Özil: "Wahnsinn, wie schnell das alles geht"

Özil: Bei den Abschlüssen hapert es noch. Meine Torquote ist noch nicht so, wie sie sein könnte. Ich kann viel mehr Tore schießen. Aber ich bin Spielmacher, meine Aufgabe ist es, die Tore vorzubereiten. Das wird immer mein Hauptanliegen sein, das schließt aber nicht aus, dass ich künftig noch mehr Torgefahr ausstrahlen will.

DFB.de: Sportlich sind Sie robuster und konstanter geworden. Und wie hat sich Mesut Özil in Spanien als Mensch verändert?

Özil: Mit dem Alter wird man reifer. Erst recht, wenn man so viele Erfahrungen machen darf, wie es mir möglich ist. Ich habe die spanische Kultur kennenlernen dürfen, die Menschen in Madrid. Auch die fremde Sprache hat mich weitergebracht. Gerade die Anfangszeit in Madrid war sehr schwierig, ich habe damals alleine gelebt. Mittlerweile lebe ich mit meiner Familie zusammen, das macht einiges einfacher. Wobei auch die Anfangszeit eine gute Erfahrung war. Die Mannschaft hat mich mit allem gut unterstützt, sie war immer für mich da, ganz besonders natürlich Sami Khedira.

DFB.de: Wir erleben Sie die spanische Kultur, auch im Unterschied zu der in Deutschland?

Özil: Es sind zwar die Klischees, aber ich erlebe sie so. Die Deutschen sind sehr diszipliniert, sehr akribisch in allem, was sie machen. Man sagt uns das nicht zu unrecht nach. Die Pünktlichkeit, die Ordnung. Auch auf die Spanier trifft zu, was man ihnen nachsagt. Sie ähneln ein wenig den Türken. Alles ist ein wenig lockerer. Wenn wir in Spanien einen Mannschaftsabend machen und eine bestimmte Uhrzeit als Treffpunkt festlegen, dann kommen einige zehn Minuten später, andere 15 Minuten. Und keinen kümmert das. Undenkbar in Deutschland.

DFB.de: Wie schwer fällt Ihnen die Umstellung, wenn Sie bei der Nationalmannschaft und damit zurück in der deutschen Pünktlichkeit sind.

Özil: Das ist nicht schwer. Ich kenne das ja mein Leben lang. Ich bin in beiden Kulturen aufgewachsen und habe beides für mich angenommen.

DFB.de: Bei der Nationalmannschaft haben Sie bei der WM in Südafrika Ihr erstes großes Turnier gespielt. Seither haben nicht nur Sie sondern hat sich auch die Nationalmannschaft weiterentwickelt. Wie würden Sie diese Entwicklung beschreiben?



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Spielmacher bei Real Madrid, Spielmacher der deutschen Nationalmannschaft. Mesut Özil steht im Zentrum bei den Königlichen und im Zentrum des DFB-Teams. Im aktuellen DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke spricht Özil über seine Entwicklung, über die Entwicklung des Spiels der Nationalmannschaft und über die WM-Qualifikationspiele gegen Kasachstan am Freitag (ab 19 Uhr, live im ZDF) in Astana und am Dienstag (ab 20.45 Uhr, live in der ARD) in Nürnberg.

DFB.de: Herr Özil, am Wochenende wurden Sie für Real Madrid im Spiel gegen Mallorca in der zweiten Halbzeit eingewechselt. Mit Ihnen kam die Wende, Madrid hat ein 1:2 in ein 5:2 gedreht.

Mesut Özil: Ich habe das Spiel nicht alleine entschieden. Wir haben uns als Mannschaft gesteigert und dann zum Glück auch unsere Tore gemacht. Auch wenn Barcelona schon ein gutes Stück entfernt ist, wollen wir alle Spiele gewinnen. Das muss der Anspruch von Real Madrid sein.

DFB.de: Vor drei Jahren haben Sie im Spiel gegen Mallorca Ihr Debüt für Madrid gefeiert. Wie präsent sind Ihnen noch die Anfänge?

Özil: Ich weiß noch, dass ich sehr aufgeregt war. Das ist für mich eigentlich untypisch, aber der erste Auftritt für Real war dann doch etwas Besonderes. Ich saß neben Sami auf der Bank, nach einer Stunde wurde ich eingewechselt. Wir haben damals 0:0 gespielt, aber für mich war es ein kleiner Sieg, dass ich mein erstes Spiel in der Primera Division für Real machen konnte. Jetzt spiele ich schon meine dritte Saison für Madrid, es ist Wahnsinn, wie schnell das alles geht. In kurzer Zeit hat sich viel getan.

DFB.de: Zwischen Mallorca 2010 und Mallorca 2013 – wie hat sich der Fußballer Mesut Özil verändert?

Özil: Körperlich bin ich robuster geworden, in meinen Leistungen ist viel mehr Konstanz. Ansonsten habe ich unverändert extrem viel Spaß, wenn ich auf den Platz gehen und Fußball spielen kann. Natürlich bin ich auch fußballerisch reifer und erfahrener geworden. Wobei mir bewusst ist, dass es auch noch Bereiche in meinem Spiel gibt, die ich verbessern muss.

DFB.de: Zum Beispiel?

Özil: Bei den Abschlüssen hapert es noch. Meine Torquote ist noch nicht so, wie sie sein könnte. Ich kann viel mehr Tore schießen. Aber ich bin Spielmacher, meine Aufgabe ist es, die Tore vorzubereiten. Das wird immer mein Hauptanliegen sein, das schließt aber nicht aus, dass ich künftig noch mehr Torgefahr ausstrahlen will.

DFB.de: Sportlich sind Sie robuster und konstanter geworden. Und wie hat sich Mesut Özil in Spanien als Mensch verändert?

Özil: Mit dem Alter wird man reifer. Erst recht, wenn man so viele Erfahrungen machen darf, wie es mir möglich ist. Ich habe die spanische Kultur kennenlernen dürfen, die Menschen in Madrid. Auch die fremde Sprache hat mich weitergebracht. Gerade die Anfangszeit in Madrid war sehr schwierig, ich habe damals alleine gelebt. Mittlerweile lebe ich mit meiner Familie zusammen, das macht einiges einfacher. Wobei auch die Anfangszeit eine gute Erfahrung war. Die Mannschaft hat mich mit allem gut unterstützt, sie war immer für mich da, ganz besonders natürlich Sami Khedira.

DFB.de: Wir erleben Sie die spanische Kultur, auch im Unterschied zu der in Deutschland?

Özil: Es sind zwar die Klischees, aber ich erlebe sie so. Die Deutschen sind sehr diszipliniert, sehr akribisch in allem, was sie machen. Man sagt uns das nicht zu unrecht nach. Die Pünktlichkeit, die Ordnung. Auch auf die Spanier trifft zu, was man ihnen nachsagt. Sie ähneln ein wenig den Türken. Alles ist ein wenig lockerer. Wenn wir in Spanien einen Mannschaftsabend machen und eine bestimmte Uhrzeit als Treffpunkt festlegen, dann kommen einige zehn Minuten später, andere 15 Minuten. Und keinen kümmert das. Undenkbar in Deutschland.

DFB.de: Wie schwer fällt Ihnen die Umstellung, wenn Sie bei der Nationalmannschaft und damit zurück in der deutschen Pünktlichkeit sind.

Özil: Das ist nicht schwer. Ich kenne das ja mein Leben lang. Ich bin in beiden Kulturen aufgewachsen und habe beides für mich angenommen.

DFB.de: Bei der Nationalmannschaft haben Sie bei der WM in Südafrika Ihr erstes großes Turnier gespielt. Seither haben nicht nur Sie sondern hat sich auch die Nationalmannschaft weiterentwickelt. Wie würden Sie diese Entwicklung beschreiben?

Özil: Der Nationalmannschaft wurde im Ausland immer viel Respekt entgegengebracht, das habe ich selber so erlebt. Wenn die Leute über die Nationalmannschaft gesprochen haben, haben Sie viel über Disziplin, über Kampf, über Willenstärke gesprochen. Das hat sich geändert. Wir werden mit Spanien verglichen, wir verfügen über ähnliche spielerische Mittel. Wir haben viele junge Spieler in der Mannschaft, die fußballerisch auf einem hohem Niveau spielen können. Das war 2010 schon so, ist aber im Laufe der Jahre noch besser geworden.

DFB.de: Wo sehen Sie Spanien im Vergleich zu Deutschland noch im Vorteil?

Özil: Wir sind leider bisher kurz vor dem Ziel gescheitert, die Spanier nicht. In der Konsequenz heißt das, dass die Spanier uns die Titel voraus haben. Und die Erfahrung, einen Titel zu gewinnen. Das darf man nicht unterschätzen. Aber fußballerisch trennt uns nicht viel, wir können genauso stark spielen. Wir müssen weiter hart an uns arbeiten, müssen unseren Weg konsequent weitergehen. Und dann bin ich überzeugt, dass wir auch noch den letzten Schritt setzen werden.

DFB.de: Durch den Fußball und Ihre Leistungen haben Sie viele spannende Erfahrungen machen können. Dazu gehört auch, dass Sie spannende Menschen treffen durften. Bundeskanzlerin Angela Merkel gehört dazu, auch Recep Erdogan, den türkischen Ministerpräsidenten. Wie stolz sind Sie auf das, was Sie in Ihrem Leben bisher erreicht haben?

Özil: Ich habe Frau Merkel und Herrn Erdogan als sehr sympathisch, locker und offen erlebt. Wir hatten sehr angenehme Gespräche. Und natürlich macht es mich sehr stolz, dass ich solche Persönlichkeiten kennenlernen durfte.

DFB.de: Haben Sie vor Treffen wie solchen mit der Kanzlerin Berührungsängste?

Özil: Gar nicht. Ich gehe solche Treffen immer sehr locker an. Ich verstelle mich nicht, ich bin wie ich bin und so gebe ich mich auch. Das ist immer die beste Methode. Meine Erfahrung ist, dass es nichts bringt, jemand sein zu wollen, der man nicht ist. Ich hatte eigentlich nie Probleme, mich mit jemandem zu unterhalten. Und mit Frau Merkel und Herrn Erdogan schon gar nicht.

DFB.de: In der Champions League spielen Sie mit Real Madrid gegen Galatasaray Istanbul. Ihr Bezug zur Türkei ist ja bekannt. Hatten Sie in Ihrer Jugend einen türkischen Verein, deren Fan Sie waren?

Özil: Als Fan würde ich mich nicht bezeichnen. Aber die großen Derbys habe ich natürlich verfolgt, gemeinsam mit Freunden, das war immer sehr lustig. Und natürlich freue ich mich sehr darauf, dass wir jetzt in Istanbul spielen. Ich habe einige Freunde dort und Teile meiner Familie leben in Istanbul. Spiele in der Türkei sind für mich immer sehr speziell, das ist doch klar. Unser Ziel ist natürlich, eine Runde weiterzukommen, auch wenn viele Menschen in der Türkei dann enttäuscht wären.

DFB.de: Was sagen Sie sonst zur Auslosung? Dortmund spielt gegen Malaga, ein Los, das viele als dankbar bezeichnen.

Özil: Vorsicht. Man darf Malaga nicht unterschätzen. Nicht umsonst haben Sie als Sechster der Primera Division noch Kontakt nach oben. Malaga ist sehr spielstark, das haben wird selber zu spüren bekommen. Wir haben in Malaga 2:3 verloren, Dortmund sollte also gewarnt sein.

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DFB.de: Mit der Nationalmannschaft spielen Sie jetzt zwei Mal gegen Kasachstan, einen vermeintlich kleinen Gegner. Wie groß ist die Gefahr, dass Kasachstan unterschätzt wird?

Özil: Wir werden das nicht tun. Wir kennen ja das Phänomen, dass die vermeintlich kleinen Mannschaften gerade gegen die großen Teams über sich hinauswachsen können und 200 Prozent geben. Aber klar ist auch, dass die Kasachen machen können, was sie wollen. Wenn wir unseren Fußball spielen, dann gehen wir nach beiden Partien als Sieger vom Platz.

DFB.de: Wie viel Respekt haben Sie vor dem Spiel in Astana. Wie groß ist der Nachteil, dass das Spiel auf Kunstrasen stattfindet?

Özil: Ein Vorteil ist es nicht, schließlich sind wir es nicht gewohnt, auf diesem Belag zu spielen. Aber wir haben eine technisch starke Mannschaft, wir sollten in der Lage sein, auch auf Kunstrasen unsere Qualitäten zu zeigen. Außerdem ist es auch keine Premiere für uns. Diese Konstellation gab es ja auch schon im Rahmen der EM-Qualifikation, damals haben wir ebenfalls in Astana gegen Kasachstan gespielt. Und wir haben 3:0 gewonnen.

DFB.de: Das Ergebnis klingt aber klarer als das Spiel war. Alle drei Tore sind erst nach der Halbzeit gefallen?

Özil: Ja, es war aber nur eine Frage der Zeit. Wenn ich mich richtig erinnere, hatten wir auch schon in der ersten Halbzeit eine ganze Reihe an guten Chancen. Für mich ist völlig klar, dass es nur an uns liegt, ob wir das Spiel gewinnen. Wenn wir spielen, was wir können, werden wir unsere Chance haben und dann auch unsere Tore machen.