Oliver Kahn und Kollegen trösten Jens Lehmann

Vor der Großbildleinwand im Irish Pub inmitten der exklusiven Ferienanlage Forte Village herrschte urplötzlich eisiges Schweigen. Als Deutschlands neue Nummer eins Jens Lehmann nach nur 18 Minuten im Champions-League Finale zwischen seinem Klub FC Arsenal und dem FC Barcelona vom Platz gestellt wurde, war die gute Laune bei Bundestrainer Jürgen Klinsmann und den deutschen Nationalspielern zunächst dahin.

"Es war ziemlich still bei uns, alle waren geschockt", beschrieb Lukas Podolski die Stimmung am Mittwochabend im Kreis der deutschen Nationalmannschaft auf Sardinien.

Der Schock sollte sich schnell legen. Bereits am Tag danach blickten die DFB-Stars, allen voran Lehmanns langjähriger Rivale Oliver Kahn, schon wieder optimistisch in Richtung WM. Negative Auswirkungen auf das bevorstehende Ereignis befürchtete am Donnerstag bei einer rund einstündigen lockeren Medienrunde keiner aus dem Kreis der DFB-Auswahl. Vielmehr gab es Trost und Unterstützung für den Unglücksraben von Paris.

"Das sind Dinge, die im Fußball passieren. Jens ist mental stark genug, so eine Situation zu verkraften. Da bin ich mir sicher", meinte Kahn und fügte an: "Das kann man mit einem Autounfall vergleichen, wenn man immer wieder an der Stelle vorbeifährt, wo es passiert ist. Es ist aber psychologischer Quatsch, wenn man glaubt, dass sich so etwas immer wieder wiederholt. Das sind einmalige Geschichten. Das muss man ganz schnell abhaken."

Auch Jürgen Klinsmann ist sicher, "dass das für uns keinen Einfluss hat. Er wird das in ein paar Tagen verarbeitet haben. Bis zum WM-Auftakt ist das kein Problem. Jens ist so erfahren, er braucht keine spezielle Aufbauarbeit." Der Bundestrainer kritisierte indes ebenso wie sein Kapitän Michael Ballack den Schiedsrichter: "Man hätte Vorteil geben müssen und Jens ein Gelbe Karte", meinte Klinsmann.

Dass Lehmann erst am Sonntag in Genf zur DFB-Auswahl trifft, bewerteten vor allem die Verantwortlichen positiv. "Er muss ein, zwei, drei Tage den Kopf frei kriegen. Dann hat er ein neues Ziel vor Augen und wird alles dafür tun", glaubt Klinsmann. Auch Bundestorwarttrainer Andreas Köpke, der am Donnerstagnachmittag telefonisch Kontakt zu dem Unglücksraben aufnehmen wollte, sagte: "Es ist gut, dass er nicht nach Sardinien kommt und noch einige Tage Pause macht. Er wird sicherlich zunächst mal down sein, aber wir sind ja dafür da, ihn wieder aufzubauen." Diese Meinung vertritt auch DFB-Psychologe Hans-Dieter Hermann: "Abschalten und sich dann neue Ziele setzten. Das ist der richtige Weg."

Der Platzverweis ist sowohl für Köpke als auch für Kahn eine Folge des modernen Torwartspiels: "Heute ist der Torwart als Libero gefordert. Er hat versucht, die Fehler seiner Vorderleute auszubügeln und ist dafür bestraft worden", erklärte Köpke und Kahn nahm Lehmann ausdrücklich in Schutz: "Als Torwart muss man sich ständig in Bruchteilen von Sekunden entscheiden. Da ist es menschlich, dass nicht alle Entscheidungen richtig sein können. Das liegt in der Natur der Sache."

Der Bayern-Keeper, der 2000 mit München die Champions Leaugue gewonnen hat, spendete zudem noch einen persönlichen Trost. "Was ist schon eine Rote Karte in einem Champions-League-Finale? Ich habe 1999 eine Situation erlebt, die ist nicht mehr zu toppen", erinnerte der 36-Jährige an das CL-Finale der Bayern gegen Manchster United, als die Engländer in der Schlussminute und der Nachspielzeit einen 0:1-Rückstand noch in einen 2:1-Triumph drehten und Kahn anschließend ebenso wie seine Kollegen innerhalb von Sekunden vom Himmel in die Hölle stürzten.

Ballack: "Sonntag ist alles vergessen!"

Dass diese Episode wirklich trösten kann, glaubt Oliver Bierhoff allerdings nicht. "Ich habe ihm eine SMS geschrieben, in der ich versucht habe, ihn aufzubauen. Aber ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man in so einem Momemt lieber alleine sein will."

Der Manager der Nationalelf, als Sat.1-Experte am Mittwochabend in Paris vor Ort, aber ohne persönlichen Kontakt zu Lehmann, ist dennoch optimistisch: "Man darf die Sache nicht dramatisieren und muss Lehmann auch nicht bemitleiden. Er ist so gefestigt, da wird es keine großen Auswirkungen auf die Nationalelf geben." Genau so sieht es auch Ballack: "Das ist schade für Jens. Wenn er aber am Sonntag zu uns kommt, ist alles vergessen."

[sid]


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Vor der Großbildleinwand im Irish Pub inmitten der exklusiven Ferienanlage Forte Village herrschte urplötzlich eisiges
Schweigen. Als Deutschlands neue Nummer eins Jens Lehmann nach nur 18 Minuten im Champions-League Finale zwischen seinem Klub FC
Arsenal und dem FC Barcelona vom Platz gestellt wurde, war die gute Laune bei Bundestrainer Jürgen Klinsmann und den deutschen
Nationalspielern zunächst dahin.



"Es war ziemlich still bei uns, alle waren geschockt", beschrieb Lukas Podolski die Stimmung am Mittwochabend im Kreis der deutschen Nationalmannschaft auf Sardinien.



Der Schock sollte sich schnell legen. Bereits am Tag danach
blickten die DFB-Stars, allen voran Lehmanns langjähriger Rivale
Oliver Kahn, schon wieder optimistisch in Richtung WM. Negative
Auswirkungen auf das bevorstehende Ereignis befürchtete am
Donnerstag bei einer rund einstündigen lockeren Medienrunde keiner aus dem Kreis der DFB-Auswahl. Vielmehr gab es Trost und
Unterstützung für den Unglücksraben von Paris.



"Das sind Dinge, die im Fußball passieren. Jens ist mental
stark genug, so eine Situation zu verkraften. Da bin ich mir
sicher", meinte Kahn und fügte an: "Das kann man mit einem
Autounfall vergleichen, wenn man immer wieder an der Stelle
vorbeifährt, wo es passiert ist. Es ist aber psychologischer
Quatsch, wenn man glaubt, dass sich so etwas immer wieder
wiederholt. Das sind einmalige Geschichten. Das muss man ganz
schnell abhaken."



Auch Jürgen Klinsmann ist sicher, "dass das für uns keinen
Einfluss hat. Er wird das in ein paar Tagen verarbeitet haben. Bis zum WM-Auftakt ist das kein Problem. Jens ist so erfahren, er
braucht keine spezielle Aufbauarbeit." Der Bundestrainer
kritisierte indes ebenso wie sein Kapitän Michael Ballack den
Schiedsrichter: "Man hätte Vorteil geben müssen und Jens ein Gelbe Karte", meinte Klinsmann.




Dass Lehmann erst am Sonntag in Genf zur DFB-Auswahl trifft,
bewerteten vor allem die Verantwortlichen positiv. "Er muss ein,
zwei, drei Tage den Kopf frei kriegen. Dann hat er ein neues Ziel
vor Augen und wird alles dafür tun", glaubt Klinsmann. Auch
Bundestorwarttrainer Andreas Köpke, der am Donnerstagnachmittag
telefonisch Kontakt zu dem Unglücksraben aufnehmen wollte, sagte:
"Es ist gut, dass er nicht nach Sardinien kommt und noch einige
Tage Pause macht. Er wird sicherlich zunächst mal down sein, aber
wir sind ja dafür da, ihn wieder aufzubauen." Diese Meinung
vertritt auch DFB-Psychologe Hans-Dieter Hermann: "Abschalten und
sich dann neue Ziele setzten. Das ist der richtige Weg."



Der Platzverweis ist sowohl für Köpke als auch für Kahn eine
Folge des modernen Torwartspiels: "Heute ist der Torwart als Libero gefordert. Er hat versucht, die Fehler seiner Vorderleute
auszubügeln und ist dafür bestraft worden", erklärte Köpke und Kahn nahm Lehmann ausdrücklich in Schutz: "Als Torwart muss man sich ständig in Bruchteilen von Sekunden entscheiden. Da ist es
menschlich, dass nicht alle Entscheidungen richtig sein können. Das liegt in der Natur der Sache."



Der Bayern-Keeper, der 2000 mit München die Champions Leaugue
gewonnen hat, spendete zudem noch einen persönlichen Trost. "Was
ist schon eine Rote Karte in einem Champions-League-Finale? Ich
habe 1999 eine Situation erlebt, die ist nicht mehr zu toppen",
erinnerte der 36-Jährige an das CL-Finale der Bayern gegen
Manchster United, als die Engländer in der Schlussminute und der
Nachspielzeit einen 0:1-Rückstand noch in einen 2:1-Triumph drehten und Kahn anschließend ebenso wie seine Kollegen innerhalb von Sekunden vom Himmel in die Hölle stürzten.



[bild2]Ballack: "Sonntag ist alles vergessen!"


Dass diese Episode wirklich trösten kann, glaubt Oliver
Bierhoff allerdings nicht. "Ich habe ihm eine SMS geschrieben, in
der ich versucht habe, ihn aufzubauen. Aber ich weiß aus eigener
Erfahrung, dass man in so einem Momemt lieber alleine sein will."



Der Manager der Nationalelf, als Sat.1-Experte am Mittwochabend in Paris vor Ort, aber ohne persönlichen Kontakt zu Lehmann, ist
dennoch optimistisch: "Man darf die Sache nicht dramatisieren und
muss Lehmann auch nicht bemitleiden. Er ist so gefestigt, da wird
es keine großen Auswirkungen auf die Nationalelf geben." Genau so sieht es auch Ballack: "Das ist schade für Jens. Wenn er aber am Sonntag zu uns kommt, ist alles vergessen."