Oliver Bierhoff: "Wir haben den Testlauf bestanden"

Im Vorfeld des Spiels um den dritten Platz beim FIFA Confederations Cup am Mittwoch in Leipzig gegen Mexiko (17.45 Uhr/live in der ARD und bei Premiere) stellte sich Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff zum aktuellen Interview.

Frage: Oliver Bierhoff, der Confederations Cup ist auch für Sie und die DFB-Organisation die WM-Generalprobe. Wie fällt ihr Fazit vor dem Spiel um Platz drei aus?

Bierhoff: Wir haben den Testlauf bestanden. Es hat alles gut geklappt. Wir haben ein besseres Gefühl für so ein Turnier entwickelt. Für die WM überlegen wir, ob wir nicht direkt nach den Spielen in der Nacht noch nach Berlin zurückfliegen. Diese Variante ist sehr wahrscheinlich.

Frage: Was halten Sie von der Anregung, mehr als nur das eine öffentliche Training nach der Vorrunde durchzuführen.

Bierhoff: Das haben wir registriert und werden die Erkenntnisse in Zukunft verwerten. Bei der WM werden wir ein öffentliches Training wohl gleich am Anfang veranstalten und dann viel größer aufziehen. Das kann dann eigentlich ein Familientag werden.

Frage: Gibt es in Richtung WM weitere Planspiele?

Bierhoff: Ich habe noch einige Sachen im Kopf. Zum Beispiel, dass wir für die Spieler den ein oder anderen Vortrag organisieren. Es gibt etwa Überlegungen, einen Michael Schumacher oder einen Dirk Nowitzki einzuladen. Die könnten erzählen, wie es in ihrem Sport zugeht, sie könnten Erfahrungen weitergeben. Oder man lässt Wirtschaftsbosse vorsprechen.

Frage: Wie gehen die Spieler mit der Kritik aus der Öffentlichkeit um?

Bierhoff: Ich habe die Spieler aufgefordert, eine gewisse Offenheit und ein gewisses Vertrauen gegenüber Sponsoren und Medien zu zeigen. Im Fußball geht es noch sehr verspannt zu. Ich möchte mündige Spieler, die Persönlichkeiten sind und auch mal anecken. Ich habe bei vielen noch den Eindruck, dass sie Angst davor haben, etwas Falsches zu sagen.

Frage: Wollen sie ihren Weg gegebenenfalls überdenken?

Bierhoff: Nein. Wir sind überzeugt von unserem Weg. Der ist gut, und davon lassen wir uns auch nicht abbringen. Wir sehen, dass eine Entwicklung stattfindet. Letztendlich wissen wir aber, dass es bei der WM auf das Ergebnis ankommt.

Frage: Wie sehen sie das Bild der Nationalmannschaft?

Bierhoff: Die Mannschaft hat auf und außerhalb des Platzes eine Identität bekommen. Spieler wie Schweinsteiger oder Podolski vermitteln Spaß am Fußball. Es sind absolut positive Typen, die klasse mit ihrer Rolle umgehen. Sie verkörpern auch das Bild dieser Nationalmannschaft. Und dieses Bild ist nach außen hin sehr gut. Dafür sorgt auch ein Michael Ballack als Kapitän.

Frage: Die jungen Spieler bei der Nationalmannschaft wirken schon erstaunlich gefestigt und nicht abgehoben. Täuscht dieser Eindruck?

Bierhoff: Das gängige Klischee über die jungen Spieler passt bei uns überhaupt nicht. Die wissen genau, was sie wollen. Die Spieler haben zum Teil eine gewisse Bauernschläue, sie haben verstanden, wie das Spiel funktioniert.

Frage: Ihr Vertrag läuft bis zur WM 2006. Machen sie ihre Zukunft nach der WM von der Person Jürgen Klinsmann abhängig?

Bierhoff: Der Job des Managers hängt nicht mit Jürgen Klinsmann zusammen. Man hat schnell gesehen, dass der Posten Sinn macht und in Zukunft besetzt sein sollte. Generell muss aber die Chemie zwischen Trainer und Manager stimmen. Wenn es nicht so ist, wird es sehr schwer.

Frage: Das heißt, dass Sie ohne Jürgen Klinsmann nicht mehr Manager sein werden?

Bierhoff: Das heißt es nicht. Aber wie gesagt, es muss die Nähe und das absolute Vertrauen zum Trainer da sein. Grundsätzlich ist bei dieser Diskussion ganz wichtig: Alle Dinge, die wir initiiert haben, sind auf 2006 ausgerichtet. Der DFB hat nur Kosten bis zur WM 2006, ob es Manager, Trainer, Chefscout oder die Fitnesstrainer betrifft. Wenn der DFB sagt, die sind alle schlecht, die wollen wir nach der WM nicht mehr, dann kommt keine Abfindung auf den DFB zu.

Frage: Aber der DFB benötigt doch auch eine gewisse Planungssicherheit.

Bierhoff: Der DFB muss sich nicht fragen: Ist Jürgen Klinsmann oder Oliver Bierhoff der Richtige? Wichtig ist vielmehr: Glaubt die DFB-Führung an das, was wir machen? Ist das für uns eine Philosophie, die wir weiterführen wollen. Der DFB muss sich Gedanken machen, wie es strukturmäßig über 2006 hinausgehen soll.

Frage: Haben Sie das Gefühl, dass der DFB ihre Philosophie mitträgt?

Bierhoff: Ich habe schon das Gefühl. Es gab viele Veränderungen, aber alles, was wir vorgelegt haben, war auch sinnvoll. Das hat der DFB bestätigt.

[db]


[bild1]
Im Vorfeld des Spiels um den dritten Platz beim FIFA Confederations Cup am Mittwoch in Leipzig gegen Mexiko (17.45 Uhr/live in der ARD und bei Premiere) stellte sich Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff zum aktuellen Interview.



Frage: Oliver Bierhoff, der Confederations Cup ist auch für Sie und die DFB-Organisation die WM-Generalprobe. Wie fällt ihr Fazit vor dem Spiel um Platz drei aus?



Bierhoff: Wir haben den Testlauf bestanden. Es hat
alles gut geklappt. Wir haben ein besseres Gefühl für so ein
Turnier entwickelt. Für die WM überlegen wir, ob wir nicht direkt
nach den Spielen in der Nacht noch nach Berlin zurückfliegen. Diese Variante ist sehr wahrscheinlich.



Frage: Was halten Sie von der Anregung, mehr als nur das eine öffentliche Training nach der Vorrunde durchzuführen.


Bierhoff: Das haben wir registriert und werden die
Erkenntnisse in Zukunft verwerten. Bei der WM werden wir ein
öffentliches Training wohl gleich am Anfang veranstalten und dann
viel größer aufziehen. Das kann dann eigentlich ein Familientag
werden.



Frage: Gibt es in Richtung WM weitere Planspiele?


Bierhoff: Ich habe noch einige Sachen im Kopf. Zum Beispiel, dass wir für die Spieler den ein oder anderen Vortrag organisieren. Es gibt etwa Überlegungen, einen Michael Schumacher oder einen Dirk Nowitzki einzuladen. Die könnten erzählen, wie es in ihrem Sport zugeht, sie könnten Erfahrungen weitergeben. Oder man lässt Wirtschaftsbosse vorsprechen.



Frage: Wie gehen die Spieler mit der Kritik aus der Öffentlichkeit um?


Bierhoff: Ich habe die Spieler aufgefordert, eine gewisse
Offenheit und ein gewisses Vertrauen gegenüber Sponsoren und Medien zu zeigen. Im Fußball geht es noch sehr verspannt zu. Ich möchte mündige Spieler, die Persönlichkeiten sind und auch mal anecken. Ich habe bei vielen noch den Eindruck, dass sie Angst davor haben, etwas Falsches zu sagen.



Frage: Wollen sie ihren Weg gegebenenfalls überdenken?


Bierhoff: Nein. Wir sind überzeugt von unserem Weg. Der ist gut, und davon lassen wir uns auch nicht abbringen. Wir sehen, dass eine Entwicklung stattfindet. Letztendlich wissen wir aber, dass es bei der WM auf das Ergebnis ankommt.



Frage: Wie sehen sie das Bild der Nationalmannschaft?


Bierhoff: Die Mannschaft hat auf und außerhalb des Platzes
eine Identität bekommen. Spieler wie Schweinsteiger oder Podolski
vermitteln Spaß am Fußball. Es sind absolut positive Typen, die klasse mit ihrer Rolle umgehen. Sie verkörpern auch das Bild dieser Nationalmannschaft. Und dieses Bild ist nach außen hin sehr gut. Dafür sorgt auch ein Michael Ballack als Kapitän.



Frage: Die jungen Spieler bei der Nationalmannschaft wirken schon erstaunlich gefestigt und nicht abgehoben. Täuscht dieser Eindruck?


Bierhoff: Das gängige Klischee über die jungen Spieler passt bei uns überhaupt nicht. Die wissen genau, was sie wollen. Die Spieler haben zum Teil eine gewisse Bauernschläue, sie haben
verstanden, wie das Spiel funktioniert.



Frage: Ihr Vertrag läuft bis zur WM 2006. Machen sie ihre
Zukunft nach der WM von der Person Jürgen Klinsmann abhängig?


Bierhoff: Der Job des Managers hängt nicht mit Jürgen
Klinsmann zusammen. Man hat schnell gesehen, dass der Posten Sinn
macht und in Zukunft besetzt sein sollte. Generell muss aber die
Chemie zwischen Trainer und Manager stimmen. Wenn es nicht so ist, wird es sehr schwer.



Frage: Das heißt, dass Sie ohne Jürgen Klinsmann nicht mehr Manager sein werden?


Bierhoff: Das heißt es nicht. Aber wie gesagt, es muss die
Nähe und das absolute Vertrauen zum Trainer da sein. Grundsätzlich ist bei dieser Diskussion ganz wichtig: Alle Dinge, die wir initiiert haben, sind auf 2006 ausgerichtet. Der DFB hat nur Kosten bis zur WM 2006, ob es Manager, Trainer, Chefscout oder die Fitnesstrainer betrifft. Wenn der DFB sagt, die sind alle schlecht, die wollen wir nach der WM nicht mehr, dann kommt keine Abfindung auf den DFB zu.



Frage: Aber der DFB benötigt doch auch eine gewisse
Planungssicherheit.


Bierhoff: Der DFB muss sich nicht fragen: Ist Jürgen
Klinsmann oder Oliver Bierhoff der Richtige? Wichtig ist vielmehr: Glaubt die DFB-Führung an das, was wir machen? Ist das für uns eine Philosophie, die wir weiterführen wollen. Der DFB muss sich Gedanken machen, wie es strukturmäßig über 2006 hinausgehen soll.



Frage: Haben Sie das Gefühl, dass der DFB ihre Philosophie
mitträgt?


Bierhoff: Ich habe schon das Gefühl. Es gab viele
Veränderungen, aber alles, was wir vorgelegt haben, war auch sinnvoll. Das hat der DFB bestätigt.