Niersbach: „Der DFB-Pokal wird immens aufgewertet“

Der neue Fernseh-Gesamtvertrag des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), der in Rekordzeit zur Unterschriftsreife gebracht wurde, stellt alle Beteiligten zufrieden. Demnach werden die Länderspiele der deutschen Nationalmannschaft weiterhin und nunmehr bis zum 30. Juni 2012 bei ARD und ZDF ausgestrahlt. Neu mit von der Partie im TV-Vertrag mit dem DFB ist jetzt auch der Pay-TV-Sender Premiere, der schon von der Saison 2008/2009 an – parallel zu den öffentlich-rechtlichen Anstalten – alle Spiele des DFB-Pokals überträgt.

„Pokal total“ lautet daher eine Konsequenz aus dem neuen Vertragswerk, denn Premiere wird alle 63 Pokalspiele von der ersten Runde bis zum Finale live und in der Konferenz übertragen. Daneben umfasst das neu geschnürte TV-Paket auch die Frauen-Länderspiele, die neue 3. Liga, die künftig dreigeteilte Regionalliga, die Frauen-Bundesliga, den DFB-Pokal der Frauen und den Frauen-Hallenpokal.

Im DFB.de-Exklusivinterview mit DFB-Redakteur Wolfgang Tobien verdeutlicht DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach, der die Verhandlungen im wesentlichen geführt und vorangetrieben hat, die Einzelheiten und Auswirkungen. Er erklärt, warum auf eine offizielle Ausschreibung verzichtet wurde und wie Berlin auch nach 2010 Spielort für das DFB-Pokalfinale bleiben kann. Außerdem erläutert Niersbach den überraschenden Schachzug, Premiere schon zur neuen Saison in das TV-Gesamtpaket einzubinden – und dafür von ARD und ZDF die Zustimmung erhalten zu haben, den eigentlich bis zum 30. Juni 2009 laufenden Vertrag unter dieser Voraussetzung vorzeitig zu verlängern.

Frage: Herr Niersbach, der DFB hat mit Zustimmung der DFL in kürzester Zeit seinen neuen Fernsehvertrag unter Dach und Fach gebracht. Was wird sich dadurch für den TV-Konsumenten in Zukunft ändern?

Wolfgang Niersbach: Für die Fans vor den Bildschirmen ändert sich in den nächsten Jahren im Prinzip nichts. Alle großen DFB-Ereignisse, insbesondere die A-Länderspiele unserer Nationalmannschaft, sind im frei empfangbaren Fernsehen zu sehen. Der DFB setzt die Partnerschaft mit ARD und ZDF bis ins Jahr 2012 fort. Hinzu kommt aber schon für die nächste Saison 2008/2009 eine immense Aufwertung des ohnehin schon äußerst attraktiven DFB-Pokals. Dort wird der Wettbewerb nicht nur von ARD und ZDF in der bisherigen Form übertragen, sondern komplett auch von Premiere.

Frage: Das heißt, dass die Fans jedes Spiel ihres Vereins von der ersten Pokalrunde an live mitverfolgen können?

Niersbach: So ist es. Wer die hohe Qualität und das erfolgreiche Konzept von Premiere aus der Bundesliga kennt, der weiß, dass er künftig jeden DFB-Pokal-Spieltag entweder in der Konferenzschaltung oder bei einem bestimmten Spiel miterleben kann. Wenn also in der ersten Runde zwei Amateurvereine, was ja häufig vorkommt, gegeneinander spielen, wird sogar dieses Spiel live übertragen. Für alle am DFB-Pokal beteiligten Klubs, deren Umfeld und Sponsoren bedeutet dies eine deutliche Verbesserung.

Frage: Wie profitieren der DFB und die Vereine von dem neuen Vertrag?

Niersbach: Wir hatten bei diesem Abschluss das klare Ziel vor Augen, die Situation der Vereine weiter zu verbessern. Das heißt, wir haben die Lizenz für die Länderspiele bewusst nicht ausgereizt und um einen höheren Preis für die Auftritte unserer Nationalmannschaft verhandelt, was sicherlich nicht schwer gewesen wäre, weil die Länderspiele, auch mit Blick auf die Einschaltquoten, weiterhin an Wert gewonnen haben. Stattdessen haben wir uns ganz deutlich auf eine nun auch wirtschaftliche Aufwertung des DFB-Pokals konzentriert, der sich zu einem fantastischen Wettbewerb entwickelt hat, wie gerade das jüngste Finale in Berlin wieder bewiesen hat.

Frage: Wie schlägt sich diese wirtschaftliche Aufwertung in konkreten Zahlen nieder?

Niersbach: Über Zahlen sprechen wir in der Öffentlichkeit nicht. Aber es ist ganz klar, dass durch diesen Abschluss mit Premiere eine zweistellige Millionen-Summe im DFB-Pokal zusätzlich verteilt wird. Davon profitieren zu 80 Prozent die Vereine des Lizenzfußballs, die ja entsprechend lange im Wettbewerb sind. Der Vertrag umfasst außerdem finanzielle Zuwendungen an die 3. Liga, wonach zunächst in der neuen Saison – im Rahmen des alten Vertrages – jeder Drittligist 625.000 Euro erhält, und er beinhaltet eine Erhöhung der Gelder ab der Saison 2009/2010. Damit setzen wir unsere seit vielen Jahren praktizierte Politik fort, bei der Verteilung der aus den Länderspielen und dem DFB-Pokal generierten Gelder nicht nur an die Bundesliga, sondern auch an die unteren Bereiche zu denken, beispielsweise an die Frauen-Bundesliga.

Frage: Wie steht der DFB mit diesem Vertrag im internationalen Vergleich da?

Niersbach: Es gibt weltweit nur ein Land mit einem noch höheren TV-Vertrag im Pokal, das ist England. Dies liegt aber vor allem an der dortigen Fernsehstruktur mit zwei konkurrierenden Pay-TV-Anbietern. Der englische Fan muss aber mehrere Pakete kaufen, wenn er alle Fußball-Wettbewerbe sehen will. Dies ist bei uns anders. Wir haben weiterhin das bewährte Angebot im Free-TV. Pay-TV gehört nunmehr als willkommene Alternative und Ergänzung dazu.

Frage: Was überrascht, ist der Abschluss zum jetzigen Zeitpunkt, nachdem der DFB stets betont hatte, zuerst das Ergebnis der Verhandlungen über die TV-Rechte der Bundesliga abzuwarten. Was war der Grund für den Meinungsumschwung?

Niersbach: Die ursprüngliche Verabredung war logisch, weil einem, wenn das eine Feld gut bestellt ist, die Bestellung des nächsten Feldes leichter fällt. In diesem Fall aber ist es bei den von der DFL geführten Verhandlungen zu Verzögerungen gekommen. Die SportA, die gemeinsame Marketing-Agentur von ARD und ZDF, hat in dieser Phase von ihrem Erstverhandlungsrecht Gebrauch gemacht und am 2. April 2008 ein Angebot hinterlegt. Zudem hat sich mit Premiere eine neue Konstellation ergeben, so dass wir, immer in Abstimmung mit der DFL, so schnell agieren konnten.

Frage: Warum gab es keine offizielle Ausschreibung bei dem neuen Vertrag?

Niersbach: Zum einen bestand und besteht nach Einschätzung aller von uns eingeschalteten Juristen keine Ausschreibungspflicht. Wir hätten eine Ausschreibung ohnehin erst ab dem 1. Juli 2008, nach Ablauf des den öffentlich-rechtlichen Sendern ARD und ZDF vertraglich zugesicherten Erstverhandlungsrecht, durchführen können. So aber sahen und ergriffen wir die Chance, unsere Front in Sachen TV-Rechte jetzt zu begradigen, zumal in der zweiten Jahreshälfte weitere Wettbewerbe auf dem TV-Markt gehandelt werden wie die Champions League, der UEFA-Pokal und die Olympischen Spiele.

Frage: Wie schwer fiel es, ARD und ZDF vom Einstieg des Pay-TV-Senders Premiere zu überzeugen?

Niersbach: Unsere Partner ARD und ZDF waren zunächst einmal sehr überrascht, um nicht zu sagen schockiert über die Aussicht, schon in der neuen Saison 2008/2009 ihr Exklusivrecht beim DFB-Pokal aufzugeben. Doch in dem Gesamtkomplex war es der entscheidende Schritt, schon in der neuen Saison Pay-TV zuzulassen und damit zusätzliche Einnahmen zu erzielen, was wiederum ein ganz starkes Argument war, auf die Ausschreibung zu verzichten. Diese Konstruktion war nämlich nur mit Zustimmung von SportA, sprich ARD und ZDF, zu realisieren. Leicht ist es unseren bisherigen Partnern nicht gefallen, einen weiteren Beteiligten zu akzeptieren, zumal wir in den Verhandlungen deutlich gemacht haben, dass wir Premiere in gleichberechtigter Partnerschaft sehen. Ich bin aber sicher, dass dies gelingt und so praktiziert wird.

Frage: Zum Beispiel bei der redaktionellen Abstimmung der Abläufe für die Übertragung der Spiele um den DFB-Pokal?

Niersbach: Genau. Wir haben bereits gemeinsam am Tisch gesessen und festgelegt, dass diesmal die erste DFB-Pokalrunde am 6. Juli 2008 um 16 Uhr bei Premiere ausgelost wird, damit der Sender sein neues Produkt marketing-technisch während der ohnehin relativ kurzen Zeit nach vorne bringen kann. Wir haben festgelegt, dass ARD und ZDF weiterhin das Erstwahlrecht für das Live-Spiel haben. In diesem Zusammenhang sollte man nicht vergessen, dass wir auch vom Gesetzgeber laut Staatsvertrag verpflichtet sind, alle A-Länderspiele sowie das DFB-Pokalendspiel und die beiden Halbfinal-Begegnungen im frei empfangbaren Fernsehen zu bringen. Selbst wenn wir das wollten, dürften die nicht exklusiv im Pay-TV gesendet werden. Dazu bekennen wir uns auch politisch.

Frage: Was sind die wesentlichen Punkte in dem Abkommen mit der DFL über den neuen DFB-Fernsehvertrag?

Niersbach: Der nächste Schritt ist jetzt, dass man sich nach der Ratifizierung der Verträge zusammensetzt und über die Verteilung der Gelder im DFB-Pokal redet. Schüttet man in den ersten Runden zum Beispiel mehr aus? Oder folgt man eher dem Leistungsprinzip und erhöht die Zuwendungen in der Endphase? Wobei ja schon die diesjährige Ausstattung für die Endspielteilnehmer mit jeweils 2,4 Millionen Euro an Bayern München und Borussia Dortmund hervorragend war. Dies sind offene Fragen, die DFB und DFL gemeinsam beantworten werden.

Frage: Ist Berlin, das seinen Ruf als „deutsches Wembley“ einmal mehr sehr eindrucksvoll bestätigt hat, als Austragungsort des DFB-Pokal-Finales auch für die Zukunft vertraglich fixiert?

Niersbach: Unser Vertrag mit Berlin ist bis 2010 terminiert. Noch in diesem Herbst werden wir uns, auch weil wir das Länderspiel gegen England im November im Olympiastadion haben, zusammensetzen und besprechen, wie es weitergeht. Dass wir in Berlin bleibeFrage:n wollen, ist klar. Wir wünschen uns allerdings, dass der hohe Wert und die wirklich beachtlichen Einnahmen rund um das DFB-Pokalfinale, von denen die Stadt Berlin profitiert, vom Senat noch ein Stück mehr gewürdigt werden. Es ist ein außergewöhnliches Ereignis, was dort seit 1985 mit immer ausverkauften Endspielen und einer auch wirtschaftlich phänomenalen Entwicklung entstanden ist. Wir sind uns aber mit dem Senat und dem Regierenden Bürgermeister einig, dass wir die Zusammenarbeit noch optimieren wollen – auch unter Einbindung des Berliner Fußball-Verbandes. Dieses Ereignis ist für mich ein Faszinosum, wobei Berlin die magische Ausstrahlung Wembleys mit seinem Cup-Final zumindest eingeholt, wenn nicht überholt hat.

Frage: Von allen Seiten wird Ihr Verhandlungsgeschick gelobt, mit dem Sie den neuen TV-Vertrag in Rekordzeit zum Abschluss gebracht haben. Welche Strategie hatten Sie als Generalsekretär bei der Verhandlungsführung?

Niersbach: Ein stets offenes Visier. Doch der entscheidende Schachzug, mit dem die Schnelligkeit und die Dynamik der Abläufe zu erklären ist, war die Idee, schon zur neuen Saison eine Änderung herbeizuführen, was von der Laufzeit des Vertrags eigentlich nicht möglich gewesen wäre. Die Komplimente gehören aber nicht mir alleine. Es war vielmehr ein absolutes Teamwork mit unsere Marketing-Direktion, mit den Juristen, mit der DFL, und dies geschah immer in Abstimmung und im Einverständnis mit dem Präsidium. Ich denke, dies ist ein Musterbeispiel, wie man schnell und transparent einen doch ziemlich komplizierten Sachverhalt zu einem sauberen und für alle Beteiligten zufriedenstellenden Ergebnis bringen kann.

Frage: Wann wird dieses Ergebnis mit der Unterschrift der Parteien unter dem TV-Gesamtpaket besiegelt sein?

Niersbach: Die vorläufigen Verträge, wie man das so genannte Memorandum of Understanding auf deutsch nennen kann, sind unterschrieben oder unterschriftsreif. Jetzt wird das ganze, ziemlich komplizierte große Vertragswerk bis ins letzte Detail überarbeitet. Da geht es um weitere Einzelheiten wie Verwertungsketten, Internet, Handy-TV oder die Auslandsrechte. Verbindlich paraphiert werden müssen bereits abgesprochene Formalien wie die Anstoßzeiten oder der Modus der Auslosung und die Verteilung der Pokalspiele auf die einzelnen Tage. Wir dürfen dabei keine Fehler machen, die die praktische Abwicklung behindern oder stören könnten. Und wir sind verpflichtet, die Dokumente dem Kartellamt offen zu legen. [wt]


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Der neue Fernseh-Gesamtvertrag des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), der in Rekordzeit zur Unterschriftsreife gebracht wurde, stellt alle Beteiligten zufrieden. Demnach werden die Länderspiele der deutschen Nationalmannschaft weiterhin und nunmehr bis zum 30. Juni 2012 bei ARD und ZDF ausgestrahlt. Neu mit von der Partie im TV-Vertrag mit dem DFB ist jetzt auch der Pay-TV-Sender Premiere, der schon von der Saison 2008/2009 an – parallel zu den öffentlich-rechtlichen Anstalten – alle Spiele des DFB-Pokals überträgt.

„Pokal total“ lautet daher eine Konsequenz aus dem neuen Vertragswerk, denn Premiere wird alle 63 Pokalspiele von der ersten Runde bis zum Finale live und in der Konferenz übertragen. Daneben umfasst das neu geschnürte TV-Paket auch die Frauen-Länderspiele, die neue 3. Liga, die künftig dreigeteilte Regionalliga, die Frauen-Bundesliga, den DFB-Pokal der Frauen und den Frauen-Hallenpokal.

Im DFB.de-Exklusivinterview mit DFB-Redakteur Wolfgang Tobien verdeutlicht DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach, der die Verhandlungen im wesentlichen geführt und vorangetrieben hat, die Einzelheiten und Auswirkungen. Er erklärt, warum auf eine offizielle Ausschreibung verzichtet wurde und wie Berlin auch nach 2010 Spielort für das DFB-Pokalfinale bleiben kann. Außerdem erläutert Niersbach den überraschenden Schachzug, Premiere schon zur neuen Saison in das TV-Gesamtpaket einzubinden – und dafür von ARD und ZDF die Zustimmung erhalten zu haben, den eigentlich bis zum 30. Juni 2009 laufenden Vertrag unter dieser Voraussetzung vorzeitig zu verlängern.

Frage: Herr Niersbach, der DFB hat mit Zustimmung der DFL in kürzester Zeit seinen neuen Fernsehvertrag unter Dach und Fach gebracht. Was wird sich dadurch für den TV-Konsumenten in Zukunft ändern?

Wolfgang Niersbach: Für die Fans vor den Bildschirmen ändert sich in den nächsten Jahren im Prinzip nichts. Alle großen DFB-Ereignisse, insbesondere die A-Länderspiele unserer Nationalmannschaft, sind im frei empfangbaren Fernsehen zu sehen. Der DFB setzt die Partnerschaft mit ARD und ZDF bis ins Jahr 2012 fort. Hinzu kommt aber schon für die nächste Saison 2008/2009 eine immense Aufwertung des ohnehin schon äußerst attraktiven DFB-Pokals. Dort wird der Wettbewerb nicht nur von ARD und ZDF in der bisherigen Form übertragen, sondern komplett auch von Premiere.

Frage: Das heißt, dass die Fans jedes Spiel ihres Vereins von der ersten Pokalrunde an live mitverfolgen können?

Niersbach: So ist es. Wer die hohe Qualität und das erfolgreiche Konzept von Premiere aus der Bundesliga kennt, der weiß, dass er künftig jeden DFB-Pokal-Spieltag entweder in der Konferenzschaltung oder bei einem bestimmten Spiel miterleben kann. Wenn also in der ersten Runde zwei Amateurvereine, was ja häufig vorkommt, gegeneinander spielen, wird sogar dieses Spiel live übertragen. Für alle am DFB-Pokal beteiligten Klubs, deren Umfeld und Sponsoren bedeutet dies eine deutliche Verbesserung.

Frage: Wie profitieren der DFB und die Vereine von dem neuen Vertrag?

Niersbach: Wir hatten bei diesem Abschluss das klare Ziel vor Augen, die Situation der Vereine weiter zu verbessern. Das heißt, wir haben die Lizenz für die Länderspiele bewusst nicht ausgereizt und um einen höheren Preis für die Auftritte unserer Nationalmannschaft verhandelt, was sicherlich nicht schwer gewesen wäre, weil die Länderspiele, auch mit Blick auf die Einschaltquoten, weiterhin an Wert gewonnen haben. Stattdessen haben wir uns ganz deutlich auf eine nun auch wirtschaftliche Aufwertung des DFB-Pokals konzentriert, der sich zu einem fantastischen Wettbewerb entwickelt hat, wie gerade das jüngste Finale in Berlin wieder bewiesen hat.

Frage: Wie schlägt sich diese wirtschaftliche Aufwertung in konkreten Zahlen nieder?

Niersbach: Über Zahlen sprechen wir in der Öffentlichkeit nicht. Aber es ist ganz klar, dass durch diesen Abschluss mit Premiere eine zweistellige Millionen-Summe im DFB-Pokal zusätzlich verteilt wird. Davon profitieren zu 80 Prozent die Vereine des Lizenzfußballs, die ja entsprechend lange im Wettbewerb sind. Der Vertrag umfasst außerdem finanzielle Zuwendungen an die 3. Liga, wonach zunächst in der neuen Saison – im Rahmen des alten Vertrages – jeder Drittligist 625.000 Euro erhält, und er beinhaltet eine Erhöhung der Gelder ab der Saison 2009/2010. Damit setzen wir unsere seit vielen Jahren praktizierte Politik fort, bei der Verteilung der aus den Länderspielen und dem DFB-Pokal generierten Gelder nicht nur an die Bundesliga, sondern auch an die unteren Bereiche zu denken, beispielsweise an die Frauen-Bundesliga.

Frage: Wie steht der DFB mit diesem Vertrag im internationalen Vergleich da?

Niersbach: Es gibt weltweit nur ein Land mit einem noch höheren TV-Vertrag im Pokal, das ist England. Dies liegt aber vor allem an der dortigen Fernsehstruktur mit zwei konkurrierenden Pay-TV-Anbietern. Der englische Fan muss aber mehrere Pakete kaufen, wenn er alle Fußball-Wettbewerbe sehen will. Dies ist bei uns anders. Wir haben weiterhin das bewährte Angebot im Free-TV. Pay-TV gehört nunmehr als willkommene Alternative und Ergänzung dazu.

Frage: Was überrascht, ist der Abschluss zum jetzigen Zeitpunkt, nachdem der DFB stets betont hatte, zuerst das Ergebnis der Verhandlungen über die TV-Rechte der Bundesliga abzuwarten. Was war der Grund für den Meinungsumschwung?

Niersbach: Die ursprüngliche Verabredung war logisch, weil einem, wenn das eine Feld gut bestellt ist, die Bestellung des nächsten Feldes leichter fällt. In diesem Fall aber ist es bei den von der DFL geführten Verhandlungen zu Verzögerungen gekommen. Die SportA, die gemeinsame Marketing-Agentur von ARD und ZDF, hat in dieser Phase von ihrem Erstverhandlungsrecht Gebrauch gemacht und am 2. April 2008 ein Angebot hinterlegt. Zudem hat sich mit Premiere eine neue Konstellation ergeben, so dass wir, immer in Abstimmung mit der DFL, so schnell agieren konnten.

Frage: Warum gab es keine offizielle Ausschreibung bei dem neuen Vertrag?

Niersbach: Zum einen bestand und besteht nach Einschätzung aller von uns eingeschalteten Juristen keine Ausschreibungspflicht. Wir hätten eine Ausschreibung ohnehin erst ab dem 1. Juli 2008, nach Ablauf des den öffentlich-rechtlichen Sendern ARD und ZDF vertraglich zugesicherten Erstverhandlungsrecht, durchführen können. So aber sahen und ergriffen wir die Chance, unsere Front in Sachen TV-Rechte jetzt zu begradigen, zumal in der zweiten Jahreshälfte weitere Wettbewerbe auf dem TV-Markt gehandelt werden wie die Champions League, der UEFA-Pokal und die Olympischen Spiele.

Frage: Wie schwer fiel es, ARD und ZDF vom Einstieg des Pay-TV-Senders Premiere zu überzeugen?

Niersbach: Unsere Partner ARD und ZDF waren zunächst einmal sehr überrascht, um nicht zu sagen schockiert über die Aussicht, schon in der neuen Saison 2008/2009 ihr Exklusivrecht beim DFB-Pokal aufzugeben. Doch in dem Gesamtkomplex war es der entscheidende Schritt, schon in der neuen Saison Pay-TV zuzulassen und damit zusätzliche Einnahmen zu erzielen, was wiederum ein ganz starkes Argument war, auf die Ausschreibung zu verzichten. Diese Konstruktion war nämlich nur mit Zustimmung von SportA, sprich ARD und ZDF, zu realisieren. Leicht ist es unseren bisherigen Partnern nicht gefallen, einen weiteren Beteiligten zu akzeptieren, zumal wir in den Verhandlungen deutlich gemacht haben, dass wir Premiere in gleichberechtigter Partnerschaft sehen. Ich bin aber sicher, dass dies gelingt und so praktiziert wird.

Frage: Zum Beispiel bei der redaktionellen Abstimmung der Abläufe für die Übertragung der Spiele um den DFB-Pokal?

Niersbach: Genau. Wir haben bereits gemeinsam am Tisch gesessen und festgelegt, dass diesmal die erste DFB-Pokalrunde am 6. Juli 2008 um 16 Uhr bei Premiere ausgelost wird, damit der Sender sein neues Produkt marketing-technisch während der ohnehin relativ kurzen Zeit nach vorne bringen kann. Wir haben festgelegt, dass ARD und ZDF weiterhin das Erstwahlrecht für das Live-Spiel haben. In diesem Zusammenhang sollte man nicht vergessen, dass wir auch vom Gesetzgeber laut Staatsvertrag verpflichtet sind, alle A-Länderspiele sowie das DFB-Pokalendspiel und die beiden Halbfinal-Begegnungen im frei empfangbaren Fernsehen zu bringen. Selbst wenn wir das wollten, dürften die nicht exklusiv im Pay-TV gesendet werden. Dazu bekennen wir uns auch politisch.

Frage: Was sind die wesentlichen Punkte in dem Abkommen mit der DFL über den neuen DFB-Fernsehvertrag?

Niersbach: Der nächste Schritt ist jetzt, dass man sich nach der Ratifizierung der Verträge zusammensetzt und über die Verteilung der Gelder im DFB-Pokal redet. Schüttet man in den ersten Runden zum Beispiel mehr aus? Oder folgt man eher dem Leistungsprinzip und erhöht die Zuwendungen in der Endphase? Wobei ja schon die diesjährige Ausstattung für die Endspielteilnehmer mit jeweils 2,4 Millionen Euro an Bayern München und Borussia Dortmund hervorragend war. Dies sind offene Fragen, die DFB und DFL gemeinsam beantworten werden.

Frage: Ist Berlin, das seinen Ruf als „deutsches Wembley“ einmal mehr sehr eindrucksvoll bestätigt hat, als Austragungsort des DFB-Pokal-Finales auch für die Zukunft vertraglich fixiert?

Niersbach: Unser Vertrag mit Berlin ist bis 2010 terminiert. Noch in diesem Herbst werden wir uns, auch weil wir das Länderspiel gegen England im November im Olympiastadion haben, zusammensetzen und besprechen, wie es weitergeht. Dass wir in Berlin bleibeFrage:n wollen, ist klar. Wir wünschen uns allerdings, dass der hohe Wert und die wirklich beachtlichen Einnahmen rund um das DFB-Pokalfinale, von denen die Stadt Berlin profitiert, vom Senat noch ein Stück mehr gewürdigt werden. Es ist ein außergewöhnliches Ereignis, was dort seit 1985 mit immer ausverkauften Endspielen und einer auch wirtschaftlich phänomenalen Entwicklung entstanden ist. Wir sind uns aber mit dem Senat und dem Regierenden Bürgermeister einig, dass wir die Zusammenarbeit noch optimieren wollen – auch unter Einbindung des Berliner Fußball-Verbandes. Dieses Ereignis ist für mich ein Faszinosum, wobei Berlin die magische Ausstrahlung Wembleys mit seinem Cup-Final zumindest eingeholt, wenn nicht überholt hat. [bild2]

Frage: Von allen Seiten wird Ihr Verhandlungsgeschick gelobt, mit dem Sie den neuen TV-Vertrag in Rekordzeit zum Abschluss gebracht haben. Welche Strategie hatten Sie als Generalsekretär bei der Verhandlungsführung?

Niersbach: Ein stets offenes Visier. Doch der entscheidende Schachzug, mit dem die Schnelligkeit und die Dynamik der Abläufe zu erklären ist, war die Idee, schon zur neuen Saison eine Änderung herbeizuführen, was von der Laufzeit des Vertrags eigentlich nicht möglich gewesen wäre. Die Komplimente gehören aber nicht mir alleine. Es war vielmehr ein absolutes Teamwork mit unsere Marketing-Direktion, mit den Juristen, mit der DFL, und dies geschah immer in Abstimmung und im Einverständnis mit dem Präsidium. Ich denke, dies ist ein Musterbeispiel, wie man schnell und transparent einen doch ziemlich komplizierten Sachverhalt zu einem sauberen und für alle Beteiligten zufriedenstellenden Ergebnis bringen kann.

Frage: Wann wird dieses Ergebnis mit der Unterschrift der Parteien unter dem TV-Gesamtpaket besiegelt sein?

Niersbach: Die vorläufigen Verträge, wie man das so genannte Memorandum of Understanding auf deutsch nennen kann, sind unterschrieben oder unterschriftsreif. Jetzt wird das ganze, ziemlich komplizierte große Vertragswerk bis ins letzte Detail überarbeitet. Da geht es um weitere Einzelheiten wie Verwertungsketten, Internet, Handy-TV oder die Auslandsrechte. Verbindlich paraphiert werden müssen bereits abgesprochene Formalien wie die Anstoßzeiten oder der Modus der Auslosung und die Verteilung der Pokalspiele auf die einzelnen Tage. Wir dürfen dabei keine Fehler machen, die die praktische Abwicklung behindern oder stören könnten. Und wir sind verpflichtet, die Dokumente dem Kartellamt offen zu legen.