Oliver Kahn: Vorbildliches Verhalten in neuer Situation

Heute feiert Oliver Kahn Geburtstag. Die Nummer 2 im Tor der deutschen Nationalmannschaft wird 37 Jahre alt. Für einen Fußballer, auch für einen Schlussmann, ein reifes Alter. Es spricht für Erfahrung und Routine. Dennoch ist es für den Keeper des FC Bayern München kein Alter, um nicht noch etwas dazu zu lernen.

„Für mich ist das eine völlig neue Situation hier“, sagt er. Denn eigentlich war er fest davon ausgegangen, bei der WM im eigenen Land in der Startformation zu stehen. Bundestrainer Jürgen Klinsmann hat jedoch Jens Lehmann als Nummer 1 auserkoren. Eine Entscheidung, die Oliver Kahn zu schaffen machte. Es warf für ihn die Frage auf, wie er sich nun verhalten sollte.

Der Torwart hatte schnell eine klare Antwort für sich gefunden. Bei dieser WM wollte er dabei sein. Aktiv. Sich einbringen in der deutschen Nationalmannschaft. Zum Erfolg beitragen. Ohne Wenn und Aber. „Ich habe von Anfang an diese Aufgabe angenommen. Ich will etwas Positives geben – als Sportler und Mensch“, sagt Oliver Kahn. Bewegen wolle er etwas, konstruktiv sein – und auf gar keinen Fall destruktiv. „Es geht hier für mich nicht darum, einen Job zu machen, und dann nach dem Training oder Spiel abzuhauen und mich auf mein Zimmer zu setzen. Ich halte es für einen Sportler entscheidend, dass er seine Erfahrung weitergibt, dann bekommt er auch etwas zurück. Dieses Wissen macht die Sache jetzt für mich auch leichter“, erklärt er.

Aber Oliver Kahn fragt sich dennoch, warum er nicht spielt. Gerade beim Eröffnungsspiel gegen Costa Rica spukte die Frage in seinem Kopf herum. Eine quälende Frage, schließlich hat er auf dieses Turnier hingearbeitet. „Ich habe zwei Jahre alles getan, was möglich war und habe mit dem FC Bayern zweimal die Meisterschaft und den Pokal gewonnen. Ich denke, da ist es legitim und normal, sich das zu fragen“, sagt der 85-fache Nationalspieler.

Damit umzugehen, fiel ihm anfangs nicht leicht. „Man braucht Menschen um sich herum, die Familie, Freunde oder Berater, die einen davor bewahren, in ein Loch zu fallen“, erzählt Oliver Kahn. Und auch die Fähigkeit, die Dinge nüchtern zu betrachten. „Im Leben funktioniert nicht alles so, dass alles nur positiv für dich läuft“, sagt er. Dennoch gilt seine Maxime, aus jeder Situation das Beste zu machen. „Ich bin niemand, der die Hintertür aufmacht und dann verschwindet.“

"Es geht nicht um persönliche Schicksale"

Er stellt sich der Herausforderung auch in dem Wissen, dass es bei der WM „nicht um persönliche Schicksale geht“. Das Ziel, das die deutsche Nationalmannschaft verfolgt, sieht der Torwart als etwas „viel, viel größeres und wichtigeres“ an. „Deswegen muss jeder auch die Größe besitzen, seine Rolle akzeptieren und alles tun, was in seiner Macht steht, um zum Gelingen beizutragen“, erklärt Oliver Kahn.

Auch wenn er nicht die Nummer 1 im deutschen Team ist, spürt er, dass er helfen kann. Er ist eine anerkannte Größe im Kader. Auch das musste er selbst lernen. „Das ist eine sensible Geschichte. Mir wurde mal gesagt, dass die anderen Spieler auf mich schauen, weil ich einer der erfahrensten Spieler bin und viele Titel gewonnen habe. Vor ein paar Jahren hatte ich das noch unterschätzt. Aber jetzt ist mir klar, dass ich als junger Spieler auch so gehandelt habe und bei den erfahrenen Spielern geschaut habe, wie sie dies und jenes machen, was sie sagen. Dieses Bewusstsein musste bei mir erst entstehen“, berichtet er. Doch diesen Part lebt er nicht aktiv. Sprechstunden gibt er nicht. Im Gegenteil. „Die Gespräche ergeben sich. Das ist etwas Natürliches, nichts Verordnetes“, so Oliver Kahn.

Er lässt aber auch seine Trainingsleistung für sich sprechen. „Mit dem Engagement als würde ich spielen“, geht er in jede Einheit. „Die Situation hat überhaupt nichts demotivierendes für mich“, erklärt der Torwart. Aus dieser Einstellung spricht seine professionelle Einstellung. „Wenn ich bei der WM zum Einsatz kommen sollte, muss ich sofort zu 1000 Prozent bei der Sache sein. Das geht nicht, wenn ich im Training nur Larifari mache. Dieses Verantwortungsbewusstsein trage ich einfach in mir drin“, sagt Oliver Kahn. Auch wenn er es selbst für unwahrscheinlich hält, bereitet er sich auf den Ernstfall vor. Wie schnell ein Torwart wieder im Spiel ist, haben schon viele Beispiele gezeigt. Eine Verletzung, ein Platzverweis – alles passiert in einer Zehntelsekunde. Aber darauf spekuliert er nicht. Das stellt er ganz klar. „Ich wünsche Jens Lehmann nichts Böses – das würde ohnehin nur zu einem selbst zurückkommen“, sagt Oliver Kahn.

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Heute feiert Oliver Kahn Geburtstag. Die Nummer 2 im Tor der deutschen Nationalmannschaft wird 37 Jahre alt. Für einen Fußballer, auch für einen Schlussmann, ein reifes Alter. Es spricht für Erfahrung und Routine. Dennoch ist es für den Keeper des FC Bayern München kein Alter, um nicht noch etwas dazu zu lernen.



„Für mich ist das eine völlig neue Situation hier“, sagt er. Denn eigentlich war er fest davon ausgegangen, bei der WM im eigenen Land in der Startformation zu stehen. Bundestrainer Jürgen Klinsmann hat jedoch Jens Lehmann als Nummer 1 auserkoren. Eine Entscheidung, die Oliver Kahn zu schaffen machte. Es warf für ihn die Frage auf, wie er sich nun verhalten sollte.



Der Torwart hatte schnell eine klare Antwort für sich gefunden. Bei dieser WM wollte er dabei sein. Aktiv. Sich einbringen in der deutschen Nationalmannschaft. Zum Erfolg beitragen. Ohne Wenn und Aber. „Ich habe von Anfang an diese Aufgabe angenommen. Ich will etwas Positives geben – als Sportler und Mensch“, sagt Oliver Kahn. Bewegen wolle er etwas, konstruktiv sein – und auf gar keinen Fall destruktiv. „Es geht hier für mich nicht darum, einen Job zu machen, und dann nach dem Training oder Spiel abzuhauen und mich auf mein Zimmer zu setzen. Ich halte es für einen Sportler entscheidend, dass er seine Erfahrung weitergibt, dann bekommt er auch etwas zurück. Dieses Wissen macht die Sache jetzt für mich auch leichter“, erklärt er.



Aber Oliver Kahn fragt sich dennoch, warum er nicht spielt. Gerade beim Eröffnungsspiel gegen Costa Rica spukte die Frage in seinem Kopf herum. Eine quälende Frage, schließlich hat er auf dieses Turnier hingearbeitet. „Ich habe zwei Jahre alles getan, was möglich war und habe mit dem FC Bayern zweimal die Meisterschaft und den Pokal gewonnen. Ich denke, da ist es legitim und normal, sich das zu fragen“, sagt der 85-fache Nationalspieler.



Damit umzugehen, fiel ihm anfangs nicht leicht. „Man braucht Menschen um sich herum, die Familie, Freunde oder Berater, die einen davor bewahren, in ein Loch zu fallen“, erzählt Oliver Kahn. Und auch die Fähigkeit, die Dinge nüchtern zu betrachten. „Im Leben funktioniert nicht alles so, dass alles nur positiv für dich läuft“, sagt er. Dennoch gilt seine Maxime, aus jeder Situation das Beste zu machen. „Ich bin niemand, der die Hintertür aufmacht und dann verschwindet.“



[bild2]"Es geht nicht um persönliche Schicksale"


Er stellt sich der Herausforderung auch in dem Wissen, dass es bei der WM „nicht um persönliche Schicksale geht“. Das Ziel, das die deutsche Nationalmannschaft verfolgt, sieht der Torwart als etwas „viel, viel größeres und wichtigeres“ an. „Deswegen muss jeder auch die Größe besitzen, seine Rolle akzeptieren und alles tun, was in seiner Macht steht, um zum Gelingen beizutragen“, erklärt Oliver Kahn.



Auch wenn er nicht die Nummer 1 im deutschen Team ist, spürt er, dass er helfen kann. Er ist eine anerkannte Größe im Kader. Auch das musste er selbst lernen. „Das ist eine sensible Geschichte. Mir wurde mal gesagt, dass die anderen Spieler auf mich schauen, weil ich einer der erfahrensten Spieler bin und viele Titel gewonnen habe. Vor ein paar Jahren hatte ich das noch unterschätzt. Aber jetzt ist mir klar, dass ich als junger Spieler auch so gehandelt habe und bei den erfahrenen Spielern geschaut habe, wie sie dies und jenes machen, was sie sagen. Dieses Bewusstsein musste bei mir erst entstehen“, berichtet er. Doch diesen Part lebt er nicht aktiv. Sprechstunden gibt er nicht. Im Gegenteil. „Die Gespräche ergeben sich. Das ist etwas Natürliches, nichts Verordnetes“, so Oliver Kahn.



Er lässt aber auch seine Trainingsleistung für sich sprechen. „Mit dem Engagement als würde ich spielen“, geht er in jede Einheit. „Die Situation hat überhaupt nichts demotivierendes für mich“, erklärt der Torwart. Aus dieser Einstellung spricht seine professionelle Einstellung. „Wenn ich bei der WM zum Einsatz kommen sollte, muss ich sofort zu 1000 Prozent bei der Sache sein. Das geht nicht, wenn ich im Training nur Larifari mache. Dieses Verantwortungsbewusstsein trage ich einfach in mir drin“, sagt Oliver Kahn. Auch wenn er es selbst für unwahrscheinlich hält, bereitet er sich auf den Ernstfall vor. Wie schnell ein Torwart wieder im Spiel ist, haben schon viele Beispiele gezeigt. Eine Verletzung, ein Platzverweis – alles passiert in einer Zehntelsekunde. Aber darauf spekuliert er nicht. Das stellt er ganz klar. „Ich wünsche Jens Lehmann nichts Böses – das würde ohnehin nur zu einem selbst zurückkommen“, sagt Oliver Kahn.