Oliver Bierhoff: "Den Fokus auf das große Ziel"

DFB.de: Was nehmen Sie von damals mit?

Bierhoff: Heute wählen wir Regionen aus, die viel Sonnenschein garantieren. Die Wärme und das Licht helfen gegen den Lagerkoller. Wir haben unseren eigenen Stil entwickelt, wie der Rahmen rund ums Team gesetzt werden muss. Aber die gute Organisation und den Fokus auf das große Ziel gab es auch 1996.

DFB.de: Können die Bedingungen rund ums Team zum Erfolg beitragen?

Bierhoff: Trotz der Lockerheit, die wichtig ist, sollte alles zu einer fokussierten Stimmung beitragen. Alle Abläufe müssen dem Erfolg dienen. Wir wollen eine familiäre Atmosphäre schaffen und gleichzeitig alles so gestalten, dass sich die Spieler hoch konzentriert vorbereiten können. Das fällt mit unserer aktuellen Mannschaft leicht. Die Atmosphäre ist professionell und dabei entspannt. Wir schaffen unaufdringliche Treffpunkte im Hotel, etwa durch die „Players Lounge“. Lagerbildung gibt es heute nicht mehr.

DFB.de: Ein Sieg in Rotterdam, ein 1:1 in Belfast und eine Niederlage gegen die Franzosen – so endeten die Testspiele 1996. Wie wichtig sind Erfolgserlebnisse kurz vorm Turnier?

Bierhoff: Es gab doch schon alles: erfolgreiche Testphasen und weniger erfolgreiche, wenn ich nur an das 1:4 von Florenz vor der WM 2006 denke. Also kann man sagen, die Ergebnisse haben keine Bedeutung. Vor der EURO 1996 verloren wir gegen Frankreich. War das ein Dämpfer, hat das am Selbstvertrauen gekratzt? Oder noch mal bewusst gemacht, wie schwer die Aufgabe sein wird? Tests sind eine Sache, die Anspannung und Aufgabe beim Turnier eine ganz andere.

DFB.de: Wie haben Sie den Abend des 30. Juni 1996 verbracht?

Bierhoff: Die Stimmung in der Kabine war grandios, dort wurde ausgelassen gefeiert. Es gab dann ein Buffet im Hotel mit vielen Gästen. Da waren wir Spieler alle schon sehr müde. Erst später habe ich realisiert, was wir erreicht hatten.



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Die Gruppe ist ausgelost, Kiew liegt hinter Oliver Bierhoff, die Trainingslager auf Sardinien und in der Provence sind vorbereitet. Der Manager der Nationalmannschaft weiß, dass der Countdown für die EURO 2012 steht.

Er weiß aber auch: Titel sind nie restlos planbar. Der Golden-Goal-Schütze von 1996 spricht mit DFB.de-Redakteur Thomas Hackbarth über Lockerheit und Professionalität.

DFB.de: Oliver Bierhoff, was war Ihr erster Gedanke, als Sie sahen, dass der Ball reingeht, damals gegen Tschechien?

Oliver Bierhoff: In mir war pure Freude. Gleichzeitig war mir sofort bewusst, dass das EM-Finale entschieden und somit sofort beendet war. Sonst hätte ich nicht mein Trikot ausgezogen. Für eine Sekunde oder so hatte ich noch die Sorge, dass der Schiedsrichter Abseits pfeift. Aber dann lagen schon alle auf mir.

DFB.de: Wie wichtig war der Treffer für Ihre Karriere?

Bierhoff: Das 2:1 damals im Wembley-Stadion war mein internationaler Durchbruch, der Treffer hat mir ungeheuren Schub gegeben. Jede Karriere wird an zwei oder drei Ereignissen festgemacht. Uwe Seeler wird immer wieder auf sein Kopfballtor von Mexiko angesprochen. Diese Bilder bleiben über Generationen im kollektiven Fußball-Gedächtnis haften. Dazuzugehören ist doch eine bemerkenswerte Sache, und das ehrt mich.

DFB.de: 1996 bereitete sich das Team in Nordirland vor. Wie regenerprobt waren Sie zum EM-Start?

Bierhoff: Berti Vogts suchte eben nicht so die ganz heißen Gefilde für die Vorbereitung. Ich weiß noch, dass es beim ersten Training in Belfast wie aus Kübeln goss und der Zeugwart die Regenjacken vergessen hatte.

DFB.de: Was nehmen Sie von damals mit?

Bierhoff: Heute wählen wir Regionen aus, die viel Sonnenschein garantieren. Die Wärme und das Licht helfen gegen den Lagerkoller. Wir haben unseren eigenen Stil entwickelt, wie der Rahmen rund ums Team gesetzt werden muss. Aber die gute Organisation und den Fokus auf das große Ziel gab es auch 1996.

DFB.de: Können die Bedingungen rund ums Team zum Erfolg beitragen?

Bierhoff: Trotz der Lockerheit, die wichtig ist, sollte alles zu einer fokussierten Stimmung beitragen. Alle Abläufe müssen dem Erfolg dienen. Wir wollen eine familiäre Atmosphäre schaffen und gleichzeitig alles so gestalten, dass sich die Spieler hoch konzentriert vorbereiten können. Das fällt mit unserer aktuellen Mannschaft leicht. Die Atmosphäre ist professionell und dabei entspannt. Wir schaffen unaufdringliche Treffpunkte im Hotel, etwa durch die „Players Lounge“. Lagerbildung gibt es heute nicht mehr.

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DFB.de: Ein Sieg in Rotterdam, ein 1:1 in Belfast und eine Niederlage gegen die Franzosen – so endeten die Testspiele 1996. Wie wichtig sind Erfolgserlebnisse kurz vorm Turnier?

Bierhoff: Es gab doch schon alles: erfolgreiche Testphasen und weniger erfolgreiche, wenn ich nur an das 1:4 von Florenz vor der WM 2006 denke. Also kann man sagen, die Ergebnisse haben keine Bedeutung. Vor der EURO 1996 verloren wir gegen Frankreich. War das ein Dämpfer, hat das am Selbstvertrauen gekratzt? Oder noch mal bewusst gemacht, wie schwer die Aufgabe sein wird? Tests sind eine Sache, die Anspannung und Aufgabe beim Turnier eine ganz andere.

DFB.de: Wie haben Sie den Abend des 30. Juni 1996 verbracht?

Bierhoff: Die Stimmung in der Kabine war grandios, dort wurde ausgelassen gefeiert. Es gab dann ein Buffet im Hotel mit vielen Gästen. Da waren wir Spieler alle schon sehr müde. Erst später habe ich realisiert, was wir erreicht hatten.

DFB.de: Und was machen Sie am Abend des 1. Juli 2012?

Bierhoff:Die Erwartungen sind hochgesteckt. Jeder träumt vom Titel, dabei wird es ein ganz, ganz schwerer Weg. Jedenfalls hoffe ich, den Abend des 1. Juli 2012 in Kiew verbringen zu können. Und das als Gewinner.