Olympiabilanz: Nur einmal gab's Bronze

2016 ist der DFB bei Olympia erstmals mit einem Männer- und einem Frauenteam vertreten. Im von Donnerstag bis zum 20. August stattfindenden Turnier der Männer will Horst Hrubesch (64) bei seiner Abschiedstour als DFB-Trainer versuchen, das Finale zu erreichen und "das Endspiel dann auch zu gewinnen". Es wäre die erste Endspielteilnahme in der Olympiageschichte des DFB, die Redakteur Wolfgang Tobien für DFB.de aufgezeichnet hat.

Deutschland - eine Turniermannschaft! Bei WM- und EM-Endrunden hat die jeweilige Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes dieses Etikett, von wenigen Ausnahmen abgesehen, in der Regel gut bis imponierend bestätigt. Vier globale und drei kontinentale Titel unterstreichen dies eindrucksvoll. Bei Olympischen Spielen dagegen trat das Männerteam des DFB als Turniermannschaft nur einmal positiv in Erscheinung. 1988 in Seoul war das, als es nach vielversprechendem Turnierverlauf unglücklich und knapp im Elfmeterschießen gegen Brasilien um die Stars Jorginho, Bebeto, Romario und Careca den Eintritt ins Finale verpasst hatte und in Seoul schließlich beim Spiel um Platz drei mit dem 3:0 gegen Italien Bronze als erste und bislang einzige Medaille gewann.

Allein schon die Qualifikation für das Olympische Fußballturnier stellt sich aus Sicht des DFB als ein in der Vergangenheit eher glückloses bis negatives Unterfangen dar. 28 Jahre hat es gedauert, in denen sechs Olympische Spiele ohne männliche DFB-Beteiligung stattfanden, ehe sich die U 21-Nationalmannschaft unter Trainer Horst Hrubesch mit ihrem Halbfinaleinzug bei der EM 2015 mal wieder für Olympia qualifizieren konnte.

DFB-Team erst zum neunten Mal dabei

Wenn nun in Brasilien zum 24. Mal seit 1908 um die Medaillen Fußball gespielt wird, ist der DFB erst zum neunten Mal dabei. 1972 profitierte die von Trainer Jupp Derwall geführte Amateur-Nationalmannschaft des DFB vom Status als Veranstalter der Sommerspiele und war automatisch qualifiziert, schied aber in der Zwischenrunde mit dem späteren Weltmeister Uli Hoeneß, dem späteren Erfolgstrainer Ottmar Hitzfeld sowie zukünftigen A-Nationalspielern wie Manfred Kaltz, Ronnie Worm, Klaus Wunder und Bernd Nickel in der Zwischenrunde aus. Das entscheidende Spiel verlor sie dabei gegen die DDR 2:3. Jürgen Pommerenke, Joachim Streich und Eberhard Vogel erzielten die Tore für das DDR-Team, die Gegentreffer gelangen vor 80.000 Zuschauern Hoeneß und Hitzfeld.

Zwölf Jahre später wurde die DFB-Mannschaft, zunächst nicht qualifiziert, vom IOC nach dem Boykott der Ostblockländer für Olympia in Los Angeles nachnominiert und erreichte unter Trainer Erich Ribbeck mit Andreas Brehme und Guido Buchwald, die sechs Jahre danach Weltmeister werden sollten, immerhin das Viertelfinale.



2016 ist der DFB bei Olympia erstmals mit einem Männer- und einem Frauenteam vertreten. Im von Donnerstag bis zum 20. August stattfindenden Turnier der Männer will Horst Hrubesch (64) bei seiner Abschiedstour als DFB-Trainer versuchen, das Finale zu erreichen und "das Endspiel dann auch zu gewinnen". Es wäre die erste Endspielteilnahme in der Olympiageschichte des DFB, die Redakteur Wolfgang Tobien für DFB.de aufgezeichnet hat.

Deutschland - eine Turniermannschaft! Bei WM- und EM-Endrunden hat die jeweilige Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes dieses Etikett, von wenigen Ausnahmen abgesehen, in der Regel gut bis imponierend bestätigt. Vier globale und drei kontinentale Titel unterstreichen dies eindrucksvoll. Bei Olympischen Spielen dagegen trat das Männerteam des DFB als Turniermannschaft nur einmal positiv in Erscheinung. 1988 in Seoul war das, als es nach vielversprechendem Turnierverlauf unglücklich und knapp im Elfmeterschießen gegen Brasilien um die Stars Jorginho, Bebeto, Romario und Careca den Eintritt ins Finale verpasst hatte und in Seoul schließlich beim Spiel um Platz drei mit dem 3:0 gegen Italien Bronze als erste und bislang einzige Medaille gewann.

Allein schon die Qualifikation für das Olympische Fußballturnier stellt sich aus Sicht des DFB als ein in der Vergangenheit eher glückloses bis negatives Unterfangen dar. 28 Jahre hat es gedauert, in denen sechs Olympische Spiele ohne männliche DFB-Beteiligung stattfanden, ehe sich die U 21-Nationalmannschaft unter Trainer Horst Hrubesch mit ihrem Halbfinaleinzug bei der EM 2015 mal wieder für Olympia qualifizieren konnte.

DFB-Team erst zum neunten Mal dabei

Wenn nun in Brasilien zum 24. Mal seit 1908 um die Medaillen Fußball gespielt wird, ist der DFB erst zum neunten Mal dabei. 1972 profitierte die von Trainer Jupp Derwall geführte Amateur-Nationalmannschaft des DFB vom Status als Veranstalter der Sommerspiele und war automatisch qualifiziert, schied aber in der Zwischenrunde mit dem späteren Weltmeister Uli Hoeneß, dem späteren Erfolgstrainer Ottmar Hitzfeld sowie zukünftigen A-Nationalspielern wie Manfred Kaltz, Ronnie Worm, Klaus Wunder und Bernd Nickel in der Zwischenrunde aus. Das entscheidende Spiel verlor sie dabei gegen die DDR 2:3. Jürgen Pommerenke, Joachim Streich und Eberhard Vogel erzielten die Tore für das DDR-Team, die Gegentreffer gelangen vor 80.000 Zuschauern Hoeneß und Hitzfeld.

Zwölf Jahre später wurde die DFB-Mannschaft, zunächst nicht qualifiziert, vom IOC nach dem Boykott der Ostblockländer für Olympia in Los Angeles nachnominiert und erreichte unter Trainer Erich Ribbeck mit Andreas Brehme und Guido Buchwald, die sechs Jahre danach Weltmeister werden sollten, immerhin das Viertelfinale.

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DFB-Olympiahistorie beginnt 1912

Die Olympia-Historie des deutschen Fußballs begann 1912, als die Nationalmannschaft des DFB mit 22 Spielern, aber ohne Trainer, nach Stockholm gereist war. Gleichwohl begann das erste "Pflicht-Länderspiel" der DFB-Geschichte recht verheißungsvoll. Adolf Jäger, "eines der größten Genies des deutschen Fußballs und Schöpfer des modernen Kombinationsspiels", wie der erste Reichstrainer Otto Nerz den spielintelligenten Torjäger von Altona 93 später mal einordnete, hatte in der 38. Minute für die 1:0-Halbzeitführung gesorgt.

Der Sohn eines Schusters aus dem Hamburger Stadtteil Eimsbüttel war einer der größten Fußballstars jener frühen Jahre, erzielte elf Tore bei seinen 18 Länderspieleinsätzen und war als erster Spieler zehnmal Kapitän der Nationalmannschaft. Doch auch der damals 23 Jahre alte Angriffskünstler, der noch bis 1924 im Nationalteam spielte, stand dem Pech hilflos gegenüber, das die deutsche Mannschaft in Person ihres Torwarts ereilte. Albert Weber stieß zunächst bei einer Rettungsaktion mit dem Pfosten und einem Gegenspieler zusammen und musste später zudem noch mit einem Hitzschlag das Spiel vorzeitig beenden. Da Auswechslungen längst noch nicht erlaubt waren, musste Mittelstürmer Willi Worpitzky den Schlussmann von Vorwärts Berlin ersetzen und konnte die 1:5-Niederlage nicht verhindern.

Somit ausgeschieden, trat Deutschland noch in einer Trostrunde an, wobei vor allem weitere mitgereiste Spieler eingesetzt wurden. Dabei kam mit dem 16:0 gegen Russland der bis heute höchste Sieg einer deutschen Nationalmannschaft zustande, wobei Gottfried Fuchs die gleichfalls bis heute unerreichte Länderspielrekordzahl von zehn Treffern gelang, ehe mit dem 1:3 gegen Ungarn der erste deutsche Olympia-Auftritt zu Ende ging.

Ab 1952: Nationalmannschaft der Amateure bei Olympia am Start

Ebenfalls mit seiner Eliteauswahl trat der DFB bei den Olympia-Turnieren 1928 in Amsterdam (Aus in der Zwischenrunde) und 1936 in Berlin an, wo die hoch gesteckten Hoffnungen auf den Olympiasieg bereits im zweiten Spiel mit einem 0:2 gegen Norwegen platzten.

Von 1952 an nahmen die westlichen Länder nicht mehr mit ihren A-Nationalteams, sondern mit der Nationalmannschaft der Amateure teil. Aus deutscher Sicht schlug sich diese zunächst beachtlich, als sie in Helsinki das Spiel um die Bronzemedaille erreichte und 0:2 gegen Schweden verlor. Vier Jahre später kam in Melbourne, abermals angeführt von Bundestrainer Sepp Herberger, im Achtelfinale gegen die so genannten Staatsamateure vom späteren Olympiasieger UdSSR das Aus.

In den zwei Jahrzehnten bis 1980 war es die Auswahl der DDR, die herausragende und unübersehbare olympische Akzente setzte. Zwar verlor sie 1959 in zwei Spielen gegen die DFB-Auswahl die interne Ausscheidung für Olympia 1960 in Rom vor leeren Rängen 0:2 und 1:2, war aber danach auf ihrem Weg zu Edelmetall nicht mehr aufzuhalten: Bronze 1964 in Tokio und 1972 in München, Gold 1976 in Montreal und Silber 1980 in Moskau.

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Mit Klinsmann nach Korea

Für 1980 und die folgenden Turniere wurde der Teilnahmemodus abermals geändert. Zunächst durften in der Olympia-Auswahl nur Spieler eingesetzt werden, die zuvor an keiner WM teilgenommen hatten. Und seit 1990 ist für die Kandidaten aus Europa ihr Abschneiden bei der vorausgegangenen U 21-EM das entscheidende Kriterium für die Qualifikation.

Nachdem das deutsche Olympia-Team 1984 wegen des Olympia-Boykotts der Ostblock-Staaten lediglich durch die Hintertür nach Los Angeles gekommen war, hatte es sich nach 32 Jahren mal wieder sportlich direkt qualifiziert, stand aber 1988 vor dem großen Problem, dass die Olympischen Spiele in Südkorea von Mitte September bis Anfang Oktober, also mitten während der Bundesliga-Vorrunde, stattfanden. Als das erste Qualifikationsspiel im April 1987 mit 0:1 in Rumänien verloren ging, dachte so mancher Vereinsverantwortliche, das Thema Olympia würde sich von selbst erledigen. Doch die von Trainer Hannes Löhr mit großer Überzeugungsarbeit gegenüber dem Profifußball aufgebaute und mit viel Herzblut betreute Mannschaft steigerte sich und ihren Stellenwert in der Öffentlichkeit mit immer stärker werdenden Leistungen und kontinuierlichen Erfolgen gegen Griechenland, Dänemark, Polen und schaffte mit einem 3:0 beim letzten Qualifikationsspiel gegen Rumänien in Dortmund den Sprung nach Korea.

Beim DFB musste nunmehr ein Kompromiss mit der Bundesliga gefunden werden. In Franz Beckenbauer, dem Teamchef der A-Nationalmannschaft, hatte Hannes Löhr, wie schließlich auch bei den meisten Bundesligisten, einen verständnisvollen Kollegen. Mit Jürgen Klinsmann, Frank Mill und Wolfram Wuttke überließ er Löhr drei Spieler aus dem EM-Aufgebot, dass drei Monate zuvor bei der EURO in Deutschland das Halbfinale gegen die Niederlande (1:2) erreicht hatte. Dazu stellte er in Thomas Häßler, Holger Fach und Karl-Heinz Riedle drei weitere Newcomer aus jenem Team ab, mit dem er sich auf den Weg zur WM 1990 in Italien machte. Ein Trio, das zwei Wochen vor der Abreise nach Korea noch beim gelungenen WM-Qualifikationsstart in Finnland (4:0) debütiert hatte.

1988: Erste und einzige Medaille für DFB-Team

So geriet, was ursprünglich als unwägbares Abenteuer erschien, zur erfolgreichsten Olympia-Mission des Deutschen Fußball-Bundes. 1988 wurden die Spiele endlich auch mal im Fußball zu einem für die deutschen Fans ungemein positiv bewegenden Ereignis. Die Mannschaft um Frank Mill, Rudi Bommer und Christian Schreier, die nach 1984 zum zweiten Mal bei Olympia dabei waren, besiegte nur einen Tag nach ihrer Ankunft in Korea und gerade mal vier Tage nach dem letzten Bundesliga-Spieltag vor der Olympiapause China nach Toren von Kapitän Mill, Klinsmann und Wuttke 3:0. Gegen Schweden gab es zwar beim 1:2 einen Rückschlag, doch zwei 4:0-Siege gegen Tunesien und mit dem dreifachen Torschützen Klinsmann im Viertelfinale gegen Sambia machten den Weg frei fürs Halbfinale.

In einer dramatischen Begegnung gegen Brasilien brachte Fach die DFB-Auswahl in Führung, die Romario ausglich, ehe vier Fehlschüsse vom Elfmeterpunkt den Weg Richtung Goldmedaille verbauten. Zunächst hätte Wolfgang Funkel mit einem Foulelfmeter kurz vor Ende der 90 Minuten schon alles klar machen können. Doch er scheiterte an Taffarel, der im Elfmeterschießen auch noch gegen Olaf Janssen und Wolfram Wuttke glänzte. Jürgen Klinsmann traf zu allem Unglück vom Elfmeterpunkt nur den Pfosten.

"Bronze", die erste Olympia-Medaille für den DFB überhaupt, "strahlt wie Gold", so die Schlagzeile im kicker nach dem 3:0 gegen Italien im Spiel um Platz drei. Kamps (Borussia Mönchengladbach), Hörster (Bayer Uerdingen), Funkel (Uerdingen), Schulz (1. FC Kaiserslautern), Kleppinger (Uerdingen), Sievers (Eintracht Frankfurt), Bommer (Viktoria Aschaffenburg), Häßler (1. FC Köln), Wuttke (Kaiserslautern), Schreier (Bayer Leverkusen), Grahammer (Bayern München), Klinsmann (VfB Stuttgart) und Mill (Borussia Dortmund) hatten sie am 30. September 1988 vor 60.000 Zuschauern in Seoul erkämpft.

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Löhr: "Das war schon eine ganz besondere Mannschaft"

Eine anfangs zunächst ungeliebte Notelf hatte sich über zwei Jahre in die Herzen der Fans gespielt. Und war zu einer Fundgrube und Bewährungsstelle für die A-Nationalmannschaft geworden. Klinsmann, Häßler, Riedle und Mill waren zwei Jahre später beim WM-Triumph 1990 in Italien dabei. Fach sollte auf dem Weg zur WM eine feste Größe als Libero werden. Und für Michael Schulz, der 16 Monate zuvor noch für den VfB Oldenburg in der Amateur-Oberliga gespielt hatte, in Südkorea aber mit seiner Ballsicherheit, Kopfballstärke und sauberem Tackling ein Vorkämpfer der besonderen Art war, wurde Olympia 1988 zum Ausgangspunkt einer glänzenden Profikarriere mit dem Aufstieg zum A-Nationalspieler in der Ära von Berti Vogts.

Der unlängst mit 73 Jahren völlig überraschend verstorbene Hannes Löhr, der als Kumpeltyp und zugleich große Respektperson mit dem nötigen Händchen nicht gerade einfache Spieler wie Wolfram Wuttke oder Frank Mill zu integrieren verstand, sagte seinerzeit im Rückblick: "Das war schon eine ganz besondere Mannschaft." Eine Turniermannschaft eben, nun endlich auch bei Olympia.

Horst Hrubesch, ebenfalls Kumpeltyp und unumstrittene Respektperson, ist mit seinem Team 32 Jahre später in Brasilien ein ähnlich positives Fazit zu wünschen. Sportlich wie atmosphärisch. Mit einem Turnierteam, das dieses Etikett hoffentlich verdient.

Die meisten Olympia-Spiele für Deutschland

Frank Mill 9 (1984 und 1988)
Christian Schreier 7 (1984 und 1988)

Die besten deutschen Olympia-Torschützen

Gottfried Fuchs 10 (1912)
Fritz Förderer 5 (1912)
Ottmar Hitzfeld 5 (1972)
Bernd Nickel 5 (1972)
Jürgen Klinsmann 4 (1988)

Die deutschen Olympia-Trainer

Otto Nerz (1928 und 1936)
Sepp Herberger (1952 und 1956)
Jupp Derwall (1972)
Erich Ribbeck (1984)
Hannes Löhr (1988)
Horst Hrubesch (2016)

Zitat: "Eigentlich ist Olympia ein einmaliges Erlebnis. Ich habe es genossen und bin stolz darauf, zweimal dabei gewesen zu sein." (Frank Mill, Olympia-Teilnehmer 1984 und 1988)

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