Oliver Bierhoff: "Horst Hrubesch gibt die Richtung vor"

Seit Sonntagnachmittag ist Oliver Bierhoff bei der deutschen U 21-Nationalmannschaft im Hotel "Nääs Fabriker" in Lerum bei Göteborg. Der Nationalmannschaftsmanager war gemeinsam mit Bundestrainer Joachim Löw und Assistenztrainer Hansi Flick Augenzeuge beim 0:0 der U 21 gegen Spanien im Auftaktspiel der Europameisterschaft in Schweden.

Beim zweiten Spiel der Auswahl von Trainer Horst Hrubesch in Halmstad gegen Finnland am Donnerstag (ab 18.15 Uhr, live im ZDF) werden Löw, Bierhoff und Bundestorwarttrainer Andreas Köpke ebenfalls live dabei sein.

Im aktuellen DFB.de-Interview mit DFB-Redakteur Maximilian Geis spricht Oliver Bierhoff über die Perspektiven des Teams von Trainer Horst Hrubesch bei der EM, über den gestiegenen Stellenwert der U 21-Nationalmannschaft und seine eigene Karriere in der erfahrensten Junioren-Auswahl des DFB.

Frage: Oliver Bierhoff, wie beurteilen Sie den Start der U 21-Europameisterschaft?

Oliver Bierhoff: Wir freuen uns über den Auftakt. Das Medieninteresse und die öffentliche Aufmerksamkeit sind enorm groß, wie die Einschaltquote von über fünf Millionen Zuschauern im ZDF zeigt. Zudem hatten wir ein gut gefülltes Stadion mit toller Fußball-Atmosphäre. Ich hoffe, dass das Team dieses Interesse weiterhin mit Leistung und hoffentlich auch mit Toren zurückzahlt.

Frage: Können Sie kurz die organisatorischen Rahmenbedingungen des Teams auf die EM beschreiben?

Bierhoff: Wir sind dieses Event sehr ernsthaft angegangen. Unter anderem haben wir 20 Tonnen Gepäck mit einem Sattelschlepper nach Schweden transportiert. Wir wollen hier die erprobten Formate der A-Nationalmannschaft fortführen. Daher haben wir ein Teamquartier ausgesucht, das dem Trainerteam alle Möglichkeiten bietet, professionell mit der Mannschaft zu arbeiten. So stehen extra Bereiche für Videoanalyse und Fitnesstraining zur Verfügung, in denen konzentriert gearbeitet werden kann. Ein Bonus ist noch, dass das „Nääs Fabriker“ in einer sehr schönen Gegend liegt. Die Mannschaft - das kann ich aus eigener Anschauung beurteilen - fühlt sich hier sehr wohl.

Frage: Inwiefern haben die organisatorischen Vorbereitungen die Leistung des Teams beeinflusst?



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Seit Sonntagnachmittag ist Oliver Bierhoff bei der deutschen U 21-Nationalmannschaft im Hotel "Nääs Fabriker" in Lerum bei Göteborg. Der Nationalmannschaftsmanager war gemeinsam mit Bundestrainer Joachim Löw und Assistenztrainer Hansi Flick Augenzeuge beim 0:0 der U 21 gegen Spanien im Auftaktspiel der Europameisterschaft in Schweden.

Beim zweiten Spiel der Auswahl von Trainer Horst Hrubesch in Halmstad gegen Finnland am Donnerstag (ab 18.15 Uhr, live im ZDF) werden Löw, Bierhoff und Bundestorwarttrainer Andreas Köpke ebenfalls live dabei sein.

Im aktuellen DFB.de-Interview mit DFB-Redakteur Maximilian Geis spricht Oliver Bierhoff über die Perspektiven des Teams von Trainer Horst Hrubesch bei der EM, über den gestiegenen Stellenwert der U 21-Nationalmannschaft und seine eigene Karriere in der erfahrensten Junioren-Auswahl des DFB.

Frage: Oliver Bierhoff, wie beurteilen Sie den Start der U 21-Europameisterschaft?

Oliver Bierhoff: Wir freuen uns über den Auftakt. Das Medieninteresse und die öffentliche Aufmerksamkeit sind enorm groß, wie die Einschaltquote von über fünf Millionen Zuschauern im ZDF zeigt. Zudem hatten wir ein gut gefülltes Stadion mit toller Fußball-Atmosphäre. Ich hoffe, dass das Team dieses Interesse weiterhin mit Leistung und hoffentlich auch mit Toren zurückzahlt.

Frage: Können Sie kurz die organisatorischen Rahmenbedingungen des Teams auf die EM beschreiben?

Bierhoff: Wir sind dieses Event sehr ernsthaft angegangen. Unter anderem haben wir 20 Tonnen Gepäck mit einem Sattelschlepper nach Schweden transportiert. Wir wollen hier die erprobten Formate der A-Nationalmannschaft fortführen. Daher haben wir ein Teamquartier ausgesucht, das dem Trainerteam alle Möglichkeiten bietet, professionell mit der Mannschaft zu arbeiten. So stehen extra Bereiche für Videoanalyse und Fitnesstraining zur Verfügung, in denen konzentriert gearbeitet werden kann. Ein Bonus ist noch, dass das „Nääs Fabriker“ in einer sehr schönen Gegend liegt. Die Mannschaft - das kann ich aus eigener Anschauung beurteilen - fühlt sich hier sehr wohl.

Frage: Inwiefern haben die organisatorischen Vorbereitungen die Leistung des Teams beeinflusst?

Bierhoff: Wichtig ist natürlich, was auf dem Platz passiert. Ich denke, die Mannschaft hat gut gearbeitet und ist von Horst Hrubesch hervorragend auf den Gegner eingestellt worden. Er zeigt das bekannte Engagement, eine große Leidenschaft und verkörpert absolute Zuversicht. Er bringt einen positiven Geist in die Truppe. Auch wenn man mit dem Spiel zufrieden sein kann, haben wir in den Gesichtern der Spieler lesen können, dass der Sieg verschenkt worden ist. Es wäre beruhigend gewesen, mit einem Sieg gegen Finnland schon den Halbfinaleinzug klar machen zu können.

Frage: Wie sehen Sie die Perspektive des Teams für die nächsten Aufgaben?

Bierhoff: Das Ergebnis gegen Spanien ist positiv, weil nun die Konzentration hochgehalten werden muss. Man hat in der zweiten Halbzeit gegen Spanien gesehen, dass sich das Team gefunden und mit viel Selbstbewusstsein Torchancen herausgespielt hat. Darauf aufbauend, muss man nun hochkonzentriert in die nächsten Gruppenspiele gehen. Der Trainerstab arbeitet absolut fokussiert, und wir sind überzeugt davon, dass wir ein gutes Turnier spielen werden.

Frage: Sie haben das erhöhte Interesse von Medien und Öffentlichkeit an der U 21-EM bereits angesprochen. Welche Bedeutung hat die U 21 in der Öffentlichkeit?

Bierhoff: Der Stellenwert des Teams ist gestiegen. Das zeigt sich im öffentlichen Interesse und daran, dass Joachim Löw, Hansi Flick und Andreas Köpke gemeinsam mit mir hier vor Ort sind. Die U 21 ist das Sprungbrett in die Nationalmannschaft. Wenn man sieht, wer in den vergangenen Jahren bei diesem Turnier aufgefallen ist und später eine große Karriere hingelegt hat, ist das beeindruckend. Die Spieler hier bemerken auch, dass sie positive Kritiken von Beobachtern aus dem internationalen Fußball erhalten. Die EM ist eine tolle Bühne, auf der man sich mit den besten Fußballern seines Alters messen kann. Das ist eine gute Herausforderung. Die Mannschaft ist gespickt mit Stammspielern aus der Bundesliga, und mehr als fünf Millionen Fernsehzuschauer sind ein eindrucksvolles Signal. Daher sind wir dem ZDF dankbar, dass die EM übertragen wird. Auch das spricht für den gestiegenen Stellenwert.

Frage: Sie sprechen die Scouts an. Können sich Spieler in diesem Turnier überhaupt noch empfehlen, oder sind den Vereinen ihre Stärken und Schwächen ohnehin bekannt?

Bierhoff: Selbstverständlich gehört es für jeden Klub zur Pflicht, ein solches Turnier zu verfolgen. Auch der aktuelle Fußball-Lehrer-Lehrgang ist vor Ort und analysiert die EM. Die Vereine kennen die Talente zwar. Aber in einem Auftaktspiel, beispielsweise gegen Spanien stehen die Jungs unter enormem Druck, mit dem sie umgehen müssen. Spieler aus der zweiten Reihe, die vielleicht sogar noch in der zweiten Liga aktiv sind, können sich hier beweisen. Diese Beobachtungen nutzen den Vereinen ja auch langfristig. Beispielsweise wenn ein Spieler erst in vier Jahren für den Klub attraktiv wird und man die Beobachtungen aus dieser EM einfließen lassen kann.

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Frage: Inwieweit bringen Sie und die sportliche Leitung der Nationalmannschaft sich bei der U 21 ein?

Bierhoff: Wir halten keine Ansprachen ans Team oder nehmen Spieler für einen Plausch zur Seite, denn wir möchten Horst Hrubesch in Ruhe arbeiten lassen. Aber wir sammeln Eindrücke und Daten, mit denen wir die Mannschaft unterstützen können. Die Präsenz des Bundestrainers, der ja für die Jungs der wichtigste Mann im Hinblick auf die Nationalmannschaft ist, vermittelt besondere Motivation. Horst Hrubesch ist ein erfahrener Trainer und gibt die Richtung vor. Wir stehen ihm bei Bedarf mit Rat und Tat zur Seite.

Frage: Wie durchgängig ist die Verzahnung zwischen U 21-Nationalmannschaft und dem A-Team?

Bierhoff: Früher haben einige spätere Weltklassespieler wie Lothar Matthäus oder Jürgen Kohler über dieses Team den Sprung in die Nationalmannschaft geschafft. 2004 gab es einen Umbruch, weil wir junge Spieler wie Philipp Lahm, Per Mertesacker oder Bastian Schweinsteiger frühzeitig ins A-Team holen wollten. Aus dem Aufgebot für die Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz hatten 21 von 23 Spielern U 21-Länderspiele absolviert. Unser Ziel ist es, einen roten Faden erkennen zu lassen. Das wird der neue U 21-Trainer Rainer Adrion fortführen, und wir werden im Team zusammenarbeiten. Das wird sich auf die Entwicklung der einzelnen Spieler positiv niederschlagen. Dieses Zusammenrücken macht deutlich, dass die Spieler immer unter Beobachtung stehen - egal ob in der U 21 oder bei der Nationalmannschaft.

Frage: Neun Spieler aus der Startformation im Auftaktspiel haben einen Migrationshintergrund. Das müsste Ihnen als Schirmherr des DFB-Integrationspreises gefallen, oder?

Bierhoff: Ja, diese Zahl ist mir auch aufgefallen. Solche Signale zeigen die integrative Kraft des Fußballs. Das ist eine Botschaft für Kinder und Jugendliche aller Altersstufen, dass Integration einiges ermöglicht. Unsere Nationalmannschaften sollen für diese Spieler ein Zuhause sein. Weiterhin zeigt es die Toleranz des Fußballs. Das ist schön für den DFB. Bei uns wird dieses Thema groß geschrieben.

Frage: Sie selbst waren U 21-Nationalspieler. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Zeit?

Bierhoff: Das war für meine Entwicklung eine tolle Erfahrung. Berti Vogts war damals U 21-Trainer. Es hat mir sicher später in der Nationalmannschaft geholfen, dass er meine Qualitäten gekannt hat. Damals konnten die U 21 und die Nationalmannschaft noch zusammen reisen. Man hatte ständig seine Vorbilder vor Augen, und ich habe beispielsweise mit Marco Bode zusammen gespielt, den ich später in der Nationalmannschaft wieder getroffen. Es waren noch nicht so viele Talente in der Bundesliga aktiv. Auch ich habe damals im Klub noch keine tragende Rolle gespielt. Daher war die U 21 eine tolle Gelegenheit, sein Können unter Beweis zu stellen. Berti Vogts hat mir immer gesagt: 'Bei uns kannst Du Dich reinhängen, am Wochenende hast Du wieder genug Zeit zum Ausruhen' (lacht).