Özil zur EM: "Es liegt nur an uns"

DFB.de: Wie erleben Sie die Mannschaft bisher? Es war immer eine Stärke des Teams, in der Vorbereitung zu einer Einheit zu werden und große Sprünge zu machen. Ist das diesmal auch schon zu spüren?

Özil: Ja, auf jeden Fall. Wir haben eine richtig gute Mischung. Wir haben junge Spieler dabei, die uns gut tun, wir haben aber auch viele erfahrene Spieler. Das ergänzt sich sehr gut. Im Training ist zu sehen, dass jeder wirklich mit Volldampf dabei ist. Auch neben dem Platz ist zu spüren, dass wir immer mehr zusammenwachsen.

DFB.de: Für Sie steht kurz vor der EM noch ein doppeltes Heimspiel an. Im letzten Test spielt die Mannschaft am Samstag gegen Ungarn - in Gelsenkirchen. Wie speziell sind Spiele dort noch für Sie?

Özil: Definitiv ist das für mich etwas Besonderes. Mit Gelsenkirchen verbinde ich großartige Erinnerungen, Gelsenkirchen ist meine Heimat. Ich bin dort aufgewachsen, meine Familie lebt dort, viele meiner Freunde. In diesem Stadion habe ich meine ersten Schritte als Profi gesetzt. Ich war immer Schalke-Fan, werde das auch immer bleiben. Ich freue mich auf das Stadion, auf die Fans, dorthin zurückzukommen, ist immer sehr schön.

DFB.de: Das Spiel ist das Familien-Länderspiel des DFB, Karten für Kinder und Jugendliche kosten nur fünf Euro, das Spiel wird schon um 18 Uhr angepfiffen.

Özil: Das ist eine richtig gute Sache. Bisher haben wir meistens relativ spät gespielt, und es ist toll, dass nun viele Kinder die Möglichkeit haben, ins Stadion zu kommen und ihre Vorbilder live zu sehen.

DFB.de: Danach wird die Zeit dann endgültig träge, die EM rückt langsam näher. Welche Teams sind aus Ihrer Sicht die größten Konkurrenten des Weltmeisters? Was halten Sie zum Beispiel von den Engländern? Viele Spieler kennen Sie ja aus der Premier League sehr gut.

Özil: Die Engländer sehe ich weit vorne. Auch sie haben eine gute Mischung, sie haben erfahrene und junge Spieler. Sie haben außerdem eine wichtige Qualität: Sie geben nie auf. Das war ja auch im Spiel gegen uns in Berlin zu sehen, wir haben 2:0 geführt und sie sind zurückgekommen. Ihre Mentalität ist gut.

DFB.de: Und sonst? Wen haben Sie noch auf der Rechnung?

Özil: Es gibt einige, die man nennen muss - für mich zuallererst die Franzosen. Sie spielen im eigenen Land, sie haben die Fans hinter sich. Ich habe einige Spiele gesehen, sie sind einfach gut. Aber wir wissen auch, wie stark wir sind. Wir wissen, dass wir jeden Gegner schlagen können. Es liegt nur an uns. Wenn wir unser Topniveau erreichen, dann habe wir alle Möglichkeiten.

[sl]


Platz zwei mit dem FC Arsenal, Platz eins bei den Fans: Hinter Mesut Özil liegt eine spannende Saison. Der Weltmeister wurde zu Arsenals Spieler des Jahres gewählt, und nur Sensationsmeister Leicester City stand dem Titel in der Premier League im Weg. Jetzt hat der 27-Jährige neue Ziele: Die EM in Frankreich (10. Juni bis 10. Juli) steht an. Im DFB.de-Interview spricht Mesut Özil mit Redakteur Steffen Lüdeke über Arsenal, die Vorbereitung mit der Nationalmannschaft und seine Rückkehr nach Gelsenkirchen beim abschließenden EM-Härtetest gegen Ungarn am Samstag (ab 18 Uhr, live im ZDF).

DFB.de: Herr Özil, steht die Zeit für Sie schon still?

Mesut Özil: Warum sollte sie?

DFB.de: Weil Sie die Tage vor Beginn der Turniere mal mit diesen Worten beschrieben haben: "Je näher das erste Spiel rückt, desto langsamer läuft die Zeit."

Özil: Es fühlt sich so an. Als Spieler kann man es kaum erwarten. Man will, dass es endlich losgeht, man will der Welt sein Potenzial zeigen, man will mit der Mannschaft erfolgreich sein. Deswegen kommt es einem manchmal so vor, als bliebe die Zeit stehen. Aktuell steht die Zeit aber noch nicht, dafür ist das Turnier noch zu weit weg. Aber sonderlich schnell vergeht sie auch nicht.

DFB.de: Was machen Sie, um die Zeit zu beschleunigen?

Özil: Gut ist, dass wir viele Trainingseinheiten haben. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich auf den Platz oder mit den Fitnesstrainern arbeiten kann. Die Zeit dazwischen verbringe ich gerne mit meinen Mitspielern. Es ist auch nicht so, dass ich Langeweile hätte, es ist eher so, dass meine Vorfreude auf das Turnier so groß ist. Mir kann es nicht schnell genug gehen.

DFB.de: In den vergangenen Tagen haben Sie Ihre Zeit mit Fußballgucken verbracht, es gibt schlechtere Beschäftigungen...

Özil: Das stimmt. Beim Champions-League-Finale habe ich mich sehr für Toni Kroos gefreut und noch für einige andere bei Real. Es sind ja noch viele Spieler dort, mit denen ich zusammengespielt habe. Für mich war es klar, dass ich Real die Daumen drücke. In meinen Augen hat Real das Finale auch verdient gewonnen.

DFB.de: Und das Länderspiel in Augsburg? Wie bewerten Sie die Niederlage gegen die Slowakei?

Özil: Das überlasse ich gerne dem Bundestrainer. Aber dass die Bedingungen speziell waren, hat ja jeder gesehen.

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DFB.de: In Augsburg waren Sie nicht dabei, stattdessen haben Sie in Ascona individuell trainiert. Steht bei Ihnen momentan die Regeneration mehr im Vordergrund?

Özil: Ich habe für Arsenal sehr viele Spiele gemacht. Deswegen hat der Bundestrainer mit mir vereinbart, dass ich in der ersten Woche eher regeneratives Training absolviere, nicht ausschließlich, aber immer mal wieder.

DFB.de: Mit Arsenal wurden Sie Vizemeister in England. Ist die Saison damit ein Erfolg?

Özil: Am Ende - schon. Am letzten Spieltag hat uns Tottenham den Gefallen getan, hoch zu verlieren. So konnten wir mit einem Sieg zu Hause noch an ihnen vorbeiziehen. Wir hatten daher einen schönen Abschluss einer erfolgreichen Saison. Platz zwei ist gut, Platz eins wäre natürlich noch besser gewesen.

DFB.de: Der wurde von Sensationsmeister Leicester City besetzt. Sie haben mit Arsenal beide Spiele gegen dieses Team gewonnen, das erste deutlich mit 5:2. Wenn man Ihnen danach gesagt hätte, dass Arsenal in der Tabelle hinter Leicester landen würde, dann...

Özil: ... hätte ich das nicht geglaubt, und niemand hätte das geglaubt. Nicht nur ich war davon überrascht, die ganze Liga war es. Man muss die Leistung von Leicester einfach anerkennen. Sie haben sich den Titel verdient, sie haben die ganze Saison konstant gespielt, das verdient Respekt.

DFB.de: Von den Fans wie wurden Sie zu Arsenals Spieler der Saison gewählt, mit riesigem Abstand. Wie stolz macht Sie das?

Özil: Stolz bin ich vor allem darauf, was ich in dieser Saison für das Team geleistet habe. Der "Player-of-the-Year-Award" zeigt mir, dass die Fans mich schätzen. Dafür bin ich sehr dankbar. Es ist ein schönes Gefühl, aus dem ich Kraft ziehe. Aber ohne mein Team, ohne die Mitspieler, Trainer und Betreuer hätte ich nie meine Leistung bringen können. Sie haben mich immer unterstützt, der Trainer hat mir das Vertrauen geschenkt, so konnte ich der Mannschaft helfen.

DFB.de: Finden Sie auch, dass es Ihre beste Saison für Arsenal gewesen ist?

Özil: Definitiv. Im ersten Jahr hatte ich meine Schwierigkeiten, im zweiten Jahr musste ich durch Verletzungen länger pausieren. Im dritten Jahr konnte ich die Vorbereitung komplett absolvieren, und ich denke, dass man während der Saison gemerkt hat, wie gut mir das getan hat.

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DFB.de: Sie haben 19 Torvorlagen gegeben und damit den Allzeitrekord von Thierry Henry mit 20 Assists nur knapp verpasst. Wie viel hätte Ihnen dieser Rekord bedeutet?

Özil: Ich spiele nicht Fußball, um Rekorde aufzustellen, sondern um meinen Teams dabei zu helfen, erfolgreich zu sein. Wenn mir das gelingt und ich dabei irgendwelche Rekorde markiere, dann nehme ich das gerne mit, dann freue ich mich. Aber das ist nicht mein Antrieb.

DFB.de: Sie würden also nicht eines Ihrer sechs Tore gegen eine Vorlage eintauschen, um mit Henry gleichzuziehen?

Özil: Nein, auf keinen Fall. An der ganzen Saison würde ich wenig ändern. Ich war fit, ich habe viele gute Spiele gemacht, war konstant. Es ist alles gut, wie es ist.

DFB.de: Nach der Saison haben Sie eine bemerkenswerte Reise unternommen. Zunächst waren Sie im Flüchtlingscamp Zaatari in Jordanien. Wie ist es dazu gekommen?

Özil: Ich war erst in Dubai, bei einem Sponsorentermin auf Einladung von Fly Emirates. In Amman und dann in Zaatari war ich, weil ich Prinz Ali (Präsident des Jordanischen Fußball-Verbandes; Anm. d. Red.) persönlich kenne und ihn schon in London getroffen hatte. Ich hatte ihm damals versprochen, dass ich das Flüchtlingslager besuchen würde.

DFB.de: Welche Eindrücke haben Sie dort erhalten?

Özil: Die Eindrücke waren sehr vielfältig, interessant, teilweise schön und natürlich auch sehr traurig. Ich spreche aber nicht gerne darüber. Ich habe die Reise privat unternommen und würde gerne privat halten, was ich dabei erlebt und empfunden habe.

DFB.de: Danach haben Sie die Pilgerfahrt nach Mekka unternommen.

Özil: Ja, aber ich bitte zu respektieren, dass ich mich jetzt dazu nicht äußern will. Wir sind in der EM-Vorbereitung, da gilt mein Fokus alleine dem Fußball.

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DFB.de: Wie erleben Sie die Mannschaft bisher? Es war immer eine Stärke des Teams, in der Vorbereitung zu einer Einheit zu werden und große Sprünge zu machen. Ist das diesmal auch schon zu spüren?

Özil: Ja, auf jeden Fall. Wir haben eine richtig gute Mischung. Wir haben junge Spieler dabei, die uns gut tun, wir haben aber auch viele erfahrene Spieler. Das ergänzt sich sehr gut. Im Training ist zu sehen, dass jeder wirklich mit Volldampf dabei ist. Auch neben dem Platz ist zu spüren, dass wir immer mehr zusammenwachsen.

DFB.de: Für Sie steht kurz vor der EM noch ein doppeltes Heimspiel an. Im letzten Test spielt die Mannschaft am Samstag gegen Ungarn - in Gelsenkirchen. Wie speziell sind Spiele dort noch für Sie?

Özil: Definitiv ist das für mich etwas Besonderes. Mit Gelsenkirchen verbinde ich großartige Erinnerungen, Gelsenkirchen ist meine Heimat. Ich bin dort aufgewachsen, meine Familie lebt dort, viele meiner Freunde. In diesem Stadion habe ich meine ersten Schritte als Profi gesetzt. Ich war immer Schalke-Fan, werde das auch immer bleiben. Ich freue mich auf das Stadion, auf die Fans, dorthin zurückzukommen, ist immer sehr schön.

DFB.de: Das Spiel ist das Familien-Länderspiel des DFB, Karten für Kinder und Jugendliche kosten nur fünf Euro, das Spiel wird schon um 18 Uhr angepfiffen.

Özil: Das ist eine richtig gute Sache. Bisher haben wir meistens relativ spät gespielt, und es ist toll, dass nun viele Kinder die Möglichkeit haben, ins Stadion zu kommen und ihre Vorbilder live zu sehen.

DFB.de: Danach wird die Zeit dann endgültig träge, die EM rückt langsam näher. Welche Teams sind aus Ihrer Sicht die größten Konkurrenten des Weltmeisters? Was halten Sie zum Beispiel von den Engländern? Viele Spieler kennen Sie ja aus der Premier League sehr gut.

Özil: Die Engländer sehe ich weit vorne. Auch sie haben eine gute Mischung, sie haben erfahrene und junge Spieler. Sie haben außerdem eine wichtige Qualität: Sie geben nie auf. Das war ja auch im Spiel gegen uns in Berlin zu sehen, wir haben 2:0 geführt und sie sind zurückgekommen. Ihre Mentalität ist gut.

DFB.de: Und sonst? Wen haben Sie noch auf der Rechnung?

Özil: Es gibt einige, die man nennen muss - für mich zuallererst die Franzosen. Sie spielen im eigenen Land, sie haben die Fans hinter sich. Ich habe einige Spiele gesehen, sie sind einfach gut. Aber wir wissen auch, wie stark wir sind. Wir wissen, dass wir jeden Gegner schlagen können. Es liegt nur an uns. Wenn wir unser Topniveau erreichen, dann habe wir alle Möglichkeiten.

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