OFC-Coach Schmitt: "Müssen guten Tag erwischen"

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Der letzte Drittligist im laufenden DFB-Pokalwettbewerb träumt von der nächsten Überraschung. Kickers Offenbach fordert heute (ab 20.30 Uhr, live bei der ARD und auf Sky) den VfL Wolfsburg heraus. Rico Schmitt feiert gegen den Bundesligisten aus Niedersachsen sein Pokal-Debüt auf der Offenbacher Trainerbank. Der 44-Jährige ist seit knapp zwei Wochen im Amt. Sein Einstand in der 3. Liga verlief erfolgreich. Gegen den 1. FC Saarbrücken gelang dem OFC ein 2:0-Heimsieg.

Von 2005 bis 2012 war Schmitt bei Erzgebirge Aue tätig. In seiner fast dreijährigen Zeit als Cheftrainer hatte er den FC Erzgebirge zum Aufstieg in die 2. Bundesliga geführt. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband spricht Rico Schmitt über Fundamente, Fortuna und eine mögliche Überraschung.

DFB.de: Herr Schmitt, Sie bezeichnen sich als Chancendenker. Was heißt das?

Rico Schmitt: Das soll heißen, dass es immer wieder Chancen gibt. Auch wenn es nicht gut läuft, die nächste Chance kommt. Wenn man allerdings zu lange hadert, verpasst man sie vielleicht. Mein Blick geht immer nach vorne. Dabei muss man Dinge immer wieder justieren und Realismus walten lassen. Einfach nur weitermachen, das funktioniert nicht. Dann gerate ich ins Taumeln.

DFB.de: Wie sehr müssen Sie sich beim OFC als Aufbauarbeiter betätigen?

Schmitt: Von Aufbauarbeit zu sprechen, würde an der Realität vorbeigehen. Es handelt sich um Weiterentwicklungsarbeit. Meine Aufgabe ist es unter anderem, Dinge wieder sichtbar zu machen, die vorher schon gut gemacht wurden. In Offenbach wurde ordentliche Arbeit abgeliefert, auch von meinem Vorgänger. Es ist nicht so, dass wir erst beim Gießen des Fundaments sind. Das Haus ist bereits gebaut. Ich muss nun einige Türen in diesem Haus wieder öffnen oder zum Teil neu setzen. Die Mannschaft hat Qualität. Sie kann jeden Gegner in der 3. Liga schlagen, allerdings ist sie auch schlagbar. Unser Ziel ist, mehr Konstanz reinzukriegen.

DFB.de: Welche Rolle spielt dabei der Faktor Glück?

Schmitt: Den benötigt jede Mannschaft, ob Bayern München, der FC Barcelona, Eintracht Braunschweig als überzeugender Spitzenreiter der 2. Bundesliga oder wir in Offenbach. Allerdings sollte man versuchen, das Glück zu erzwingen, so wie es Julius Reinhardt gegen den 1. FC Saarbrücken getan hat, als er den Elfmeter zum 1:0 herausgeholt hat.

DFB.de: Wie viel Glück braucht Kickers Offenbach am Dienstagabend gegen den VfL Wolfsburg?

Schmitt: Das sind andere Sphären. Wolfsburg ist absoluter Topfavorit, das ist eine Mannschaft, die im Tabellenkeller der Bundesliga eigentlich nichts zu suchen hat. Wir müssen einen guten Tag erwischen und die Wolfsburger einen weniger guten, damit eine Überraschung möglich ist. Aber ich kenne meinen Kollegen Dieter Hecking, er wird seine Mannschaft gut einstellen. Wir haben schon einmal im DFB-Pokal die Klingen gekreuzt, ich als Trainer von Erzgebirge Aue, er beim 1. FC Nürnberg. Wir haben knapp verloren, Alexander Esswein hat uns aus dem Wettbewerb geschossen.

DFB.de: Der OFC erzielt im DFB-Pokal häufig gute Ergebnisse. Gibt es tatsächlich klassische Pokalmannschaften?

Schmitt: Es ist oft das Phänomen zu beobachten, dass Mannschaften, die im Pokal sehr erfolgreich sind, im Liga-Alltag größte Sorgen haben. Die Spieler investieren unheimlich viel in so ein Pokalmatch. Die Anspannung ist größer, die Emotionalität. Es ist extrem schwer, drei Tage später die gleiche Leistung wieder in einem Punktspiel abzurufen. Das ist weniger eine Frage der Einstellung als eine Frage des Potenzials.

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DFB.de: Passt Ihnen das DFB-Pokal-Viertelfinale da überhaupt in den Kram?

Schmitt: Für den Klub ist das wirtschaftlich eine Riesensache. Und die Spieler sind sowieso heiß auf diesen Abend. Sie wollen alles zeigen, was sie können. Als Trainer weiß ich aber auch, dass in der 3. Liga in den nächsten Wochen ganz wichtige Aufgaben auf uns warten. Dort wollen wir den 2:0-Sieg und die Leistung aus dem Saarbrücken-Spiel nachwirken lassen.

DFB.de: Sie waren als Spieler nicht Profi. Eher ein Vorteil oder eher ein Handicap für die Aufgabe als Trainer?

Schmitt: Sowohl als auch. Natürlich hätte ich gerne die Erfahrung als Profifußballer. Andererseits habe ich sehr viele andere Erfahrungen gesammelt, auch im Amateurbereich, die ich nicht missen möchte. Mir hat das gut getan. Die Wahrnehmung wird eine andere, wenn man Jungs, die den ganzen Tag arbeiten, an vier bis fünf Abenden pro Woche noch Training abverlangt.

DFB.de: Wann fiel für Sie die Entscheidung, Profitrainer zu werden?

Schmitt: Der Entschluss ist im Laufe der Zeit gewachsen. Im Jahr 2000 hatte ich in der Reha ein Gespräch mit einem ehemaligen Trainer aus meiner Jugendzeit. Ich war damals in meinem Verein sehr aktiv und als Trainer das Mädchen für alles. Er hat zu mir gesagt, dass ich einen richtigen Beruf lernen müsse. Ich wollte ihm daraufhin zeigen, dass ich mit Fußball meinen Lebensunterhalt verdienen werde.

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Der letzte Drittligist im laufenden DFB-Pokalwettbewerb träumt von der nächsten Überraschung. Kickers Offenbach fordert heute (ab 20.30 Uhr, live bei der ARD und auf Sky) den VfL Wolfsburg heraus. Rico Schmitt feiert gegen den Bundesligisten aus Niedersachsen sein Pokal-Debüt auf der Offenbacher Trainerbank. Der 44-Jährige ist seit knapp zwei Wochen im Amt. Sein Einstand in der 3. Liga verlief erfolgreich. Gegen den 1. FC Saarbrücken gelang dem OFC ein 2:0-Heimsieg.

Von 2005 bis 2012 war Schmitt bei Erzgebirge Aue tätig. In seiner fast dreijährigen Zeit als Cheftrainer hatte er den FC Erzgebirge zum Aufstieg in die 2. Bundesliga geführt. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband spricht Rico Schmitt über Fundamente, Fortuna und eine mögliche Überraschung.

DFB.de: Herr Schmitt, Sie bezeichnen sich als Chancendenker. Was heißt das?

Rico Schmitt: Das soll heißen, dass es immer wieder Chancen gibt. Auch wenn es nicht gut läuft, die nächste Chance kommt. Wenn man allerdings zu lange hadert, verpasst man sie vielleicht. Mein Blick geht immer nach vorne. Dabei muss man Dinge immer wieder justieren und Realismus walten lassen. Einfach nur weitermachen, das funktioniert nicht. Dann gerate ich ins Taumeln.

DFB.de: Wie sehr müssen Sie sich beim OFC als Aufbauarbeiter betätigen?

Schmitt: Von Aufbauarbeit zu sprechen, würde an der Realität vorbeigehen. Es handelt sich um Weiterentwicklungsarbeit. Meine Aufgabe ist es unter anderem, Dinge wieder sichtbar zu machen, die vorher schon gut gemacht wurden. In Offenbach wurde ordentliche Arbeit abgeliefert, auch von meinem Vorgänger. Es ist nicht so, dass wir erst beim Gießen des Fundaments sind. Das Haus ist bereits gebaut. Ich muss nun einige Türen in diesem Haus wieder öffnen oder zum Teil neu setzen. Die Mannschaft hat Qualität. Sie kann jeden Gegner in der 3. Liga schlagen, allerdings ist sie auch schlagbar. Unser Ziel ist, mehr Konstanz reinzukriegen.

DFB.de: Welche Rolle spielt dabei der Faktor Glück?

Schmitt: Den benötigt jede Mannschaft, ob Bayern München, der FC Barcelona, Eintracht Braunschweig als überzeugender Spitzenreiter der 2. Bundesliga oder wir in Offenbach. Allerdings sollte man versuchen, das Glück zu erzwingen, so wie es Julius Reinhardt gegen den 1. FC Saarbrücken getan hat, als er den Elfmeter zum 1:0 herausgeholt hat.

DFB.de: Wie viel Glück braucht Kickers Offenbach am Dienstagabend gegen den VfL Wolfsburg?

Schmitt: Das sind andere Sphären. Wolfsburg ist absoluter Topfavorit, das ist eine Mannschaft, die im Tabellenkeller der Bundesliga eigentlich nichts zu suchen hat. Wir müssen einen guten Tag erwischen und die Wolfsburger einen weniger guten, damit eine Überraschung möglich ist. Aber ich kenne meinen Kollegen Dieter Hecking, er wird seine Mannschaft gut einstellen. Wir haben schon einmal im DFB-Pokal die Klingen gekreuzt, ich als Trainer von Erzgebirge Aue, er beim 1. FC Nürnberg. Wir haben knapp verloren, Alexander Esswein hat uns aus dem Wettbewerb geschossen.

DFB.de: Der OFC erzielt im DFB-Pokal häufig gute Ergebnisse. Gibt es tatsächlich klassische Pokalmannschaften?

Schmitt: Es ist oft das Phänomen zu beobachten, dass Mannschaften, die im Pokal sehr erfolgreich sind, im Liga-Alltag größte Sorgen haben. Die Spieler investieren unheimlich viel in so ein Pokalmatch. Die Anspannung ist größer, die Emotionalität. Es ist extrem schwer, drei Tage später die gleiche Leistung wieder in einem Punktspiel abzurufen. Das ist weniger eine Frage der Einstellung als eine Frage des Potenzials.

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DFB.de: Passt Ihnen das DFB-Pokal-Viertelfinale da überhaupt in den Kram?

Schmitt: Für den Klub ist das wirtschaftlich eine Riesensache. Und die Spieler sind sowieso heiß auf diesen Abend. Sie wollen alles zeigen, was sie können. Als Trainer weiß ich aber auch, dass in der 3. Liga in den nächsten Wochen ganz wichtige Aufgaben auf uns warten. Dort wollen wir den 2:0-Sieg und die Leistung aus dem Saarbrücken-Spiel nachwirken lassen.

DFB.de: Sie waren als Spieler nicht Profi. Eher ein Vorteil oder eher ein Handicap für die Aufgabe als Trainer?

Schmitt: Sowohl als auch. Natürlich hätte ich gerne die Erfahrung als Profifußballer. Andererseits habe ich sehr viele andere Erfahrungen gesammelt, auch im Amateurbereich, die ich nicht missen möchte. Mir hat das gut getan. Die Wahrnehmung wird eine andere, wenn man Jungs, die den ganzen Tag arbeiten, an vier bis fünf Abenden pro Woche noch Training abverlangt.

DFB.de: Wann fiel für Sie die Entscheidung, Profitrainer zu werden?

Schmitt: Der Entschluss ist im Laufe der Zeit gewachsen. Im Jahr 2000 hatte ich in der Reha ein Gespräch mit einem ehemaligen Trainer aus meiner Jugendzeit. Ich war damals in meinem Verein sehr aktiv und als Trainer das Mädchen für alles. Er hat zu mir gesagt, dass ich einen richtigen Beruf lernen müsse. Ich wollte ihm daraufhin zeigen, dass ich mit Fußball meinen Lebensunterhalt verdienen werde.