bild1]

Niederlande, Dänemark, Portugal - keine einfache Gruppe für die deutsche Nationalmannschaft bei der EURO 2012 in Polen und der Ukraine. DFB.de stellt die Vorrundengegner von Bundestrainer Joachim Löw und seinen Spielern vor.

Niederlande: "Angetrunkene Blaskapelle" muss Takt wiederfinden

Das 0:3 gegen Deutschland in Hamburg hat Vize-Weltmeister Niederlande hart getroffen. Auch Bondscoach Bert van Marwijk war enttäuscht, aber immerhin konnte er die ungeliebte Favoritenrolle endgültig an das DFB-Team übergeben.

Der erste Schock saß tief. "Das war ein peinliches Spiel für uns. Das tat weh", sagte Bert van Marwijk nach dem 0:3 von Vize-Weltmeister Niederlande Mitte November in Deutschland. Der Bondscoach brauchte ein paar Tage, um sich zu berappeln. Seitdem geht er wieder behutsamer mit seinen Stars um, weiß aber ganz genau: Die "angetrunkene Blaskapelle ohne Dirigent", wie die Zeitung Volkskrant van Marwijks Elf nach der Schmach von Hamburg nannte, muss für die EM 2012 in Polen und der Ukraine ihren Takt wiederfinden.

Bis dahin übt sich van Marwijk in Zurückhaltung und übergibt die EM-Favoritenrolle großzügig an die DFB-Elf. "Deutschland hat in Hamburg ohne Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm gespielt, und trotzdem besaß die Mannschaft noch ein riesiges Potenzial. Wenn man sich dieses Spiel anschaut, ist Deutschland einer der größten EM-Favoriten", sagte van Marwijk. Der ehemalige Trainer von Borussia Dortmund behauptet, seine Ausfälle - in Hamburg waren es Arjen Robben, Robin van Persie oder Rafael van der Vaart - nicht in "deutscher" Qualität ersetzen zu können: "Bei uns ist die Decke dünner."

Dass van Marwijk auf Understatement macht, ist nicht neu. Bei der WM in Südafrika sah er die Elftal ab dem Viertelfinale konsequent in der Außenseiterrolle, und am Ende stand dennoch fast der Titel. Nach dem 0:1 nach Verlängerung gegen den Topfavoriten Spanien im Endspiel überwog bei Oranje nach der ersten Enttäuschung schnell der Stolz. Mit derselben Politik und zurückhaltend formulierten Ambitionen geht van Marwijk nun das Projekt EURO in Polen und der Ukraine an.

Tatsächlich verfügt er, wenn es läuft, über ein titelreifes Team. Die Elftal um Kapitän und Ex-Bayern-Profi Mark van Bommel (AC Mailand) ist eingespielt, unberechenbar und jederzeit in der Lage, den Gegner zu beherrschen. Mit van Bommel, Wesley Snejder (Inter Mailand), Nigel de Jong (Manchester City) und dem ehemaligen Hamburger van der Vaart (Tottenham Hotspur) steht dem Bondscoach ein Weltklasse-Mittelfeld zur Verfügung. Und auch die Offensive mit Bayern-Superstar Robben, Dirk Kuyt (FC Liverpool) und dem Schalker Klaas-Jan Huntelaar braucht keinen Vergleich zu scheuen.

Doch selbst der "Hunter", in der Qualifikation zur EM mit zwölf Toren erfolgreichster Torjäger unter allen Teams, übt sich seit der Pleite von Hamburg in Zurückhaltung. "Wer uns und Brasilien schlägt, der kann den Pott gewinnen", sagte er mit Blick auf das DFB-Team.

Am 29. Februar kann Oranje im letzten Spiel vor der Nominierung des EM-Kaders beweisen, dass das 0:3 beim Erzrivalen und auch das enttäuschende 0:0 gegen die Schweiz drei Tage zuvor nur Ausrutscher waren. Der Test könnte härter kaum sein: Gegner sind im Londoner Wembley-Stadion die zuletzt überzeugenden Engländer.

In der unmittelbaren EM-Vorbereitung folgt unter anderem am 22. Mai noch das Testspiel in München beim FC Bayern, das nach endlosen Querelen um eine Verletzung von Robben vereinbart worden war. Bis dahin sollte der Europameister von 1988 und dreimalige Vize-Weltmeister - das weiß auch van Marwijk - schon wieder besser eingespielt sein als eine "angetrunkene Blaskapelle".

Kvist: "Können alle schlagen - außer Deutschland und Spanien"

Nach der schwachen WM 2010 hat Dänemark sich neu erfunden. Auch dank eines herausragenden Talents geht der Europameister von 1992 als einer der aussichtsreicheren Außenseiter in die Endrunde.

Es ist gerade einmal etwas mehr als ein Jahr her, da lag der dänische Fußball am Boden. Nach dem peinlichen Vorrunden-Aus bei der WM in Südafrika malten die Experten schwarz und der Boulevard fragte laut, ob Trainer Morten Olsen noch der richtige für den notwendigen Neuaufbau sei. Olsen blieb - und leitete in Rekordgeschwindigkeit die "Wiedergebut" (die Zeitung Berlingske Tidende) seiner "Bande" ein.

Nach der letztlich souveränen Qualifikation vor Portugal und Norwegen ist das Selbstvertrauen zurück beim Europameister von 1992, der mit fünf Siegen in Serie zum Jahresende 2011 einen Landesrekord aufgestellt hat. "Das Viertel- oder Halbfinale ist möglich", sagt Star Nicklas Bendtner. Und William Kvist vom VfB Stuttgart meint: "Wir können alle schlagen - außer vielleicht Deutschland und Spanien." 2010 verlor "Danish Dynamite" noch in der Vorrunde gegen Japan und musste vorzeitig nach Hause.

Als dann auch noch Größen wie Jon Dahl Tomasson, Jesper Grønkjær und Daniel Jensen erklärten, künftig nicht mehr zur Verfügung zu stehen, war die Verunsicherung groß. Doch Olsen, seit 2000 verantwortlich für das Landshold, trieb den schon begonnenen Umbau umso energischer voran und vertraute fortan einigen jüngeren, talentierten Spielern - allen voran Christian Eriksen. Der Profi von Ajax Amsterdam war zwar schon bei der WM dabei, eine tragende Rolle erhielt er jedoch erst danach.

Mittlerweile ist der 19-Jährige in Amsterdam und bei Olsen als Regisseur unverzichtbar. Ajax-Coach Frank de Boer ist derart überzeugt von den Qualitäten des Youngsters, dass er ihn seinem Kumpel Pep Guardiola empfohlen hat.

"Und ich traue mir Barcelona auch zu", versicherte Eriksen. Der Mittelfeldspieler passt perfekt in Olsens auf Ballbesitz ausgelegtes System, das so gar nichts mit dem "hoch-und-weit"-Spiel zu tun hat, wie es in Skandinavien lange vorherrschte. "Spil den nærmeste!", bekommen dänische Kicker schon in der Jugend eingeimpft - den Ball immer dem Nächststehenden zuspielen. Olsens Team profitiert jetzt davon.

Neben Eriksen gilt Kvist als zweite Königspersonalie. Der Stuttgarter hat den früheren Schalker Christian Poulsen im defensiven Mittelfeld verdrängt. Weitere Stützen sind Kapitän Thomas Sørensen (Stoke) im Tor, der ehemalige Wolfsburger Simon Kjær und Daniel Agger (Liverpool) in der Abwehr, sowie Rekord-Feldspieler Dennis Rommedahl (Bröndby) und Bendtner (Sunderland) im Angriff.

Anders als häufig in der Vergangenheit stimme diesmal auch der Geist im Team, meint Rommedahl. "Wir haben einen besseren Zusammenhalt in der Mannschaft, das spiegelt sich auf dem Rasen wider. Wir sind Kameraden, Freunde, ja fast eine Familie", sagt der 113-malige Nationalspieler. In einer Umfrage der Boulevardzeitung Ekstrabladet sagte wohl auch deshalb jeder fünfte Däne, er traue der "Olsen-Bande" bei der achten Teilnahme den zweiten Titel zu. "Das ist vielleicht etwas hochgegriffen", meinte Agger.

Ronaldo macht aus Portugal eine One-Man-Show

Die portugiesische Fußball-Nationalmannschaft hat in Cristiano Ronaldo einen der Stars des Turniers in ihren Reihen. Und sonst? Scheint der erhoffte erste Titelgewinn bei der EM-Endrunde nur schwer möglich.

Argentinien hat zwar keine EM-Startberechtigung, der Name des Weltfußballers Lionel Messi wird aber dennoch im kommenden Jahr bei den Partien der portugiesischen Nationalmannschaft durch die Stadien hallen. Schließlich wird sich der neue Trend, mit dem die gegnerischen Fans den portugiesischen Superstar Cristiano Ronaldo verunsichern wollen, bis zur Endrunde in Polen und der Ukraine sicher noch verstärken. Und wer Ronaldo aus dem Konzept bringt, der hat gegen die iberische One-Man-Show schon fast gewonnen.

Allerdings könnte das Vorhaben der gegnerischen Anhänger am übergroßen Ego Ronaldos scheitern. "Mich stören diese Rufe nicht. Ich spiele immer gleich, ob die Fans schreien oder nicht. Wir wollen und wir werden eine gute EM spielen", sagte "CR7", der bekanntlich ohnehin nicht viel auf die Meinung der Fans gibt. "Sie sind neidisch, weil ich schön, reich und ein guter Fußballer bin", hatte der Ausnahmespieler kürzlich gesagt - und so das Image des arroganten und selbstverliebten Superstars gepflegt.

Dabei hat der Weltfußballer von 2008, der in seiner Freizeit am liebsten im eigenen Garten arbeitet, durchaus eine liebenswerte Seite. Ein kleinen Teil seines Gehalts von zwölf Millionen Euro spendet der im Armenviertel von Madeira aufgewachsene Profi für soziale Projekte. Nach dem Tsunami 2004 im Indischen Ozean schenkte er Opfern viel Geld und lud zwei Jahre später einen elfjährigen Thailänder mit dessen Vater zur WM in Deutschland ein.

[bild2]

Um sich auch fußballerisch in die Herzen der Fans zu spielen, muss Ronaldo zukünftig öfter so auftreten wie beim entscheidenden 6:2 im Play-off gegen Bosnien-Herzegowina. Mit einem Doppelpack hatte der teuerste Spieler der Welt seine Kritiker Lügen gestraft und endlich auch im Nationaltrikot für positive Schlagzeilen gesorgt. Zuvor war dem Star des spanischen Rekordmeisters Real Madrid immer wieder vorgeworfen worden, nur im Vereinstrikot zu brillieren.

Gegen die Bosnier präsentierte sich der 26-Jährige wie ein echter Kapitän und schloss mit seinen Toren 31 und 32 zum portugiesischen Idol Luis Figo auf. Für Rekord-Nationalspieler Figo steht seit diesem Spiel fest, "dass Portugal die EM gewinnen kann". Auf den ersten internationalen Triumph des WM-Vierten von 2006 und Vize-Europameisters von 2004 hofft auch Ronaldo: "Ich strebe weniger nach persönlichen Rekorden, sondern nach Titeln."

Auf dem Weg zu EM-Sieg baut der frühere Profi des englischen Rekordmeisters Manchester United vor allem auf die Künste von Nationaltrainer Paulo Bento. "Er hat die Wende geschafft und das Team umgekrempelt. Er hat eine neue Mentalität und frisches Blut gebracht, das war wichtig", sagte Ronaldo über Bento, der die Mannschaft nach den ersten beiden Qualifikationsspielen und nur einem Punkt auf dem Konto von Carlos Queiroz übernommen hatte.

Nach dem Verpassen der direkten Qualifikation stand allerdings auch Bento sofort in der Kritik. In den Medien wurde bereits über eine Ablösung des Trainers spekuliert. Als Interimslösung war zum wiederholten mal Jose Mourinho im Gespräch. Doch nach der Qualifikation für das siebte Großereignis seit dem Jahr 2000 in Folge hat Bento seinen Posten sicher.

Mit dieser Gewissheit im Rücken scheut der Coach auch keine unpopulären Maßnahmen. So werden Jose Bosingwa und Ricardo Carvalho bei der EM nicht dabei sein. "Beide sind bei der Endrunde nur Zuschauer", sagte Bento, der von den Eskapaden der beiden Profis genug hat.

Carvalho war vor dem Qualifikationsspiel gegen Zypern aus dem Trainingslager geflüchtet und wurde vom Verband für ein Jahr gesperrt. Bosingwa hatte nach seiner Nichtberücksichtigung für die Play-offs erklärt, nie wieder unter Bento spielen zu wollen.

Das meinen DFB-User:

"Ich bin einer der größten Fans von Deutschlands Mannschaft. Ich wünsche mir, dass die deutsche Mannschaft gewinnt gegen ihre Gegner, so wie 2010 gegen England und Argentinien. Das ist mein Wunsch für alle Spieler. Ich bitte Vollgas zu geben! Ich komme aus dem Kosovo und lebe in Österreich." (Kryeziu Idayet, Österreich)