Offensiver Otto Rehhagel Stargast bei "DFB live" in Frankfurt

Im WM-Viertelfinale könnte es dann zu einem direkten Aufeinandertreffen von Deutschland und Griechenland kommen. Der deutsche Fußball würde sich über ein Wiedersehen mit Otto Rehhagel sehr freuen.

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Im Saal saß die Basis, auf der Bühne stand eine Legende. Das Kind der Bundesliga, der König von Griechenland. Zum 3. Kongress der Kreisvorsitzenden aus dem Süden hatte der Deutsche Fußball-Bund Otto Rehhagel nach Frankfurt eingeladen. Und der legte vor den 350 versammelten Fußballfunktionären los wie die Feuerwehr – von wegen "kontrollierte Offensive".

„Ich wurde als Trainer nie für schönen Fußball bezahlt, sondern für Siege. Ich selbst hätte ja die Geduld gehabt, auf Erfolge lange hinzuarbeiten. Aber mein Präsident war meistens kein geduldiger Mensch. Und wenn du vier oder fünf Tore in einem Heimspiel fängst, dann werfen die Leute mit Blumen. Aber lassen die Töpfe dran.“

Den Saal im Steigenberger Airport Hotel jedenfalls musste Otto Rehhagel nie für sich gewinnen. Mit „Otto, Otto“-Sprechchören empfingen ihn die Kreisvorsitzenden. Schließlich dürften viele der versammelten Fußballmacher seine lange Karriere lückenlos miterlebt haben.

Von Beginn an spielte Rehhagel in der 1963 gegründeten Bundesliga, für Hertha BSC und den 1. FC Kaiserslautern. Den Titel als Rekordtrainer der Bundesliga wird ihm so schnell niemand streitig machen. Bei 820-Bundesliga-Spielen saß „der Trainer“, wie ihn selbst seine Frau Beate nennt, auf der Bank. Auf der Bremer Trainerbank blieb er 14 Jahre lang sitzen und führte Werder zweimal zur Meisterschaft, zweimal zum Pokalsieg und 1992 zum Triumph im Europapokal der Pokalsieger. Den Olymp bestieg Otto Rehhagel dann im Jahr 2004, als er Griechenland zum Europameister machte. Von nun an hieß er Rehakles. Auf den Tag 50 Jahre nach dem „Wunder von Bern“ ließ Rehhagel ein ebenso großes Fußballmirakel wahr werden.

Klar, ist der Druck wieder einmal groß. Gerade in der schweren Wirtschaftskrise hoffen die griechischen Fans auf etwas Balsam. Zumindest fußballerisch soll Rendite erwirtschaftet werden. Doch Rehhagel war immer schon Realist: „Wir treten in Südafrika als Außenseiter an“. Schon ein Überstehen der Gruppenphase wäre ein großer Erfolg, schließlich heißen die Gegner Argentinien, Südkorea und Nigeria. „Wir werden uns jetzt zehn Tage in der Schweiz vorbereiten“, beschrieb Rehhagel den unmittelbaren Turniervorlauf. Den letzten Schliff will er seinem Team bei Freundschaftsspielen gegen Paraguay und Nordkorea geben.

Dr. Theo Zwanziger eröffnet Kongress

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Neben Rehhagel waren auch DFB-Sportdirektor Matthias Sammer und U 20-Nationaltrainerin Maren Meinert Talkgäste bei „DFB live“ am Freitagabend. Gegen 16 Uhr hatte DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger den Kongress der Kreisvorsitzenden eröffnet.

34 Tage vor dem WM-Beginn und rund 24 Stunden nach der Bekanntgabe des Aufgebots steigt auch in Deutschland die Anspannung. DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach nannte jedoch ein anderes, ein „nicht-sportliches“ WM-Ziel: „Der DFB wünscht dem Gastgeber, dass am Ende des Turniers das Fazit steht: ‚Südafrika kann’s’“. Niersbach bezifferte die operativen Kosten für die WM-Mission auf 20 Millionen Euro. Am 6. Juni, nach den noch ausstehenden Länderspielen gegen Malta am 13. Mai in Aachen, Ungarn am 29. Mai in Budapest und Bosnien-Herzegowina am 3. Juni in Frankfurt, bricht die deutsche Nationalmannschaft auf ins WM-Land Südafrika.

Im WM-Viertelfinale könnte es dann zu einem direkten Aufeinandertreffen von Deutschland und Griechenland kommen. Der deutsche Fußball würde sich über ein Wiedersehen mit Otto Rehhagel sehr freuen.