Oberhausens Sindi: Irakischer Nationalspieler in Liga vier

Iranische Nationalspieler gab es schon einige in der Bundesliga. Ali Daei war der Erste, der im Trikot von Arminia Bielefeld, Bayern München und Hertha BSC einer breiteren Öffentlichkeit auffiel. Mehdi Mahdavikia wirbelte von 1998 bis 2010 für den VfL Bochum, Hamburger SV und Eintracht Frankfurt. Vahid Hashemian erwarb in seinen elf Jahren in Bochum, bei Bayern München und Hannover 96 den Spitznamen "Hubschrauber". Weitere Beispiele sind Ali Karimi (Bayern, Schalke) und aktuell der Wolfsburger Ashkan Dejagah, der in den Juniorennationalmannschaften noch das DFB-Trikot trug.

Irakische Nationalspieler dagegen sind im deutschen Fußball eine Rarität. Derzeit ist es einer, und der ist von der Bundesliga noch ein gutes Stück entfernt. Karoj Sindi läuft in der neuen Saison für Rot-Weiß Oberhausen in der Regionalliga West auf.

"Ich könnte mir keinen tolleren Auftakt vorstellen"

Ob er es schon zum Saisonauftakt am Freitag (ab 19 Uhr) im Derby gegen Rot-Weiß Essen darf, ist noch unklar. In den Vorbereitungspartien kam Sindi regelmäßig zum Einsatz, seine Spielberechtigung für Pflichtspiele lässt allerdings auf sich warten. Die unklare Vertragssituation bei seinem letzten Verein VV Venlo sorgt für Irritationen. "Eine Situation, die natürlich nervt", sagt der 22-Jährige zu DFB.de. Er hofft, dass die Formalitäten rechtzeitig vor dem Heimspiel gegen Essen erledigt sind, denn "ich könnte mir keinen tolleren Auftakt vorstellen".

Geboren ist Karoj Sindi im Nordirak, in Zaxo. Eigentlich aber ist er ein Kind des Ruhrpotts. Im Alter von zwei Jahren kam er nach Deutschland. Seit Mitte der 90er-Jahre wohnt die Familie in Duisburg. Hier ist Sindi zur Schule gegangen, hier ist er aufgewachsen. Im Westen der Republik hat er auch den größten Teil seiner bisherigen fußballerischen Karriere verbracht. In der Jugend schnürte er unter anderem für den MSV Duisburg und den Wuppertaler SV die Schuhe. Mit dem WSV schaffte er den Aufstieg in die A-Junioren-Bundesliga und später den Sprung in die U 23.

"Das Jahr in Holland hat mir sehr gut getan"

Im April 2010 feierte der flinke Flügelspieler sein Debüt in der 3. Liga. Sein erster Einsatz in der ersten Mannschaft sollte sein letzter für Wuppertal bleiben. Nach einem Abstecher zum VfB Homberg landete Sindi beim niederländischen Erstligisten VV Venlo - im Reserveteam. "Das Jahr dort hat mir sehr gut getan, in Holland wird sehr viel Wert auf Technik und Taktik gelegt", sagt er.

Der Durchbruch bei den Profis, vom Trainer in Aussicht gestellt, blieb Sindi allerdings verwehrt. Weniger aus sportlichen Gründen, wie der Spieler schildert. "Letztlich ist es daran gescheitert, dass Venlo an meine Jugendvereine nicht die Ausbildungsentschädigung zahlen wollte, die beim Abschluss eines Profivertrages fällig geworden wäre", erklärt er.

Der Traum heißt Bundesliga

Jetzt also die nächste Station, Rot-Weiß Oberhausen. Ganz nah an Zuhause. Ein Jahr Vertrag. Mario Basler als Trainer. Ein Verein, der sich nach zwei Abstiegen in Folge neu sammelt. Ähnlich wie Karoj Sindi. "Ein Stammplatz, oben mitspielen und den Fans wieder Freude machen, nachdem sie es zuletzt so schwer hatten", zählt er seine Ziele auf. Und irgendwann würde er gerne in der Bundesliga auftauchen. "Ich bin ja noch jung."

Die Nationalmannschaft? Ist vorerst kein Thema mehr. Karoj Sindi hat für die U 19 und U 20 des Irak gespielt - und einmal für die A-Nationalmannschaft, auch wenn es kein offizielles Länderspiel war, sondern nur eine Partie gegen eine arabische Auswahl. "Jetzt konzentriere ich mich erst einmal auf Rot-Weiß Oberhausen und darauf, weitere Schritte nach vorne zu machen", sagt er.

Sportlicher Reiz größer als die Angst

Seine Eltern werden es gerne hören. Sie haben Angst vor weiteren Nominierungen ihres Sohnes für das Nationalteam, das von Bernd Stange und Wolfgang Sidka betreut wurde und dessen Trainer jetzt die brasilianische Fußball-Legende Zico ist. Sindi ist Kurde und fällt mit seinem hellen Teint abseits des Nordens im arabisch geprägten Teil des Landes auf. Die schlimmste Zeit für die Kurden im Irak ist seit dem Sturz von Saddam Hussein und dem Ende der Verfolgungen zwar vorbei, aber die Furcht vor Extremisten noch nicht verschwunden.

Sindi kann die Bedenken seiner Eltern verstehen, teilt sie aber nicht in vollem Umfang. Für ihn würde der sportliche Reiz überwiegen, sollte sich in Zukunft wieder die Frage nach der Nationalmannschaft stellen. "Eine Asienmeisterschaft oder eine WM-Qualifikation mitzumachen, wäre bestimmt eine tolle Sache", verdeutlicht der 23-Jährige: "Es wäre eine riesige Chance, und ich würde dazu nicht Nein sagen."

Erst einmal gilt es aber, sich zu empfehlen für höhere Aufgaben. In der vierten Liga. In Oberhausen. Schon am Freitag gegen Essen. Wenn die Spielberechtigung rechtzeitig da ist.

[jb]

[bild1]

Iranische Nationalspieler gab es schon einige in der Bundesliga. Ali Daei war der Erste, der im Trikot von Arminia Bielefeld, Bayern München und Hertha BSC einer breiteren Öffentlichkeit auffiel. Mehdi Mahdavikia wirbelte von 1998 bis 2010 für den VfL Bochum, Hamburger SV und Eintracht Frankfurt. Vahid Hashemian erwarb in seinen elf Jahren in Bochum, bei Bayern München und Hannover 96 den Spitznamen "Hubschrauber". Weitere Beispiele sind Ali Karimi (Bayern, Schalke) und aktuell der Wolfsburger Ashkan Dejagah, der in den Juniorennationalmannschaften noch das DFB-Trikot trug.

Irakische Nationalspieler dagegen sind im deutschen Fußball eine Rarität. Derzeit ist es einer, und der ist von der Bundesliga noch ein gutes Stück entfernt. Karoj Sindi läuft in der neuen Saison für Rot-Weiß Oberhausen in der Regionalliga West auf.

"Ich könnte mir keinen tolleren Auftakt vorstellen"

Ob er es schon zum Saisonauftakt am Freitag (ab 19 Uhr) im Derby gegen Rot-Weiß Essen darf, ist noch unklar. In den Vorbereitungspartien kam Sindi regelmäßig zum Einsatz, seine Spielberechtigung für Pflichtspiele lässt allerdings auf sich warten. Die unklare Vertragssituation bei seinem letzten Verein VV Venlo sorgt für Irritationen. "Eine Situation, die natürlich nervt", sagt der 22-Jährige zu DFB.de. Er hofft, dass die Formalitäten rechtzeitig vor dem Heimspiel gegen Essen erledigt sind, denn "ich könnte mir keinen tolleren Auftakt vorstellen".

Geboren ist Karoj Sindi im Nordirak, in Zaxo. Eigentlich aber ist er ein Kind des Ruhrpotts. Im Alter von zwei Jahren kam er nach Deutschland. Seit Mitte der 90er-Jahre wohnt die Familie in Duisburg. Hier ist Sindi zur Schule gegangen, hier ist er aufgewachsen. Im Westen der Republik hat er auch den größten Teil seiner bisherigen fußballerischen Karriere verbracht. In der Jugend schnürte er unter anderem für den MSV Duisburg und den Wuppertaler SV die Schuhe. Mit dem WSV schaffte er den Aufstieg in die A-Junioren-Bundesliga und später den Sprung in die U 23.

"Das Jahr in Holland hat mir sehr gut getan"

Im April 2010 feierte der flinke Flügelspieler sein Debüt in der 3. Liga. Sein erster Einsatz in der ersten Mannschaft sollte sein letzter für Wuppertal bleiben. Nach einem Abstecher zum VfB Homberg landete Sindi beim niederländischen Erstligisten VV Venlo - im Reserveteam. "Das Jahr dort hat mir sehr gut getan, in Holland wird sehr viel Wert auf Technik und Taktik gelegt", sagt er.

Der Durchbruch bei den Profis, vom Trainer in Aussicht gestellt, blieb Sindi allerdings verwehrt. Weniger aus sportlichen Gründen, wie der Spieler schildert. "Letztlich ist es daran gescheitert, dass Venlo an meine Jugendvereine nicht die Ausbildungsentschädigung zahlen wollte, die beim Abschluss eines Profivertrages fällig geworden wäre", erklärt er.

[bild2]

Der Traum heißt Bundesliga

Jetzt also die nächste Station, Rot-Weiß Oberhausen. Ganz nah an Zuhause. Ein Jahr Vertrag. Mario Basler als Trainer. Ein Verein, der sich nach zwei Abstiegen in Folge neu sammelt. Ähnlich wie Karoj Sindi. "Ein Stammplatz, oben mitspielen und den Fans wieder Freude machen, nachdem sie es zuletzt so schwer hatten", zählt er seine Ziele auf. Und irgendwann würde er gerne in der Bundesliga auftauchen. "Ich bin ja noch jung."

Die Nationalmannschaft? Ist vorerst kein Thema mehr. Karoj Sindi hat für die U 19 und U 20 des Irak gespielt - und einmal für die A-Nationalmannschaft, auch wenn es kein offizielles Länderspiel war, sondern nur eine Partie gegen eine arabische Auswahl. "Jetzt konzentriere ich mich erst einmal auf Rot-Weiß Oberhausen und darauf, weitere Schritte nach vorne zu machen", sagt er.

Sportlicher Reiz größer als die Angst

Seine Eltern werden es gerne hören. Sie haben Angst vor weiteren Nominierungen ihres Sohnes für das Nationalteam, das von Bernd Stange und Wolfgang Sidka betreut wurde und dessen Trainer jetzt die brasilianische Fußball-Legende Zico ist. Sindi ist Kurde und fällt mit seinem hellen Teint abseits des Nordens im arabisch geprägten Teil des Landes auf. Die schlimmste Zeit für die Kurden im Irak ist seit dem Sturz von Saddam Hussein und dem Ende der Verfolgungen zwar vorbei, aber die Furcht vor Extremisten noch nicht verschwunden.

Sindi kann die Bedenken seiner Eltern verstehen, teilt sie aber nicht in vollem Umfang. Für ihn würde der sportliche Reiz überwiegen, sollte sich in Zukunft wieder die Frage nach der Nationalmannschaft stellen. "Eine Asienmeisterschaft oder eine WM-Qualifikation mitzumachen, wäre bestimmt eine tolle Sache", verdeutlicht der 23-Jährige: "Es wäre eine riesige Chance, und ich würde dazu nicht Nein sagen."

Erst einmal gilt es aber, sich zu empfehlen für höhere Aufgaben. In der vierten Liga. In Oberhausen. Schon am Freitag gegen Essen. Wenn die Spielberechtigung rechtzeitig da ist.