Norderstedt-Trainer Seeliger: "Wir glauben an unsere Chance"

86 Spiele machte er in der Bundesliga, 239 Partien in der 2. Bundesliga. Der frühere Mittelfeldspieler Thomas Seeliger spielte unter anderem für Fortuna Düsseldorf, den VfL Wolfsburg und den SC Freiburg. Dann begann seine Trainerlaufbahn. Seit vier Jahren trainiert er Eintracht Norderstedt, führte den Verein von der Oberliga in die Regionalliga Nord.

Vor dem Hamburger Pokalfinale, welches seine Mannschaft gegen Altona 93 gewann, sprach er bereits über eine mögliche Teilnahme am DFB-Pokal. Seine damalige Aussage: Er würde sich keinen Top-Verein wünschen, sondern einen Zweitligisten. Die Siegchance sei dann einfach größer. Sein Wunsch wurde erhört. Norderstedt empfängt in der ersten Pokalrunde die SpVgg Greuther Fürth (Sonntag, 21. August, ab 15.30 Uhr). Im aktuellen DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Oliver Jensen spricht der 49-Jährige über die bevorstehende Partie, aber auch über seine früheren Erfolge im DFB-Pokal.

DFB.de: Herr Seeliger, laut Ihrer damaligen Aussage dürften Sie mit dem Los SpVgg Greuther Fürth zufrieden sein, oder?

Seeliger: Aus sportlicher Sicht auf jeden Fall. Zumindest eine Minimalchance ist in so einem Spiel vorhanden. Noch schöner wäre vielleicht ein Zweitligist gewesen, der etwas mehr Zuschauer mitbringt – so wie zum Beispiel mein Ex-Verein Fortuna Düsseldorf.

DFB.de: Wie groß ist denn die Chance, dass Ihnen mit Eintracht Norderstedt die Sensation gelingt?

Seeliger: Wir müssen realistisch sein: Greuther Fürth ist ein Zweitligist mit einem Etat von rund 14 Millionen Euro. Unser Etat beträgt etwa 300.000 Euro. Unter normalen Umständen müssten wir das Spiel verlieren. Aber im DFB-Pokal gibt es immer Überraschungen. Wir gehen nicht in das Spiel, um uns lediglich gut zu verkaufen. Wir glauben an unsere Chance.

DFB.de: Wo sehen Sie die großen Stärken Ihres Pokalgegners?

Seeliger: Greuther Fürth hat eine richtig gute Sturm-Abteilung. Spieler wie Ilir Azemi oder Sebastian Freis, der richtig viel Dampf hat, bringen viel Qualität mit.

DFB.de: Wird Ihr Fokus also auf der Defensivarbeit liegen?

Seeliger: Wer meine Fußballphilosophie kennt, der weiß, dass ich mich nie hinten reinstelle. Auch im DFB-Pokal werde ich nicht damit anfangen. Ich richte mich nicht nach Gegnern, sondern möchte meine eigene Spielphilosophie in den Vordergrund stellen.

DFB.de: In der vergangenen Saison zählten Sie anfangs zu den Spitzenvereinen der Regionalliga Nord, führten zeitweise sogar die Tabelle an. Warum ging Ihrem Verein später die Puste aus?

Seeliger: Wir hatten fünf Kreuzbandrisse. Diese Ausfälle ließen sich nicht kompensieren. Trotzdem sind wir nicht unzufrieden. Unser Ziel war es, schnellstmöglich die Klasse zu halten. Das ist uns gelungen. Der 11. Tabellenplatz ist auch deshalb in Ordnung, weil wir zum Saisonende hin einige Spieler für das Pokalfinale geschont haben. Mit drei Punkten mehr wären wir Sechster geworden.

DFB.de: Was zeichnet Ihre Mannschaft aus?

Seeliger: Wir haben einfach ein gutes Team mit unterschiedlichen Spielertypen. Es gibt keine bestimmten Spieler, von denen alles abhängt. Niemand hat groß höherklassig gespielt. Wir greifen uns natürlich Spieler von den Nachwuchsleistungszentren der Profivereine ab, die es dort nicht nach oben geschafft haben. Meine Spieler haben Talent, können kicken und haben Tempo. Das wollen wir im Pokalspiel einsetzen.

DFB.de: Sie haben den Fußball-Lehrer gemacht, um für höherklassige Aufgaben gewappnet zu sein. Ein Sensationssieg im DFB-Pokal wäre auch für Sie ein tolles Empfehlungsschreiben, oder?

Seeliger: Ein erfolgreiches Arbeiten steht einem Trainer immer gut zu Gesicht. Ein Sieg würde natürlich für Aufsehen sorgen. Viele würden über Eintracht Norderstedt reden – vielleicht auch über den Trainer.

DFB.de: Aber?

Seeliger: Aber letztendlich sollte die Arbeit eines Trainers nicht an einem Pokalspiel festgemacht werden. Vielmehr spiegelt die ganze Saison das wieder. Dabei muss auch berücksichtigt werden, unter welchen Bedingungen ein Trainer arbeitet. Bei Rot-Weiß Essen oder Alemannia Aachen wird unter professionellen Bedingungen und einem Millionenetat gearbeitet. Wir hingegen arbeiten unter Amateurbedingungen. Auch so etwas sollte in die Bewertungen eines Trainers einfließen.

DFB.de: Als Trainer standen Sie noch nie zuvor im DFB-Pokal. Als Spieler hingegen sehr häufig. Wissen Sie auf Anhieb, wie viele Spiele Sie im DFB-Pokal bestritten haben?

Seeliger: Nein. Wenig waren es jedenfalls nicht.

DFB.de: Es waren 27...

Seeliger: Ah, okay. Jedenfalls hatte ich das Glück, auch einmal im Finale zu stehen.

DFB.de: Ganz genau. Im Sommer 1995 trafen Sie mit dem VfL Wolfsburg auf Borussia Mönchengladbach und verloren 0:3. Welche Erinnerungen haben Sie an das Spiel?

Seeliger: Es war eine große Überraschung, dass wir überhaupt im Finale standen. Das Finalergebnis war zweitrangig. Für uns Spieler war es einfach ein tolles Erlebnis, so ein Spiel mitzuerleben, vor 76.000 Zuschauern auf dem Rasen zu stehen (Wolfsburg spiele damals in der 2. Bundesliga, Anm.d.Red.). Das ganze Publikum hat gefeiert. Trotz des sportlichen Ehrgeizes ist ein Pokalfinale immer sehr friedlich – auch heute noch.

DFB.de: Eine Saison später spielten Sie bei Fortuna Düsseldorf und trafen in der zweiten Pokalrunde auf den FC Bayern München. Sie gewannen mit 3:1, schossen in der Schlussminute sogar das entscheidende Tor. Sicherlich war auch das ein Highlight für Sie, oder?

Seeliger: Das war ein tolles Spiel. Die Partie wurde live im Fernsehen übertragen. Bayern München war in der Bundesliga bis dahin ungeschlagen. Ich habe zwei Tore vorbereitet und eins selber erzielt. Das war vielleicht das Spiel meines Lebens. Unser Sieg war eine riesige Sensation. Wir hatten damals unter Trainer Aleksandar Ristić eine relativ alte Mannschaft. Auch wenn es über 20 Jahre her ist: Für mich fühlt es sich an, als wäre es gestern gewesen.

[oj]

86 Spiele machte er in der Bundesliga, 239 Partien in der 2. Bundesliga. Der frühere Mittelfeldspieler Thomas Seeliger spielte unter anderem für Fortuna Düsseldorf, den VfL Wolfsburg und den SC Freiburg. Dann begann seine Trainerlaufbahn. Seit vier Jahren trainiert er Eintracht Norderstedt, führte den Verein von der Oberliga in die Regionalliga Nord.

Vor dem Hamburger Pokalfinale, welches seine Mannschaft gegen Altona 93 gewann, sprach er bereits über eine mögliche Teilnahme am DFB-Pokal. Seine damalige Aussage: Er würde sich keinen Top-Verein wünschen, sondern einen Zweitligisten. Die Siegchance sei dann einfach größer. Sein Wunsch wurde erhört. Norderstedt empfängt in der ersten Pokalrunde die SpVgg Greuther Fürth (Sonntag, 21. August, ab 15.30 Uhr). Im aktuellen DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Oliver Jensen spricht der 49-Jährige über die bevorstehende Partie, aber auch über seine früheren Erfolge im DFB-Pokal.

DFB.de: Herr Seeliger, laut Ihrer damaligen Aussage dürften Sie mit dem Los SpVgg Greuther Fürth zufrieden sein, oder?

Seeliger: Aus sportlicher Sicht auf jeden Fall. Zumindest eine Minimalchance ist in so einem Spiel vorhanden. Noch schöner wäre vielleicht ein Zweitligist gewesen, der etwas mehr Zuschauer mitbringt – so wie zum Beispiel mein Ex-Verein Fortuna Düsseldorf.

DFB.de: Wie groß ist denn die Chance, dass Ihnen mit Eintracht Norderstedt die Sensation gelingt?

Seeliger: Wir müssen realistisch sein: Greuther Fürth ist ein Zweitligist mit einem Etat von rund 14 Millionen Euro. Unser Etat beträgt etwa 300.000 Euro. Unter normalen Umständen müssten wir das Spiel verlieren. Aber im DFB-Pokal gibt es immer Überraschungen. Wir gehen nicht in das Spiel, um uns lediglich gut zu verkaufen. Wir glauben an unsere Chance.

DFB.de: Wo sehen Sie die großen Stärken Ihres Pokalgegners?

Seeliger: Greuther Fürth hat eine richtig gute Sturm-Abteilung. Spieler wie Ilir Azemi oder Sebastian Freis, der richtig viel Dampf hat, bringen viel Qualität mit.

DFB.de: Wird Ihr Fokus also auf der Defensivarbeit liegen?

Seeliger: Wer meine Fußballphilosophie kennt, der weiß, dass ich mich nie hinten reinstelle. Auch im DFB-Pokal werde ich nicht damit anfangen. Ich richte mich nicht nach Gegnern, sondern möchte meine eigene Spielphilosophie in den Vordergrund stellen.

DFB.de: In der vergangenen Saison zählten Sie anfangs zu den Spitzenvereinen der Regionalliga Nord, führten zeitweise sogar die Tabelle an. Warum ging Ihrem Verein später die Puste aus?

Seeliger: Wir hatten fünf Kreuzbandrisse. Diese Ausfälle ließen sich nicht kompensieren. Trotzdem sind wir nicht unzufrieden. Unser Ziel war es, schnellstmöglich die Klasse zu halten. Das ist uns gelungen. Der 11. Tabellenplatz ist auch deshalb in Ordnung, weil wir zum Saisonende hin einige Spieler für das Pokalfinale geschont haben. Mit drei Punkten mehr wären wir Sechster geworden.

DFB.de: Was zeichnet Ihre Mannschaft aus?

Seeliger: Wir haben einfach ein gutes Team mit unterschiedlichen Spielertypen. Es gibt keine bestimmten Spieler, von denen alles abhängt. Niemand hat groß höherklassig gespielt. Wir greifen uns natürlich Spieler von den Nachwuchsleistungszentren der Profivereine ab, die es dort nicht nach oben geschafft haben. Meine Spieler haben Talent, können kicken und haben Tempo. Das wollen wir im Pokalspiel einsetzen.

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DFB.de: Sie haben den Fußball-Lehrer gemacht, um für höherklassige Aufgaben gewappnet zu sein. Ein Sensationssieg im DFB-Pokal wäre auch für Sie ein tolles Empfehlungsschreiben, oder?

Seeliger: Ein erfolgreiches Arbeiten steht einem Trainer immer gut zu Gesicht. Ein Sieg würde natürlich für Aufsehen sorgen. Viele würden über Eintracht Norderstedt reden – vielleicht auch über den Trainer.

DFB.de: Aber?

Seeliger: Aber letztendlich sollte die Arbeit eines Trainers nicht an einem Pokalspiel festgemacht werden. Vielmehr spiegelt die ganze Saison das wieder. Dabei muss auch berücksichtigt werden, unter welchen Bedingungen ein Trainer arbeitet. Bei Rot-Weiß Essen oder Alemannia Aachen wird unter professionellen Bedingungen und einem Millionenetat gearbeitet. Wir hingegen arbeiten unter Amateurbedingungen. Auch so etwas sollte in die Bewertungen eines Trainers einfließen.

DFB.de: Als Trainer standen Sie noch nie zuvor im DFB-Pokal. Als Spieler hingegen sehr häufig. Wissen Sie auf Anhieb, wie viele Spiele Sie im DFB-Pokal bestritten haben?

Seeliger: Nein. Wenig waren es jedenfalls nicht.

DFB.de: Es waren 27...

Seeliger: Ah, okay. Jedenfalls hatte ich das Glück, auch einmal im Finale zu stehen.

DFB.de: Ganz genau. Im Sommer 1995 trafen Sie mit dem VfL Wolfsburg auf Borussia Mönchengladbach und verloren 0:3. Welche Erinnerungen haben Sie an das Spiel?

Seeliger: Es war eine große Überraschung, dass wir überhaupt im Finale standen. Das Finalergebnis war zweitrangig. Für uns Spieler war es einfach ein tolles Erlebnis, so ein Spiel mitzuerleben, vor 76.000 Zuschauern auf dem Rasen zu stehen (Wolfsburg spiele damals in der 2. Bundesliga, Anm.d.Red.). Das ganze Publikum hat gefeiert. Trotz des sportlichen Ehrgeizes ist ein Pokalfinale immer sehr friedlich – auch heute noch.

DFB.de: Eine Saison später spielten Sie bei Fortuna Düsseldorf und trafen in der zweiten Pokalrunde auf den FC Bayern München. Sie gewannen mit 3:1, schossen in der Schlussminute sogar das entscheidende Tor. Sicherlich war auch das ein Highlight für Sie, oder?

Seeliger: Das war ein tolles Spiel. Die Partie wurde live im Fernsehen übertragen. Bayern München war in der Bundesliga bis dahin ungeschlagen. Ich habe zwei Tore vorbereitet und eins selber erzielt. Das war vielleicht das Spiel meines Lebens. Unser Sieg war eine riesige Sensation. Wir hatten damals unter Trainer Aleksandar Ristić eine relativ alte Mannschaft. Auch wenn es über 20 Jahre her ist: Für mich fühlt es sich an, als wäre es gestern gewesen.

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